Rothenburg ob der Tauber

  • Mensch, das ist ja ein ziemlich großes Areal... Nicht alle die Häuser sind Neubauten, richtig? Ein Teil davon sind sanierte Altbauten (oder Bauten aus der Zeit des Wiederaufbaus)?
    Was soll dieses kunterbunte Haus mit den vielen umlaufenden Simsen? Das sieht nicht nur ahistorisch, sondern auch ziemlich blöd und verkitscht aus. Weg mit einem Teil der Simse und bitte keine zwei unterschiedlichen Pasteltöne an einem Haus, danke.
    Die hässlichen 50ger/60ger Jahre Balkongitter stören mich auch sehr. Hätten es keine anderen sein können? Da gefallen mir die massiven Balkonbrüstungenn schon sehr viel besser. Wenigstens sind die Balkone größtenteils zum Hof hin ausgerichtet.

    Kann vielleicht jemand das Areal in einer Karte eintragen? Ich habe zwischen der Hirten- und Galgengasse gesucht und mit den Visualisierungen abgeglichen, ich kann dennoch nicht genau zuordnen wo das Areal ist.


  • Kann vielleicht jemand das Areal in einer Karte eintragen? Ich habe zwischen der Hirten- und Galgengasse gesucht und mit den Visualisierungen abgeglichen, ich kann dennoch nicht genau zuordnen wo das Areal ist.

    Ein Versuch das Schopf-Areal ( blau umrandet ) mit den Bestandsgebäuden und den Abbrüchen (❌) zu skizzieren:

  • Danke für die Karte!
    Es ist tatsächlich mitten in der historischen Stadt. Wenn das mal gutgeht... Auch im Bezug auf die Altbauten, die saniert und hoffentlich nicht totsaniert werden.
    Was meiner Meinung nach aber überhaupt nicht geht, sind die modernen Balkone und Balkongitter. Vor allem die Balkone, die man an eines der zu sanierenden Altbauten anbringen will, und die vom Schrannenweg aus sichtbar sein werden. Sowas gehört komplett verboten in Rothenburg. Leider wird das nun immer weiter aufgeweicht, denn es fing mit dem unpassenden modernen Balkon an, den man an das 500 Jahre alte Haus zum Klostergarten hin angebracht hat. Wir haben hier im Strang darüber gesprochen.
    Ich habs damals gesagt, wenn das erst mal bei Einem erlaubt ist, werden andere Investoren darauf pochen, es auch zu dürfen. Und nun haben wir den Salat.
    Es ist eine absolute Schweinerei, dass die jetzigen Stadtoberhäupter mit allen ihren Vorgängern brechen, und alle Arbeit und Beharrlichkeit, um die Stadt wie kaum eine andere in Deutschland (und Europa) zu bewahren, zunichte machen.

  • Ich hatte neulich die Möglichkeit, mir die elsässischen Fachwerkstädtchen anzusehen, unter anderem Riquewihr, und ich muss schon sagen, die Franzosen machen Denkmalpflege sehr viel besser. Besonders Riquewihr wirkt noch so perfekt erhalten und authentisch. Gleichzeitig wird in Rothenburg viel totsaniert, Fassaden und Dächern fehlt mehr und mehr die Patina und obendrein gibt es immer mehr das Stadtbild und Image beschädigende Neubauten rund um die Stadt und sogar in der Stadt.
    Wenn Rothenburg (und andere Städte in Deutschland), sich nicht vorsehen, zieht man in Frankreich an ihnen vorbei, wenn es darum geht typisch deutsche, pittoreske und vor allem authentische Fachwerkstädtchen zu bestaunen. Was wirklich sehr traurig wäre.

    Ich hätte es nicht besser formulieren können. Meine volle Zustimmung! Ich lebe am Oberrhein und kenne das Elsass sehr gut. Dort schützt man seine Fachwerkhäuser. Natürlich nicht alle, dort reißt man auch fleißig ab, aufgrund von Leerstand oder wegen Parkplätzen. Aber auf der deutschen Seite schaut es schlimmer aus.

