Dresden, Neumarkt - Quartier VI - Blobel

  • Ich finde das Original wesentlich ausdrucksstarker, gerade wegen dem überladenen Erdgeschoss und 1. Obergeschoss. Meiner Meinung nach eine Verschlimmbesserung. Wesentlich gravierender aber ist die Front der USD: Durch das eingeschobene Geschoss sieht das Gebäude aus wie eine auf alt getrimmte Platte.

    Wieso ist so ein eingeschobenes Geschoss dort eigentlich "so einfach" möglich und beim Riesch war doch genau DAS ein Grund der nicht-Rekonstruktion, oder?

  • Hast du schon einmal einen Slum gesehen? Wir können froh sein, dass wir derartiges in Mitteleuropa nicht haben, was im Übrigen - so hart das für einige klingen mag - auch ein Verdienst des industrialisierten Wohnungsbaues der Nachkriegsjahre ist. Da kann man gerne auf derart geschmacklose Gleichsetzungen verzichten.


    Du bestaetigst (wieder einmal) das Bild des humorlose Deutschen (und dass du fuer mich im falschen Forium moderierst).

    :S

    Fuer mich ist Rest der Altstadt No Go Area weil durch und durch haesslich wie Vorstadt von Bratislava und dass du damit zufrieden bist, zeigt fuer mich, dass du nicht in der Stadt aufgewachsen bist, in der noch Literat Herr Kaestner aufgewachsen ist. Kannst du aber nichts dafuer. Umfeld praegt einen. Hat schon Konrad Lorenz festgestellt.


    Zitat von bilderbuch

    Natürlich geht es hier gar nicht mehr um die Frage, ob man statt einer Neuinterpretation lieber hätte rekonstruieren sollen. Dieser Zug ist an dieser Stelle abgefahren. Das Problem besteht meiner Ansicht nach vielmehr darin, dass hier ein wirklich schlechter traditioneller Neubau entstehen wird, der nicht gerade Rekonstruktionen, dafür aber das zarte Pflänzchen des traditionellen Bauens in Misskredit bringt. Willkürlich verwendeter Fassadenschmuck kann eben leider nicht über schlechte Proportionen und dergleichen hinwegtäuschen. Dabei ist es auch nicht von Relevanz, dass "nichttraditionelle Bauten" vielleicht von noch schlechterer Qualität sind.


    Wir werden nie einer Meinung werden, denn wenn ich mir deine Kommentar zu andern Neubauten (plattenbaute) ausserhalb der Neustadt anschaue, dann sind die alle besser, wenn man deine Kommentare durchlesen muss. sitzt du in der Gestaltungskommission?

  • Kommt der Übergang vielleicht deshalb so unpassend daher, weil man sich überlegt hat, wie es im USD-Teil eigentlich hätte weitergehen sollen? Wenn man sich das fortgesetzt denkt, käme eine wesentlich bessere Lösung heraus, als die, die USD bauen möchte.

    Trotzdem ist der Übergang als Endergebnis unsäglich, da hätte man besser schlicht bleiben sollen.

    Das Hauptgebäude selbst ist (abgesehen vom Dach) gut - es ist halt ein Neuentwurf, der nur Anklänge an das alte bewahrt. Der Vergleich zum Prinzipalmarkt passt schon. Die Proportionen (bis zur Traufkante) haben zwar nicht mehr die Eleganz des 19. Jahrhunderts, sondern sie sind moderner, aber daher nicht schlechter. Es wirkt für mich sogar passender zu Dresden als der Altbau.

  • Eigentlich wurde schon alles gesagt zu dem Neuentwurf... ich bin wie viele andere auch zwiegespalten. An sich sieht das Gebäude ja ganz gut aus (bis auf das Dach, das doch etwas merkwürdig wirkt). Vermutlich hätte ich andernorts auch kein Problem damit, aber gerade am Neumarktgebiet, was zum einen DAS Beispiel für die Rekonstruktion eines ganzen Stadtviertels in Deutschland ist und Vorbild für Potsdam, Frankfurt und hoffentlich auch einige spätere Projekte ist, und wo zum anderen auch schon eine Menge schiefgelaufen ist, ist es aus meiner Sicht ein weiterer fataler Schritt.

