Ein Weihnachtsmarkt vor historischer Kulisse! Was an den meister Orten ein wirklicher Genuss ist, wird hier wieder schlechtgeredet. So mancher scheint sich nicht wohl zu fühlen, wenn er nicht wieder eine Verschwörung gegen Schlüter wittern kann. Wie kann man die barocken Fasaden der Schlosses mt einem profanen Weihnachtsmarkt entwerten?
Umfeld Berliner Schloss - Allgemeines
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Niemand wittert hier eine Verschwörung. Manchen gefällt das eben nicht.
By the way, vielleicht schaut es beleuchtet ganz nett aus.
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Ich finde das ist eine ganz hervorragende Sache, dort einen Weihnachtsmarkt einzurichten. Wie schon geschrieben wurde funktioniert das in München, oder auch Regensburg bestens. und in Berlin dürfte das auch einzigartig sein, wenn ich bedenke dass ich in meiner Berliner Kindheit nur den Weihnachtsrummelmarkt an der Jannowitzbrücke kannte, auf dem Großparkplatz zwischen Plattenbauten, dann ist das im Schlüterhof doch mal ein gewaltiger Fortschritt. Ich denke man kann hier sicher sein dass ein gemütlicher, hochwertiger markt entsteht und keine Rummelkirmes.
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Es nimmt dem Ort die Würde.
Ein Weihnachtsmarkt nimmt dem Ort die Würde? Also ganz ehrlich, ein Schlüterhof, der für gar nichts genutzt wird und 365 Tage im Jahr einfach nur Hof ist, den braucht auch keiner. Er soll ja ein lebendiger Stadtraum sein und Leute anziehen! Wenn dann die Lichter leuchten und Weihnachtsmusik läuft, wird das sicher superschön. In Charlottenburg jedenfalls ist der Weihnachtsmarkt im Schlosshof und davor immer ein absolutes Highlight!
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Grimminger Bitte Folgendes bedenken: Warum wird ein Gemälde von Casper David Friedrich nicht zur Weihnachtszeit mit Tannengrün umwunden, um den Menschen ein besseres Erlebnis zu bescheren? Warum wird Beethovens 9. nicht mit Hip-Hop versehen, um es zu ergänzen und daraus ein Highlight zu machen? Ganz einfach, weil das vollkommene, perfekte Kunstwerke von Weltrang sind, die für sich stehen und gar nichts Weiteres brauchen. Darüber sind sich alle einig. Wann gilt das bitte aber auch für die Architektur? Warum wird eine perfekt, harmonische Fassade oder ein so erhabenes Ensemble, wie z.B. der Schlüterhof, nicht auch als solches akzeptiert? Warum ist es uns offenbar abhanden gekommen, auch Architektur als Kunst zu erkennen und uns schlichtweg nur an dieser zu erfreuen? In den Räumen der Nationalgalerie sind die einzigen Ergänzungen, schlichte Sitzgelegenheiten, um die Kunstwerke in Ruhe genießen zu können. Da gibt es sogar Aufpasser, die jede Störung des Kunstgenusses unterbinden.
Warum fehlt diese Wertschätzung der Kunst bei der Architektur? Der Schlüterhof ist eine architektonische Meisterleistung von Weltrang. Der steht für sich und braucht gar nicht Weiteres. Wann kapieren wir das endlich?
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Eine Erklärung will ich gleich mitliefern: Offenbar wird die Architektur wegen ihrer Öffentlichkeit und permanenten Präsenz für jene, die sie tagtäglich erleben dürfen irgendwann dann auch alltäglich. Die Wertschätzung diskontiert sich mit der Zeit.
So habe ich es bei meinem ersten Besuch in Versailles erlebt. Da hatten die irgendwelche Moderne Kunst mitten vor das Schloss und in den Park gestellt! Man konnte keine Fotos machen. Immer waren irgendwelche überdimensionierten Eier oder sogar Giraffen darauf. Ein Katastrophe für den, der sich Versailles nicht jeden Tag ansehen kann. Das gesamte Erlebnis war dahin. Dahinter stand gewiss keine böse Absicht der Initiatoren. Die wollten vermutlich nur aus dem, für sie alltäglichen Trott ausbrechen und mal etwas anderes machen. Was für den Einheimischen 'mal etwas anderes' ist, stellt sich für den Gast aus der Ferne jedoch als Katastrophe dar. Denn der erwartete einen uneingeschränkten Kunstgenuss.
