Hirsau - Kloster Hirsau (Galerie)

  • Das Kloster St. Peter und Paul in Hirsau

    Im Tal der Nagold liegen die Ruinen des Benediktinerklosters St. Peter und Paul. 1091 geweiht, war es eines der größten und bedeutendsten Klöster des deutschen Mittelalters mit einer gewaltigen romanischen Klosterkirche. Nach der Reformation errichteten die Herzöge von Württemberg neben den Klausurgebäuden ein dreiflügeliges Jagdschloss. 1692 kam es zur Katastrophe: Im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörten französische Soldaten das Kloster und das Schloss. Auch nach 300 Jahren ist der Verlust dieses grandiosen Ensembles ein Jammer. Ein unzerstörtes Hirsau wäre heute Unesco-Weltkulturerbe wie Maulbronn.

    Ein Modell der Anlage im letzten Zustand vor der Zerstörung sieht man hier und eine gute Luftaufnahme des Geländes hier.

    Hirsau kurz nach der Zerstörung. Links St. Peter und Paul. Der langgestreckte etwas hellere Bau mit den Giebeln war das Jagdschloss. Dahinter lagen die Klausurgebäude und die Klosterkirche, deren Türme gut zu sehen sind. (Rechts vorne das ältere Aureliuskloster, das ich später vorstellen werde):

    Hirsau Kloster von Sueden [Public domain], von Unbekannt (Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek), vom Wikimedia Commons

    Eine weitere Ansicht findet man hier.

    Ein Klosterplan, der vorm Tor angebracht ist. Dunkel eingezeichnet ist der heutige Gebäudebestand.


    Das Untere Tor ganz im Süden des Klosters. Das Fachwerk stammt aus dem Wiederaufbau des 18. Jahrhunderts. Heute ist hier das Calwer Finanzamt untergebracht.


    Der Blick in den Klosterhof. Rechts der Torturm des von 1586 bis 1592 erbauten herzoglichen Jagdschlosses. Davor der Kleine Fruchtkasten. Hinten der 900 Jahre alte Eulenturm der Klosterkirche. Wie man sieht, lag das Klosterareal etwas erhöht gegenüber der Umgebung, was wegen der Nagoldhochwasser wichtig war.

  • Die Innenseite des Torhauses.


    Ich habe nicht herausgekriegt, wozu der kleine Bau gedient hat.


    Daneben steht jedenfalls der Große Fruchtkasten von 1564, also schon aus der nachklösterlichen Zeit. 1692 ist er ausgebrannt; er wurde jedoch rasch wiederhergestellt.


    Der Kleine Fruchtkasten, der 1741 in die Ruine des einst zwei um Geschosse höheren Westflügels des Schlosses hineingebaut worden ist. Die Befensterung im Obergeschoss ist historisierend und stammt von einem Umbau in den 1920er Jahren.
    Es existiert eine interessante Ansicht des Westflügels kurz nach seiner Zerstörung (siehe hier.)

  • Der Torturm des Schlosses. Auch er ist 1692 ausgebrannt. Im 18. Jahrhundert wurde er als Glockenturm wiederausgebaut. (Die als evangelische Ortskirche dienende Marienkapelle besitzt nämlich keinen eigenen Turm.)


    Der Turm von der Hofseite. Die Abbruchkanten lassen erkennen, wie hoch einst die sich anschließenden Bauten waren.


    Der Innenhof des Schlosses. Links der Südflügel mit einem erhaltenen Treppenturm (den ich vor Jahren einmal besteigen konnte. Viele Risse im Gemäuer und im oberen Teil knöchelhoch Taubendreck und Federn.)


    Rechts, d.h. nördlich, grenzten an den Schlosshof die Klausurgebäude des Klosters. Der Raum mit der Bank war das Sommerrefektorium. In einem Fachwerkobergeschoss befand sich das Dormitorium.

  • Hinten der vergleichsweise gut erhaltene Ostflügel. In ihm stand die berühmte und von Ludwig Uhland bedichtete Ulme zu Hirsau. 1989 fiel sie dem Ulmensterben zum Opfer (ich habe sie noch gesehen).


    Auch vom Schlosshof gibt es eine Ansicht kurz nach der Zerstörung.

    Schloss hirsau [Public domain], by Katalog: Die Renaissance im deutschen Südwesten, 1986, from Wikimedia Commons


    Das Innere des Ostflügels.


    In der Höhe schweben die Reste eines Renaissance-Kamins.

  • Ansicht von Südosten.


    Die Außenseite des Südflügels.


    Noch einmal der Kleine Fruchtkasten, diesmal seine Rückseite. An der der Schmalseite erkennt man noch die Ansätze von Eckerkern, die einst drei Geschosse hoch waren. Auf dieser Ansicht erkennt man sie gut.


    Ein Blick zurück.

    Das wars vom Schloss. In ein paar Tagen geht es weiter mit dem eigentlichen Kloster.

  • Wenn die Ulme 1989 einem Ulmensterben zum Opfer fiel, dann muss ich also vorher dort gewesen sein, da ich mich noch gut an den Baum in der Ruine des Jagdschlosses erinnern kann. Damit war ich wohl vor rund 30 Jahren zuletzt dort, seither nicht mehr. Nach so langer Zeit, denke ich, kann man schon mal den Namen des Klosters verwechseln.