    Ich war bisher zwei Mal in Rothenburg. Das mit dem totsanieren sehe ich genauso.

  • Riquewihr hat wirklich einen großartigen Denkmalschutz. Nirgendwo sieht man derart geschmackvoll und dezent restaurierte Fassaden wie dort. Es ist jedesmal schön (ich möchte es fast als „Ereignis“ für ästhetische Feinschmecker bezeichnen), Kotzgrün neben prachtvollem Hämorrhoiden-Rot zu sehen, und das am selben Haus (alles andere wäre ja auch ahistorisch oder dürfte mindestens als Geschmacksverirrung gelten). Daneben wird man sofort von einem zarten urin-esken Gelb überrascht und kann seine Freude spätestens bei diesem Anblick kaum noch bremsen. Mit welcher Feinheit wird diese Altstadt doch gepflegt. Dagegen ist Rothenburg fast ewiggestrig mit seinen zaghaften Pastelltönen. Riquewihr wurde ja ebenfalls fast bis zur Hälfte zerstört. Aber das Elsass ist eben der einzige Ort der Welt, wo man pittoreske deutsche Altstädte zu sehen bekommt und der höchste Richtwert, wenn es um Vergleiche geht.

  • Meinem Vorredner muss ich in dieser Hinsicht absolut zustimmen. Als jahrzehntelanger Elsass-Tourist ist mir diese Farbendichte schon immer nur positiv aufgefallen gerade in Reichenweier/Riquewihr.

    Nicht zuletzt hat dieser Winzerort seit fast 10 Jahren eine Brandlücke direkt gegenüber vom berühmten Dolder Torturm, die bis heute konserviert wurde. Ihre authentische Bretterwand dient daher immer für richtig gute touristische Schnappschüsse:

    https://maps.app.goo.gl/j2LWk8uGJ7G9kN81A

  • Die Elsässer übertreiben es stellenweise in der Tat mit der Farbigkeit der Fachwerkgefache. Hier wäre wie früher üblich, weil auch nicht anders möglich, eine dezentere Farbgebung häufig mehr. Gleichwohl kann man jedoch die gestalterischen wie baulichen Fehlentwicklungen der Rothenburger Altstadt unabhängig davon kritisieren. Als Stadtbildfreunde sind wir wie selbstverständlich dazu aufgefordert, diese zu benennen.

  • Das Haus Judengasse N°12 erhält endlich eine Fassadensanierung - mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

    Das Bürgerhaus Judengasse 12 in Rothenburg ist ein zweigeschossiges, verputztes Wohnhaus. Das steile Satteldach mit seiner Krangaube und dem Fachwerk-Obergeschoss entstand als gemeinsames Gebäude mit dem Nachbarhaus Judengasse 10 um 1409. Beide Häuser haben eine gemeinsame Kommunwand und noch das ursprüngliche gemeinsame Dachtragwerk. Das Erdgeschoss des ursprünglich reinen Fachwerkbaus wurde Anfang des 16. Jahrhunderts versteinert. Das Bauwerk ist teilweise mit einem Tonnengewölbe unterkellert.

    Aufnahme aus dem September 2020:

    683px-Judengasse_12_Rothenburg_ob_der_Tauber_20200906_002.jpg

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Tilman2007', CC BY-SA 4.0

    Wie steht es dann wohl um eine Sanierung des rechts anschließenden, wohl dazugehörigen Hauses N°10?

    683px-Rothenburg_ob_der_Tauber%2C_Judengasse_10-20160108-004.jpg

    Aufnahme von 2016, Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Tilman2007', CC BY-SA 3.0

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Herrlich weihnachtliche Impressionen aus Rothenburg:

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    (Schade, dass der Videomacher hotlinking deaktiviert hat. Aber ihr könnt es euch auf Youtube ansehen.)

  • Wie steht es dann wohl um eine Sanierung des rechts anschließenden, wohl dazugehörigen Hauses N°10?

