Dresden, Neumarkt - Quartier VI - Blobel


  • Es ist aber eindeutig zu sehen (besonders auffällig an der linken Seite in der Frauenstraße), dass der Platz für die Damen "freigehalten" wurde.

    Wo sollen denn in der Frauenstraße noch Figuren angebracht werden?
    Ich kenne nur die 6 Frauenfiguren an der Fassade zum Neumarkt.

  • Ursprünglich hatte das Gebäude an beiden Fassadenseiten diese Figuren.

    Nun kommen aber wahrscheinlich nur noch die auf der Neumarktseite und zwei Stück über dem Eingang in der Frauenstraße

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.


  • Hat jemand Vergleichsfotos der originalen Fassade? Die Architekturgliederung sieht an vielen Stellen irgendwie komisch aus. Da fehlen noch einige Teile.

    - Die Gurtsimsen sehen links und rechts abgeschnitten aus - mindestens eine Verkröpfung oder sonst ein Überstand sollte vorhanden sein.
    - Die Fenster haben keine Umrahmungen, dafür aber Spiegel - Fensterumrahmungen sind doch wichtiger als Spiegel! Die "Schlusssteine" der Stürze haben keine organische Verbindung zu den Fenstern.
    - die Gurtsimsen über dem 2. und 3. Obergeschoss haben jeweils einen verkröpften Schlussstein über den Fenstern, laufen seitlich aber motivationslos einfach ins Leere hinaus.
    - Die Fenster im Erker stossen seitlich direkt an die Lisenen und ihre Kapitelle an. Da fehlt ein schmaler Mauerstreifen dazwischen.
    - die Klempnerarbeiten sind reichlich übertrieben dimensioniert ausgefallen (das Blech wird schon noch seinen Glanz verlieren). Dazu links unnötigerweise zwei Regenabflussrohre.

  • Das bekannteste Foto der Frauenstraße
    https://www.dresden.de/de/stadtraum/b…Quartier-VI.php

    Sollte eigentlich jeder kennen.

    Auch hier rechts zu sehen die Figuren am "Au petit bazar", dann folgt der von Riegel kritisierte Bau und daneben das Dinglingerhaus.

    Im 1.OG sind die Spiegel dazu gekommen, da man die Fassade vom "Au petit bazar" nicht wie ursprünglich rüberziehen konnte, da Blobel ja dort die Geschosshöhen verändert hat. Man hat also die selben Speigel wie in den Geschossen darüber genommen.
    Abgehackt sahen die Gurtsimse schon damals aus, die Schlusssteine waren vielleicht etwas flacher.
    Neu hinzugekommen ist der Balkon auf dem Erker in dem Geschoss welches damals nur verbrettert war.
    Die Fenster waren nie gerahmt und sind nun in den Geschossen 1 bis 3 einheitlich von der Verglasung.
    Die seitlichen Fenster des Erkers sehen auch gleich aus.

    Die Dachgauben im 1. Dachgeschoss haben keinen Bogen mehr und sind auch nichtmehr getrennt, die darüber sind ja sowieso eine moderen Zutat, da dort früher wahrscheinlich nur kleine Dachfenster waren.

    Also ich würde sagen man hat sich schon sehr ans Original gehalten.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Ups, das war Bert schneller!

    Teils ist mir das auch aufgefallen. Eine unvollständige Renovierung im 18.Jahrhundert nach den Bombardierungen durch Friedrich II.?
    Auf die Schnelle hier in kleiner Auflösung auf der Neumarktseite:
    http://www.neumarkt-dresden.de/quartier-vi/

    Damals war eben auch nicht alles optimal:
    Schwer zu erkennen, aber scheint auch alles so an der historischen Fassade zu sein, außer die beiden Regenfallrohre. Wieder mal ein Beispiel der Nichtabstimmung zwischen den Bauträgern. Unnötig solche Fehler!

