Karl-Marx-/Stalin-Allee, Sozialistischer Klassizismus (Galerie)

  • So, jetzt gibt es noch einen Nachschlag, da das Interesse doch vorhanden zu sein scheint:
    Die beiden folgenden Fotoaufnahmen zeigen sehr schön die beeindruckende Monumentalität der Blöcke:


    Zu guter Letzt noch eine von den (entlang der Straße aufgestellten) Geschichts-Tafeln bzw -Stelen abfotografierte Aufnahme aus der Erbauungszeit - man sieht die harte Maurerarbeit, man kann es nur bewundern:


    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Die Plattenbaublöcke selbst habe ich nicht fotografiert. Bei solchen Bauwerken wird mit der Arm schwer wie Blei, er sinkt hinab und eine Fotoaufnahme ist nicht mehr möglich eye:)

    Leider ist das Enseble mit WBS 70 Platten verschandelt worden - dorten wo einst die deutsche Sporthalle stand so wie das Stalindenkmal, ist es seit den 70iger Jahren durch Platten verschandelt worden, so daß das Ensemble kurz vor dem Straußberger Platz einen häßlichen Bruch erlebt. Das Stalindenkmal wurd zwar bereits schon 1961 abgerissen, aber die Grünfläche gegenüber der Sporthalle war noch dort. Südlich der Sporthalle bräucht ich sicherlich kein Stalindenkmal, hier wäre nach meinem Ermessen ein Park mit zwei Denkmälern von Henselmann und Paulick angemessen - jeneArchitekten welche der damaligen Stalinallee (heuitige Karl-Marx - Alle) das Antlitz verleihten. Man muß da politisch überhaupt nicht links sein, um die Architektur der beiden in dieser Gegend zu würdigen.

  • Ich finde, dieser sozialistische Klassizismus hat eine enorme Ähnlichkeit zu der Handschrift von Patzschke Architekten.

    Die Unterschiede sind aber auch deutlich: Patzschke ordnet sich in aller Regel dem gegebenen Blockrand unter, integriert seine Häuser darin statt große Solitärblöcke zu schaffen. (An Snorks letzten Bild sieht man im Übergang zur Vorkriegsbebaung, daß das neoklassizistische Haus viel weiter zurücksteht als der Grüderzeitblockrand)

    Patzschke verwendet praktisch kein Ornament. Ornamentik ist im sozialistischen Neoklassizismus (wie übrigens auch im NS-Pendent) integraler Bestandteil und füllt die ansonsten etwas "seelenarmen" Häuser mit einer eindeutigen Allegorie von Arbeits- und Wiederaufbaumotiven.

    Patzschke ist, wenn er traditionell baut traditioneller und wenn er modern (in seinem Sinne) baut moderner:

    https://architekten.de/media/profiles…nansicht-01.jpg

    http://www.patzschke-architektur.de/wp-content/upl…erlin_Bild1.jpg

    Patzschkes Materialität ist durch Styropordämmungen oft qualitativ hinter den Häusern auf der Marxallee.

    Zu guter letzt: Ja Patzschke kann auch "sozialistisch"-neoklassizistisch:
    http://abload.de/img/wilhelmstrasse-skizzebacfk.jpg


    Das kommt dem schon recht nahe. Runde Ecken hätte es in den 50ern in Ablehnung der westlich-kosmopolitischen Steamline-Ästhetik vermutlich nicht gegeben, die Fassade wäre stärker durch ihre Baukörper gestaffelt, das Attikageschoß nicht durch so große Fenster "durchlöchert", das Dach wäre ganz anders und vor allem bräuchte es Ornamente.

  • Gerade auf das Beispiel Wilhelmstraße bezog ich mich. Eine Wesensverwandtschaft lässt sich wohl nicht leugnen. Für mich übrigens der bisher fragwürdigste Entwurf der Patzschkes. Das ist Ostblock-Klassizismus.

    In dubio pro reko

  • Was ist denn aus den Skulpturen der Sporthalle geworden?


    Es waren wohl Abgüsse der Schloßfiguren, diese sind wohl leider mit im Bauschutt verschwunden. Was ich mich allerdings frage; wenn es Abgüsse der Schloßfiguren waren, wo befinden sich dann die Originale? Oder wurden die Abgüsse vor der Schloßsprengung gemacht?


  • Eines der sog. Laubenganghäuser des 1. Bauabschnitts (1949-51, Ludmilla Herzenstein und Hans Scharoun). Diese Bauweise wurde als zu international-bauhausmäßig angesehen und (zum Glück) nicht weiterverfolgt:


    Das war irgendwie das ambivalente an Ulbricht, diesen Baustil mochte er nicht und ließ ihn stoppen. Es sollte schon in der Stalinalle was Repräntantes daher. Dies muß ich den alten greisslichen Spitzbart zugute halten, daß ned die ganze Alle mit diesen langweiligen Kisten beehrt wurde. Wäre es nach Ulbricht gegangen, wäre wohl der Henselmannbaustil bis zum Alexanderplatz hin erfolgt, allein die finanziellen Mittel gaben es nicht her und noch weniger die Zeit in der dringend Wohnraum gebraucht wurde. Es mußte so schnell wie möglich günstig Wohnraum für alle geschaffen werden, das ging nicht mit der "Stein auf Stein Bauweise" (Anmerkung: in den westlichen Teilen gab es genau die selben Probleme).

