Istanbul (TR) (Galerie)

  • Einige Bilder aus Istanbul, geknipst im letzten Jahr.

    1. Sultanahmet (Altstadt-Zentrum)
    Wir beginnen mit den Seitenstraßen, die ich teils schäbig und heruntergekommen empfand. Meist waren es schlichte Fassaden, dazwischen heruntergekommene "Gründerzeitler" (?). Ich zeigte die Bilder mehreren Bekannten und Verwandten, die darauf keinesfalls abfällig äußerten: "Sieht ja teilweise aus wie bei uns." Dann dachte ich: "Guten Abend, Deutschland."



    Eine in einer Seitenstraße zufällig entdeckte christliche Kirche.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (6. April 2017 um 03:34)

  • 2. Touristische Sehenswürdigkeiten

    A. Hippodrom (antike Pferderennbahn)

    B. Blaue Moschee

    C. Hagia Sophia (mit erhaltenen byzantinischen Fresken)



    Was bei uns ein Mausoleum, ist dort eine Türbe.

    D. Topkapi-Palast (hat mir sehr gut gefallen. Eine Mischung aus Orient und Westen, einerseits modern-schlicht wirkend, andererseits verspielter importierter Rokoko)

    Der erste Garten


    Blick auf den Bosporus



    Im Hintergrund ist der Galata-Turm zu sehen


    Das Harem-Areal

    Außerhalb des Palastes diese Altstadtgasse mit an Nordamerika erinnernden Holzhäusern.

  • 3. Außenbezirke

    A. Zwei Bilder aus Üsküdar auf der asiatischen Seite und ein Blick auf den europäischen Teil.


    B. Dann noch der westlich gelegene Stadtteil Fener. Nach der osmanischen Eroberung zog hierhin die griechische Oberschicht. In den letzten Jahrzehnten wurde es Heimstätte von Zuzüglern aus Anatolien und offenbar auch ein Zentrum des sunnitischen Islam. Davon bekam ich wenig mit. Vielmehr gibt es dort auch einige nette alternative Cafés und Antiquitäten-Läden. Eine im Vergleich zu Sultanahmet entspannte, durchaus romantische Atmosphäre. Nur leider sind viele Häuser extrem stark sanierungsbedürftig.





    Das war meine kleine Auswahl. Zuletzt eine Anmerkung. Istanbul ist eine interessante und spannende Stadt. Man muss allerdings nicht dort hinfahren. Das hat verschiedene Gründe. Die politische Lage ist nur einer davon, aber keinesfalls der bedeutendste. Wenn man es dennoch unbedingt machen möchte, sei gerade in Sultanahmet zur Vorsicht vor einer großen Zahl an aufdringlichen Händlern und Betrügern geraten. Ich rate zur weitgehenden Vermeidung von persönlichem Kontakt. Gelgentlich treffen einen als Westler auch feindselige Blicke, wenn man sensibel genug ist, das wahrzunehmen. Allerdings ist das ein Randphänomen. Es gibt auch hilfsbereite Leute, vor allem aber die Frauen. Am Taksim-Platz soll es nicht ganz ungefährlich sein. Eine in Deutschland lebende Türkin erzählte mir von dem berüchtigten Diebe-Viertel Talabasi westlich des Taksim-Platzes, in das man keinesfalls hineingehen sollte. Ich war dort aber auch nicht. Und ich las, dass hier wohl die türkische Stadtregierung massive Abrisse und Gentrifizierungsmaßnahmen plant. Das wäre in diesem Fall wohl zu begrüßen. Ob das schon umgesetzt ist, weiß ich nicht.

  • Das ist eine schöne Galerie mit realistischen Bildern! Ich stieß eher zufällig auf ein Gemälde des russischen Marine- und Landschaftsmalers Alexej Bogoljubow (1824-1896), das nicht ganz so realitätsnah ist. Doch macht gerade das seinen besonderen Reiz aus.

    Bogoljubow weilte 1856 in Konstantinopel. Der Dolmabahçe-Palast mit der zugehörigen Moschee war gerade erst fertiggestellt worden.

    Alexej Bogoljubow, Die Dolmabahçe-Moschee in Konstantinopel, Gemälde, um 1856/58

    Gut hundert Jahre später entstand die folgende Aufnahme des niederländischen Fotojournalisten Harry Pot.

