Dresden, Neumarkt - Quartier VI - Blobel

  • Gestriger Rundgang über den Neumarkt.
    "Madame" steht immer noch allein da... Aber wir üben uns einfach in Geduld... :P
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    Blick in den Hofdurchgang
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  • Vielen Dank für das Bildupdate. :)
    Schönheiten sind die Damen keine. Die Ausführung wirkt eher grob und unbeholfen, und den Gesichtern fehlt die klassische Noblesse. Das war nach den wenig gelungenen Masken der Elimeyerschen Ladenfenster jedoch zu erwarten. (Bevor sich hier wieder jemand echauffiert: Ja, ich besitze die professionelle Kompetenz für diese Beurteilung.)
    Immerhin scheinen alle Köpfe aber individuell gestaltet, während man beim Körper zwischen zwei verschiedenen Modellen abwechselt. Ich nehme an, das war auch beim Original der Fall. Es dürfte auch kaum auffallen, wenn man nicht ganz genau hinschaut.

  • Schönheiten sind die Damen keine. Die Ausführung wirkt eher grob und unbeholfen, und den Gesichtern fehlt die klassische Noblesse.

    Das ist bei meiner Frau genauso. Aber das Gesamtpaket stimmt, genau wie beim Blobel-Bau. Von daher bin ich in beiden Fällen recht zufrieden. ;)

  • Man erkennt an den Gesichtern sofort die Machart unserer Zeit.Noch banaler als die Physiognomien sind die Haare. Problematisch finde ich auch, dass die Karyatiden keine plausible Standfläche haben und auch nicht wirklich etwas tragen (was schon von anderen bemerkt worden ist). Auf diese Weise wird besonders sichtbar, dass es sich um zeitgenössische Zutaten handelt.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

    Einmal editiert, zuletzt von Seinsheim (1. November 2019 um 11:26)

  • Schade, dabei gäbe es definitiv Bildhauer in unserem Land, die fähig sind, an die Leistung der Altvorderen heranzukommen. Selbst unter der Prämisse, dass womöglich die Gesichter reale Vorbilder (Familie Blobel?) haben könnten...

    Auch für einen Laien wie mich sehen diese Gesichter abschreckend aus.

    Wer vergleichen will, dem sei der Beitrag zur Rekonstruktion von Karyatiden in der Residenz München empfohlen, insbesondere das Video. Aber nicht erschrecken wenn man dann wieder die Figuren des Blobel-Bau sieht. Welten! ;)

    Aber gut wenn man nicht (zu genau) hinschaut dann gehts. Ist halt ein weiteres spezifische Detail an diesem mit mehr oder weniger historischen Versatzstücken zusammengeflickten Bau. Und das meine ich jetzt gar nicht mal so negativ... Man darf das eben nur als das sehen was es ist: ein Kuriosum, keinenfalls aber als klassischer Neubau im engeren Sinne oder gar eine Rekonstruktion.

  • Die Frauen haben alle Wasser in den Füssen und Unterschenkeln. Noch dazu Arme wie Hufschmiede. Sieht ein bischen wie ein gewollter Neo-Rauch Schüler aus. P.S. Ich oute mich als interessierter Laie.

  • Mir ist das gar nicht so bekannt, dass Neo Rauch dicke Frauen abbildet, ich kenne eher Bilder mit schlanken Figuren (z.B. hier oder hier). Aber, mal ganz egal, ob es einen Einfluss von Rauch gibt oder nicht, ist mir persönlich eine antike Noblesse lieber, da der Klassizismus meinen persönlichen Geschmack gut trifft. Aber ich sehe diese Karyatiden dennoch als interessant an. Sie sind eben etwas anders. Zum Beispiel könnte man sie als normale "Dresdner Mädsche" mit Gesichtern aus dem Straßenbild und den für viele Deutsche nicht unüblichen kräftigeren Beinen interpretieren. Kein Schönheitsideal, aber mit dem Fleisch und Blut des Alltags ausgestattet. Lustig wäre es dann noch geworden, wenn man auch die Körper zusätzlich zu den schönen klassischen Gewändern noch mit Attributen der Gegenwart ausgestattet hätte. Z.B. die Eine hält ein Fahrrad, die Andere ein Skateboard unter dem Arm, die Dritte mit Kind und Vierte trägt zwei Einkaufstaschen... biggrin:)

  • Dann wäre aber die Noblesse dahin, welche in natura auf jeden Fall vorhanden ist. Auf den Fotos kommen die Damen leider nicht naturgetreu rüber.