  • Im Grossen und Ganzen entspricht die rekonstruierte Fassade dem Original auf der Foto. Eine Fotografie entspricht aber nie dem originalen Zustand im 18. Jahrhundert, und da können freilich noch Veränderungen und Vereinfachungen dazwischen stattgefunden haben. Sicher war es auch schon vor über zweihundert Jahren schwierig, einem so schmalen Haus mit Erker eine perfekte Architketurgliederung zu verpassen; auch früher war nicht alles perfekt.

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (28. April 2019 um 00:20)

  • Ich habe jetzt die beiden Bilder (Bild von Bert/Link von Chris88) nochmals miteinander verglichen und bin zum Schluss gekommen, dass die Gurtsimsen überhöht und plastisch überdimensioniert wurden. Die Verkröpungen der Hauptsimsen am Erker sind viel zu breit geraten, weshalb die ohnehin schon schmalen Fassadenteile noch schmaler erscheinen. Dadurch entstanden proportionale Fehler, die bis zu den Schlusssteinen über den Fenstern Auswirkung haben und die unbeholfenen Enden der Gurtsimsen in der Kopie noch unbeholfener wirken lassen.

    Gänzlich unbeholfen sind die Übergänge der Erkerfenster zu den seitlichen Eckpfosten, wie ich bereits weiter oben schrieb. Beim Original war man fähig, dieses Problem zu lösen.

    Handwerklich ist es eine schöne und sehr erfreuliche Fassade geworden (die Farbgebung ist Geschmacksache), aber in der Planung völlig ungenügend.

  • Man sieht bei vielen derartigen Details halt, wie schwierig Rekonstruktion ist.
    Letztlich ist es fraglich, ob solche Fehler uns so sehr stören sollten. Ist eine gewisse Skurrilität mitunter nicht auch liebenswert?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Nein, für mich sind das keine Details, über die man bei einer Rekonstruktion einfach darüber hinweg sehen kann. Hier sind viele Leute jeweils beteiligt, aber ich sehe bei vielen Rekonstruktionen der vergangenen Jahre in Dresden, dass immer am selben Punkt die Probleme auftauchen: bei den planenden und ausführenden Architekten, die das schlicht nicht können. Was nützen einen die besten Kunsthistoriker und Bauforscher, welche tadellose Unterlagen abliefern, und die besten Handwerker oder gar Restauratoren, welche qualitativ und materialmässig die besten Resultate liefern, wenn der Architekt (oder Bauzeichner?) nicht fähig ist, das Original von einer entzerrten Fotografie in einen Fassadenplan zu übertragen? Und von Kunstgeschichte und Proportionen keine Ahnung hat?

    Auch hier bei der Rampischen Str. 9 (Leitbau und Fassadenrekonstruktion!) hatte ich schon vor zehn Jahren auf dasselbe Problem hingewiesen: Quartier II/2 - Hotel Rampische Straße (realisiert)

    Bei An der Frauenkirche 20 (ebenfalls ein Leitbau und Fassadenrekonstruktion!) war man nicht einmal fähig, die Ausbuchtung der Fassade richtig zu übernehmen, siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:200…irche_20-21.jpg

    Sie können's einfach nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (28. April 2019 um 22:34)

  • Um das von @Bert eingefügte Bild aufzugreifen: Wenn ein Fallrohr mitten durch einen Pilaster geht, ist das schon heftig, weil die Tektonik dadurch vollkommen konterkariert wird. Ich hoffe daher, dass da noch eine Abdeckung erfolgt....


    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Sie können's einfach nicht.

    Ja, ich bin auch immer ganz frustriert, wenn ich am Neumarkt spazieren gehe. An dem einen Haus ist der Sims nen Zentimerter zu breit, an dem anderen ist die Farbe zu irgendwas.
    Die Tektonik wird durch das nicht davorgelötet Fallrohr derart zerstört, dass ich mir lieber das hier gewünscht hätte...

    https://www.competitionline.com/de/beitraege/12626

    Mein Therapeut empfiehlt dann immer, mal nach Köln, Frankfurt, Mannheim oder München zu fahren.
    Das hilft mir.

