Berlin - Marien- und Heiliggeistviertel - Rathausforum, Marx-Engels-Forum

  • Aber der Philosoph und der Schriftsteller sind auch nicht irgendwer. Warum soll man derer nicht auch in der Hauptstadt gedenken?
    Ich möchte niemanden zu nahe treten, aber ich meine so eine Achse durchaus wahrzunehmen, wenn ich mich auf ihr bewege oder zumindest sehe. Auch ist die Marienkirche in die Achse durchaus eingebunden. Sicher würde man heute vieles anders machen, damals, Ende der 60ger, Anfang der 70ger Jahre war das auch moderner Städtebau, frei von Grundstücksspekulationen und und und.. Es wurde doch von der Bevölkerung angenommen, oder etwa nicht?. Natürlich gab es für uns DDR- Bürger leider keine Vergleichsmöglichkeiten weltweit, aber die Bebauung um den Fernsehturm ist doch gelungen und mit der Achse Richtung Spree abgestimmt. Damals gab es kein Schloß (mehr) und (noch) keinen Palast der Republik. Heute ist das ME- Forum für viele nur eine langweilige Wiese. Doch ein Marienviertel wieder zu erbauen - vielleicht sehr reizvoll aber sicher nicht bezahlbar- würde vieles auch zerstören.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Der Mangel an Grünflächen in Mitte ist schon jetzt spürbar. Und wird immer mehr zunehmen, je weiter verdichtet wird. Der Umbau des Klosterviertels ist beschlossen, da kommt noch eine ganze Menge an Beton dazu.

  • Aber der Philosoph und der Schriftsteller sind auch nicht irgendwer.

    Stimmt, es waren die geistigen Brandstifter des linken Totalitarismus.


    Doch ein Marienviertel wieder zu erbauen - vielleicht sehr reizvoll aber sicher nicht bezahlbar- würde vieles auch zerstören.

    Wieso nicht bezahlbar? Es müssen nur die Grundstücke als Bauland parzelliert werden und dann bauen private Investoren nach einer Gestaltungsvorgabe im historischen Sinne, so wie es am Dresdner Neumarkt auch wunderbar funktioniert hat.
    Was würde denn zerstört werden? Die planierte Ödnis der sozialistischen Städteplanung mit den Statuen der Kommunisten? Da sehe ich keinen Verlust darin.
    Im wiedervereinigten Berlin würden nur wenige Projekte wie die Karl-Marx-Allee genügen, um an die Phase der DDR zu erinnern. So wie es auch nur noch wenige Bauten gibt, die an die NS-Zeit erinnern.
    Der Rest sollte den historischen Bezug wieder aufnehmen, denn nur die Rückbesinnung auf die Zeit vor den beiden Totalitarismen kann die baulichen Wunden der Stadt heilen.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

    Einmal editiert, zuletzt von Der Münchner (23. April 2016 um 11:46)

  • ...Doch ein Marienviertel wieder zu erbauen - vielleicht sehr reizvoll aber sicher nicht bezahlbar- würde vieles auch zerstören.

    Echt? Was soll man denn hier noch zerstören, hier ist bereits alles zerstört. Das Terrain ist die größte städtebauliche Katastrophe in Berlin!
    Man schaue sich allein mal dieses Bild an:

    Bildquelle: Tagesspiegel http://www.tagesspiegel.de/berlin/vergang…ft/8097752.html

    Eine riesige, öde enturbanisierte Wüste, mittendrin ein verloren wirkendes neobarockes Brunnenmeisterwerk ohne Sinn und Bezug. Dazu ein ebenfalls verloren wirkender historistischer Rathausbau, der von dem benachbarten, deutlich höheren grauen Plattenbauklotz optisch geradezu erdrückt wird. Das ganze ist Albtraum und Grauen pur, das Terrain hat das gleiche "Flair" wie das Zentrum einer typischen sozialistischen Provinz-Ostblockstadt (fehlt nur noch ein Lenin-Denkmal). Hier kann es nur eine vernünftige Antwort geben: Wiederaufbau der Altstadt!! :anbeten:
    .