Vielleicht hilft es ja, bei der 'Optimierung' von Kunstwerken, auch mal an die Gäste zu denken, welche große Strecken zurückgelegt haben und nicht mal einfach so wieder vorbeischauen können.
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... weil der Schlüterhof kein architektonisches Museum ist, kein historisches, architektonisches Objekt, das man in die konservierende Sphäre einer Museumspräsentation entrückt. Der Hof ist eine exakte Kopie eines architektonischen, historischen Konzeptes, ja! Mit diesem Konzept/Entwurf hat der Hof nicht nur die Form gemein, sondern auch die in die Jetztzeit übertragene Nutzung: REPRÄSENTATION! Früher Empfänge, Festivitäten, politische Begegnungen. Heute Repräsentation der musealen Einrichtung, Aufenthaltsraum für die Besucher, Begegnung, Konzerte und eben der Weihnachtsmarkt. Gemeint ist also ein lebendiger Stadtraum. Früher wie auch heute. Nur der Nutzer hat sich geändert und die Substanz ist eine neue. Also, wo ist das Problem?
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tegula Ich habe nichts gegen einen Weihnachtsmarkt vor historischer Kulisse. Das gibt es ja auch am Stadtschloss auf der Lustgartenseite. Da ist es fein. Aber bitte nicht im Schlüterhof. Dort ist es deplaziert.
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tegula Ich habe nichts gegen einen Weihnachtsmarkt vor historischer Kulisse. Das gibt es ja auch am Stadtschloss auf der Lustgartenseite. Da ist es fein. Aber bitte nicht im Schlüterhof. Dort ist es deplaziert.
... dafür aber geschützt, eben auch akustisch! Straßenlärm etc.. Im erweiterten Sinne auch! Siehe auch Weihnachtsmarkt im Dresdner Stallhof!
Sollte nur nicht irgendein Öl, aus irgendeiner Braterei in Flammen aufgehen ...
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vom rein kultur-touristischen Standpunkt sind Weihnachtsmärkte der reinste Horror und wären an sich ein Grund, in dieser Zeit nicht zu verreisen. Dieser Standpunkt gibt natürlich ein totales Minderheitenprogramm wieder und kann daher nicht ernstlich vertreten geschweigen denn durchgesetzt werden. Und tatsächlich haben wir viele andere Probleme als die ästhetische wie geistige Verflachung von Weihnachtsmärkten. Solln wir jetzt dafür auftreten, dass es keine Weihnachtsmärkte in besonders schönen Umgebungen mehr geben darf? Das könnte sehr leicht in die falsche Kehle geraten bzw sogar missbraucht werden. Bitte mich nicht falsch zu verstehen: Weihnachtsmärkte sind für mich in aller Regel ein Gräuel und ich würde ihrem vollständigen Verschwinden keine Träne nachweinen. Praktische Umsetzungen dieses Haltung wären jedoch nur in einer idealeren Gesellschaft als dieser denkbar oder besser gesagt wünschenswert. In unserer sind die Argumente Schorschibährs de facto unwiderlegbar.
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Die schönsten Weihnachtsmärkte, die ich kenne, finden vor historischer Kulisse statt, sei es in einem Kloster, einer Burg oder vor Fachwerkfassaden an einem Marktplatz. Solche Locations werten einen Weihnachtsmarkt immer auf. Wir sollten uns daher glücklich schätzen, wenn man die rekonstruierten Schlüterfassaden nun die gleiche Wirkung zuschreibt. Das ist eine Auszeichnung, die in unserem Sinne sein sollte, denn es zeigt und erhöht weiter die Akzeptanz des Bauwerks als historische Bühne.
Natürlich ist es legitim, zu bemängeln, dass Weihnachtsmärkte immer profaner und kommerzieller werden, aber das ist dann ein generelles Problem und hat herzlich wenig mit dem Berliner Schloss zu tun.
