Sanierungen Alt-Bremer Häuser

  • Bei dem letztgenannten Beispiel in der Brahmsstraße sind aber zumindest ein paar mehr geteilte Fenster hinzugekommen. Insofern eine kleine Tendenz zur Verbesserung. Die graue Farbe ist zwar nicht so freundlich, aber das Haus wurde in meinen Augen jedenfalls nicht entstellt.

    Das oben angeführte Haus in der Eisenbahnstraße war ja auch zuvor bereits kaputtsaniert. Es wurde nicht in Richtung Fassadenrekonstruktion gegangen, sondern, es wurde ein Giebel aufgestockt und die Fassade in Richtung art déco/Postmoderne weiterentwickelt. Es mag vielleicht nicht ganz zu der Gegend passen, aber ganz so uninteressant finde ich die Gestaltung zumindest nicht.

  • Hallo, bei mir geht es um keine REALE Rekonstruktion, denn das ist schon lange zu spät. Sondern um eine digitale.

    Es handelt sich um das Haus in der Otto-Gildemeisterstraße 31, das 1974 ohne Not abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde. Sogar der Weser-Kurier widmete der traurigen Tatsache damals einen Beitrag.

    Es existieren nur ganze vier Schwarz-Weiß-Bilder der Frontfassade aus dem Stadtarchiv und dem Denkmalschutz, und kein einziges der Rückseite.

    Das Nebenhaus (auf dem Foto rechts davon) ist jedoch spiegelsymmetrisch angelegt und erlaubte viele Rückschlüsse auf das verlorengegangene Gebäude. Gut, ich will nicht bestreiten, dass man immerhin das Beste versucht hat. Aber warum man es nicht gespiegelt belassen hat, will mir nicht einleuchten.

    Das Ensemble ist dennoch zerstört - aber diese Straße wies schon frühere Lücken auf, wird also nicht als denkmalwürdig eingestuft.

    Das Hausmodell wurde mit dem freien Programm „SweetHome 3D“ gebaut, das verhältnismäßig viele Möglichkeiten für ein Modell bietet. Allerdings enthält es nur eine begrenzte Anzahl von Assets, so dass nicht jedes Detail (vor allem nicht von solchen verzwickten Häusern, man denke nur an den Dachstuhl...) ohne größere Mühe gezeigt werden kann. So gibt es Türen nur als fertige Assets und Schiebetüren oder Fenster passen deshalb nicht 100%ig. Kleinere Unstimmigkeiten bitte ich deshalb zu übersehen.

    Da ich nur die beiden untersten Geschosse (Souterrain und Hochparterre) selber kennengelernt habe, konnte ich bei den oberen Etagen nur mutmaßen. Die Maße sind auch nur Näherungen. Die Anordnung und die Verwinkelung der Räume sind jedoch korrekt. Allein die Proportionen sind geschätzt.

    1. Das Souterrain mit dem typischen Terrazzo-Boden. Das Haus wurde mit Kohle beheizt, dazu diente ein Teil des Heizungskellers als Kohlelager. Es gab aber dennoch kein heißes Wasser - und die Toilette befand sich bekanntlich in dem winzigen Raum ganz hinten zum Garten. Dafür gab es immerhin eine Heißmangel und einen Wäschekochtopf neben dem Spülstein - das Haus hatte also schon herrschaftlichere Tage gesehen

    2. Das Hochparterre. Der Salon und einige andere Räume hatten Parkett.

    Der Schornstein ist zu dünn ausgefallen; der vordere Salon besaß nämlich einen schräggestellten Kamin in der Ecke, der Schacht musste also größer gewesen sein. Der Wintergarten und die Vorderfenster hatten Doppelfenster mit jeweils zwei Flügeln außen und innen. Diese Bauart sparte viel Energie, und das war bei 3,50 m Raumhöhe auch nötig... Ansonsten gab es die obligatorische Schiebetür zwischen Salon und Mittelzimmer. Im Wintergarten waren Wandmalereien, die beim Abbruch natürlich zerstört wurden.

    3. Zur ersten Etage und zum Dachgeschoss kann ich nicht viel sagen. Anhand von üblichen Grundrissen nachempfunden.

    Ansichten: Der Fronteindruck stimmt jedenfalls ziemlich gut mit den alten Fotos überein (deren Rechte ich nicht besitze und deshalb nicht zeigen darf). Insgesamt war das Haus eher schmucklos, allein das Jugendstilzierfachwerk fiel auf. Das Nebenhaus hat ein noch schöneres.