    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (23. April 2016 um 15:19)

  • Könnte es - nur als unausgearbeitete Gedankenspielerei - nicht vielleicht interessant sein, eine zwar nicht rekonstruktive, aber dafür atmosphärisch abgestimmte kleinteilige Bebauung bis zum Fernsehturm zu etablieren? Diese könnte sich in Richtung Spree dann historisch korrekter artikulieren, zwischen Fernsehturm und Marienkirche allerdings eine neue Platzsituation erzeugen. Zur linken dann die Marienkirche, im Rücken besagter Platz von klassischen Blöcken eingefasst, vor einem der Fernsehturm, zur rechten dann ebenfalls Blockrandbebauung, die das expressive Pathos des Fernsehturm-Empfangsbaus aufgreift und, die Rathauspassagen ersetzend, zum Alex überleitet. Ich lade mal beizeiten ein paar Skizzen hoch.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Damit könnte ich mich auch anfreunden. Wiederaufbau der Altstadt, wie von Kralle gewünscht - das ist wohl kaum möglich und bestimmt nicht realisierbar. Ich bin keineswegs ein Feind von Rekonstruktionen oder so, ich finde z. B. den Dresdner Neumarkt sehr gelungen (bis auf ein paar für mich absolut nicht hinpassenden Neubauten) aber es ist nicht alles möglich. Auch das Nikolaiviertel - auch sehr umstritten - finde ich größtenteils ganz gut gelungen. Beim anstehendem Klosterviertel bin ich auch sehr gespannt auf das Kommende. Mal sehen...

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  • Damit könnte ich mich auch anfreunden. Wiederaufbau der Altstadt, wie von Kralle gewünscht - das ist wohl kaum möglich und bestimmt nicht realisierbar.

    Das habe ich so nicht gesagt. "Altstadt" ist erst einmal nur eine geographisch-historische Bezeichnung, die nichts über den Wiederaufbau (einzelner) historischer Gebäude aussagt.
    Hier ist es doch v.a. entscheidend, die sozialistische Honecker-Brache endlich durch eine angepasste Wiederbebauung auf historischen Grundriss zu beseitigen, um das ganze Gebiet zu re-urbanisieren.

  • Prinzipiell wäre natürlich auch eine Rekonstruktion der Altstadt möglich und realisierbar. Wo ein Wille, da ein Weg (siehe Warschau).

    Aber in Berlin ist es wohl derzeit nicht möglich, weil eben der besagte Wille nicht vorhanden ist. Entweder blockieren linke Ostalgiker wie in Potsdam oder man hat es mit jeder Menge Bedenkenträger zu tun.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Aber der Philosoph und der Schriftsteller sind auch nicht irgendwer. Warum soll man derer nicht auch in der Hauptstadt gedenken?

    Erstens einmal ist das Denkmal von 1986. Drei Jahre später war Schluß. Also alles andere als historisch.

    Das würde auch hervorragend in den Treptower Park oder auf den Friedhof der Sozialisten in Lichtenberg passen. Ich finde das Denkmal am gegenwärtigen Standort nicht gut. Es ist einfach eine dunkle Ecke mitten in der Stadt. Philosoph und Schriftsteller sind woanders besser aufgehoben als neben Alkoholikern und Junkies im Spätstadium.

  • Erstens einmal ist das Denkmal von 1986. Drei Jahre später war Schluß. Also alles andere als historisch.

    Das würde auch hervorragend in den Treptower Park oder auf den Friedhof der Sozialisten in Lichtenberg passen. Ich finde das Denkmal am gegenwärtigen Standort nicht gut. Es ist einfach eine dunkle Ecke mitten in der Stadt. Philosoph und Schriftsteller sind woanders besser aufgehoben als neben Alkoholikern und Junkies im Spätstadium.

    Sicher, das Denkmal ist ,,erst'' 1986 entstanden, aber man sollte die Personen, die dargestellt sind, auch ehren und gedenken. Diese kann man nicht einfach vergessen -obwohl ihre Ansichten auch nicht jedermanns Sache sind. Es sind völlig neutral bedacht bedeutsame Menschen gewesen.Ich selber gehöre keiner Partei an, denke aber eher links.
    Warum soll man Marx und Engels nicht in der deutschen Hauptstadt gedenken?

