Berlin - Marien- und Heiliggeistviertel - Rathausforum, Marx-Engels-Forum

  • Naja, zumindest farblich orientieren sich die Rathauspassagen etwas am roten Rathaus. Das schlimmste Gebäude im ganzen "Ensemble der Staatsachse" ist für mich der Klotz vis-a-vis des Roten Rathauses an der Karl-Liebknecht-Straße.

  • Der Platz soll den Sieg des Sozialismus über die Vergangenheit symbolisieren. Daher sind Marienkirche, Rotes Rathaus und Neptunbrunnen so sehr an den Rand gerückt. Ursprünglich sollte St. Marien ganz verschwinden.

  • daß die Marienkirche in dieser DDR Tristesse völlig deplatziert wirkt.

    Das DDR-Wiederaufbaukonzept der leere Räume ist heute Realität, die schon realpolitisch nicht zu ändern sein wird. Die Frage ist allenfalls, ob eine solche Änderung günstig wäre. Schließlich ist hier eine ganz spezifische Eigenheit der Berliner Mitte entstanden, die mir sogar von sehr wenig interessierten Touristen als sehenswert geschildert wird. Ob da eine 08/15 Bebauung, die wir in dt. Städten schon zur Genüge haben, wirklich höherwertig wäre?

    wie die Altstadt wieder aufzubauen und zu gestalten sei

    Grundsätzlich: Was denn für eine "Altstadt" bitte? Dort war ja gar keine mehr.

    Und dennoch liegt hier der einzige Ansatz einer Idee, der in meinen Augen interessant und realisierbar wäre: Grundsätzliche Belassung der sozialistischen Leere und "sanfte", skansenartige Befüllung mit Zitaten an die frühe märkische klein-bzw mittelstädtische Vergangenheit, zB ein paar Fachwerkbauten um die Marienkirche placieren. Das schaut nicht nur ganz DDR-mäßig aus und wäre auch eine gewisse Weiterspinnung des DDR-Konzepts, sondern ließe sich im roten Berlin vielleicht sogar politisch durchsetzen. Und es wäre sicher auch ein ganz spezifischer Stadtraum, der zu den umliegenden Vierteln in interessantem Kontrast stünde.

    Träume von der "urbanen Wiederverdichtung" oä erscheinen mir als Science-fiction und nicht einmal besonders erstrebenswert. Solche Zentren gibt es doch mehr als genug. Berlin soll ruhig anders sein.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es wäre sinnvoller und naheliegender sich auf das Molkenviertel zu konzentrieren. Dort laufen nämlich die Planungen und stehen auch die politischen Entscheidungen an.

    Denn "altstadtgerechter" als dort würde eine Bebauung des Marienviertels sicher auch nicht werden, warum auch.

    Und vielleicht ist mancheiner hier dann froh, dass keine Bebauung erfolgt und es bei Grünflächen bleibt.

    Ich finde generell, man sollte sich auf das Machbare konzentrieren, und sich nicht in utopischen Maximalforderungen verrennen. Kleine Schritte sind besser als keine.

    Wenn ich einige Punkte des letzten Podcasts zum Molkenmarkt als Nicht-Fachmann einmal zusammenfasse, will die Bauverwaltung dort Folgendes:

    https://molkenmarkt.berlin.de/2020/11/06/podcast-7-planung/ (die zweite Hälfte ist der interessantere Part)

    - alle Gründstücke sollen im Eigentum des Landes Berlin verbleiben

    - im Inneren (Parochialstraße, Jüdenstraße) soll es Wohnbebauung geben

    - es soll eine kleinteilige Bebauung geben

    - die archäologischen Funde sollen in die Architektur mit einbezogen werden

    - eine Fassadenrekonstruktion wie in Potsdam, Frankfurt, Dresden soll es nicht geben

    Gleichzeitig wird das Desinteresse der Berliner an dem neuen Quartier bedauert (die meisten kennen es eigentlich nur als Durchgangsstraße).

  • Das Desinteresse begründet sich doch gerade in der fehlenden Bereitschaft zu Rekonstruktionen.

    Wenn die Geschichte des Ortes nur darin besteht, archäologisch ergraben zu werden, dann braucht man sich über mangelndes Interesse nicht zu wundern. Denn zur früheren Bebauuung und deren Neuerschaffung ist doch absolut nichts wirklich diskutiert worden.

    Visos mit Klötzchenspielchen. Das ist alles.

    Politische Konzeptlosigkeit - was passiert mit dem Grauen Kloster?

    Die Ruine der Klosterkirche - das stellt doch für das "Klosterviertel" den Ausgangspunkt zur Stadtreparatur dar.

    Konkretes gleich null, stattdessen wird nur dick aufgetragen: Werkstattverfahren, Dialog, Nachhaltigkeit und vor allem roter Lippenstift.

  • Tja in Dresden hat sich mit der geplanten und nun verwirklichten Bebauung des Neumarktes sofort eine Gesellschaft gegründet ( GHND) die sich vehement und überwiegend erfolgreich in die Bebauung des Neumarkt eingesetzt hat. So sind in jedem Strassenzug Leitbauten entstanden die sich am historischen Neumarkt orientieren. Auch die Zwischenbauten wurden überwiegend harmonisch eingepasst, dafür hat die Gesellschaft auch internationale Auszeichnungen erhalten.

    Im Gegensatz zu Dresden ist in Berlin wenig öffentliches Interesse an historischer Bebauung vorhanden. Ich erhoffe mir nach Vollendung der historischen Fassaden des Humboldt-Forum, alleine der Fassaden des Schlüterhofes ein Umdenken in dieser Sache. Leider gibt es im Marienviertel und am Molkenmarkt wenige historische Leitbauten die sich lohnen würden wieder aufzubauen und so werden wir warscheinlich einen Abklatsch der Bauten so ähnlich wie am Schinkelplatz erleben. Gerade hier gegenüber der famosen Schauseite des Eosanderportals wurde eine städtische historische Gelegenheit verpasst und Bauten mit Flachdach würde ich in unmittelbarer Umgebung von historischer Bausubstanz gar nicht erst genehmigen.

    Einige historische Bilder vom Marienviertel und vom Molkenmarkt folgen jetzt







    Die Bilder sollen nur den enormen Verlust an urbaner Bebauung unterstreichen

  • das Blau-gelbe Haus ist der Hammer.

  • Das "blau-gelbe" Haus stand neben dem Palais Schwerin am Molkenmarkt

    Danke. Das hätte ich ja auf dem zweiten Bild des Eisernen Piraten erkennen können (müssen).

    In Anbetracht des Nachfolgebaues ist das "blau-gelbe Haus" dann ja kein Kandidat für eine Rekonstruktion als Leitbau.

  • Das "blau-gelbe Haus" müsste ja nicht unbedingt an der alten Stelle wieder entstehen. Die wirklich sehr schöne barocke Fassade könnte m. E. auch woanders gut wirken.

  • Nein, nein. Das ist schon die Marienkirche. Das Bild zeigt aber nur in der linken Hälfte das ehem. Marienviertel. Quer verläuft die ehem. Jüdenstraße.

    Die rechte Seite ist schon nicht mehr Marienviertel und in der Mitte die heutige Liebknechtstraße, alles schon im Wilhelminismus zerstört.

    Links vorne die Baustelle der neuen Markthallen.