• Auch wenn die Meldung schon etwas älter ist bin ich sehr geschockt. Der Winterberger Bahnhof gehörte zu den größeren Bahnhofsgebäuden im Sauerland, ich hätte erwartet dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Leider die traurige Fortsetzung vieler Bahnhofssanierungen im Sauerland, denen in den letzten Jahren zahlreiche historische Bahnhofsgebäude zum Opfer fielen.
    Meine Konsequenz wird sein, dass ich Winterberg zukünftig nur noch mit dem Auto besuchen werde.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Der Neubau sieht aus wie eine Raststätte. Womöglich sind die großen Fenster für den Einzug einer Burger King-Filiale geeignet.

  • Unglaublich, wieder ein Beweis mehr für die absolute Unfähigkeit der heutigen Planer! Das Ding sieht billig, wertlos, unästhetisch aus und besitzt keinerlei Verbindung zur Umgebung, schlechter kann ich mir einen Bahnhof im Vergleich zum Vorgänger nicht vorstellen. :gehtsnoch:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Dass der geplante Neubau bekloppt aussieht, verwundert mich jetzt nicht sonderlich. Was mich wirklich schockiert, ist, dass der historische Bahnhof abgerissen wird - das kann doch nicht wahr sein. Ich fühle mich wieder mal in die 60er Jahre oder die 70er Jahre zurückversetzt, als man sogar Bahnhöfe wie diesen bedenkenlos abgerissen hat. Und das Ganze passiert noch nicht einmal irgendwo in einer strukturschwachen Ostzone (wobei dies auch keine Entschuldigung wäre). Die Deutsche Bahn ist leider nach wie vor recht hemmungslos im Umgang mit alten Bahnhofsbauten.
    :kopfschuetteln:

  • Das Gebäude hat meines Wissens nicht mehr der DB Station & Service (so heißt das Tochternunternehmen) gehört, sondern der Stadt Winterberg. Sicher bin ich mir aber nicht. Aber auch das Engagement der DB um die Gebäude, die ihr noch gehören, ist meist kaum vorhanden, das stimmt.

    Der Gipfel war allerdings der Abriss des im Krieg kaum beschädigten Kölner Hauptbahnhofs, eine Kulturschande sondergleichen.

    (gemeinfrei)

    Den Türmen der Hohenzollernbrücke ging es ähnlich unnötigerweise an den Kragen.

    (Bundesarchiv, Bild 146-2008-0036 / CC-BY-SA 3.0)

    Ähnlich erging es auch dem Hildesheimer Hauptbahnhof. (Bild: http://www.hist-chron.com/2wk/b/1945-03-…bahn-1910ca.jpg)

    Im Kleineren geschah dies beispielsweise in Eckernförde, Buchloe, Kaufbeuren mit kleinen Gebäuden als Ersatz, ab den Siebzigerjahren ging es dann im größeren Stile Gebäuden in nicht mehr besetzten Bahnhöfen ohne Ersatz an den Kragen.

    Beim ersten Knotenbahnhof, nämlich Salzgitter-Ringelheim, bei dem mir ein ersatzloser Abriss bekannt wäre, geschah dies 1991. Die Bundesbahn hat meines Wissens wesentlich mehr Schaden angerichtet als die Reichsbahn der DDR. Und die Deutsche Bahn setzt dieses Werk in noch größerem Ausmaße fort, und wenn sie die Gebäude verkauft hat, die Gemeinde oder ein anderer neuer Eigentümer.

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

    2 Mal editiert, zuletzt von Wangener (2. Januar 2017 um 20:56)

  • Im Thread Abriss und andere schlechte Meldungen in Kurzfassung hatten wir auch schon einige Beispiele. Aber gerade im Sauerland wird in letzter Zeit in großem Stil abgerissen. Viele der Bahnhöfe stammten noch aus der Erbauuungszeit und wurden lediglich jahrelang vernachlässig. Neben den großen Städten Iserlohn (2007) und Lüdenscheid (2009) traf es auch Brügge (2009), Meschede (2007), Menden (, der Neubau ist immerhin eine Rekonstruktion eines Gebäudeteils) und Hohenlimburg (2011).
    Da der Bahnhof in Winterberg zentrale Bedeutung für die Entwicklung als Wintersportort hatte, dachte ich immer, dass dieser unter Denkmalschutz stünde.