  • Zwischen dem Schloss im Süden, der Klosterkirche im Norden und der Marienkapelle im Osten lagen die Klausurgebäude, die im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts neu errichtet worden waren. Sie sind heute bis auf die Reste des Erdgeschosses verschwunden.


    Immerhin blieben wesentliche Teile des Kreuzganges erhalten.


    Der Aufgang zum Dormitorium.


    Der südliche Kreuzgang

  • Der Rest der Brunnenstube. Teile des Brunnens zieren seit 1713 Bad Teinach.


    Ein Rundblick. Der Osten mit der Marienkapelle.


    Norden. Höher als die Bäume erhob sich dort einst die Klosterkirche.


    Westen mit dem Eulenturm.

  • Die Marienkapelle im Osten der Klausurgebäude hat den Brand von 1692 unversehrt überstanden. Sie wurde als Krankenkapelle von 1508 bis 1516 errichtet. Im (leider normalerweise unzugänglichen) Obergeschoss war die Bibliothek des Klosters untergebracht. Die Bücher sind heute in alle Welt zerstreut, doch erstaunlicherweise sind die gotischen Bücherschränke noch vorhanden. (Infos und Bilder hier.)

    Die Kapelle von Süden. Nach Westen (links) war sie an die Klausurgebäude angebaut. Die heutige Westfassade ist historistisch und stammt von 1890.


    Die Innenausstattung ist überwiegend historistisch. Ebenso auch das Rippengewölbe, das im Original im 18. Jahrhundert entfernt worden war.

  • Der Höhepunkt der Bildergalerie hätte eigentlich das weitaus bedeutendste Bauwerk des Klosters sein müssen, nämlich die Klosterkirche. Doch zum Unglück hat der Steinraub nach dem Brand nur ihre Grundmauern übrig gelassen. Immerhin ist uns der großartige Eulenturm geblieben.

    Die 1091 geweihte Kirche war eine flachgedeckte Säulenbasilika über kreuzförmigem Grundriss. Sie war ungefähr 100 Meter lang und eine der größten Kirchen ihrer Zeit im deutschen Raum. Einen Eindruck vom Inneren gibt diese Ruinenansicht:


    Liefkoop Johann Innere der zerstoerten Kirche Sankt Peter und Paul Hirsau [Public domain], von Johann Liefkoop, vom Wikimedia Commons

    Rekonstruktionszeichnungen findet man hier und hier.

    Blick vom Chor über das Schiff.

    Der Blick aus der Gegenrichtung vom Stumpf des zweiten Turmes der Westfassade aus.


    Der wunderbare, 37 Meter hohe, um 1120 fertiggestellte Eulenturm war der nördliche der beiden Türme der Westfassade. Wie man auf dieser Ansicht erkennen kann überstand er den Brand unbeschadet, während sein im 18. Jahrhundert abgebrochener Kollege zumindest sein Dach verloren hatte.


    Auf drei Seiten umgeben urtümliche und nicht abschließend gedeutete Friese den Turm.

    Südseite

    Westliche Seite


    Calw Hirsau - Klosterhof - Klosterkirche - Vorkirche - Eulenturm 07 ies [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], von Frank Vincentz (Eigenes Werk), vom Wikimedia Commons

    Und im Norden. (Hier eine bessere Ansicht.)

  • Im Rundgang fehlt noch der Ökonomiebereich im Westen des Klostergeländes.

    Neben dem Eulenturm (rechts im Bild angeschnitten) steht der ins 15. Jahrhundert zurückgehende "Klepperstall", der einige Umbauten erlebt hat.



    Vom Eulenturm führt ein Weg zu einem kleinen Platz mit zwei hübschen Gebäuden


    Das Haus Greiner, das 1774/75 durch Umbau des mittelalterlichen Badhauses entstanden ist. Der Brunnen wurde 1892 aufgestellt; die untere Brunnenschale ist noch romanisch.


    Das im 18. Jahrhundert erbaute evangelische Pfarrhaus. Die Quader des Sockels und der Ecken stammen aus dem damals abgebrochenen Südturm der Klosterkirche.

  • Das "Obere Tor" im Nordwesten des Klosters. Das Mauerwerk ist noch mittelalterlich, der Fachwerkaufbau von 1612/13. Links ein kleines Backhaus.


    Im Durchgang kann man die originale Farbfassung erkennen.

    Neben dem Tor steht die Amtsschreiberei von 1688.


    Die Südseite der Amtsschreiberei mit den Resten der Zehntscheuer

  • Das Ende des Rundganges ist nahe. Hinten schon das Untere Tor. Rechts...

    ... das Wagenhaus.


    Und gegenüber das Messnerhaus. Um 1800 erneuert mit älterem Kern.


    Zum Abschied ein letzter Blick zum Eulenturm. Links das Messnerhaus und das Haus Greiner.

    Das wars aus dem Kloster St. Peter und Paul. Das ältere Aureliuskloster stelle ich in einiger Zeit vor.