    Man bemerkt die erstaunliche Tiefe des Bremer Hauses. Es muss auch einen Lichteinfall für das Treppenhaus gegeben haben, so wurde mir jedenfalls erzählt. Das gibt es auch in anderen Häusern. Durch die Schiebetür in der Mitte der Räume war der Lichteinfall im Hochparterre sowohl von der Straßen- wie auch von der Gartenseite erstaunlich gut. Der Wintergarten war geradezu italienisch hell.

    Das Souterrain dagegen hatte diesen Luxus nicht und war dementsprechend auch tagsüber dunkel.

    Die Rückseite ist nur hinreichend stimmig. Es ist nicht mal bekannt, ob es einen Balkon nach hinten heraus gab. Beim Nachbarhaus ist es so, deshalb wird hinter dem Wintergarten im ersten Stock eine Terrasse gewesen sein. Die freie Fläche ist auch arg verdächtig. Das kenne ich auch von anderen Bremer Häusern. Über Gauben oder andere Giebel ist nichts bekannt. Ich vermute, dass das Dach auf der Rückseite nicht so stark abfiel wie vorne und den Vorbau deshalb mit abdecken konnte. Ich glaube nicht, dass es für diesen Vorbau ein Dach aus Dachpappe gegeben hat, sondern dass er auch ordentlich beschindelt war...

    PS Das Programm erlaubt keine unterschiedlichen Höhen, so dass der Vorgarten „aufgeschüttet“ werden musste. Das Souterrain liegt etwa 50 cm tiefer als der Garten und ca. 1 m tiefer als die Straße.

  • Wie man auf nachfolgendem Bild sieht, sind die Vorbauten doch regelmäßig mit einer Plattform / einem Mini-Balkon abgedeckt, und zwar fast überall. Offenbar konnte man darauf seine Wäsche trocknen oder ein Pfeifchen rauchen - es war also üblich, dass die Anbauten an den Rückseiten flache Dächer hatten:

    Aber war das 1970 auch schon so?

  • Aus diesem Foto könnte man die Tiefe der Doppelfenster abschätzen. Wie man sieht, reichte das Bremer Klima dadurch locker für eine subtropische Kakteenfarm. Es gab übrigens auch Wein im Garten... ;)

  • Aus diesem Foto könnte man die Tiefe der Doppelfenster abschätzen. Wie man sieht, reichte das Bremer Klima dadurch locker für eine subtropische Kakteenfarm. Es gab übrigens auch Wein im Garten... ;)

    Ja, für Sukkulenten ist dieser Zwischenraum der Doppelfenster ideal. Gerade auch zum Überwintern. Sieht man auch daran, wie prachtvoll die Kakteen im Bild blühen. Der einzige Grund für den Abriss wahr wohl, dass man dort noch eine Partei mehr unterbringen kann?

  • Für den Abriss gab es mehrere Gründe. Die ausschlaggebenden waren wohl die Kohlenheizung, die alte elektrische Installation und die fehlenden Sanitäreinrichtungen. Auch das Dach hätte geprüft und mit einiger Sicherheit erneuert, die Fenster aufgearbeitet und die Holzdecken kontrolliert werden müssen.

    Da das Haus nicht geschützt war, konnten Denkmalschützer nichts dagegen tun - es blieb im Ermessen des Eigentümers, ob er die Sanierungskosten tragen wollte. Er wollte nicht. 1974 war, wie ich oben geschrieben habe, der Zeitgeist auch nicht förderlich für „altes Zeugs“: das „Neue“ wurde immer bevorzugt. Das eigentlich Politische daran war aber, dass ja mehrere Parteien seit Jahrzehnten das Haus bewohnten und ein Komplettverkauf mehr Geld einbrachte als eine Sanierung für Nachfolgemieter.

    Ich habe im Eingangsbeitrag zwar von „Abriss ohne Not“ geschrieben, aber für viele Bauherren mag solch ein Kraftakt nicht akzeptabel sein. Wahrscheinlich war der Neubau am Ende billiger als eine Sanierung.

    Um es mit Dieter Nuhr zu sagen; „man weiß es nicht genau...“

    Insgesamt war das Haus nämlich noch quasi im Zustand wie lange vor dem 2. Weltkrieg, sozusagen ein „Original Bremer Haus“ mit all seinen Nachteilen für Mehrfamilienbenutzung und Wärmedämmung. Naja, die war 1974 noch nicht soo im Fokus - aber mit Plastikfenstern und Innendämmung hätte es, wie alle solche Häuser, dann ein Schimmelproblem bekommen. Bekanntlich sind viele Altbremer Häuser direkt auf dem Erdreich gegründet worden, das heißt, es dringt „kalt“ aus dem Souterrain hoch - und die aufsteigende Feuchtigkeit auf der erhöhten Straßenseite muss auch in den Griff bekommen werden - eine Feuchtigkeitssperre für die Mauer muss sein. Die Kanalisation führt ja verhältnismäßig waagerecht in den Straßenzufluss, da es wenig Gefälle gibt.

