Bremen - Bürgerpark - Aussichtsturm


  • Im Bremer Bürgerpark stand ursprünglich ein Aussichtsturm von 1889, der im 2. WK zerstört wurde und 1962 endgültig abgerissenwurde. Da der Standort nicht überbaut wurde, wäre eine Rekonstruktion des Bauwerks möglich.
    Der Turm wurde vom Bremer Mäzen Franz Schütte gestiftet und änderte im Laufe der Zeit offenbar sein Aussehen, wie Ansichtskarten vermuten lassen. Demnach besaß der Turm zunächst an seinem Fuße zum Wasser hin eine offene Terrasse, die später mit einem Cafe (?) überbaut wurde (siehe Ansichtskarten.


    Eine Beschreibung über die Aussicht, die man vom Turm genießen konnte, ist zu lesen in: Johannes Gerdes - Die freie Hansestadt Bremen und ihre Umgebung (1911).


    Viele Grüße!
    Jan

    2 Mal editiert, zuletzt von Jan Bremer (16. Januar 2017 um 15:24)

  • Welch Kleinod und so schön wie der Park Sanssouci. Was dieser Weltkrieg alles ausgelöscht hat und trotzdem bis heute nicht vergessen ist, weil es in den Herzen weiterlebt.

  • Schöne Sache. Jan, Du bist vor Ort. Versuche Kontakt zu Politikern sowie möglichen Mäzenen oder Investoren aufzunehmen. Vielleicht hätte ein Großgastronom Interesse an dem Projekt, wenn er den Bauplatz von der Stadt überlassen bekäme?

  • Mal sehen, was sich ergibt. Zunächst wäre es schön, einige Gleichgesinnte aus Bremen und Umgebung hier im Forum kennenzulernen.

    Ich werde weiterhin erstmal Informationen zu verlorenen Bauwerken in Bremen zusammentragen.

    Grüße!
    Jan

  • Da fällt mir Pagentorn auf die Schnelle ein. Er informiert hier ausführlich u.a. über St.Ansgarii. :)

    PS: Willkommen im Forum! ^^

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Danke für die Information Jan. Und herzlich willkommen im APH-Forum!

    Es gibt/gab doch noch sooo viele wunderschöne Bauwerke, von denen ich gar nichts weiß. Je mehr ich davon erfahre, desto armseliger erscheinen mir unsere Städte im heutigen Zustand.

    Bei solchen Bauten könnte ich mir eine gute Realisierungschance vorstellen. Aussichtsturm mit Café in einem Stadtpark. - Das sollte doch funktionieren.

    Aber sicher finden sich auch hier wieder Gegner, die sich um die ungestörte Parkidylle sorgen machen.

  • Auch von mir ein "Herzliches Willkommen, Jan!" aus der Hanse-Partnerstadt Lübeck. :)

  • Vielen Dank für die freundliche Begrüßung!

    Pagentorns Beiträge habe ich natürlich schon gesehen. Eine Auferstehung St. Ansgarii wäre natürlich ein Traum!
    Wer weiß, vielleicht bekommen wir ja eine kleine Bremer Ortsgruppe zusammen.

    Grüße!
    Jan

  • Hier ein Text zum Thema "Aussichtsturm im Bürgerpark" aus dem Bremer "Schwachhausen Magazin":

