Auf dem ersten Bild ist das King's College zu sehen, gibt es also immer noch! Da habe ich in jungen Jahren einmal am Karnevalswochenende mit Freunden gefeiert und war ganz schön blau zur Sperrstunde. Am nächsten Morgen gab's ein Katerfrühstück und danach eine Tour durch die Nordeifel (inklusive Monschau). Schöne Erinnerungen!
Aachen (Galerie)
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Um mal zu zeigen, wie die andere Seite von Aachen aussieht, muss ich auch mal dieses real life zeigen. Denn das ist der zweite Teil des Aachener Gesichts
Franzstraße unweit des Doms
So sieht eben das zweite Gesicht der Karlsstadt aus, eigentlich wie überall in NRW. Die Infrastruktur ist verkommen, die meisten Gebäude der Wiederaufbauzeit, die eh schon schwach an ästhetischer Qualität sind, werden mittlerweile völlig auf Abwirtschaftung gefahren. Wie auch in Köln müssten eigentlich weite Teile dieser Bebauung ersetzt werden, weil man in den letzen 25 Jahren gefühlt gar nichts mehr an den Bauten gemacht hat.
Ohne jetzt eine Neid- oder Transferdebatte anstoßen zu wollen, aber ich habe solche Zustände wie in NRW weder in Leipzig, noch in Dresden und schon gar nicht in Postdam gesehen. Bei aller berechtigter Zuwendng in den deutschen Osten finde ich, dass wir so langsam ein Zeitfenster erreichen, wo man sich fragen muss, ob nicht auch andere Regionen mal wieder dran wären. Fakt ist, dass das Ruhrgebiet und weite Teile des Rheinlands seit zwei Jahrzehnten nur noch von der Sustanz leben. Wenn wir hier so weiter machen, sind in 10 Jahren ganze Gebiete in dem Zustand, wie sie 1990 in der ehemaligen DDR waren. Was dies auch für soziale Probleme macht, sieht man ja immer drängender. -
Deinen letzten Absatz kann ich nur voll unterstreichen. Der Osten glänzt, der Westen verlottert. So war's ja eigentlich auch nicht gedacht. Es hat überhaupt nichts mit Neid zu tun, wenn man sich jetzt allmählich auch mal wieder den vernachlässigten westdeutschen Städten zuwendet. Es wäre höchste Zeit.
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Tut man doch längst. Es fließt mittlerweile deutlich mehr Städtebauförderung in den Westen. Auch die Mittel aus Solidarpakt und Länderfinanzausgleich gehen deutlich stärker in den Westen als in den Osten.
Teilweise wird im Westen dann aber auch einfach zu wenig aus diesen Töpfen abgerufen. Das sind Versäumnisse der Landes- und Kommunalpolitik. In NRW kommt der ein oder andere verpasste Strukturwandel und die jahrzehntelange SPD-Misswirtschaft hinzu.
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Der Eindruck der "gammeligen" Weststädte kann auch deswegen entstehen, weil hier in den berüchtigten 60er und 70er Jahren viel mehr neu gebaut wurde als in der DDR, es gibt hier heute einfach viel mehr innerstädtische Bausünden aus diesen Jahrzehnten als in den ostdeutschen Städten, die heute von ihrer relativen Unversehrtheit profitieren.
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Zu dem von Königsbau genannten, sehr wichtigen Aspekt kommt, dass auch die Sanierungen, die nach der Zeitenwende ca. 1975 in Bezug auf überkommene Architektur in westdeutschen Städten gemacht wurden, nun ihrerseits schon in die Jahre kommen. 1982 und noch 1992 war es eben schon ein Erfolg, weiße Plastikrahmen für den Austausch der Fenster zu verwenden, weil sie immerhin unterteilt waren - etwas, das jetzt gar nicht mehr geht. Und nun wirken auch diese Sanierungen zwischen 1975 und 1995 runtergekommen und nicht mehr zeitgemäß. Der Osten hatte nur noch eine ganz kurze Phase bis etwa Mitte/Ende der Neunziger, in denen diese minderwertigen "Laminatsanierungen" stattfanden, ein Gutteil der Gründerzeitarchitektur im Osten ist eben in den Jahren 2000-2015 saniert worden, als der Fokus sich allmählich deutlich mehr Richtung Qualität verschoben hatte.