    Bisher war für mich die Spiegelung der Fassade "Neumarkt 4" einer der größten Fehler beim Wiederaufbau. Da die Geschosshöhen der ursprünglichen Gebäude Neumarkt 4 und 6 nahezu gleich waren, muss die Spiegelung dem Wunsch entstanden sein, etwas harmonischeres zu schaffen als die ursprünglich nur sehr schmale, stark verzierte Fassade neben einem relativ schmucklosen Barockbau. Und hier ist genau der Punkt, an dem sich die Geister der Rekonstruktion scheiden. Meines Erachtens soll man bei Rekonstruktionen möglichst genau das bauen, was zu einem definiertem Zeitpunkt X dort gestanden hat - oder eben eine kritische Rekonstruktion oder eine historisch angehauchte Neuschöpfung, jedenfalls etwas, was klar als neu zu identifizieren ist (ohne Brüche zu erzeugen versteht sich). In dem Moment, in dem wir die Rekonstruktion hinsichtlich unseres ästhetischen Empfindens verändern, geht es nicht mehr um die Wiedergewinnung historischer Gebäude oder Ensembles sondern rein um die Illusion dessen. Und macht Rekonstruktionsvorhaben daher angreifbar gegenüber Disneyland-Vorwürfen. Und in diesem Fall muss ich leider sagen, dass ich den Kritikern hier recht geben muss. Blobel treibt m.E. Disneyland auf die Spitze. Ein Geschoss wegstauchen, die anderen langziehen, ein spektakuläreres Dach und mehr Stuck und Verzierungen, Hauptsache dem Bauherrn gefällt es. Damit erweist er allen, die sich für Rekonstruktionen mit dem Ziel der Wiedergewinnung historischer Stadtbilder einsetzen, einen Bärendienst.

    Gerade die Unperfektheit von Neumarkt 4 und auch von "Au Petit Bazar" macht diese Häuser so besonders, ein spannender Kontrast im barocken Ensemble. Neben dem Hotel Stadt Rom waren genau das die Rekonstruktionen, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Und bin jetzt zum zweiten Mal enttäuscht worden.

    Der Neumarkt bleibt wohl eins der großartigsten Städtebauprojekte der letzten Jahrzehnte, allein die schiere Anzahl an Rekonstruktionen wird wohl lange ein Benchmark bleiben. Doch man hätte wesentlich mehr daraus machen können - und es sind letztenendes dann doch Immobilienunternehmer wie Kimmerle, die das meiste Herzblut beweisen und nicht die, denen man es vorher am ehesten zugeschrieben hätte.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ach - eigentlich ist das alles doch total toll.

    Was dieses ach so sch....öne Projekt doch für Massen an Diskussionen hervorruft. Die Drähte laufen heiß und Blobel ist in aller Munde - gaaaaaaanz toll!!! Aber nein - ich bin ja verbittert - so wissen.de.

    Viel Spaß noch mit dem Neumarkt-Disneyland. Jeder baut dort jetzt zukünftig was und wie er er es immer will - Hauptsache gaaaaaaanz viele wunscherschöne Schörkel dran - ja klar.... mit dieser fantastischen Methode schlägt man die Moderne!

  • Gerade die Unperfektheit von Neumarkt 4 und auch von "Au Petit Bazar" macht diese Häuser so besonders, ein spannender Kontrast im barocken Ensemble. Neben dem Hotel Stadt Rom waren genau das die Rekonstruktionen, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Und bin jetzt zum zweiten Mal enttäuscht worden.

    Das trifft es sehr gut: Sowohl Au Petit Bazar als auch der Neumarkt 4 hatten eine besondere und spannende Ausstrahlung. Die heutigen Versionen sind vergleichsweise kitschig und langweilig. Das ist halt der Unterschied zwischen Genialität und Mittelmaß (der ins Kitschige abzurutschen droht bzw. bereits abgerutscht ist). Das au petit bazar hatte harmonischere Proportionen und war ein spannendes Gebäude wegen seinen überladenen unteren Geschossen, die zu den vergleichsweise schlichten oberen Geschossen in Kontrast standen. Auch das Dach war einfach aber schön. Es hatte das gewisse Etwas.