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Ist das Humboldtforum nicht auch als ein öffentliches Haus der Kultur und Kulturen konzipiert? Gerade die Tatsache, dass es rekonstruiert ist macht es für mich prädestiniert, auch für soetwas wie einen Weihnachtsmarkt intensiv genutzt zu werden. Das passt ästhetisch gut zusammen, wie das Foto uhugreg zeigt. Wem das nicht gefällt, dem würde ich trotzdem raten dem eine Chance zu geben, sich auf die Stimmung einzulassen und bei einem Glühwein in der Kälte zu genießen. Und dabei kann man sich ja auch klarmachen, dass der "Spuk" zum Jahreswechsel wieder spurlos vorüber ist. Wem es dann immernoch nicht gefallen hat, der weiß halt dass er den Platz im Dezember meiden kann. Ich jedenfalls finde solche Märkte in Schlosshöfen immer ganz wunderbar, bei Thurn&Taxis in Regensburg muss man dafür sogar Eintritt zahlen, ebenso am Schloss Faber Castel in Stein bei Nürnberg, und auch in der Residenz in München funktioniert das wunderbar. Im Gegenteil, es sind die Art von Märkten, wie man sie sich wünscht, ohne Diskomusik, Autoscooter oder chinesische Handyhülllenverkäufer. Dieser markt ist in meinen Augen auch eine Brücke und lockt vielleicht Leute an, die sich sonst nicht in den Schlüterhof wagen würden.
Tatsächlich aber kann man solche "Aktionen" auch ins groteske treiben, wie der "District Ride" in der Nürnberg Altstadt immer wieder gezeigt hat. Die denkmalgeschützte Altstadt wird dort zu einer Kulisse in einem Sporterlebnispark redziert und gewissermaßen schon entwertet. Aber auch hier gilt das Pflaster: nach wenigen Tagen ist der Spuk vorbei und kein Sandkorn mehr davon aufzufinden. Wem es nicht gefällt, der kann auch mal ein paar Tage verzichten, es geht ja nicht verloren dadurch.
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Mit dem Weihnachtsmarkt habe ich auch kein Problem. Ein solches traditionsbasiertes bzw. (halbwegs) "niveauvolles Event" trägt entscheidend dazu bei, dass sich das Berliner Schloss symbiotisch zu einem integralen Teil des Stadtraums entwickelt. Genau das ist nämlich oft bzw. in großen Teilen des Jahres nicht der Fall. Selbst in den klimatisch zweifellos angenehmen Sommermonaten herrscht im Schlüterhof nach Schließung der Museen absolut "tote Hose", natürlich erschwert durch die Tatsache, dass dort abends kein Restaurantbetrieb stattfindet (das Restaurant "Wilhelm" hat wegen geringer Kundschaft bereits seit fast einem Jahr geschlossen).
Zudem zeigt sich, dass das Berliner Schloss kein abgehobenes Projekt irgendwelcher "Preußenfans" ist, wie Oswalt und Konsorten das jeden zweiten Tag propagieren, sondern ein Teil der Gesellschaft und des Stadtraums.
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...natürlich erschwert durch die Tatsache, dass dort abends kein Restaurantbetrieb stattfindet (das Restaurant "Wilhelm" hat wegen geringer Kundschaft bereits seit fast einem Jahr geschlossen).
Das wusste ich gar nicht. Das ist aber enttäuschend. Das war eines der schicksten, neuen Restaurants in Berlin und wirkte richtig edel.
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Das war eines der schicksten, neuen Restaurants in Berlin und wirkte richtig edel.
Das fand ich auch. Ich habe im Restaurant Wilhelm zweimal (im Sommer und im Winter) gespeist. Richtig gutes Essen ohne feudale Preise, angenehme Atmosphäre, aber leider gähnende Leere. Ich habe mir damals schon gedacht dass das nicht lange gut gehen wird. Wirklich schade. Jede Pinte im nahen Nikolaiviertel, die nur Bouletten und gebratene Blutwurst in petto hat, hat deutlich mehr Besucher zu verzeichnen.
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Berlin ist halt nicht Paris. Es fehlt das entsprechende Publikum. Das fällt mir spontan dazu ein.
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Ich denke das Publikum gibt es schon, aber das geht/fährt nicht nach Mitte um gut zu essen. So zumindest meine Erfahrungen.
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Wer weiß, woran es letztlich lag, dass das Restaurant schließen musste. Vielleicht auch (wie so oft) an zu hoher Pacht.
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