Dresden, Neumarkt - Quartier VI - Blobel

  • Weil man sich nun mal am viel größeren Restquartier orientieren muss. Man wusste ja was USD baut. Jetzt kann man natürlich die die bösen Investoren schimpfen aber was hilft das?
    (...)


    Ach, und die ´bösen Investoren´ müssen sich nicht an der Vorkriegssituation orientieren und die Umgebung respektieren? Haben die etwa das erste Gebäude am Neumarkt errichtet - rundherum die Pampa?

    Der Nachbar zur Blobel-Linken hat ja in etwa die Geschoßhöhe des Blobel-Hauses. Bei einem "Quetsch-Blobel" gäbe es dann eben eine gehörige Diskrepanz zu diesem Anwesen. Das grundsätzliche "Modellbau-Problem" bleibt doch!

  • Ich weiß was du sagen willst und wir sind da gar nicht auseinander. Nur leider ist das eine sehr akademisch moralische Debatte.

    Klar kann man sich jetzt hinstellen und sagen die USD ist schuld. Hätte sie auf das Zusatzgeschoss verzichtet wäre die Diskrepanz weniger dramatisch. Aber was bringt es wenn man sich jetzt auf moralische Aspekte zurückzieht? Das Ergebnis bleibt unbefriedigend.

    Die Lösung wäre gewesen, wenn man miteinander geredet hätte und mehr aufeinander eingegangen wäre und wenn sich beide Architekten zusammen gesetzt hätten und gemeinsam an einer guten Lösung gearbeitet hätten. Das wollte ich eigentlich nur sagen.

    So kommt das Ganze jetzt leider als ziemlich unglückliche Melange daher. Ein Zustand den man mit etwas mehr Sensibilität und etwas weniger Ego hätte verhindern können. Denn man wurde ja vor Baubeginn gewarnt. Leider ohne innere Einkehr.

    APH - am Puls der Zeit

  • @Apollo

    Natürlich fehlt es an der Abstimmung. Nur hätte m. E. im Fall des Falles die Blobel-Seite bezüglich des Grundproblems (der Geschoßhöhe) die besseren Argumente gehabt.

    Es ist aber sicher müssig, jetzt noch darüber zu streiten. Unter anderem auch, weil wir nicht einmal wissen, ob es zumindest Bemühungen um Gespräche oder sogar Gespräche gab. Auch in dieser Hinsicht könnte ja die ´Gegenseite´ die nicht kooperative gewesen sein.

  • Zitat

    An dieser exponierten Stelle, inmitten des Ur-Rekoareals Deutschlands, hätte nur eine exakte Rekonstruktion oder ein komplett moderner Entwurf hingehört.

    Na Gott sei Dank hat sich Blobel nicht in dieses Schwarz-Weiß Schema pressen lassen. Am Extrem zwischen Modern und Rekonstruktion krankt der Neumarkt an manchen Stellen nämlich sehr. Wo sich jeweils die Vertreter der reinen Lehre durchgesetzt haben, fehlen bisweilen die sanften Übergänge.

  • Das Hauptproblem ist der 0815 "Plattenbau" der USD, insbesondere der mittlere Teil. Der sieht billig aus. Blobels Bau macht nur auf diesen Misstand aufmerksam ohne bereit zu sein ihn durch Anpassung nach unten zu kaschieren.

  • Ich bin gestern bei Recherchen zu Carcasonne in Südfrankreich zufällig auf ein spezielles Haus an einem speziellen Platz gestossen:
    https://goo.gl/maps/quXXBGe4Vb72

    Sieht dieses Haus nicht auffallend ähnlich wie das Blobel-Haus aus? Es ist zwar eine typisch französische Fassade aus dem 19. Jahrhundert, aber trotzdem ist mir keine zweite Ähnliche begegnet.

    Das Haus steht am zentral gelegenen Place Carnot in der unteren Altstadt. Auch dieser ist mit Platanen versehen und zeigt einen aufwändig verlegten Bodenbelag aus Platten und Pflastersteinen mit verschiedenen Mustern. Durch die rechteckige Form wirkt er geschlossener als der Neumarkt, aber die künftige Stimmung auf letzterem könnte ich mir durchaus so wie in Carcasonne vorstellen:
    https://goo.gl/maps/XDP5ngkNxsD2

    Die Aufnahmen des Platztes wurden zu zwei verschiedenen Zeitpunkten aufgenommen, einmal mit dichtem, grünen Blätterwerk und ein anderes Mal nur noch mit wenig Laub. Also unbedingt vergleichen, damit man jetzt schon ein bisschen künftige Neumarkt-Wirkung erleben kann.