    Beim Neumarkt 4 sehe ich es ähnlich. Die Spiegelung macht den Neumarkt 4 belangloser.

    Ich glaube das der Herr Bobel sich hier einfach überschätzt: Schön bauen kann nicht jeder. Und der Neumarkt war nicht umsonst so bekannt.

  • "Oktavian", meinst Du, es gibt noch Chancen der Intervention von Seiten der GHND? Oder ist schon jedes Wort zwischen Blobel und den Kritikern gesagt?

  • Viel Spaß noch mit dem Neumarkt-Disneyland. Jeder baut dort jetzt zukünftig was und wie er er es immer will - Hauptsache gaaaaaaanz viele wunscherschöne Schörkel dran - ja klar.... mit dieser fantastischen Methode schlägt man die Moderne!

    Gerade das verstehe ich an der Geschichte nicht. Bisher konnte ja eben niemand bauen, was er will, selbst wenn er historisch exakt rekonstruieren wollte. War es nicht so, dass die Stadt durch ihre Gestaltungskommission rekonstruktionswillige Bauherren ausgebremst und ihnen modernistische Entwürfe abgepresst hat? Und hatte der Investor des Hotels an der Rampischen Straße nicht einen kleinteiligen, sich wesentlich harmonischer einfügenden Entwurfvorgesehen, bis ihn die Kommission zwang, den klobigen, das Ensemble zerschießenden Entwurf zu realisieren?

    Aber welche Rolle hat denn die Gestaltungskommission im Fall Blobel gespielt? Man hat ihm keine moderne Architektur aufgedrückt, ihn aber auch nicht zu einer weitgehend originalgetreuen Rekonstruktion gedrängt. Stattdessen hat man ihm gestattet, einen beliebig zurechtgeschnittenen und ahistorisch verschnörkelten Phantasiebau zu errichten, der an den zerstörten Vorgänger nur noch erinnert, aber alles andere als eine zeitgemäße Neuinterpretation ist.

    Da fragt man sich doch, was die Kommission eigentlich will. Dass sie mit rechtsstaatlichen Grundsätzen nicht viel am Hut hat und Bauherren, die ohne weiteres einen Anspruch auf Baugenehmigung haben, ohne Ermächtigungsgrundlage zu einer Planänderung nötigt, ist das eine. Aber bisher konnte man dahinter immerhin noch eine Art Strategie vermuten, nämlich die Zahl der Rekonstruktionen nicht zu hoch werden zu lassen und - neben ein paar angepassten Füllbauten - auch ein paar modernistische Störelemente durchdrücken, auf dass auch ein Blinder am Neumarkt sofort erkenne, dass hier kein historisch gewachsenes Viertel, sondern ein Neubauquartier steht. Und deshalb hat man auch diverse zu historisierende Entwürfe abgelehnt. Und nun winkt man genau das durch, nämlich ein Phantasie-Barockgebäude, das weder historisch noch modern, sondern pseudo-historisch ist? Allerspätestens jetzt hat diese Kommission sich doch selbst abgeschafft.

  • Wenn man die Kommission als Gegenspieler zur GHND begreift, hat das Verhalten der Kommission durchaus Sinn.
    Denen geht bestimmt einer ab zuzusehen wie die GHND sich an diesem Punkt selbst zerlegt.

    Intern kann man sich streiten aber nach außen sollte man immer geschlossen auftreten.

    Einmal editiert, zuletzt von Henry (23. Februar 2017 um 09:32)

  • Aber welche Rolle hat denn die Gestaltungskommission im Fall Blobel gespielt? Man hat ihm keine moderne Architektur aufgedrückt, ihn aber auch nicht zu einer weitgehend originalgetreuen Rekonstruktion gedrängt. Stattdessen hat man ihm gestattet, einen beliebig zurechtgeschnittenen und ahistorisch verschnörkelten Phantasiebau zu errichten, der an den zerstörten Vorgänger nur noch erinnert, aber alles andere als eine zeitgemäße Neuinterpretation ist.