Ein Fokus, der eben auch nur aufgrund der historisch einmaligen Chance eines stark geförderten Qualitätsrenovierungsbooms überhaupt erst entstehen konnte. Im Westen ist es angesichts des Stückwerks und der Einzelkämpfer häufig noch Zufall, ob überhaupt hochwertig saniert wird, da vielfach das schlichte handwerkliche Know-How fehlt, welches sich in Leipzig natürlich sehr schnell bilden konnte, auch aufgrund eines Wettbewerbs um Qualität. Selbst wenn man in Bremen eine Sanierung mit einem "auf Altbauten spezialisierten" Architekturbüro macht, ist es alles andere als gesagt, das dabei dann auch etwas Gutes herauskommt. In Leipzig würde man mit der hier tlw. gebotenen Qualität sowohl bei Planung als auch bei der Ausführung ziemlich schnell vom Markt gefegt werden.
Städte wie Aachen oder Köln oder Hannover müssen jetzt eben in mühsamer Kleinarbeit, weitgehend ohne Fördermittel und Stück für Stück ihren bereits einmal (fehl)sanierten Gründerzeitbestand auf den neuesten Stand bringen und dabei auch noch möglichst viele Sanierungssünden revidieren. Das wird ohne ein entsprechendes Programm wie im Osten dann eben Jahrzehnte dauern oder zu weiteren Abrissen mit den immergleichen fadenscheinigen Argumenten ("Sanierungsstau", "nicht zu retten" etc.) führen.
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Gegen hässliche Architektur (meist in Privatbesitz) helfen leider auch keine Fördermittel.
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Passend zur Weihnachtszeit, habe ich noch drei Bilder vom 13. Dezember 2018.
Ein interessantes Detail - Das 1965 abgerissene Kaufhaus von Leonard Tietz, gab/gibt es auf dem Aachener Weihnachtsmarkt als Keramikhaus zu kaufen. Damit ist der tolle Bau wenigstens nicht völlig aus dem Gedächtnis verschwunden.
Allen Freunden von APH und Stadtbild Deutschland wünsche ich eine gemütliche, entspannte und friedliche Weihnachtszeit!
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Warum nur in miniatur zu bewundern? Es wird wenig bis nichts getan zur Aufwertung der Städte im Westen. Ziel soll doch sein mindestens 1 Reko pro Jahr pro Stadt. In Städte > 500.00O Einwohner: 10 Reko's pro Jahr wie in Frankfurt am Main. Dass könnte nach 10 Jahren doch sehr viel bereichen und bereichern für Duisburg, Kassel, Darmstadt, Mannheim usw.
Tietz war Gründerzeit und deswegen impossant und deswegen ohne viel Chancen zum Wiederaufbau!! -
Besagtes Kaufhaus stand am Markt, gegenüber dem Rathaus, und stahl diesem die Show. Ich hätte es nicht abgerissen, aber einen Wiederaufbau befürworte ich auch nicht. So, wie er ist, ist der Aachener Marktplatz doch recht gelungen...
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Snork
7. Februar 2020 um 18:57 Hat das Thema aus dem Forum NRW / Rheinland nach Galerie verschoben. -
Nach meinem gestrigen Besuch in Aachen habe ich die schöne Galerie von Apollo durchgesehen und habe bemerkt, dass ich noch Einiges ergänzen kann.
Beginnen wir im Südwesten der Stadt, zwischen innerem und äußerem Stadtring, mit dem Blick auf den Kirchturm von St. Jakob:
Das Eingangsportal:
Der Vorgängerbau wurde laut Wikipedia 1885 abgerissen und die Steine für den Turm der neuen Kirche wiederverwendet. Das Schiff soll aus Steinen der Stadtmauer errichtet worden sein, eine Recycling-Kirche sozusagen
Das Innere ist nach Kriegszerstörungen nicht besonders spektakulär:
Detail am Eingangsportal:
Der Chor ist aktuell eingerüstet:
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Werfen wir einen Blick auf die Umgebung von St. Jakob. Schräg gegenüber steht eine Kreuzigungsgruppe:
Die umgebende Bebauung ist sehr stark gründerzeitlich geprägt, es gibt aber noch kleinere ältere Bauten:
Blick auf die Häuserzeile neben der Kirche, vorne ein hübscher kleiner Garten neben dem Kirchenschiff:
Eine recht ansehnliche Straße, die vom Chor wegführt:
Aachen ist wirklich recht hügelig. Man merkt, dass die Stadt an keinem Fluss liegt, der eine weitläufige Landschaft hätte bilden können. Dadurch ergeben sich aber immer wieder schöne Perspektiven, wie hier auf den Dom und den Turm von St. Foillan:
Und noch ein Blick zurück auf St. Jakob. Was mich gewundert hat, ist die Breite der Straßen in diesem Viertel. Wir befinden uns immer noch innerhalb der mittelalterlichen Befestigungen, die wohl Ende des 13. / Anfang des 14. Jahrhunderts gebaut wurden. Für mich sieht es so aus, als ob hier die vorgründerzeitlichen Stadtgrundrisse völlig verändert wurden:
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Zu sehen ist im Vordergrund das Roskapellchen in der Rosstraße - die letzte von einst vier solchen Kapellen in der Altstadt.