    (Die Direktnavigation auf diesem Platz funktioniert schlecht; insbesondere kommt man von den Strassen am Platzrand schlecht ins Platzinnere. Am besten ist es, zurück ins 2D-Satellitenbild zu gehen und von dort erneut hinein zu zoomen.)

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (28. Oktober 2018 um 18:53)

  • Der abgerüstete Blobel-Bau. Wenn man direkt davor steht, fällt diese seitliche Verschiebung des Staffelgeschosses nicht so auf, wohl nur aus der Ferne wird man dies sehen.

    Der Nebenbau wird wohl noch einmal eingerüstet. Da fehlt noch die Fassade. Ich gehe davon aus, dass die Gerüste abgebaut wurden, um den Fußweg fertigzustellen.

    Ergänzung:

    Das Nachbarhaus, welches zu Blobel gehört ist wohl die komplette Fassade aus Sandstein, wenn ich das richtig deute.

    http://www.dresden.de/de/stadtraum/b…Quartier-VI.php

    Die werden wohl entweder per Hebebühne angebracht oder es kommt ein neues Gerüst, welches ein größeren Abstand zum Gebäude hat.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chris1988 (28. Oktober 2018 um 19:21)

  • Die ganzen französichen Balkone auf der Seitenfassade des Blobel-Baus sehen auch einfach nur lächerlich aus. Es wirkt dadurch sehr unruhig und nimmt dem Bau in einem weiteren von viel zu vielen Punkten historische Authenzität. Dass der untere Balkon vollkommen ohne Not nicht umläuft- wie im Original- ist genauso unverständlich, der umlaufende Balkon hat dem Original etwas sehr kraftvolles, großstädtisches gegeben. Aber sicher, wer will sich mit seinem Nachbarn schon einen Balkon teilen.

  • Ein konzeptioneller Fehler im Fassadenaufbau wird jetzt an der Seitenfassade sichtbar. Die Fassaden werden durch horizontale Gurtgesimse gegliedert - über dem Erdgeschoss ein umlaufendes, kräftiges Abschlusssims und an den Obergeschossen feinere Gurtgesimse auf Fensterbankhöhe. Nur werden letztere durch die französischen Fensterbalkone unterbrochen, während am obersten Geschoss das Gurtgesims infolge Fehlens der Balkone wieder durchgehend ist.

    Die Lücken in den Simsen am 1. und 2. Obergeschoss bewirken an der Seitenfassade eine grosse Unruhe; zudem besitzen die Fenster als oberen Abschluss weitere Simse. Diese bestehen naturgemäss genau dort, wo sie auf Fensterbankhöhe fehlen. Dies bewirkt ein Auf und Ab der horizontalen Gliederung und bewirkt diese Unruhe. Aus diesem Grund ist für mich die Seitenfassade missraten.

  • Wie ist das denn rechtlich? Hat der Architekt nicht Urheberrechte an dem Entwurf? Wäre das Haus schon fertig, dürfte man doch auch nicht einfach so das Erdgeschoss umbauen.
    Jedenfalls keine guten Nachrichten.

  • Beim Eckbau geht es auch weiterhin nur in Mini-Schritten vorwärts. Im Frühling soll ja die "Eröffnung" des Wäldchens vor dem Quartier VI sein, ich bin mir nicht sicher, ob bis dahin der Bauzaun verschwunden sein wird...

    Innerhalb von 2 Wochen wurden äußerlich lediglich ein paar Friesteile sowie Kapitelle im Erdgeschoss angebracht. Irgendwie lustlos... ?(
    DSC00183

    DSC00179

    DSC00181

    An der Fassade über der Tiefgarageneinfahrt tut sich leider so gar nichts. :|
    DSC00185

    Bilder von gestern.

  • Ich find das jetzt nicht unbedingt ein Anzeichen von Lustlosigkeit. Solche Elemente brauchen Ihre Zeit und lass mal nicht 20 Handwerker dran arbeiten sondern nur 2 und schon zieht es sich eben etwas. Seien wir froh, dass es überhaupt so weiter geht und das was man sieht ist doch akkurate Arbeit. Also nicht gleich den Teufel an die Wand malen.

    Aber schönes Klischeebeispiel der gierigen Witwe. Verscherbelt das Andenken und Erbe des Gatten schon dann, wenn er noch nichtmal richtig kalt ist.

  • Die Stuckgirlanden sind an beiden Fassaden (zur Frauenstraße und zum Platz hin) angebracht. Die Kapitelle (auf Bild 3 von Bert noch am besten zu sehen) kommen auf den Fotos durch das Baustellendrumherum nur schlecht zur Geltung. Sie sehen in natura wesentlich besser aus. Die Qualität des Fassadendekors setzt sich im Erdgeschossbereich fort.