  • Zu der von Riegel kritisierten Fassade habe ich mir das historische Vergleichsbild genau angesehen und schließe mich dem an, was Chris1988 dazu gesagt hat. Ich konnte nicht erkennen, was Riegel so erzürnt hat. Die Simse standen bei dem Vorgängerbau doch auch so weit vor. Täuscht der Eindruck beim Bildvergleich etwas? Ich finde es immer schwierig, zwei Fotos, die sich in Größe, Blickwinkel und Farbigkeit derart unterscheiden, zu vergleichen.

    Die Farbe finde ich gut. Sie macht mir richtig Lust, ins nächste Kaffeehaus zu gehen (obwohl ich eigentlich Teetrinker bin).

    Seinsheims Bemerkung zu dem Fallrohr kann ich nachvollziehen. Der Pilaster wird dadurch entwertet. Das sieht wirklich verunglückt aus und ist in der Tat ein Planungsfehler des Architekten (wenn es so bleibt). Eigentlich ja nicht schwierig, die Fassade zu entwerfen und dabei die Platzierung der Fallrohre zu berücksichtigen. Ansonsten ist die Fassade des Blobel-Hauses ja sehr sorgfältig gemacht. Vielleicht korrigieren sie da noch was. Es könnte schon helfen, dem Fallrohl einen Tarnanstrich in der Fassadenfarbe zu geben.

    Ich hoffe, dass alle den humorigen Unterton in eryngiums Äußerung bemerkt haben. Die kritische Begleitung der Dresdner Bauten ist selbstverständlich erwünscht. Übrigens, eryngium, ich würde dir nicht empfehlen, zur Kur nach München zu fahren, das habe ich nämlich als recht schöne Stadt in angenehmer Erinnerung. Man könnte München den Beinamen "Isardresden" verleihen. Vielleicht besser nach Bielefeld.

  • Es kommt natürlich auch die Frage des Materials hinzu. Dass hier letztlich alles nur auf Styropor aufgeklebt ist, könnte eine große Rolle spielen.
    Auch das Nachbarhaus wirkt unnatürlich, wenngleich auf andere Weise, weniger skurril, aber irgendwie tot...
    wahrscheinlich muss man nach 20 Jahren eh alles neu machen...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @eryngium
    Stört es dich, wenn nach einem Werk eine Kritik folgt? Nach jeder Theater- oder Kinofilmpremiere, Ausstellungsvernissage etc. gibt es doch Kritik. Und eine Kritik besteht nicht nur aus negativen Äusserungen. Dass Fazit meines Beitrages galt nicht der Fassade, sondern den in Dresden tätigen Architekten.

    Sie [die Architekten] können's einfach nicht.

    Und dabei bleibe ich. Dresden hat noch keine einzige Koriphäre in Sachen Rekonstruktion herausgebracht. Ich kenne zwar die Namen der Architekten der rekonstruierten Frauenkirche und von Rampische Strasse 29 nicht, aber die zwei nehme ich mal aus. Wenn du dich schon in die Diskussion einklinkst, dann liefere Argumente und Gegenargumente (so wie bei den Details im kleinen Ballsaal des Schlosses), und bringe nicht lediglich ein Extrembeispiel à la modernes Gewandhaus.

    Aber wenn du schon einen

    Mein Therapeut...

    aufsuchen musst, dann möchte ich mit dir nicht so streng sein und drücke mal ein Auge zu.