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Zur Stadtbefestigung kommen wir später noch ausführlicher, zunächst nur der Blick auf den Lavenstein, ein Turmrest, der im Südwesten der Stadt zur Stadtmauer gehört haben muss:
Ich bewege mich zurück Richtung Dom, hier wieder eine abschüssige Straße:
Hier ist noch ordentlich Gründerzeitsubstanz vorhanden, genug, um ein doch recht ansehnliches Stadtbild zu erzeugen:
So eine Rustifizierung habe ich auch noch nie gesehen:
Ein paar Meter weiter die nächste extravagante Rustifizierung:
Ein Bildausschnitt, damit ihr seht, was ich meine:
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Weiter geht es mit 2 Häusern, die noch aus dem alten Aachen stammen dürften, der Bogen links sieht fast wie ein kleines Scheunentor aus. Oder einfach nur eine ehemalige Tordurchfahrt in einen Hof? Jedenfalls müsste man mal neu streichen...
Ansonsten sehen wir weiterhin viel Gründerzeit:
Marktplatz und Dom überspringe ich an der Stelle, wir springen in den Westen der Stadt. Einen Blick hatte auch Apollo in die folgende Straße geworfen, ich folge ihr:
Bei solchen Gebäuden bin ich mir über das Entstehungsdatum unsicher:
Mich hat folgende Gebäuderückwand in einen Innenhof gelockt:
Im Nachhinein habe ich herausgefunden, dass es sich um die Rückseite von folgendem Haus handelt:
Wenn einmal ein Großteil der Häuser solche Fassaden hatte, muss Aachen doch ein recht düsteres Stadtbild gehabt haben:
Am Ende der Straße diese Konstruktion, wo man die Reste eines Barockhauses "denkmalgerecht in heutigem Sinne" in einer massiven Wand platziert hat, statt den Rest zu rekonstruieren:
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Weiter geht es mit 2 Häusern, die noch aus dem alten Aachen stammen dürften, der Bogen links sieht fast wie ein kleines Scheunentor aus. Oder einfach nur eine ehemalige Tordurchfahrt in einen Hof? Jedenfalls müsste man mal neu streichen...
Wie viele alte Städte hat auch Aachen seine Stadtmauer strategisch weit gebaut, so dass auch unbebaute Flächen von ihr umschlossen waren. Bis ins 19. Jahrhundert wurden diese Äcker von Bauernhöfen bewirtschaftet, die sich in der Innenstadt befanden. Hier handelt es sich m.W. um einen solchen.
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Bei solchen Gebäuden bin ich mir über das Entstehungsdatum unsicher:
Nachkriegszeit, unter Verwendung von translozierten Blausteinfassaden.
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Mich hat folgende Gebäuderückwand in einen Innenhof gelockt:
Im Nachhinein habe ich herausgefunden, dass es sich um die Rückseite von folgendem Haus handelt:
Die Aula Carolina, ursprünglich Klosterkirche St. Katharina des Augustiner-Eremiten-Klosters, heute Schulaula des Kaiser-Karls-Gymnasiums.
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Am Ende der Straße diese Konstruktion, wo man die Reste eines Barockhauses "denkmalgerecht in heutigem Sinne" in einer massiven Wand platziert hat, statt den Rest zu rekonstruieren:
Das Wespienhaus, einst eines der prächtigsten Barockhäuser Aachens. Das Interieur wurde in den 1920er Jahren versteigert, das Haus im Krieg zerstört. Ein Wiederaufbau an originaler Stelle war unmöglich, weil dort der Straßenverlauf geändert wurde. Die Reste wurden in die Außenwand der Turnhalle des erwähnten Kaiser-Karls-Gymnasiums eingebaut. Die Alternative wäre gewesen, die Steine in einem Lapidarium versteckt zu lagern.
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Die nächste Straße bietet diese ansehnliche Häuserzeile:
In Köln waren solche Häuser stets verputzt und bunt angestrichen. Putz scheint im alten Aachen eher unüblich zu sein, aber vielleicht hat man ja wie hier wenigstens etwas Farbe aufgetragen. Oder ist das auch schon Gründerzeit?
Aachen liegt an keinem Fluss, dafür gibt es wohl einige Bäche in der Stadt, auch wenn man die kaum zu Gesicht bekommt. Wir stoßen hier auf den Johannisbach, der seit 1999 teilweise durch diese Rinne fließt:
Auch im Westen der Stadt findet sich viel erhaltene Gründerzeit:
Wir erreichen den Karlsgraben und sind somit wieder am inneren Stadtring:
Das ist mal eine tolle Tordurchfahrt:
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