    Inzwischen hat sich die Wohnraumsituation allerdings wie vor den Nachkriegsjahren entspannt, so daß hier eine Ensebleanpassung durchaus möglich wäre. Es müßte hier überhaupt kein billiger 08/15 Betonplattenklotz vom Typ WBS 70 mehr stehen. Und auch wenn ich mich wiederhole - die Sporthalle hätt ich schon ganz gern wieder, wenn auch statisch ein wenig dauerhafter berechnet :wink:

  • Die Gebäude haben durchaus ihren eigenen Stil und sind auch nicht unästhetisch, aber eben kein bischen berlinerisch oder mitteleuropäisch. Sie sind eben moskowitisch, sowjetisch, stalinistisch und damit für unsere Hauptstadt ebenso passend wie es ein NS-Gauforum in Moskau wäre.

    Doch, es wurde versucht den Moskauer Zuckerbäckerstil mit dem Klassizismus von Schinkel - der ja in Berlin/Brandenburg sehr verbreitet ist - zu ,,vermischen"

    Findest du es denn schlimm, dass die Gebäude deiner Meinung nach eher Berlin-untypisch sind ?

  • Snork 7. Februar 2020 um 15:11

    Hat das Thema aus dem Forum Berlin nach Galerie verschoben.
  • einige Aufnahmen aus der Entstehungszeit der damaligen Stalinallee

    der beherrschende Bau der Markuskirche am Strausberger Platz


    die beschädigte Kirche wurde nach dem Krieg in den fünfziger Jahren abgerissen, an dieser Stelle entstand ein Parkplatz !?!


    er gab der Straße seinen Namen der sowjetische Diktator Stalin, das Denkmal wurde in einer Nacht und Nebelaktion vom 13.11. zum 14.11.1961 abgerissen. Ein originales Ohr des Diktators kann nebenan im Café Sybille besichtigt werden. Das Denkmal wurde eingeschmolzen und zur Herstellung von Tierplastiken für den Berliner Tierpark verwendet. Sehr Sinnvoll :applaus:


    vor der Deutschen Sporthalle fanden bis zu ihrem Abriss die Ostberliner Weihnachtsmärkte statt

    O

    und zum Schluss noch einige Aufnahmen aus der Aufbauphase Am Frankfurter Tor


    Am Strausberger Platz der Turm der Markuskirche war noch zu sehen, das konnte natürlich nicht sein. Deshalb auch der Abriss!


    Am Strausberger Platz


    Stalinallee Ecke Warschauer Straße


    und der Zustand nach dem Krieg mit der beschädigten Markuskirche

  • vor der Deutschen Sporthalle fanden bis zu ihrem Abriss die Ostberliner Weihnachtsmärkte statt

    Da bin ich das erste mal mit der Gespensterbahn gefahren, muß so Ende 1967 gewesen sein. Die im Jahre darauf folgende Faschingsfeier für die Kinder vom DTSB, fand schon garnicht mehr in der Sporthalle selbst statt, sondern irgendwo in einem Clubhaus. Das war auch das letzte mal, daß ich die "Turntante" und den glatzköpfigen Klavierspieler sah. Ich weiß nicht ob das Kinderturnen nach woanders hin ausgelagert wurde, jedenfalls in der Sporthalle schien es schon 1968 nicht mehr stattzufinden. (oder war das jetzt 68/69? - so ganz 100%ig weiß ich es nicht mehr). Auf jeden Fall wurde schon zu vor das Kinderturnen in einem anderen Saal ausgelagert - ich fand den viel schöner, der war größer und war von verschiedenfarbigen Lampen beleuchtet...ich meine mich dunkel erinnern zu können, daß es hieß "in unsere alte Halle könnten wir nicht rein, da sind die Handwerker drinnen. "

    Eigenartigerweise klebten auch daußen irgendwelche Klumpen an den Wänden....nun, als Kind habe ich mir darum keine großen Gedanken gemacht, soll wohl so,

    Inzwischen wissen wir ja bereits, daß die Sporthalle finale Bauschäden aufwies, dessen man mit der üblichen DDR Flickerei nicht mehr Herr wurde.

    Vielleicht hätte man sie nach der Wende wieder stabilisiert und saniert - so sie noch gestanden hätte - wurden doch selbst bei den anderen Bauten in der ehemaligen Stalinalle bauliche Mängel festgestellt. So waren wohl auch die Türme am Frankfurter Tor über Jahre baupolizeilich gesperrt gewesen. Von den beständig herunterfallenden Kacheln, mag ich garnicht erst reden.