    Ein Aussichtsturm für den Bürgerpark
    „Gruß vom Aussichtsthurm Bremen" steht auf einer Postkarte aus dem Jahr 1900, die das Kalenderblatt für den Monat März ziert. Der geschichtliche Hintergrund zu besagtem Turm - dessen Standort sicher nur noch wenige kennen - ist folgender:
    Mit der Norddeutschen Gewerbe- und Industrieausstellung, die Ihre Pforten vom 31. Mai bis 15. Oktober 1890 öffnen sollte, stand Bremen ein Großereignis bevor. Endlich konnte man die Leistungsfähigkeit der Hansestadt und des Nordwestens einem breiren Publikum präsentieren. Da galt es zu klotzen und nicht kleckern. So wurde der halbe Bürgerpark zur Ausstellungsfläche. Und auch der Bremer Kaufmann und Mäzen Franz Schütte handelte. Im November 1880 schenkte er dem Bremer Bürgerparkverein 50.000 Mark - nach heutiger Kaufkraft rund 500.000 Euro - zum Bau eines Aussichtsturms.
    Den Auftrag dafür erhielt der Hausarchitekt Heinrich Müller, da dieser bereits mehrere Bauten in der Parkanlage realisiert hatte, wie Brücken, Brunnen und die Meierei. Als Bauplatz für den monumentalen Aussichtsturm von 35 Metern Höhe wurde ein kleiner Hügel in der Nähe eines alten Schießplatzes an der Parkallee im hinteren Teil des Bürgerparks, zwischen Emma- und Busestraße, gewählt. Schon am 29. Dezember 1889 konnte der Turm eröffnet werden.
    Ein Chronist berichtete: „Von der Höhe dieses Aussichtsturms genießt man einen weiten Fernblick über den ganzen Bürgerpark, die Stadt und einen großen Teil des Bremer Landgebietes.“ Zwar gab es zur damaligen Zelt die Kirchtürme in der Stadtmitte, von denen man ebenfalls einen guten Ausblick hatte, aber von der anderen Seite auf Bremen zu sehen, das hatte es noch nicht gegeben. So erfreute sich der Aussichtsturm großer Beliebtheit. Für die Ruderboote war eine direkte Anlegestelle vorhanden. Die Norddeutsche Gewerbe- und Industrieausstellung wurde ebenfalls ein voller Erfolg und soll geschätzte 1,2 Millionen Besucher angezogen haben. Nur das Restaurant im Untergeschoss des Turms florierte trotz verschiedener Verbesserungen nicht und musste den Betrieb 1913 einstellen.
    1939 bis 1945-Die Kriegsjahre
    Wofür der Aussichtsturm In dieser Zeit genau genutzt wurde, ist leider nicht überliefert. Tatsache ist, dass der Keller 1940 vom Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD) zu einem 700 Ouadratmeter großen Schutzraum ausgebaut und eine Luftschutz-Befehlsstelle eingerichtet wurde. Der 8ürgerparkverein bekam dafür eine Vergütung von 500 Mark jährlich. Ab 1941 diente der Turm der Flak (Stellung mit Flugabwehrkanonen) als Beobachtungs- und Geschützstand. Durch einige Bomben, die In seiner Nähe fielen, wurde der Turm leicht beschädigt. Drei Tage vor der Besetzung Bremens sprengten Soldaten den oberen Aufsatz und Teile Im Innern.
    Die gefährliche Turmbesteigung
    1961. Als Strafarbeit musste ich seinerzeit einen Aufsatz schreiben: „Wie es zum Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 kam." Am Tag darauf schwangen mein Klassenkamerad und ich uns auf unsere Drahtesel und radelten zum Bürgerpark. Nachdem wir auf den Wegen den Park kreuz und quer erkundet hatten, standen wir plötzlich vor der Turmruine. Da war das, wonach wir gesucht hatten: Abenteuer. Unsere Räder schoben wir den Berg hoch und ließen sie einfach ins Gras fallen. Der Eingang zum Turm war unten am See. Also gingen wir hinunter und öffneten die schwere Luftschutz-Eisentür. In ganz schummerigem Licht ging es die Wendeltreppe nach oben. Dort angekommen krabbelten wir hinaus. In einer schwindelerregenden Höhe von vielleicht 26 Metern standen wir doch etwas ängstlich auf den Resten einer Plattform von etwa Zweimeterfünfzig im Quadrat: Und das ahne Geländer. Da wurde es uns doch ein wenig mulmig und nach wenigen Minuten waren wir wieder unten. Natürlich durften unsere Eltern nicht wissen, dass wir wieder mal verbotenerweise in einer Ruine gewesen waren.
    Zum Schluss noch eine kleine Anekdote: Der Aussichtsturm hieß früher auch „Bußturm“. Franz Schütte hatte das Geld nämlich dafür gestiftet, um aus irgendeinem heute nicht mehr bekannten Grund eine selbstauferlegte Sühne zu erbringen: Also Buße zu tun.

    Noch 2 Bilder aus dem "Schwachhausen Magazin:

    41-2Aussichtsturm1912-ret.jpg


    41-2Aussichtsturm1900.jpg

    Der Zustand heute:

    Aussichtsturm41-2-P1060015ret1Klein.jpg

    7 Mal editiert, zuletzt von findorffer (19. Februar 2017 um 17:36)