    Alles in allem hätte man reichlich Geld reinstecken müssen. Immerhin wurde es durchgehend bewohnt, es war also nicht verwahrlost. Nur eben alt.

    PS Das Gebäude hätte in den letzten Jahren aufgrund der ganzen neuen Bau-Verordnungen dann noch einmal saniert werden müssen. Denn 1974 sprach kaum einer von Wärmepumpen, Energiekoeffizient und Isolierungen. Genau genommen, kann man solche Fassaden, wenn überhaupt, nur innen dämmen.

  • Snork 24. Mai 2021 um 18:38

    Hat den Titel des Themas von „Bremen - Wiederherstellungen/Renovierungen Bremer Häuser“ zu „Sanierungen Alt-Bremer Häuser“ geändert.
  • Nichts Dolles, aber mal wieder ein Vergleich vom Zustand Bremer Straßen im Jahre 2008 (Aufnahmedatum GoogleStreetview) und heute, Bilder aus der östlichen Feldstraße, Nordseite:

    Was ist passiert? Bei den beiden mittleren Häusern sind passendere Fenster eingebaut worden, das Haus links hat seine bescheuerten Außenrolladenkästen behalten. Es ist ein langer Weg.

  • Ja, diese Renovierungen finden ja meist im Rahmen von Eigentumswechseln statt, insofern besteht in der Tat noch Hoffnung. Leider ist selbst in diesen Gegenden nicht gesagt, dass ein Neubesitzer verunstaltete Häuser wiederherstellt, die Wahrscheinlichkeit ist zwar gegenüber vor 30 Jahren sicherlich gestiegen, aber es gibt immer noch viele Häuser, die z.B. einfach nur neu gestrichen werden und sonst unverändert bleiben (oder schlimmer noch sogar mit einem Wärmedämmverbundsystem bedacht). Ist natürlich auch eine Frage der vorhandenen Mittel, aber eben auch des Know-Hows.

  • Nochmal zwei kleine Sanierungsgeschichten, das erste strenggenommen kein "Bremer Haus", sondern ein Mietshaus aus der Zeit um 1930, hatte weiter oben schonmal ein Baustellenfoto gezeigt:

    Vorher sah das Haus aus wie seine Nachbarn, asymmetrisch geteilte Fenster, absolut null Fassadenschmuck. Man kann selbst aus diesen Dingern allein durch passendere Fenster eine Menge machen.

    Und eine schöne Geschichte vom Hastedter Osterdeich, als Beifang allerdings auch eine sehr unpassende Fassadendämmung am linken Nachbarn:

    Originalbild von GoogleStreetView, jetzt:

    Man würde gar nicht glauben, dass das rot verklinkerte Haus oben ein Vorkriegsbau war, oder dass es sich hierbei um dasselbe Haus handeln könnte, wenn unten nicht der Eingang noch den alten Zustand verraten würde. Leider wurde die kleine Loggia der Nachbarhäuser nicht wiederhergestellt. Irgendwas ist immer.

    Das, und die peinliche Fassadendämmung des linken Nachbarn.

  • Eine sehr langwierige Sanierungsgeschichte ist nun fast zu Ende:

    Dieses Haus in der Mozartstraße stand jahrelang leer und war wohl in einem ziemlichen Originalzustand. Die Sanierungsarbeiten zogen sich mit mehreren Pausen über die letzten mindestens 4 Jahre hin, neulich wirkte das Haus zum ersten Mal wieder bewohnt:

  • Eine sehr langwierige Sanierungsgeschichte ist nun fast zu Ende:

    Dieses Haus in der Mozartstraße stand jahrelang leer und war wohl in einem ziemlichen Originalzustand. Die Sanierungsarbeiten zogen sich mit mehreren Pausen über die letzten mindestens 4 Jahre hin, neulich wirkte das Haus zum ersten Mal wieder bewohnt:

    Sehr hübsch, bis auf die Außenwand der vorderen Terrasse. Da stecken die Mülltonnen drin? Hätte man eleganter lösen können; die Türen sind immerhin aus Holz und gefallen mir gut.

  • Kleine Sanierungsgeschichte, es handelt sich um denkmalgeschützte Siedlung-/Arbeiterhäuser aus den 00er Jahren des 20. Jhdts in der Östlichen Vorstadt:

    Bei diesem sehr kleinen Häusertyp, der kaum mehr als insgesamt 80qm Wohnfläche aufweist, wird der Zwerchgiebel mit Zierfachwerk zur Straße saniert, und zwar anscheinend mit Unterstützung des Denkmalschutzes, wie das Plakat verrät.