    Sehr gut! Noch nicht ganz am Ziel, aber es geht voran:

    Unverhüllt – die Judengasse 10

    Darauf haben KULTUR ERBE BAYERN und der Verein Alt-Rothenburg lange gewartet: ein unverhüllter Blick auf die beiden Gebäude Judengasse 10 und 12 in Rothenburg ob der Tauber.

    Das für die statische Sanierung der Gebäude notwendige Gerüst konnte Anfang November abgebaut werden. Mit der Instandsetzung der spätmittelalterlichen Häuser, die KULTUR ERBE BAYERN und der Verein Alt-Rothenburg parallel miteinander vorantreiben, wurde im Herbst 2020 begonnen, die Fertigstellung wird für Herbst 2023 erwartet.

    Seit 2020 ist das Dachwerk der Häuser rekonstruiert worden, die Dächer wurden – zum größten Teil – mit historischen Ziegeln neu gedeckt und die Häuser statisch-konstruktiv instandgesetzt. Jetzt folgen Arbeiten im Fundamentbereich. Im Frühjahr – wenn es keinen Frost mehr gibt – wird der durchgängige Oberputz aufgetragen.

    [...]

    Weitere Infos inkl. virtuellen Rundgang hier: https://www.kulturerbebayern.de/projekte/judengasse-10/

  • Herrlich weihnachtliche Impressionen aus Rothenburg

    Schade, dass der Ersteller zum Verweilen pro Impression gerade einmal eine Sekunde lässt, bis er zum nächsten Bild springt. Das mag eine Generationenfrage sein, wie schnell oder wie tief man Eindrücke vermitteln will. Bei alten Leuten, die Videos drehen, sind mir die Bildeinstellungen oft zu lang, so dass ich mich zu langweilen und unruhig zu werden beginne. Bei diesem Video sind sie mir zu kurz und oberflächlich, so dass ich, ehe ich mal ein Detail in Augenschein nehmen kann, schon wieder zwei Bilder weiter geführt wurde.

  • Mir ist das zu schnell. Da kommen Stress und Hektik auf, aber nicht die Muße, die man sich gerade zu Weihnachten wünscht. Damit ist das Video kontraproduktiv. Ich habe es nach ein paar Sekunden beendet, war ja schon vorgewarnt. Ich weiß selber, wie es in Rothenburg ausschaut.

    Dabei ist der Videomacher durchaus in der Lage, nicht alles im Sekundentakt durchzuheizen:

    Code
    https://www.youtube.com/watch?v=WGrFXlJlI2Q

    Das mag eine Generationenfrage sein

    Das kann gut sein. Ist diese Generation so oberflächlich, dass immer alles ganz schnell gehen muss? Haben die keine Geduld, keine Muße mehr? Wer schneller lebt, ist früher fertig, oder wie?

  • Schade, dass der Ersteller zum Verweilen pro Impression gerade einmal eine Sekunde lässt, bis er zum nächsten Bild springt. Das mag eine Generationenfrage sein, wie schnell oder wie tief man Eindrücke vermitteln will. Bei alten Leuten, die Videos drehen, sind mir die Bildeinstellungen oft zu lang, so dass ich mich zu langweilen und unruhig zu werden beginne. Bei diesem Video sind sie mir zu kurz und oberflächlich, so dass ich, ehe ich mal ein Detail in Augenschein nehmen kann, schon wieder zwei Bilder weiter geführt wurde.

    Mir ist das zu schnell. Da kommen Stress und Hetik auf, aber nicht die Muße, die man sich gerade zu Weihnachten wünscht. Damit ist das Video kontraproduktiv. Ich habe es nach ein paar Sekunden beendet, war ja schon vorgewarnt. Ich weiß selber, wie es in Rothenburg ausschaut.


    Wenn es euch zu schnell geht, dann lässt Youtube euch das Video in mehreren Stufen verlangsamen. Verlangsamt nur leider auch den Ton. Aber ihr könnt ja separat schön langsame Weihnachtsmusik im Hintergrund laufen lassen. :tongue:

  • Mich regt vor allem diese "Musik" auf. Seid ihr schon so amerikanisiert, dass ihr zu Bildern aus Rothenburg eine normale Weihnachtsmusik nicht mehr aushaltet?

    in anderen Ländern greifen die besten Musiker unsere Weihnachtsmusik auf:

    Mike Oldfield - In Dulci Jubilo - YouTube

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Kennt ihr schon diese Aufnahmen aus den 30er-Jahren? Am Ende des Videos (alles in Farbe), ist auch Rothenburg ob der Tauber zu sehen (ab Minute 7:10). Was für schöne Aufnahmen. Wahnsinn!