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  • Kann man doch - man könnte sie aber auch an den Fernsehturm stellen oder vor das Haus des Lehrers - oder in die Normannenstraße.

    Frisch gereinigt sind die künstlerisch fragwürdig (vgl. die unterschiedliche Detaillierung der Gesichter und die plumpen Elefantenbeine) gestalteten Busenfreunde übrigens aktuell.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ja, für eine Umsetzung an den Fernsehturm oder an den Alex - warum nicht? Bismark wurde auch umgesetzt und auch die Siegesäule hat jetzt eine besseren Standort (meine Meinung).

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  • Ich wäre für eine historische kleinteilige Bebauung des Marx Engels - Forums und einen besseren Standort des Denkmals.

    Zum Beispiel auf dem ohnehin neu zu gestaltenen Hermannplatz, auf dem Friedhof der Sozialisten (mit Durchbau der Sackgasse zur Rhinstrasse, am Mehringplatz, oder direkt an der Station Treptower Park. Und meinetwegen kann man am Friedhof der Sozialisten noch das Kleingartengelände platt machen und dort ein Geschichts- und Bildungszentrum des Sozialismus bauen.

  • Das eigentliche Problem ist, dass Regula und die regierenden Sozis an den Grundstrukturen der Honecker-Brache im Prinzip nichts ändern wollen, in den in dem "Bürgerdialog" befragten Anwohnern aus den benachbarten Plattenbauten fand man dabei die treuesten Verbündeten.
    Diese Anwohner äußerten sich etwa wie folgt:

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    Da der Wiederaufbau der Altstadt also wohl leider definitiv vom Tisch ist, kann man nur noch auf eine bestmögliche Gestaltung der riesigen Frei- bzw. Grünläche hoffen. Der Berliner Senat schreibt in einer Presseerklärung zum weiteren Procedere:
    ‎Die Bürgerleitlinien bilden die Grundlage für weitere vertiefende Untersuchungen und als Vorbereitung für die Diskussion mit einer internationalen Fachöffentlichkeit. Auf Grundlage einer Nutzungskonzeption soll dann ein Wettbewerb folgen (Link).
    Mit anderen Worten: es geht alles gaaaaanz langsam mit neuen Schwafelrunden weiter, zur Eröffnung des Humboldt-Forums wird sich der Besucher weiter an den städtebaulichen Errungenschaften des Sozialismus erfreuen dürfen. :augenrollengruen:
    .

  • Es bleibt nur zu hoffen, dass Berlin für Investoren aus dem In- und Ausland noch viele Jahre lang so attraktiv bleibt wie zur Zeit, so dass der Druck auf die Innenstadt-Brachen (dazu zähle ich auch das ehemalige Marienviertel) so groß wird, dass eine Bebauung zwingend wird. Bitte Urbanität durch mehr Dichte statt windige, verwahrloste "Freiflächen", auf den sich vor Allem Obdachlose und Touristen tummeln.
    Berlin kann sich um seine Freiflächen ja mangels Budget gar nicht angemessen kümmern und auch die Wertschätzung der Berliner für Ihre Freiflächen scheint nicht sehr gross zu sein, wenn man sieht, wie alles vermüllt und zertreten wird auch in Bereichen, in die kaum Touristen kommen.
    In Berlin ist locker Platz für 6 Mio Menschen. Allein der Wiederaufbau der südlichen Luisenstadt (seit Kriegsende eine Ansammlung von Brach- und Freiflächen mit einzelnen Wohnbauten) könnte Wohnraum für Tausende schaffen.

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

  • Auch ohne Deine Meinung wird das so bleiben, mach Dir mal keine Sorgen! :kopfwand::wuetenspringen:

    Aber im Grunde genommen stimmt es doch, besser diese Fläche unbebaut erhalten als eine modernistische Bebauung, die historische oder dem historischen Ort angemessene Bebauung verhindert. Lieber warte ich da auf bessere Zeiten, denn bei der momentanen Entscheidungsbefugnis kommt bei der Bebauung des Marineviertels eh nichts Gescheites bei heraus.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)