    Bitte mal in einem meiner vorherigen Beiträge (Nr. 90) nachlesen. Es ist die Rechtslage, die es an dieser Stelle nicht zulässt, dass das SPA eingreift, d. h. der Bauherr kann hier machen, was er will.

    Zitat von Heimdall

    "Oktavian", meinst Du, es gibt noch Chancen der Intervention von Seiten der GHND? Oder ist schon jedes Wort zwischen Blobel und den Kritikern gesagt?

    Nein gibt es, denke ich, wohl nicht mehr. Zu einem Gespräch gehören zwei und v.a. einer, der auch mal zuhören will. Dies ist hier nicht gegeben.

    Einmal editiert, zuletzt von Oktavian (23. Februar 2017 um 09:48)

  • Bitte mal in einem meiner vorherigen Beiträge (Nr. 90) nachlesen. Es ist die Rechtslage, die es an dieser Stelle nicht zulässt, dass das SPA eingreift, d. h. der Bauherr kann hier machen, was er will.

    Bitte erzähl mir nichts über die Rechtslage wie auch ich Dir nichts erzähle über Kunstgeschichte. ( :zwinkern: )

    Wir haben doch schon oft darüber gesprochen - ich hatte das vor Jahren mal aufgedröselt, etwa hier - , dass die Gestaltungskommission eigentlich gar keine rechtliche Handhabe gegen die Investoren hat, weil es keine Gestaltungssatzung gibt und weil jeder, der die (niedrigen) Hürden des § 34 BauGB überwindet, einen einklagbaren Anspruch auf Erteilung einer Baugenehmigung hat. Rein rechtlich gesehen müsste also keiner der Neumarktinvestoren auf die Kommission hören, sondern könnte im Rahmen des § 34 bauen, was er will.

    Tatsächlich hat aber diese Kommission an allen Ecken und Enden kräftig mitentschieden und faktisch Rekonstruktionen verhindert und moderne Brüche durchgeboxt, trotz nicht vorhandener Rechtsgrundlage. Und der Investor Dietze hatte geäußert, er hätte gerne mehr rekonstruiert, die Kommission habe das aber verhindert. Hier im Forum hat er dazu ausgeführt, faktisch sei es eben leider so: Wer den "Empfehlungen" der Kommission nicht folge, der kriege eben keine Baugenehmigung. Dass eine solche skandalöse Vorgehensweise der Verwaltung vor Gericht auf jeden Fall platzen würde, man seine Genehmigung also jederzeit erfolgreich einklagen könnte, war Herrn Dietze wohl auch klar, aber dazu wies er darauf hin, dass er als Investor eben leider nicht die nötige Zeit und das entsprechende finanzielle Polster habe, um so einen Rechtsstreit durchzuziehen.

    So viel zur rechtlichen und zur faktischen Macht dieses Gremiums. Und da, ich wiederhole mich, wundert es mich, warum diese Kommission im vorliegenden Fall nicht getan hat, was sie sonst tut. Hat man etwa in diesem Fall seine Prinzipien über Bord geworfen und Barabbas begnadigt oder einen Promi-Bonus vergeben und großzügigerweise für Nobel-Blobel eine Ausnahme gemacht?

  • Rein rechtlich gesehen müsste also keiner der Neumarktinvestoren auf die Kommission hören, sondern könnte im Rahmen des § 34 bauen, was er will.

    Nein, das stimmt nicht.
    In fast allen anderen Fällen erhalten die Investoren die Grundstücke aus städtischer (!) Hand. Und in diesem Falle werden städtebauliche Verträge gemacht und darüber läuft dann das Druckmittel, dass der Bauherr gezwungen wird, auf die GestaKo zu hören, oder er bekommt eben keine Baugenehmigung. So einfach geht das. Und so lief es bei Kimmerle.