    Germany 1930s in color, Pre-War [60fps, Remastered] w/sound design added
    I colorized, restored and created a sound design for this video of Germany 1930s before World War II , we can see clearly, what is happening, in broad daylig...
    m.youtube.com
  • Wie sieht es eigentlich mit einem möglichen UNESCO Welterbe-Status aus?
    Man liest/hört online verschiedenes. Dass Rothenburg sich in den letzten Jahren darum bemüht bzw. auf der sogen. Tentativliste für einen Welterbe-Status steht, so auf Rothenburgs offizieller Webseite, aber man liest auch, z.B. auf Wikipedia, dass Rothenburg zur Zeit nicht auf der Tentativliste steht. Man hätte bereits in den 90gern die Bewerbung zurückgezogen und auf der aktuellen(?) Tentativliste ist Rothenburg nicht zu finden.

    Meiner Meinung nach gehört Rothenburg, vielleicht in Verbindung mit seinen Schwestern Dinkelsbühl und Nördlingen, unbedingt auf die Welterbe-Liste. Allein die Stadtbefestigungen sind in der Form einmalig und einmalig gut erhalten.
    Ich kann mir höchstens vorstellen, dass die UNESCO ihre Nase über den Wiederaufbau der Stadt rümpft, weil er zu...pittoresk war. Aber bei Warschau war das auch ja auch kein Problem. Und der größte, historisch und baukünstlerisch herausragendste Teil der Rothenburger Altstadt blieb ja Gott sei Dank von der Zerstörung verschont und ist authentisch.

    Leicht anderes Thema:
    Die Zerstörung von Rothenburg ist schon eine Eigenart. Dass es überhaupt zerstört wurde, weil es so winzig und unbedeutend war, und dass es nur zum Teil zerstört wurde, mit einer fast präzisen Trennlinie.
    Meine Stadt, Trier, wurde ebenfalls zu 40% zerstört, aber das war über die gesamte Innenstadt verteilt. Nicht nur ein Viertel, und dieses dann fast komplett.

  • Diese UNESCO-Liste ist nicht mehr ausschlaggebend für mich. Vieles wird nie darauf vertreten sein, was für mich unbedingt hineingehört. Man denke an das Rathaus von Münster, den Dresdner Neumarkt mit Frauenkirche, den Zwinger, den Goldenen Saal in Augsburg, die Kaiserburg in Nürnberg inkl. Stadtmauer beispielsweise. Oder die europaweit sehr einmalige und herausragende Bebauung des Marktplatzes von Hildesheim, die ein hervorragendes Beispiel niedersächsischer Fachwerkkunst darstellt. Es sind Rekonstruktionen oder Teilrekonstruktionen und kommen deswegen wohl nicht in Frage. Sollen die Verantwortlichen doch ihre „puristische“ Suppe kochen und irgendeinem hundertsten abgelegenen Bergwerk oder einem abgestandenen Bauernhof, der bahnbrechend für den Ackerbau der Ostbretonen zwischen 1650 und 1655 war, ihren Status verleihen. Kümmert mich schon lange nicht mehr.

  • Auch Rekonstruktionen finden sich doch recht zahlreich auf der UNESCO-Liste.

    Im Grunde könnte man mittlerweile fast alle halbwegs auf Vorkriegsniveau erhaltenen Altstädte weltweit unter diesen Schutz stellen. Weil sie fast alle auf irgendeine Weise bedroht sind und sie einmalig und in sich meist bedeutsam sind. Natürlich würde das diesen Titel sehr inflationär machen. Was er aber ohnehin schon ist. Also kann man's auch gleich so machen. ;)