Seligenstadt (Galerie)

  • Ich dachte, ich stell mal ein paar Fotos rein...

    Gleich vorweg entschuldige ich mich für die schlechte Qualität der Fotos. Ich bin sicherlich nicht der größte Fotograf vor dem Herren, und eine Digitalkamera nenne ich auch nicht mein eigen. Ich habe also meinen herkömmlichen Fotoapparat benutzt (der sich leider nicht mehr richtig scharf stellt) und den Kram dann eingescannt. Das Ergebnis ist nicht sooo toll, aber ich denke, es reicht aus, um einen ersten Eindruck von der Stadt zu vermitteln...


    Moderationshinweis (Riegel):
    Bilder sind leider gelöscht, deshalb diesen Beitrag gekürzt und viele Folgebeiträge gelöscht.

  • Zumindest keine kriegsbedingte (außer im 30jährigen Krieg). Wenn ich mich richtig entsinne, gab es einen größeren Brand zu Beginn des 20. Jahrhunderst, dem eine größere Menge Altstadthäuser zum Opfer gefallen sind.

    Die Altstadt bietet aber immer noch an vielen Stellen ein sehr geschlossenes Bild.

    Wenn Interesse besteht, kann ich demnächst noch ein paar Bilder reinstellen. Es gibt in Seligenstadt noch einiges zu sehen: zwei weitere Türme (Steinheimer Torturm und die Stumpfaule), das Rathaus, das Romanische Haus aus dem Jahr 1187, die Überreste einer staufischen Kaiserpfalz, die Klostermühle sowie zahlreiche weitere sehenswerte Straßen und Gässchen.

  • Vielleicht erstmal ein paar Informationen zu Seligenstadt...

    Die Stadt wird im Jahre 815 zm ersten Mal urkundlich erwähnt, damals noch unter dem Namen Obermühlheim. Es gibt eine Legende, wie die Stadt dann anschließend zu dem Namen Seligenstadt gekommen ist.

    Angeblich habe Einhard, Berater und späterer Biograph Karls des Großen, gegen dessen Willen die Kaisertochter Emma oder Imma geheiratet. Das Paar sei vor dem Zorn des Vaters geflohen und in Obermühlheim untergetaucht. Jahre später habe Karl die Liebenden eher zufällig dort gefunden und sich in der Wiedersehensfreude mit ihnen versöhnt. Dabei soll er ausgerufen haben: "Selig sei die Stadt genannt, da ich meine Tochter wiederfand."

    Soweit die lokale Legende. Nun zu den geschichtlichen Fakten: Tatsächlich hat Karls Sohn, Ludwig der Fromme, das Königsgut Obermühlheim an Einhard, der ihm und seinem Vater so viele Jahre treu gedient hat, gegeben. Einhard hatte wirklich eine Gemahlin namens Emma oder Imma, die aber nicht, wie in der Legende behauptet, eine Tochter Karls des Großen gewesen ist. Das Kloster Seligenstadt leitete Einhard als Laienabt (d. h. er war zwar Abt, aber selbst kein Mönch).

    Später hat Einhard die Gebeine der Märtyrer Petrus und Marcellins von Michelstadt nach Obermühlheim überführen lassen; dies dürfte der wirkliche Grund gewesen sein, warum die Stadt irgendwann Seligenstadt genannt wurde.

  • danke für die schöne zusammenstellung. scheint ja ein nettes städtchen zu sein, wieviel einwohner hat es denn?

    was fällt mir auf?

    - sehr gut gefallen mir die mittelalterlichen, insbesondere romanischen zeugnisse

    - der erker ist richtig klasse - wunderbar, da steckt alles drin, was ich mir wünsche.

    - wann wurde denn das rathaus gebaut? das sieht stilitstisch etwas "untypisch" aus.

    - das kleine hexenhäuschen ist klasse :)

    - die stadt scheint in gutem zustand, die fassaden sind frisch getsrichen, die straßen sauber, keine graffiti

    - wie geht's denn wirtschaftlich?

    - außerdem wenige schilder und autos :)

    - das glas-fachwerk... naja, mir gefällt es nicht sonderlich, aber in einem gesunden stadtbild kann man einzelne eskapaden dieser art ohne probleme verschmerzen.

    - der markplatz ist sehr schön! :)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Hi Antiquitus,

    die Stadt hat etwa 21 000 Einwohner. Hierbei sind allerdings zwei eingemeindete Dörfer mit einberechnet, so dass die eigentliche Stadt wohl eher 15 000 Einwohner hat.

    Beim Rathaus trügt dich dein Blick nicht. Es wurde 1823 erbaut. Vorher stand dort wohl ein Fachwerk-Rathaus (ungefähr aus dem Jahr 1540), aber ich habe keine Ahnung, wie genau das ausgesehen hat. Ein Fremdenführer, den ich besitze, urteilt nicht ganz zu Unrecht über den Marktplatz: "Als Fremdkörper wirkt das im neo-klassizistischen Stil erbaute Rathaus..."