    Alles dieses ist bei Blobel wie auch beim Chiapponischen Grundstück der USD (und nur dort) nicht gegeben. Und deshalb musste man nolens volens auch dort die halbe Reko bzw. bei Blobel den Phantasiebau durchgehen lassen

    Zitat von Schloßgespenst

    ... war Herrn Dietze wohl auch klar, aber dazu wies er darauf hin, dass er als Investor eben leider nicht die nötige Zeit und das entsprechende finanzielle Polster habe, um so einen Rechtsstreit durchzuziehen.

    Genauso isses.

    Einmal editiert, zuletzt von Oktavian (23. Februar 2017 um 10:51)

  • Das war die andere juristisch denkbare Variante, die ich auch schon mal genannt hatte, nämlich dass bereits im Kaufvertrag oder eben in einem städtebaulichen Vertrag die Bedingung bzw. Verpflichtung des Käufers vereinbart wird, dass das Votum der GestaKo als verbindlich gilt. Mich würde interessieren, wie man das geregelt hat - gibt es dann für den Fall, dass der Käufer sich nicht dran hält, ein Rücktrittsrecht für die Stadt? Wahrscheinlicher erscheint mir, dass die Stadt in solchen Fällen einfach keine Genehmigung erteilt, um den Käufer weichzukochen.

    Und, ja danke, Herr Kimmerle war natürlich gemeint, nicht Dietze, hab ich leider verwechselt. Und dieser Herr Kimmerle hatte im Forum folgendes geäußert:

    Zitat

    Es ist völlig uninteressant, ob die Gestaltungskommission eine rechtliche Grundlage hat oder nicht. Die Macht, dieser Kommission führt ganz klar zu einer Baugenehmigung oder eben nicht.

    Aber sind in den Verträgen überhaupt solche Klauseln, wie von mir vermutet oder wählt man einfach die Verweigerung der Genehmigungserteilung als Druckmittel? Wenn ja, bliebe ja tatsächlich der Rechtsweg, und umgekehrt könnte die Stadt bei einem "Käufer von privat" wie Blobel genauso verfahren.

  • Ich klinke mich hier aus - es ist irgendwie zu frustrierend. Überall mischt die GestaKo mit und schlägt Wunden in das Ensemble, bei denen dank Urheberrecht wohl auch keine Chance auf Heilung besteht - und da, wo sie mal nichts ausrichten kann und man bis ins Detail rekonstruieren könnte, ausgerechnet da baut der Investor beliebigen Firlefanz. Und das dann auch noch neben einem Nachbarn, der das historische Vorbild ebenfalls zurechtgestaucht hat, um noch ein Geschoss hinzuquetschen. Wer auch immer da in ein paar Jahren eine Vorkriegsaufnahme davorhält, wird verwundert sein, dass da nichts so richtig übereinstimmt - und sich fragen: Ist das alles hier ringsherum vielleicht nur so ähnlich nachgeahmt und gar nicht authentisch?

  • Wenn ja, bliebe ja tatsächlich der Rechtsweg, und umgekehrt könnte die Stadt bei einem "Käufer von privat" wie Blobel genauso verfahren.

    Nein, kann sie halt eben nicht, da er das Grundstück nicht von der Stadt abgekauft hatte und destowegen eben keinen Vertrag abschließen muss.
    Und glaub mir: Ich wünschte mittlerweile, dort wäre ein - natürlich gut und intelligent gemachter (siehe FfM!) - Neubau hingekommen. So gehts halt eben nicht, einen Originalbau so dermaßen zu zermantschen....

    und sich fragen: Ist das alles hier ringsherum vielleicht nur so ähnlich nachgeahmt und gar nicht authentisch?

    GENAU DAS HAST DU RICHTIG ERKANNT!!
    Einen Bärendienst hat Blobel der Reko-Bewegung erwiesen.

    Es ist - natürlich in kleinerem Maßstab - dasselbe wie diese mistige Idee von Braunfels in Berlin, dort das Schloss Andreas Schlüters aufzubrechen, den Hof zu drehen und eine Dreiflügelanlage à la Versailles draus zu machen.