    @Rastrelli
    Du hast natürlich völlig recht mit deiner Bemerkung, dass es schwierig ist, zwei völlig unterschiedliche Fotos miteinander zu vergleichen. Natürlich habe ich beide Fotos entzerrt und nebeneinander gehalten, so wie ich das beim Beispiel

    Auch hier bei der Rampischen Str. 9 (Leitbau und Fassadenrekonstruktion!) hatte ich schon vor zehn Jahren auf dasselbe Problem hingewiesen: Quartier II/2 - Hotel Rampische Straße (realisiert)

    gemacht habe. Wer mich im Forum schon lange kennt, weiss, dass ich hierin Übung habe (allein das Resultat füge ich hier nicht mehr ein, genau wie ich hier im Forum keine Fachbeiträge und Bilder mehr einbinden werde). Die dritte Dimension - die der Tiefe - kann man natürlich nicht vergleichen; im Gegenteil: durch das Entzerren der Fotos wird diese sogar noch verstärkt, wie man beim Beispiel von Rampische Str. 9 sehen kann. Und hier liegt jetzt genau eine Kunst, die der ausführende Architekt absolut nicht verstanden hat. Er hat es nicht mal verstanden, aus einem entzerrten Bild (sofern er dies überhaupt gemacht hat) die Masse, Dimensionen und Proportionen der Vertikalen und Horizontalen herauszulesen, was eigentlich ein Kinderspiel ist.

    Mache mal selbst die Übung und vergleiche die beiden Bilder nochmals, auch ohne zu entzerren. Betrachte mal die Tiefe der Gurtsimsen um den Erker. Dadurch, dass sie jetzt viel zu tief ausgefallen sind, haben sich Probleme zum Abstand der Fensterschlusssteine ergeben. Auch die Masse der Verkröpfungen um die Erkerecken sind übertrieben ausgefallen, was die unschönen Details am Übergang dieser Verkröpungen zu den Gurtsimsen an der Fassade hervorgerufen hat. Dieses Detail ist auch schon bei der ursprünglichen Fassade vorhanden, fiel aber durch eine geschickte, nicht so übertriebene Vermassung nicht so ins Gewicht. Die ursprüngliche Fassade war trotz der Eingriffe des 19. Jahrhunderts und allfälliger Fehlstellen feiner, zierlicher, gekonnter...

    Die Fensterausführung im Erker ist furchtbar mit diesen breiten seitlichen Holzteilen. Bei keinem der bisher zahlreich rekonstruierten Erker in Dresden ist mir dies jemals so aufgefallen.

    Und - mich erzürnt so etwas nicht ;) ; für Dresden habe ich einfach ein müdes Lächeln übrig. In Frankfurt hat man ohne Erfahrungsschatz alles gleich von Anbeginn an stimmiger gemacht.


    Betreffend Fallrohr an Blobels Eckhaus: das ist ja so krass, sodass ich da sehr zuversichtlich bin, dass das noch gar nicht fertig ist. Das Rohr glänzt ja noch und wurde erst kürzlich montiert. Da kommt bestimmt noch eine Abdeckung drauf. Auf dem zweiten Bild in Berts Beitrag vom 25. März ist es noch nicht montiert.


    @Fasolt
    Ursus C. hat das wohl falsch formuliert. So wie ich das mitverfolgt habe, haben aber die Gliederungselemente, also die aufgeklebten Simsen, Lisenen, Kapitelle etc. einen Kern aus Styropor. Jedenfalls konnten die Simsen leicht gesägt und angepasst werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (30. April 2019 um 14:29)

  • Nö, ich glaube Fasolt verwechselt den Blobelbau, sprich Blobelbude (tatsächlich Ziegel) mit dem restlichen Quartier, das ganz aus Styropor ist.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wann kommt der Tag, an dem Styropor endlich als Baumaterial verboten wird?
    Die kleinen Kugeln, die sich daraus ablösen sind in Zeiten von Plastikkritik mindestens genauso kritikwürdig.
    Das ganze Material ist einfach nicht mehr zeitgemäß.

  • Lieber Riegel, schön, dass du dich meldest. Ich wollte die Kritik nämlich nicht abwürgen, sondern verstehen und vielleicht etwas dazulernen. Zu deinen Argumenten kann ich jetzt nichts sagen, weil ich mir das erst in Ruhe ansehen und durchdenken muss. Es wäre schon praktisch, dein entzerrtes Bild sehen zu können. Kannst du es nicht als Dateianhang hier hochladen oder einen Link auf eine andere Internetseite setzen? Warum willst du keine Fachbeiträge und Bilder mehr bringen? An der Möglichkeit, Links auf externe Seiten zu setzen, hat sich doch nichts geändert. Du kannst das Material auch wieder löschen, deine Beiträge bearbeiten. Wo ist also das Problem? Das einzige, was nicht mehr geht: externes Bildmaterial hier direkt anzeigen. Aber sonst: einen gewöhnlichen Link bringen, geht doch.

    Das Beispiel Rampische 9 mit dem Link auf die Diskussion von vor 10 Jahren hier im Forum hatte ich mir nach deinem ersten Hinweis darauf schon mal angesehen. Da fehlten leider die Bilder. Das ist eigentlich gerade ein gutes Argument für den Sinn der Reform bezüglich Bilder einbinden. Die Diskussion ist uralt, aber trotzdem aktuell und relevant. Nun fehlen uns die Bilder, und es wird sehr erschwert, die damalige Diskussion nachzuvollziehen. Es ist auch schade, dass wir das Baugeschehen am Neumarkt dann nicht mehr umfassend bebildert im Forum haben. Deine heftige Ablehnung der Änderungen für das Veröffentlichen von Bildern hier im Forum habe ich nicht nachvollziehen können.

    An eryngium brauchst du dich nicht so abzuarbeiten. Das war eine Reaktion auf deine Äußerung "Sie können es nicht", die ich auch ziemlich krass fand. Natürlich darfst du sowas sagen, aber das kann auch zu Reaktionen führen. Und etwas Humor oder Ironie solltest du auch verstehen können. So verschieden sind doch die sächsische und die Schweizer Kultur nicht. Wir haben hier in Sachsen übrigens auch eine Schweiz, und Anton Graff hat sich bei uns in Dresden immer sehr wohl gefühlt - sicher nicht nur, weil die Architekten es damals noch konnten.

    Dein Vergleich Dresden-Frankfurt. Hier drängt sich die Frage auf, wieso sie es in Frankfurt können sollen und in Dresden nicht. Bildentzerrung kennt man in Sachsen schon lange. Diese Frage können wir durchaus hier produktiv diskutieren. Ich habe das Dom-Römer-Projekt mit großem Interesse verfolgt. Daher weiß ich, dass du dort auch Kritik geäußert hattest, vor allem aus der Sicht des Fachwerkexperten. Jetzt willst du aber doch Frankfurt als großes Vorbild hinstellen? Insgesamt finde ich das städtebauliche Großprojekt Neumarkt-Quartiere gelungener als das Dom-Römer-Projekt. Man kann das auch begründen, aber dieser Beitrag ist schon recht lang. Ich würde aber nie über die Frankfurter sagen: "Sie können es nicht." Generell bin ich zurückhaltender bei Orten, die geografisch weit weg sind und die ich nicht oder nicht besonders gut aus eigener Anschauung kenne. Es fällt schon auf, dass besonders starke Kritik an Dresdner Projekten von Leuten kommt, die weit weg wohnen und sich in der sächsischen Kunstgeschichte nicht gut auskennen. Wenn die Auswärtigen dann unterstellen: die Sachsen halten zusammen und vertragen keine Kritik, dann machen sie es sich auf jeden Fall zu einfach.

    Es wirkt übrigens etwas sonderbar, wenn du das Rekoprojekt Frauenkirche großzügig und gnädigerweise von deinem Diktum: Sie können es nicht, ausnimmst. Das ist ja wohl eine Selbstverständlichkeit.