Sonstige Meldungen aus Berlin

  • Uff, schon wieder... Bei dem denkbar knappen Verhältnis zwischen SPD und Grünen könnte das nochmal das Zünglein an der Waage sein:

    Quote

    Bei der Berlin-Wahl 2023 ist es zu einer Panne gekommen, die Auswirkungen auf das endgültige Wahlergebnis haben könnte. Wie Landeswahlleiter Stephan Bröchler gegenüber der Berliner Morgenpost bestätigte, sind Hunderte Briefwahlstimmen bislang nicht gezählt worden. Die Wahlbriefe kamen demnach offenbar recht spät im Bezirk Lichtenberg an und blieben am Sonntag bei der Auszählung liegen. Laut Bröchler gehe es um eine Größenordnung von 450 Stimmen, eine genaue Zahl könne er nicht nennen, sie könne sich auch noch ändern.


    Berlin-Wahl 2023: Briefwahl-Panne - Hunderte Stimmen nicht ausgezählt - Berliner Morgenpost
  • Die Deutschen sind aber wiederum weniger geworden. Die Migrationsrate liegt in Berlin bei mehr als 38%. Ob sich der hohe Fremdenanteil auch für die Berliner Geschichte interessiert, ist fraglich.

    Wissen allein bringt nichts. Nur das angewandte Wissen verändert die Dinge.

  • Viele Menschen aus anderen Ländern haben einen deutlich entspannteren Blick auf die deutsche Geschichte und Architektur als die hier verbildeten Akademiker. Oft sind sie auch traditionsfreundlicher und konservativer. Was jetzt keine Wertung ist, sondern einfach eine Feststellung.

  • "Schlechtes muss nicht billig sein. Den Berliner Umgestaltungsplanern gelingt unter diesem Motto etwas sehr Seltenes und eigentlich weltgeschichtlich Einmaliges, nämlich eine Art Protzentfaltung des ästhetischen Elends. Gebaute Hässlichkeit klingt danach, als hätte jemand bestimmte Ansprüche, würde sie aber verfehlen, aus Geldmangel, Ungeschick oder weshalb auch immer. Nichts davon trifft auf die Gestalter des neuen Typs zu."

    Grand Tour durch das neue Berlin

    "Wie schön ist es doch zu leben." Pippi Langstrumpf

  • Schonungslos ehrlich. Aber die Berliner Verhältnisse findet man mittlerweile auch Köln, Frankfurt oder Stuttgart.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Was kann man dagegen tun?

    Ich denke man müsste das Ausschreibungsmodell ändern. Diese ästhetische Notdürftigkeit entsteht ja in der Regel nicht, weil ein Politiker durch den Katalog blättert und sich etwas aussucht, sondern weil für viel Geld Konzepte beauftragt werden, die dann so wohlklingende Anfoderungen bieten wie, Miteinander stärken, oder nachhaltig zu sein. Die Planer entscheiden sich entsprechend für das einfachste und zugleich formal solchen Vorgaben einhaltende: Irgendwelche Sitzgelegenheiten, mit welchen man durch die Orientierungslosigkeit der Möbel Gespräche anregt zwischen den Menschen, und viel Holz, damit alles seinen nachhaltigen Anstrich hat (wie es die Architekten auch tun). Zack, Anforderung abgehakt! So lässt sich auch erklären und mit einem Schlag lösen, warum die Umsetzungen so teuer sind. Sie sind teuer, weil die Stadt nicht selbst eine Gestaltung umsetzt, sondern jede Ecke wieder per Konzept von Fachplanern ausgestalten lässt , das nach wenigen Jahren veraltet ist, und bei schleppender Umsetzung oder Änderung der Schwerpunkte am gleichen Ort neu vergeben wird. Ein Unternehmen würde zur Kostenoptimierung wohl Kompetenzen ins Haus ziehen, um es selbst zu machen, Strukturen straffen.

  • Danke für die Verlinkung dieses pointiert verfassten - und ob der zur Sprache gebrachten, zunehmenden Verwahrlosung des öffentlichen Raumes - erstaunlich kurzweilig zu lesenden Artikels.

    Berlin auf dem Weg zu einer failed city aber für viele Bewohner und angehende Neubürger macht wohl gerade dies auch einen besonderen Reiz aus.