    Wer so dermaßen verachtungsvoll mit einer der größten Architekturschöpfungen der Menschheit umgeht, hat nichts anderes als Spott und Hohn verdient von Leuten, die keine "puristischen Besserwisser" sind oder so, sondern die Wissenschaftler sind und von den Dingen eben ein ganz klein wenig mehr Ahnung haben, als diese Herren.

    Dass Blobel als Nobelpreisträger für eine unglaublich große wissenschaftliche Leistung eben genau dieselbe Haltung hat, läßt einem nur den kalten Schauer den Rücken runterlaufen....

    Einmal editiert, zuletzt von Oktavian (23. Februar 2017 um 12:27)

  • Das wird aber definitiv nicht kommen, denn dafür gibt es eben keine politische Mehrheit in Dresden - weder bei den Parteien noch v. a. bei der Bevölkerung.
    Ob es einem passt oder nicht: Die DDR-Zeit ist über diese Stadt drübergegangen, daran lässt sich nichts mehr ändern und Veränderungen/Rückbauumngen wird man nur in geringerem Maße machen können. An dieser Stelle aber, so glaube ich, auch in Zukunft nicht - zumal nicht wo dort jetzt der neue Konzertsaal aeingebaut worden ist.

    Ich habe auch lange gebraucht, um dies zu akzeptieren, aber es gibt halt eben nur ein Dresden und das ist das, welches da im Elbtal liegt und nicht die "Stadt der Träume", die viele darin sehen.

    Ich habe mich dazu entschlossen, mit und in dem realen Dresden leben....

  • Die SZ hat sich der Kritik am Entwurf angenommen und verdeutlicht den Standpunkt der GHND:

    Auch die Gesellschaft Historischer Neumarkt, die die Entwicklung an Dresdens herausragendstem Platz mit Argusaugen überwacht, immer mit dem Ziel, das Maximum an Rekonstruktionen herauszuholen, hat mit dem Entwurf so ihre Probleme. Und das, obwohl Blobel selbst Mitglied ist und die Gespräche zum Haus seit Monaten hinter den Kulissen geführt wurden. Statt des historisierenden Neu- hätte sich die Gesellschaft einen originalen Wiederaufbau gewünscht, erklärt Vorstand Torsten Kulke. Der Entwurf zeige zwar den Willen, den alten Geist wieder aufleben zu lassen, „vom Ergebnis sind wir indes enttäuscht“. Den Neumarkt-Wächtern ist bewusst, dass eine „1:1-Rekonstruktion für heutige und künftige Nutzung aus verschiedenen Gründen nicht möglich“ ist.

    [...]

    Der aktuelle Entwurf vom Blobel-Architekten Michael Kaiser erreiche diese Wirkung nicht. Im Gegenteil: Das Zusammenspiel mit den benachbarten Objekten des Investors Unser Schönes Dresden (USD) sei nicht stimmig. Die beiden markanten, wuchtigen Eckhäuser, von denen Blobel das linke bauen lässt, schließen im Dachbereich nicht symmetrisch ab, wie es aber bis zur Zerstörung 1945 war. Die First- und Traufhöhen, also die obere und untere Kante, der Dächer würden sich erheblich unterscheiden. Während USD die alten Höhen nahezu übernimmt, obwohl das Unternehmen eine zusätzliche Etage im Vergleich zum Originalbau „eingeschoben“ hat, soll das Blobel-Haus deutlich höher werden, auch weil seine Geschosse im Gegensatz dazu gestreckt geplant sind. Was der Neumarkt-Gesellschaft ebenso nicht passt, ist das großflächige Flachdach. „Dieses ist nach dem städtebaulich-gestalterischen Konzept für den Neumarkt unzulässig“, sagt Kulke. Außerdem soll darauf ein Pavillon errichtet werden, damit ein Aufzug zur Dachterrasse fahren kann. „Das lehnen wir als besonders störend für die Sicht von der Frauenkirchenkuppel ab.“ Obwohl Kulke den geplanten Eingang zum Innenhof lobt, fordert er Blobel auf, den Übergang zum USD-Gebäude zu überarbeiten.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe