• Rathaus Froschhausen

    Dies gehört in den Bereich "ungewöhnlich"... außerdem verlassen wir jetzt in diesem Thread erstmals die Seligenstädter Altstadt.

    Im Seligenstädter Stadtteil Froschhausen (bis 1977 eine eigenständige Gemeinde) gibt es ein Rathaus mit einer interessanten Geschichte. Bis 1939 stand nämlich hier an dieser Stelle eine Kirche. Beim Abbruch im Jahr 1939 hat man lediglich den alten Kirchturm erhalten und in den neuen Fachwerk-Rathausbau integriert. Das Ergebnis präsentiert sich heute so:


    Eine Tafel erzählt die Geschichte des Gebäudes:


    Hinter dem Froschhäuser Rathaus befindet sich eine Tischlerei:


    Interessantes Gebäude für das Jahr 1939, wie ich finde...

  • Klasse! Und trotzdem passt alles zusammen. Super!

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    Interessantes Gebäude für das Jahr 1939, wie ich finde...

    ... "natürlich" ein Bau des Heimatstils, den mal als sehr gelungen bezeichnen darf. Bestimmt bestand auch die Umgebung zum Zeitpunkt der Erbauung aus Fachwerkhäusern, in die sich der Neubau einfügen sollte. Das scheint heute, wenn man sich das oberste Foto betrachtet, ja "etwas" anders zu sein.

    Wie würde ein solches Rathaus wohl heute gebaut werden (mal abgesehen davon, dass es bedingt durch die Gebietsreformen keine kleinen selbstständigen Gemeinden mehr gibt)?

  • Zitat

    Bestimmt bestand auch die Umgebung zum Zeitpunkt der Erbauung aus Fachwerkhäusern, in die sich der Neubau einfügen sollte. Das scheint heute, wenn man sich das oberste Foto betrachtet, ja "etwas" anders zu sein.

    Ich muss allerdings anmerken, dass sich im Umfeld des Rathauses auch heute noch eine Handvoll Fachwerkhäuser befindet, nur eben nicht direkt daneben (daher sieht man keines auf den Fotos). Ich kann ja mal demnächst Fotos der Umgebung nachliefern...

  • Zitat

    Trotz politischer Sommerpause setzt die Seligenstädter Bürgerinitiative (BI) „Stoppt die Stadtbildzerstörung“ ihre Aktivitäten fort.
    Die BI, die sich „wegen des abschreckenden Ausmaßes der beabsichtigten Bebauung des Bahnhofgeländes“ am 8. Mai formierte, weist darauf hin, dass „an vielen anderen Stellen in der Stadt Neubauten ebenfalls von erschreckenden Ausmaßen erbaut wurden und werden, die das Stadtbild dauerhaft zerstören. “ Entsprechend sei daraufhin der BI-Name ausgefallen - „Stoppt die Stadtbildzerstörung“.
    Die BI wählte einen Vorstand, wirbt in allen Stadtteilen um Unterstützung bei den Bürgern und verteilt Flugblätter. „Da die innerstädtische Nachverdichtung durch Neubebauungen nicht zum Nachteil der gewachsenen Wohngebiete gereichen darf, was ein harmonisches städtebauliches Erscheinungsbild unwiederbringlich zerstören könnte, liegt der behutsame Umgang mit dem Stadtbild der Bürgerinitiative besonders am Herzen“, fasst Güven Genc für den Vorstand der BI zusammen. [...]

    Seligenstadt: Bürgerinitiative fordert Stadtentwicklungsplan - Seligenstadt - Lokalmeldungen - Lokales - op-online.de

    Hier zu verfolgen:
    BI "Stoppt die Stadtbildzerstörung"

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • In Seligenstadt erstrahlt der "Muhlaul" genannte Pulverturm wieder in altem Glanz:

    Zitat

    Die Gesamtsanierung des Turmes insbesondere die Wiederherstellung der einstmals verputzten Turmfassade bezeichnen Fachleute schon jetzt als sehr gelungen. Die beiden Anschlüsse an die frühere Stadtmauer werden steinsichtig belassen, damit man auch in Zukunft den Turm als einst wichtigen Teil der städtischen Schutzanlage erkennt.
    „Der schon 1598 als „Muhlaul“ bezeichnete Turm, so benannt wegen der benachbarten ehemaligen Stadtmühle, ist nach seiner Sanierung wieder ein eindrucksvolles Zeugnis mittelalterlicher Baukunst an der nördlichsten Ecke der Altstadt am Mainuferweg“, resümiert die Bürgermeisterin.


    Seligenstadt: Sanierung Wehrturm „Muhlaul“ erstrahlt in neuem Glanz - Pressemeldungen und Nachrichten aus Hessen

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Löbenichter (16. November 2017 um 18:48)

  • Da hier die meisten Fotos zu Seligenstadt nicht mehr vorhanden sind, ergänze ich die Galerie noch mit ein paar Fotos:

    Fangen wir an in der Pfarrgasse im Süden der Altstadt. Die Fachwerkhäuser hier sind zwar nicht besonders alt, bilden aber ein malerisches Ensemble:

    Blick zurück:


    Nun sind wir an der vorderen Hauptstraße von Seligenstadt, der Aschaffenburger Straße, angekommen:


    Typisch-fränkisch-hessisches Fachwerk!