    Istanbul, Blick zur Dolmabahçe-Moschee, im Hintergrund der Dolmabahçe-Palast

    (Foto: Harry Pot, 29. Oktober 1959, Niederländisches Nationalarchiv, CC0)

    Im Januar 2018 besuchte Ray Swi-hymn aus Taiwan die Bosporusmetropole und fotografierte fleißig bei einem Schiffsausflug.

    Die Dolmabahçe-Moschee von der Wasserseite (Foto: Ray Swi-hymn, Januar 2018, CC-BY-SA-2.0)

    Und hier fällt uns eine Ungenauigkeit des Malers Bogoljubow ins Auge. An der Seeseite hat die Moschee im Erdgeschoss zwei Fenster. Die mittlere der drei Nischen ist blind. Auf dem eingangs gezeigten Gemälde ist es genau umgekehrt. Seeseitig ist nur ein Fenster in der Mitte dargestellt. Bogoljubow hatte vor Ort lediglich Studien angefertigt. Das eigentliche Gemälde entstand später im Atelier. Die Fensteraufteilung an der Seeseite muss bei der Fertigstellung der Moschee im Jahre 1855 aber genauso gewesen sein wie heute. Denn diese Seite zeigt nach Südosten, also Richtung Mekka. Hinter dem Blindfenster befindet sich im Inneren der Mihrab, die Gebetsnische.

    Gebetsraum der Dolmabahçe-Moschee, Blick zur Qibla-Wand, in der Mitte der Mihrab (Foto: Roy Lindman, 2010, CC-BY-SA-3.0)

    In der Dolmabahçe-Moschee, Blick zur Eingangsseite (Foto: Dosseman, Mai 2014, CC-BY-SA-4.0)

    Hier die Wand rechts von der Qibla-Wand, also die Südwestwand (Foto: Darwinek, 2009, CC-BY-SA-3.0)

    Ein Blick in die mit illusionistischer Architekturmalerei versehene Kuppel, rechts die Wand der Eingangsseite

    (Foto: Roy Lindman, 2010, CC-BY-SA-3.0)

    Die starke Durchfensterung der Wände ist ungewöhnlich für eine Moschee. Die Architekten aus der armenischen Familie Balyan strebten eine Synthese aus osmanischen und europäischen Stilelementen an. Während im Allgemeinen die Wände von Moscheen mit einem geometrischen Dekor überzogen sind, finden wir hier eine Art barocke Wandmalerei ohne figürliche Darstellungen vor. Zudem gibt es Pilaster und Säulen mit korinthischen Kapitellen. Selbst in den Mihrab wurden "römische" Säulen integriert. Und am Minbar, der Kanzel, entdecken wir Muschelornamente und andere Verzierungen, die wir in der islamischen Kunst sonst nicht finden, wohl aber im europäischen Barock.

    Detail des Mihrab (Foto: Dosseman, Mai 2014, CC-BY-SA-4.0)

    Der Minbar (Foto: Darwinek, 2009, CC-BY-SA-3.0)

    Abschließend noch eine Aufnahme der Fotopioniere James Robertson und Felice Beato, die ein gemeinsames Studio in Konstantinopel betrieben. Das Foto, das wohl ein paar Jahre nach dem Gemälde von Bogoljubow entstanden ist, zeigt die richtige Fensteranordnung an der Seeseite.

    Blick zum Dolmabahçe-Palast, links die Moschee (Foto: Robertson & Beato, um 1860, Abzug auf Albuminpapier, Pera-Museum, public domain)

    Und nun wird uns klar, dass Alexej Bogoljubow auch bei den Holzhäusern im Vordergrund seines Gemäldes geschummelt hat. Die typischen Wohnhäuser hatte er irgendwo anders skizziert und dann für das Ölbild als Vordergrund der Moschee arrangiert. Orientalistische Gemälde zeigen uns einen malerisch inszenierten Orient. Auch den Hintergrund seines Gemäldes, den Uferbereich rechts vom Palast, hat Bogoljubow aufgewertet. Dort platzierte er eine Kopie der Moschee aus dem Vordergrund. Zwar greift der Dolmabahçe-Palast Symmetrievorstellungen der europäischen Architektur auf. Doch besitzt er nur eine Moschee - am südwestlichen Ende des Palastareals. Dieses war ganz eingezäunt. Und damit haben wir eine weitere Abweichung in Bogoljubows Gemälde gefunden. Dort ist die Moschee nämlich nicht umzäunt.