    Aber auch in anderen Bundesländern läuft es nicht besser. Letztes Jahr wurde z.B. der 170 Jahre alte Bahnhof in Gersthofen abgerissen (Artikel der Augsburger Allgemeinen).

    Tja, die Bahn als wohl größter Inhaber historischer Gebäudesubstanz in Deutschland hat wirklich kein Gespür für Tradition und Historie. Der Neubau in Winterberg erinnert mich an die schrecklichen Neubauten in Horrem und Wittenberg, für letzteren wurden auch die historischen Gebäude beseitigt. Dies und die stetige Zunahme von Lärmschutzwänden, die den Blick aus dem Fenster versperren haben mich in den letzten Jahren zum absoluten Autofahrer werden lassen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Die Lärmschutzwände sind auch mir ein ziemliches Ärgernis. Sie werden regelmäßig von der Lokalpolitik gefordert, um die Bahn zu erpressen, weil eben leider auch genug Bürger der Gattung „Alles schnell und gut erreichbar, bitte, aber bitte keine Geräusche vor der Tür“ mitmachen wollen. Dabei wird dann teilweise gelogen, dass sich nicht nur die Balken biegen, sondern der solideste Bau einstürzt, sehr bildlich gesprochen. Da wird etwas gefaselt von ungefederten Wagen, wo jedem, der sich nur halbwegs auskennt, klar ist, dass es völliger Schwachsinn ist. Da werden der Bahn falsche Prognosen vorgeworfen, obwohl die vom Verkehrsministerium erstellt werden. Da wollen es irgendwelche Anwälte besser wissen, wie der Verkehr im Jahr 2025 mit ohne Ausbau aussieht als Bahn und Verkehrsministerium; und wenn drei Städte zusammen diesen Schwätzer sich zum Vertreter ihrer Interessen erkoren haben, kann der in allen drei Gemeinden seinen Mist herunterleiern. Erlebt man gerade alles in Bezug auf die Elektrifizierung der Strecke von Geltendorf über Buchloe, Memmingen und eben auch Wangen nach Lindau. Da tun mir die Leute von DB Netz leid, die den sinnvollen Fortschritt gegenüber solchen Nichtsnutzen vertreten müssen. Leider werden dann massenhaft Lärmschutzwände gebaut, sodass man dann gleich im Tunnel fahren könnten. Es ist zum Mäusemelken.

    Herzliche Grüße

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  • Nachtrag: Zeno, in Buchloe wurde zweimal abgebrochen. Das erste Mal von der Bundesbahn, die danach den umgefallenen Quader hinbaute, der nun vor kurzem wieder ersetzt wurde. Aber es gibt auch kleinere Schanden: Die hässlichen Bahnsteigüberdachungen in Lindau zum Beispiel. Donauwörth hat ja einen durchaus attraktiven Nachkriegsbau. So sah der Bahnhof vor dem Krieg aus. In Wangen sollte das Gebäude gestern den Besitzer gewechselt haben. Ich kann nur hoffen, dass man dann noch eine Wartehalle oder so hat, nicht so wie in Leutkirch, wo die gleichen Leute gewerkelt haben. Da ist jetzt eine von der Ausstattung zwar interessante, weil mit Bahnbezug, aber schlechte Wirtschaft drin. Schön für das Gebäude, aber schlecht für den Reisenden.

    Herzliche Grüße

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    Einmal editiert, zuletzt von Wangener (2. Januar 2017 um 21:18)

  • Das Gekurve zwischen Oberstaufen und Hergatz ist ja auch nicht zum Aushalten.

    Das ist doch gerade wunderbar, die Strecke nach Lindau runter fahr ich besonders gerne (ganz toll bei Tiefschnee in Oberstaufen und Frühling am Bodensee). Und erst recht in die Allgäuer Berge hinein nach Oberstdorf...