  • (...) Lustig wäre es dann noch geworden, wenn man auch die Körper zusätzlich zu den schönen klassischen Gewändern noch mit Attributen der Gegenwart ausgestattet hätte. Z.B. die Eine hält ein Fahrrad, die Andere ein Skateboard unter dem Arm, die Dritte mit Kind und Vierte trägt zwei Einkaufstaschen...

    Ganz realistisch wäre es aber geworden, wenn alle Figuren auf ihr Smartphone glotzen.

    An den vielen Danksagungen zu den Bildern sieht man aber, daß wir uns generell über diese schöne Zutat an der Fassade freuen. Das ist die Hauptsache.

  • ... Z.B. die Eine hält ein Fahrrad, die Andere ein Skateboard unter dem Arm, die Dritte mit Kind und Vierte trägt zwei Einkaufstaschen... biggrin:)

    oder Eine ist gepierct und eine Andere hat seitlich die Haare rasiert. Die Dritte trägt wiederum ein T-Shirt mit einer bedeutungsvollen "Message", selbstverständlich auf englisch: "refugees are welcome" oder "save the climate"

    Ich finde die Umsetzung der Karyatiden miserabel aber ich bin auch nur ein Laie.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Ja, die Ausführung ist schlecht - aber wesentlich besser als gar keine Damen.

    Mich stören eher die großen, wenig gegliederten Fensterflächen.

    Insgesamt gefällt mir das Bauwerk jedoch sehr gut und ist eine Bereicherung für den Neumarkt.

  • Diese überdimensionierten Sockel wirken, wie jene von kleinen Kunststoff-Souvenirs für Touristen (man beachte die kleinen Ausbuchtungen in der Mitte der Sockel, die anscheinend passgenau für den Pilaster gedacht waren und nun, da das nicht klappte bzw rückblickend wohl gar nicht nötig war, deplatzierter nicht wirken könnten). Hier wurde allgemein ziemlich geschlampt. Die Gesichter wirken bäuerisch und grob, obwohl das grundsätzlich nicht schlecht in unsere Zeit passt. Was mich viel mehr stört, ist, dass es unter den Gesichtern keine gemeinsamen Bezugspunkte gibt, sie wirken wie aus verschiedenen Epochen zusammengewürfelt und zeugen letztlich von Stillosigkeit des Künstlers (hier wörtlich gemeint). Die ganz rechts könnte von einem Dürerbild stammen, während die herbe Kurzhaarige eher einer heutigen Shampoo-Werbung entsprungen zu sein scheint. Eine andere hat wiederum antikisierende Gesichtszüge. Es wirkt, als habe der Auftraggeber die Devise ausgegeben: „irgendwie historisch. Ach, und Frauen müssen es sein“. Schade, aber wie bereits gesagt wurde: besser als gar nichts.

  • Sprechen wir es doch aus: Die Künstler von heute erreichen nicht mehr das Niveau vergangener Zeiten, sie sind damit überfordert. Wo sollten sie es auch gelernt haben?

    In dubio pro reko

  • Sprechen wir es doch aus: Die Künstler von heute erreichen nicht mehr das Niveau vergangener Zeiten, sie sind damit überfordert. Wo sollten sie es auch gelernt haben?

    Entschuldige, aber das ist Unsinn. Ich könnte, wenn die Leute, die diese Häuser oder Schlösser rekonstruieren, bereit wären über den Tellerrand zu schauen, ihnen aus dem Stand eine Hand voll Illustratoren und 3D-Künstler nennen, die für einen Bruchteil des Stundenlohns, die schönsten, anmutigsten und historisch verblüffend echt wirkendsten Illustrationen, Malereien und Skulpturen herstellen können. Ich habe es schon öfters in diesem Forum erwähnt: Die wahren klassischen Künstler dieser Tage findet man im Videospiel- und Filmbusiness. Diese Künstler wurden zum größten Teil nicht an Kunstakademien vermurkst, sie haben sich oft selbst geschult, haben Concept Art, Animation, Charakter Design gelernt.