    Seligenstadt ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel im Rhein-Main-Gebiet. Bei schönem Wetter ist die Stadt an den Wochenenden voll mit Touristen, ansonsten geht es eigentlich.

    Das Glasfachwerk ist, soweit ich weiß, das einzige seiner Art in der Stadt. Allerdings gibt es eine Eisdiele, die in einem Fachwerkhaus mit Glas-Anbau untergebracht ist, was auch etwas merkwürdig aussieht...

    Der gute Zustand der Altstadt ist kein Zufall; etwa ab 1977 hat man mit einer aufwendigen Sanierung begonnen. Erst vor etwa 2-3 Jahren (wenn ich mich nicht irre) hat beispielsweise die Bahnhofstraße ihr Kopfsteinpflaster zurückbekommen, auch davon kann ich noch ein Bild reinstellen.

  • danke für die schnelle antwort.

    deinen fremdenführer muss ich aber doch kritisieren: wenn das rathaus 1823 gebaut wurde, dann ist es nicht neo-klassizistisch, sondern einfach nur klassizistisch.
    auf jeden fall passt es aber nicht so recht zu den mittelalterlichen stilen (romanik/gotik). 50 jahre später hätte man bestimmt was passenderes gebaut.

    wenn allerdings in dem fremdenführer so etwas schon - zurecht! - als fremdkörper bezeichnet wird, was machen wir dann in den vielen anderen städten mit glas/stahl und sonstigem nachkriegsmüll zwischen alten gebäuden? ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
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  • Ich dachte mir, ich gebe vielleicht noch ein paar Informationen über historische Personen, die einen Bezug zu Seligenstadt aufweisen, hinzu:

    - Einhard: Darüber habe ich mich ja schon ausgelassen. Ohne Zweifel der dominierende Name in Seligenstadt (siehe Einhard-Basilika, Einhard-Haus, Einhard-Schule, Einhard-Straße, Einhard-Abtei, etc.)
    - Hans Memling: Der Name dürfte Kunstinteressierten nicht unbekannt sein. Tatsächlich wurde dieser Maler in Seligenstadt geboren.
    - Matthias Grünewald: unterhielt eine Werkstatt in Seligenstadt.
    - Adolf Hitler: Bin mir nicht mehr hundertprozentig sicher, aber ich meine, dem Führer wurde anlässlich eines Frankfurt-Besuchs von einer Seligenstädter Delegation einer der beiden "Großen Löffel" überreicht (= Seligenstädter Löffeltrunk; ein Brauch, bei dem aus einem großen Löffel Bier getrunken wird). Vermutlich ist der Löffel, den Hitler mitnahm, später irgendwo bei einem Bombenangriff verbrannt. Jedenfalls hat die Stadt heute nur noch einen historischen Holzlöffel. Wie gesagt, bei dieser Sache bin ich mir nicht völlig sicher.
    - Käthe Paulus: Die Luftfahrtpionierin, Erfinderin des zusammenlegbaren Fallschirms, wurde im Nachbardorf Zellhausen geboren.
    - Napoleon Bonaparte: Auf seiner Flucht nach der Schlacht bei [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat der Kaiser der Franzosen in Seligenstadt im Gasthof "Zu den drei Kronen" übernachtet.
    - Friedrich Barbarossa: Hat in Seligenstadt einen Hoftag gehalten.

  • Nun noch Bilder vom Seligenstädter Palatium...

    Hierbei handelt es sich um die Überreste einer von Friedrich Barbarossa errichteten Pfalz. Am Hoftag im Jahre 1188 in Seligenstadt ist das Gebäude genutzt worden, und vermutlich ist das Romanische Haus, von dem ich euch schon ein Bild gezeigt habe, aus diesem Anlass gebaut worden (als Amtsgebäude).

    Von der Stauferpfalz steht nur noch die mainseitige Mauer, da sie in die Stadtbefestigung einbezogen wurde. Interessant aber, was ich in meinem Stadtführer lese: "Das Bemühen in den letzten Jahrzehnten, die alte Kaiserpfalz wieder aufzubauen, um sie einer sinnvollen Nutzung zuzuführen, hatte leider keinen Erfolg. Der 'Förderkreis Historisches Seligenstadt' hat dieses Thema erneut aufgegriffen."

  • Einen Wasserspeier als Eisreklame habe ich auch noch nicht gesehen - klasse! Ich war mal in Seligenstadt, das liegt herrlich am Fluß. Uralte Kulturlandschaft, hier hat ja schon im 9. Jahrhundert Einhard gewirkt. Ich finde, das spürt man.

    Wenn Du im Odenwald umherkommst und zufällig einen Abstecher an die Bergstraße unternimmst, kannst du dann ein paar Metzendorf-Villen in Bensheim ablichten? Das hätte mich schon lange einmal interessiert.