    Ein Detail des Baufortschritts wurde noch nicht benannt: Die beiden Fassaden des Blobelhauses werden links und rechts jeweils durch einen vertikalen Streifen mit waagerechten Profilierungen gerahmt. Zu den beiden Nachbarhäusern hin wurde dieser Streifen nun nach unten bis zum Boden verlängert und grau gestrichen. Es ist das gleiche Grau wie beim Zwischenbau. Bild 3 von Bert zeigt den Bereich unter der Zwischenachse zum Platz hin. Dort entsteht offenbar ein Durchgang. Die Gestaltung dieses Bereiches ist für die Wirkung der Zwischenachse nicht unerheblich. Durch Verlängerung der Fassadengestaltung bis zum Boden wird die Zwischenachse "geerdet". Bisher hing sie irgendwie in der Luft.

    Blobels Architekt Michael Kaiser ist übrigens der Sohn von Josef Kaiser, einem der wichtigsten Vertreter der Ostmoderne der 60er Jahre. Josef Kaiser entwarf unter anderem das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR und viele Bauten im Bereich der Karl-Marx-Allee.

  • Darüber wurde hier noch gar nicht richtig berichtet, durch die Kooperation mit der GHND geh ich mal davon aus, dass das Einstellen so ok ist:

    Blobels Witwe verkauft Neumarkt-Haus

    21. Februar 2019
    Sächsische Zeitung vom 21.02.2019

    Die Familie des Nobelpreisträgers hat sich von dem Dresdner Bauprojekt getrennt. Unklar ist, wie es jetzt weitergeht.

    Von Sandro Rahrisch

    Bis zu seinem Tod vor einem Jahr wusste Nobelpreisträger Günter Blobel immer, was in Dresden vor sich ging. Obwohl er in New York lebe, sehe er den Rohbau seines Neumarkt-Kaufhauses klar vor sich, ließ er Architekten und Handwerker wissen, als diese Richtfest feierten. Inzwischen ist das „Au petit bazar“, das kleine Kaufhaus, fast fertig. Mit der Familie Blobel hat es aber nicht mehr allzu viel zu tun.
    Mittlerweile sind die Blobels nicht mehr Bauherren des Eckhauses, wie die Stadtverwaltung bestätigt. Nach dem Tod des Dresden-Liebhabers, der einen beträchtlichen Teil seines Preisgeldes für den Wiederaufbau der Frauenkirche gespendet hatte, lag die Verantwortung für das Projekt plötzlich bei seiner Witwe Laura Maioglio. Sie ließ über eine Hamburger Anwaltskanzlei die Blobel-Haus Dresden Projektgesellschaft gründen. Diese sollte die Erbin bei der Fertigstellung des Gebäudes unterstützen. Blobel-Freund und Architekt Michael Kaiser durfte weiterhin die baulichen Geschicke in Dresden lenken.

    Doch inzwischen hat die Hamburger Kanzlei die Immobilie offenbar veräußert. „Wir haben nichts mehr damit zu tun“, sagte eine Mitarbeiterin am Dienstag der Sächsischen Zeitung. Wer der neue Eigentümer ist, dürfe sie nicht sagen. Auch die Dresdner Stadtverwaltung schweigt mit dem Verweis auf den Datenschutz.
    Fest steht, dass der neue Besitzer – gerüchteweise ist von einem Berliner die Rede – die Karten neu gemischt hat. So ist Michael Kaiser von der Baustelle geworfen worden. „Ich weiß nicht, was der neue Eigentümer vor hat“, sagt Kaiser. Er wolle abwarten, vielleicht werde er doch wieder engagiert. Äußerlich sei das Haus so gut wie fertig. Nur die sechs Frauen-Figuren an der Erdgeschoss-Fassade fehlten noch.

    Im Inneren ist in den letzten Tagen noch gearbeitet worden. Kaiser vermutet, dass dort Umbauten stattfinden könnten. Als Blobel Bauherr war, sollte eine Galerie für zeitgenössische Kunst ins Erdgeschoss ziehen. „Ich hoffe, dass das immer noch der Plan ist“, so Kaiser. Er sei sich sicher, dass der neue Eigentümer weiß, um welch prominentes Gebäude es sich handle. Auf drei Etagen waren Wohnungen geplant. Die Bauaufsichtsbehörde weiß bislang nichts von einem offiziellen Bauende, so die Stadt.

    Im Zweiten Weltkrieg war das kleine Neumarkt-Kaufhaus zerstört worden. Für Ballkleider war es in Dresden eine der besten Adressen. Die mit Markisen überspannte Schaufensterfront galt Mitte des 19. Jahrhunderts als hochmodern.

    http://www.neumarkt-dresden.de/blobels-witwe-…-neumarkt-haus/

  • War oben schonmal Thema. Am 4. Februar.
    So richtig weiß keiner was da nun im Hintergrund abgeht.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.