    Eugene Lukashevich stellt ein solches 3D-Modell in nur zwei bis drei Stunden in seiner Freizeit her:

    Wenn man ihm ein paar Tage Zeit gibt, dann kann er solche Kunstwerke frei aus dem Kopf oder von einem Original kopiert herstellen:

    Er kann sich jedem Stil perfekt anpassen. Der Frauenkopf ist typisch für die Zeit um 1900, der Männerkopf typisch für Meister der Barockzeit.

  • Ich denke, der Hauptgrund für diese laienhafte Ausführung ist wohl mal wieder das Geld. Es durfte einfach möglichst nichts kosten. Dafür bekommt man dann entsprechende Qualität geliefert.
    Seit Blobel tot ist, wird an diesem Bau eh nur noch herumgedoktert. Es ist das Schicksal dieses Baues.

    Im Übrigen stimmt es schon ein wenig, dass die Bildhauer von heute nicht mehr zu den Leistungen der früheren Meister fähig sind. Das zeigt sich meistens bei Statuen in den Gesichtern. Während die Werke der alten Meister lebendige Gesichter hatten, sind die heutigen Kopien meist steril und tot.

  • Im Übrigen stimmt es schon ein wenig, dass die Bildhauer von heute nicht mehr zu den Leistungen der früheren Meister fähig sind. Das zeigt sich meistens bei Statuen in den Gesichtern. Während die Werke der alten Meister lebendige Gesichter hatten, sind die heutigen Kopien meist steril und tot.

    Es stimmt nicht ein wenig, es stimmt überhaupt nicht.
    Hört doch mit dem Unsinn auf, pauschal zu behaupten, dass heutige Künstler nicht mehr zu den Leistungen früherer Künstler fähig sind. Wie könnt ihr das überhaupt beurteilen? Kennt ihr euch mit heutigen klassischen Künstlern überhaupt aus? Von 99-100% von denen habt ihr doch überhaupt noch nichts gehört oder gesehen. Das kommt daher weil diese
    Künstler ohne großen Ruhm und Reichtum oder ein großes Ego anzuhäufen hinter den Kulissen beispielsweise für Videospiel- oder Filmproduktionen arbeiten.
    Wenn man nur eine sehr begrenzte Auswahl an Künstlern oder Handwerkern hat, weil man aus Unwissen oder Standesdünkel nicht über den Tellerrand schaut, was von Künstlern und Handwerkern in anderen Branchen geleistet wird, dann werden es auch oft nur "sterile", "tote" Gesichter. Das hätte ein anderer Künstler, wenn man ihm die Chance gegeben hätte, womöglich besser gekonnt. Ich kenne persönlich eine Reihe an Künstlern die das können.

    Ich glaube, ich muss einmal einen Strang eröffnen, in dem informiert und gezeigt wird, was klassische, nicht akademische Künstler von Heute tatsächlich im Stande sind zu leisten. Ich kann euch versprechen, dass einige ganz schön überrascht sein werden. Leider macht es speziell dieses Forum so extrem schwer Bildmaterial direkt zu präsentieren. Die meisten Künstler, die ich kenne, hätten gar nichts dagegen, ihre Werke direkt hier einzubinden mit einem Link zur ihrer Galerie. Aber ihre Bilder abzuspeichern, um sie erneut hier hochzuladen und zu hosten, und das in geringer Bildqualität, dagegen hätten sie schon etwas.

  • Das Designen der Vorlage ist eins Treverer, da stimm ich dir voll zu, da ist vieles besseres möglich.
    Diese Vorlage muss aber ja dann auch noch einer in Handarbeit mut den ganzen Frinheiten umsetzen, wenn man keine maschinell gefertigte Statuen möchte und bei diesem Arbeitschritt kann man trotz guter Vorlage noch viel versauen.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • @ Treverer, der Eugene Lukashevich ist sicherlich ein exzelenter 3D Artist der zur Weltelite gehört, aber genau dass wird ihn bestimmt auch teuer machen. Nicht umsonst arbeitet er für die Film/ Videospielindustrie.
    Dann muss man auch erstmal einen finden der günstig, die 3D Entwürfe in Stein hauen oder alternativ in der Größe mittels 3D Druck ausdrucken kann, so dass diese auch noch Wetterbeständig sind.

    Aber ich finde man sollte sowas mal als Foschungsprojekt testen.