  • Habe mir schon gedacht, dass der eisschleckende Wasserspeier Aufmerksamkeit erregt. Er befindet sich an der Rückseite einer Eisdiele namens "Eiskaiser". Sonst kann ich euch leider nicht viel über ihn sagen, außer dass ich ihn sehr amüsant finde :gg:

    Im Hinblick auf Bensheim bin ich jetzt neugierig geworden. Ich der allernächsten Zukunft werde ich allerdings keinen Abstecher dahin machen können, da ich im Moment im Prüfungsstress bin.
    Bilder von Seligenstadt hingegen sind nie ein Problem, da brauche ich mit dem Auto weniger als 10 Minuten, um in der Altstadt zu sein...

    Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben... vielleichgt im August?

  • Zitat

    Habe mir schon gedacht, dass der eisschleckende Wasserspeier Aufmerksamkeit erregt. Er befindet sich an der Rückseite einer Eisdiele namens "Eiskaiser". Sonst kann ich euch leider nicht viel über ihn sagen, außer dass ich ihn sehr amüsant finde

    Ja, das ist er. Vor allem aber zeigt er eine gewisse Liebe der Besitzer ggü. ihrem Gebäude und einen gewissen Sinn für Kunst und die kleinen Dinge, die das Leben schön und lebenswert machen.

    Es ist doch so: die meisten laufen an dem Speier vorbei und schmunzeln oder freuen sich, das ist der humanistische Aspekt von Ornamentik, an einer nackten Kiste läuft man entweder völlig unberührt oder verärgert vorbei.

    Schöne Architektur sorgt für glückliche Menschen, hässliche für unglückliche. nimmt man noch hinzu, dass glückliche Menschen oft auch die besseren Menschen sind, so hat man wieder, was in der Architektur für Jahrhunderte galt: die Erziehung des Menschen zum Guten durch Baukunst.

    Du liebe Güte, da merke ich wieder, wie himmelweit der Modernismus von dieser Tugend doch entfernt ist...

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Es ist vielleicht der richtige Zeitpunkt, um euch über ein größeres Bauprojekt in Seligenstadt zu informieren:

    Direkt neben dem Steinheimer Torturm, also da, wo die Altstadt endet, befand sich bis vor kurzem noch ein Getränkemarkt (früher war's ein Tengelmann) mit einem überdimensionierten Parkplatz. Auf diesem Gelände wird zur Zeit das Projekt "Villa Italia Seligenstadt" verwirklicht (fertig bis 2007), die Errichtung eines "italienischen Viertels". Ich habe keine Ahnung, wie genau das aussehen wird, aber auf der Website des Projekts heißt es:

    "Ein einmalig gelegenes Stück Erde, direkt am idyllischen Ufer des Mains. Bebaut mit wunderschönen Villen im venezianisch-römischen Stil. Gelegen in einer historisch-romantischen Stadt."

    Adresse der Website:
    Villa Italia - Home

  • Mal ein Früher-Heute-Vergleich...

    Hier seht ihr das Seligenstädter Rathaus, wie es sich heute präsentiert (gebaut im Jahre 1823):

    In einer Seligenstädter Gaststätte zeigt ein Wandgemälde das alte Rathaus, das vorher dort stand und dann wegen Baufälligkeit durch den oben gezeigten Neubau ersetzt wurde. Sorry, dass es ein wenig spiegelt...

  • Der Leo ist wirklich ein Fuchs. Bei "At night" kommt heraus: "abends".
    aha, die Engländer sind doch umständliche Leute.
    Vielen Dank für die herrlichen "Daytime-pictures", leider war ich das letzte mal vor sechs Wochen auch im Dämmerlicht bei Regen dort und da sah es so gruselig aus, wie auf den Fotos weiter oben.
    Diese Nachtbilder haben immer einen grausigen Grünstich und man kann ihnen selten etwas abgewinnen.
    In der Nähe liegt auch das so grausig zerstörte Hanau, abärrr:
    unbedingt nach Hanau-Kesselstadt fahren, weil:
    Dort liegt das sehenswerte Schloß Philippsruhe, ein Kleinod hinter herrlichen Parkgittern und man kann jederzeit die mit roten Läufern verlegte Treppe hinaufsteigen, in dem wunderschönen Cafe Platz nehmen / im Sommer sogar auf dem großen Freibalkon und bis zur Altstadt von Kesselstadt hinunterschauen / nette Fachwerkhäuschen und gute Wirtschaften.
    Also gestärkt , wende man sich nördlich , wo man zur Burgallee kommt, die im rechten Winkel auf das Schloß stößt. Diese sogenannte Allee ist zwei Kilometer lang und ein absoluter Höhepunkt an Häßlichkeit, also am besten mit dem Auto durch, zu Fuß bekommt man die Augendarre. :boese:
    Doch dann zeigt ein Hinweisschild nach Hanau/Wilhelmsbad und dort nach einigen Hundert Metern angelangt, glaubt man in eines der letzten Paradiese dieser Erde gelangt zu sein!
    Hinfahren, anschauen, allen von erzählen !!! :D