  • Sehr malerisch die Ecke zum Freihofplatz:


    Der Freihofplatz im Panorama:

    Weiter gehts in der Aschaffenburger Straße Richtung Marktplatz:


    Ein etwas krasses Bsp eines barocken einstöckigen Fachwerkhauses, wo man das gesamte Gefache verglast hat :--)


  • Nr 11 (rechts) von 1579 sehr stattliches fränkisches Renaissancefachwerkhaus:


    Gegenüber in der Freihofstraße, ein sehr schöner Fachwerkbau mit rheinischen Giebel, ehemals Gasthaus zum goldenen Fass von 1567:



    Jetzt erreichen wir den Marktplatz:

    Hier steht das berühmte sogenannte Einhardhaus mit reichen Schnitzreien und Eckerker mit Einhardkopf im Giebel von 1596!

    Mit Osterbrunnen:



    Nordseite des Marktplatzes;


  • Hinter dem Rathaus aus dem 19 JH. ein romanisches Haus, die ehemalige Königsvogtei von 1186/87:

    Links neben dem Rathaus:




    Die kleine Rathausgasse ist ein Fachwerktraum <3 :

    Steinheimerstraße Ecke Gerbergasse:

    Im Hintergrunder der Steinheimer Torturm von 1604, ist leider eingerüstet:


    Was für ein Anblick:




  • Nun geht es am Mainufer vorbei mit Resten der mittelalterlichen Stadtmauer:

    Dann urplötzlich blickt man auf die imposanten Reste der ehemaligen Kaiserpflalz die unter Kaiser Barbarossa 1188 errichtet wurde und unter Friedrich II im 13 Jh. verändert wurde:


    Ein wunderschönes Fachwerkensemble befindet sich gegenüber vom Ausstieg zur Fähre und der Einmundung der großen und kleinen Maingasse:

    Gehen wir in die große Maingasse:



    Nun kommen wir endlich an der Einhardsbasika an. Das Schiff ist echte Romanik (im Kern sogar bis ins 9 Jahrhundert), die Westfassade mit Doppeltürmen ist jedoch neuromanisch:




    Leider blieb nicht genug Zeit für eine ausführliche Besichtigung des Inneren, sodass ich auf dieses Bild zugreife:



    Von Lumpeseggl - Eigenes Werk CC BY-SA 3.0https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/

    Gerne kann ein Forumer, der in der Nähe wohnt mit ein paar Innenansichten die Galerie ergänzen :)


  • In der Mitte links (oberhalb des Radfahrers) befindet sich das Café Haas. Ich war dort vor drei Tagen Kaffee trinken. Seit über 100 Jahren im Familienbesitz betrieben. Im Abteigarten war ich auch. Aber Deine Bilder sind wohl aus dem Frühjahr, denn draußen hat niemand mehr gesessen.
    Danke für die Galerie. :daumenoben:

  • Danke für die Vorstellung vor allem Seligenstadts umfangreichen Fachwerkbestandes! Auch handwerklich sind die Bauten zum Teil sehr gut restauriert! Ich nahm im Dezember vor zehn Jahren zusammen mit Kardinal die Altstadt genau unter die Lupe, und bei einigen Bauten konnten wir uns keinen Reim machen. Ich füge deshalb noch ein paar Ergänzungen hinzu.


    Gegenüber in der Freihofstraße, ein sehr schöner Fachwerkbau mit rheinischen Giebel, ehemals Gasthaus zum goldenen Fass von 1567:


    Das Gebäude Freihofstr. 3 ist leider nur noch ein kleiner Überrest des Gasthofs von 1567! Leicht kann man die profilierten(!) Betondecken über dem Erd- und 1. Obergeschoss erkennen. Diese verraten, dass es sich um einen Neubau der 1970/80er Jahre handelt, dem die originalen, weitgehend rekonstruierten Fachwerkfassaden wieder eingesetzt wurden. Die rustikale Erdgeschossarkade ist völlig missraten. Auch bei den Fensterstürzen der Obergeschosse frage ich mich, ob überall solche Bogen vorhanden waren. Vor allem das Reihenfenster im 1. Obergeschoss sieht sehr eigenartig aus.



    Hier steht das berühmte sogenannte Einhardhaus mit reichen Schnitzreien und Eckerker mit Einhardkopf im Giebel von 1596! [Marktplatz/Aschaffenburer Strasse]


    Das Haus Aschaffenburger Str. 3 stand leider im Gegenlicht, als Du dort warst. Ich steuere deshalb auch noch ein paar Aufnahmen bei, auf denen man die Schnitzereien besser erkennen kann. An der rechten Fassadenhälfte sind die Fensterformate im 18./19. Jahrhundert vergrössert und die dabei herausgesägten Balken anders liegend und teilweise zersägtwieder eingesetzt worden. Von daher rührt die eigentümliche Lage einzelner geschnitzter Balken. Dem Erker täte es gut, wenn die Gefache einfach wieder weiss gestrichen würden und auf den Zierrat mit Wappen und Ranken verzichtet würde. Auch der gamalte Spruch konkurrenziert die Giebelbekrönung.



    An der rechten Seitenfassade zur Wolfstrasse hin ist das leichter feststellbar (links ein zugemauertes, originales Zwillingsfenster):


  • Danke für die Ergänzungen Riegel. Ja schade, dass der Gasthof von 1567 offensichtlich nicht authentisch ist, man merkt es auf den zweiten Blick allerdings das stimmt! Meine Bilder sind auch schon etwas älter vom Frühjahr 2015. Damals war die Sonne auch noch relativ niedrig, von daher das Gegenlicht. Mittlerweile habe ich aber bemerkt, nachdem ich den Dehio-Kunstführer mir besorgt habe, dass ich auch noch ein wichtiges spätmittelalterliches Fachwerkhaus verpasst habe :peinlich: , nämlich Aschaffenburger Straße Nr. 91 welches 1426 dendrodatiert ist und dessen Ständerbauweise komplett erhalten sei. Hast Du davon zufälligerweise auch Fotos gemacht?