Ich habe mich wohl etwas missverständlich ausgedrückt: sicherlich hätte man einige Gebäude der Prager Straße wiederaufbauen können, auch der Kaiserpalast und viele weitere Gebäude der Innenstadt, aber die Prager Straße war nun nicht mal der Stadtkern und auch noch verhältnißmäßig jung. Rückblickend wäre ein Wiederaufbau der Innenstadt im Bereich zwischen Elbe, Ringstraße, Pirnaischer- und Postplatz wünschenswert gewesen. Darin hätte man die ganze Kraft und das (kaum vorhandene) Geld reinstecken müssen und gleichzeitig die Straßenbahn wie z.b. in Hannover unterirdisch verlegen können. Wenn ich mir aber Teile der Innenstadt anschaue, wo wirklich kaum noch ein Stein auf dem anderen Stand (Grunaer Straße), so hätte es auch unter anderen politischen Bedingungen keinen Wiederaufbau gegeben.
Aber "hätten" hätte man vieles können, nur ging es beim Wiederaufbau nicht um die Einhaltung zumindest alter Strukturen, sondern um die Errichtung einer sozialistischen Großstadt. Es ist müßig zu diskutieren, was wann wie und wo hätte wiederaufgebaut werden können. Fakt ist, dass in der Innenstadt sehr wenig wiederaufgebaut wurde, aber viele noch vorhandene Baulücken immerhin die Chance geben, eine angemessene Bebauung zuzulassen.
Miwori hat sehr schön ausgeführt, wie wir als Kinder diese Stadt wahrgenommen haben. Es war größtes Glück, wenn man eine Plattenwohnung bekam. Die erste Wohnung meiner Eltern, die sie auch nur bekamen, da sie geheiratet hatten und ein Kind erwarteten, war eine Altbauwohnung in Striesen mit Etagentoilette, Ofenheizung und einer äußerst unangemessenen Elektrik, wie mir berichtet wurde. Man konnte darin leben, aber eine Plattenbau bzw. Neubauwohnung war absolut erstrebenswert und sicherlich hätten nur sehr wenige geklagt, wenn für eine Plattensiedlung zum Beispiel die ganze Friedrichstadt abgerissen worden wäre. Die sozialistische Architektur hatte ich als Kind nie als störend empfunden; ich habe noch Postkarten von Dresden, auf denen sind die Kreuzung der Pirnaischen Platzes (!), die Ernst Thälmann Str. und die HH der Prager drauf mitsamt einem "Grüße aus Dresden". Kaum vorstellbar, aber so war es eben.