    Andererseits ist die zunehmende Verwahrlosung und Vermüllung auch in anderen Teilen Deutschlands zu beobachten.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Ich würde gar nicht unbedingt von "zunehmender Verwahrlosung" in Berlin sprechen. Eigentlich nimmt sie seit einigen Jahren eher ab. Jedenfalls überall da, wo sich Viertel gentrifizieren, was in der Hauptstadt schon fast flächendeckend geschieht mittlerweile.

    New York, Paris und London waren in den 80ern auch noch ziemlich ungepflegte Moloche. Das hat sich mit steigendem Wohlstand geändert.

    Wie sehr diese Entwicklung zu sehr exklusiven Metropolen zu begrüßen ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich nehme lieber etwas mehr "Schmuddel-Faktor" in Kauf, wenn die Stadt dafür mehr soziale Mischung bietet. Ich habe ein Jahr in Potsdam gelebt, es war sauber und schön, aber nicht sonderlich urban und auch ziemlich langweilig.

  • In Paris, London und NYC nahm und nimmt der Reichtum aber auch rapide zu. Es gibt immer mehr Reiche und die werden immer reicher. Gleichzeitig nimmt natürlich auch die Armut zu und die Schere geht auseinander. Aber in Berlin nimmt vor allem die Armut zu. Die deutsche und internationale wirtschaftliche Elite ströhmt eher nicht nach Berlin und wird dort sesshaft, die ströhmen eher nach Paris, London und NYC, wo sie unter ihresgleichen sind...

  • Der Anteil Wohnungsloser zB nimmt mW in fast allen westlichen Metropolen zu. Sicher eine der Folgen der enormen Mietpreise und Verdrängung.

    In Berlin gibts schon auch immer mehr Wohlhabende. Immer mehr Konzernjobs, Techies, Expats, Branchen mit hohen Einkommen, viele Startups und Unternehmer, Rich Kids die hier studieren und gern mal bleiben... Ich sehs ja in allen Vierteln, in denen ich in Berlin zugange bin und schon gewohnt habe. Es entstehen vor allem Luxusimmobilien und -sanierungen.

    Beim BIP pro Kopf kommt Berlin allmählich auf das Niveau von Hessen und BaWü, da hat es ordentlich aufgeholt.

    Bruttoinlandsprodukt je Einwohner nach Bundesländern 2021 | Statista
    Die Statistik zeigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner nach Bundesländern im Jahr 2021.
    de.statista.com
  • New York, Paris und London waren in den 80ern auch noch ziemlich ungepflegte Moloche. Das hat sich mit steigendem Wohlstand geändert.

    Seit einigen Jahren wird Paris aber wieder schmutziger, zumindest wird es so von den Parisern mehrheitlich wahrgenommen.

    La ville devient de plus en plus chère et de plus en plus sale. Selon un sondage Ifop datant d’octobre 2021, 84% des Parisiens jugent la capitale sale. 73% des sondés se disent « mécontents » de la propreté et de l’entretien de leur ville.

    Die Stadt wird immer teurer und schmutziger. Laut einer Ifop-Umfrage vom Oktober 2021 halten 84 % der Pariser die Hauptstadt für schmutzig. 73 % der Befragten geben an, dass sie mit der Sauberkeit und Instandhaltung ihrer Stadt „unzufrieden“ sind.

    Das französische Wochenmagazin Le Point führte im April 2021 eine Online-Umfrage durch und wollte von seinen Lesern wissen, ob die Strassen von Paris in den letzten 10 Jahren schmutziger geworden sind.

    2021-04-11-lepoint_question_les_rues_de_paris_sont_elles_plus_sales_qu_il_y_a_dix_ans.png


    Und Le Parisien hat Anfang Oktober gemeldet, dass die französische Hauptstadt in den letzten 10 Jahren 123.000 Einwohner verloren hat (s. hier). Ob es hier einen Zusammenhang gibt?

    und ParisZigZag schreibt folgendes über die Profile der Wegzieher:

    Parmi ces “exilés parisiens”, trois profils-type majeurs semblent ressortir : le couple trentenaire n’arrivant plus à concilier vie professionnelle et vie personnelle, les futurs jeunes parents, mais aussi les personnes en fin de carrière, cherchant une dernière reconversion avant d’envisager la retraite.

    Unter diesen „Pariser Exilanten“ scheinen drei große typische Profile hervorzustechen: Paare von 30 Jahren, welche Beruf und Privatleben nicht mehr unter einen Hut bringen können, werdende junge Eltern, aber auch Menschen am Ende ihrer Karriere, die vor dem Renteneintritt noch eine Umorientierung anstreben.

