Berlin - Marien- und Heiliggeistviertel - Rathausforum, Marx-Engels-Forum

  • Solange eine Wiederbebauung des Stadtquartiers in kleinteiliger Struktur nicht auf den Tagesordnung steht (was auch meine Präferenz wäre), ist eine Aufwertung bzw. Umgestaltung der öden Grünfläche aus DDR-Zeiten sicherlich keine schlechte Lösung. Der derzeit völlig verwahrloste Zustand des Geländes darf in unmittelbarer Nähe zum Schloss und zum Fernsehturm kein Dauerzustand sein. Dass das Gelände nun strukturiert wird (stärkere Betonung der Achse zum Fernsehturm), zusätzliches Grün angepflanzt und neue attraktive Aufenthaltsbereiche am Spreeufer geschaffen werden, ist städtebaulich sinnvoll und geboten.

    Es mag sein dass ich für diesen Beitrag wieder ein dutzend Negativ-Smileys bekomme, aber das ist nicht mein Problem. Die Realitäten sind nun mal wie sie sind in Berlin.

  • Ausländer fragen mich immer: wo gibt es der Innenstadt Berlins? Und dann ist nur das Nikolaiviertel da mit einigen Wunderschönen Häuser.


    Naja...die meisten Leute, die mir bisher untergekommen sind, nehmen Berlins historische Innenstadt ganz klar als den Bereich Alt-Berlin (Museumsinsel, rund um den Schlossplatz, der Rest ist leider kaputt), die Dorotheenstadt, Friedrichstadt, Friedrichswerder und die Spandauer Vorstadt wahr. Eigentlich ein recht großer Bereich, teils noch recht historisch geprägt.
    Ja, da gibt es kein mittelalterliches, pittoreskes Stadtbild, aber das erwartet ehrlich gesagt auch niemand, jedenfalls keiner der mir bisher untergekommen ist, von einer großen Metropole von Berlins Größe. Vergleichbar große oder größere Metropolen können damit auch nicht mehr aufwarten. Z.B. Paris oder London, da wurde auch im 18. und 19. Jahrhundert so gut wie das gesamte Stadtbild überbaut und überformt. Die Innenstadtbereiche sind dort, wie in Berlin, die ausgedehnten, großzügigen Quartiere des 18. und 19. Jahrhunderts. Von mittelalterlichen Quartieren, wie dem Nikolaiviertel, ist da auch so gut wie nichts mehr übrig.
    Eigentlich alle meine auswärtigen Freunde und Bekannten sind vom Bereich der östlichen Linden, dem Gendarmenmarkt, dem Schlossplatz und der Museumsinsel, was sie alles als die historische Innenstadt wahrnehmen, immer sehr angetan und beeindruckt, auf einem historische, europäische Kapitale-Level beeindruckt. Und je mehr rekonstruiert wird, und je mehr Baustellen verschwinden, wird es auch immer schöner und beeindruckender.

  • Dass das Gelände nun strukturiert wird (stärkere Betonung der Achse zum Fernsehturm), zusätzliches Grün angepflanzt und neue attraktive Aufenthaltsbereiche am Spreeufer geschaffen werden, ist städtebaulich sinnvoll und geboten.

    Aber je hochwertiger und aufwändiger dies umgesetzt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Berliner Mitte auf Dauer unbebaut bleibt, und genau das ist wohl beabsichtigt. Das möchte ich zu bedenken geben.

    In dubio pro reko

  • Aber je hochwertiger und aufwändiger dies umgesetzt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Berliner Mitte auf Dauer unbebaut bleibt, und genau das ist wohl beabsichtigt. Das möchte ich zu bedenken geben.

    Kommt immer drauf an wie überzeugend das Ergebnis ist. Ist ja bei der Architektur auch so. Wenn etwas dysfunktional und hässlich ist, kann es schon nach zwei Jahrzehnten wieder wegkommen. Und so wie ich das sehe überzeugt dieser Kompromiss aus bisschen repräsentativer Park, bisschen DDR Denkmal, bisschen Freizeiteventfläche, bisschen Berliner Altstadt, nicht.

  • Aber je hochwertiger und aufwändiger dies umgesetzt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Berliner Mitte auf Dauer unbebaut bleibt, und genau das ist wohl beabsichtigt.

    Das größte Hindernis für die Wiederbebauung des Geländes dürften die zahlreichen unter Honecker angepflanzten Bäume sein, die inzwischen fast ein halbes Jahrhundert alt sind und entsprechend stattlich herangewachsen sind. Sollte man sich tatsächlich irgendwann für eine Wiederbebauung und Beseitigung der Grünfläche entscheiden sind "Gezi-Proteste" zu erwarten.

  • Das Problem ist doch, WAS man dort eigentlich hinbauen möchte. In unserem Sinne erblicke ich eigentlich nur eine Möglichkeit: ein Sammelsurium von verloren gegangenen Berliner Palais und Häusern (zB Villa Kamecke). Bis vielleicht auf den Alten Markt, den man ein einheitliches Bild aus der Schinkel-Zeit verpassen könnte, würde ich mich auch nicht an historische Grundrisse halten. Jedenfalls würde ich mir eine kleine Referenz an die märkische Kleinstadt wünschen mit schlichten Fachwerkhäusern, die mE besonders gut um den Fernsehturm passen würden und dessen Kontrast zur Marienkirche sozusagen auf die Spitze treiben würde. Es bestünden viele gute Möglichkeiten, nur sind sie wohl leider allesamt unrealistisch. Darum scheint es mir auch klüger, auf bessere Zeiten zu warten. Irgendeine 08 15 Bebauung mit vielleicht pseudohistorischen Ansätzen als höchstes der derzeit noch irgendwie erhoffbaren Gefühlen braucht doch wirklich niemand. An einem Platz wie diesem kann nur etwas ganz Spezielles und Besonderes stehen. Das Nikolaiviertel war sicher ein Super-Ansatz. Das Marienviertel müsste noch extremer und extravaganter sein.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der "Tagesspiegel" berichtet (leider mit Bezahlschranke):

    "Der vergessene Neue Markt in Berlin-Mitte. Historiker wollen das ehemalige Zentrum wiederbeleben."

    Der vergessene Neue Markt in Berlin-Mitte: Historiker wollen das ehemalige Zentrum wiederbeleben (tagesspiegel.de)

    Es ist immer gut, wenn die Medien die historische Mitte in Berlin thematisieren und somit den Gedanken daran lebendig halten. :thumbup:

    Wissen allein bringt nichts. Nur das angewandte Wissen verändert die Dinge.

  • Blick auf die Berliner Altstadt im Jahr 1969:

    bast1969cldim.jpg

    Urheber: Lothar Willmann, Digitalisierung: Leibniz-Institut für Länderkunde e.V., CC BY-SA 4.0

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)