    Darüber hinaus hat auch das subjektive Sicherheitsgefühl in den letzten Jahren in Paris stark abgenommen.

    Selon la dernière enquête de victimation de l’institut Paris-Région parue en décembre 2020, C’est à Paris que le sentiment d’insécurité a augmenté le plus fortement ces dernières années.

    Laut der neuesten Opferbefragung des Instituts Paris-Région, die im Dezember 2020 veröffentlicht wurde, hat das Gefühl der Unsicherheit in den letzten Jahren in Paris am stärksten zugenommen.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Ich habe ein Jahr in Potsdam gelebt, es war sauber und schön, aber nicht sonderlich urban und auch ziemlich langweilig.

    Echt jetzt erbse ? Wird Potsdam mit der Zeit langweilig? Ich war unzählige Male in Berlin und nur dreimal besuchte ich Potsdam. Müsste ich in diese Gegend ziehen, ich würde Potsdam bevorzugen. Es hat sowas verträumtes. Und so vieles kann man zu Fuß erlaufen. Hier und da gibt es auch Feste.

    Ich finde Potsdam schön, sauber und urban.

    PS: was macht denn für Dich die soziale Mischung aus? Bloß weil jemand reich ist oder bloß weil jemand arm ist, muss dieser nicht unbedingt interessant sein.

    Beauty matters!

  • was macht denn für Dich die soziale Mischung aus? Bloß weil jemand reich ist oder bloß weil jemand arm ist, muss dieser nicht unbedingt interessant sein.

    Na das ist ja genau der Punkt in Potsdam. Es gibt recht viele Wohlhabende und ansonsten eher wenig Begüterte in Potsdam.
    Mittelschicht eher weniger, es fehlt irgendwie das urbane, vielfältige Milieu, das Berlin so interessant macht. Vielleicht seh ich das mit höherem Alter dann anders. Aber selbst Berlin-Wilmersdorf und Prenzlauer Berg, wo ich auch eine Zeit lebte, waren mir zu homogen und fade.


    Was Paris angeht: das wurde meines Wissens seit Anne Hidalgo immer schlimmer, die die Infantilisierung des Stadtraumes voran trieb. Und es gibt extrem viele Einpendler, Durchreisende usw. Erst seit Hidalgo kamen ja diese Bewegungen auf, die mehr Ordnung und Sauberkeit in der Stadt forderten. Dort scheint ein gewisser Verfall politisch vorangetrieben worden zu sein, was sich jetzt aber auch schon wieder umkehrt.

  • Es gibt natürlich auch "wenig Begüterte", die wohnen aber meist nicht in der Altstadt, der Berliner oder Brandenburger Vorstadt, sondern eher am Schlaatz oder am Stern...

  • Ja, das mein ich ja. Es gibt Reiche und Arme in der Stadt in ihren Silos und zu wenig dazwischen. Sowas wie die "Berliner Mischung" oder ein Kiezgefühl findet man fast nur in Teilen von Potsdam-West und Babelsberg.

    Und freilich, Potsdam soll kein Klein-Berlin sein, es ist eben anders. Zum Besuchen auf jeden Fall weiterhin nett. ;)

  • Also ich fühle mich auch dauerhaft in Potsdam sehr wohl. Berlin hingegen ist nur in homöopathischen Dosen erträglich. Aber das ist wohl Geschmackssache... Ich bevorzuge gepflegte Langeweile, gekoppelt mit einer leidlich funktionierenden öffentlichen Verwaltung. Andere finden das Berliner Chaos geiler, sollen sich dann aber bitteschön nicht beschweren, wenn sie ihren Ausweis verlängern lassen müssen...

  • Diese Dinge schließen einander ja nicht aus, sondern ließen sich wunderbar kombinieren. Schönheit, Ordnung und städtische Vielfalt.

    Für Berlin: Mehr von Budapest, Amsterdam und Mailand lernen, weniger von Ruhrpott, Athen und Nordkorea.

  • Du hast grundsätzlich schon Recht, "erbse".

    Allerdings sind Budapest und Amsterdam schon sehr unterschiedlich strukturierte Städte. Und, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Berliner Stadtplaner wirklich nach Pjöngjang reisen, um sich dort Anregungen zu holen.