Umfeld Berliner Schloss - Allgemeines

  • Nee, danke. Große Militärparaden sind was für ehemalige Imperialmächte mit Kompensationskomplex.

    Was die protzige Zurschaustellung von neuester Waffentechnik angeht, wie man sie bei Paraden im 3. Reich, in der DDR, der Sowjetunion, Rot-China, Norkorea oder in der islamischen Welt sehen konnte bzw. kann, stimme ich Ihnen vollkommen zu. Sowas will hier wirklich keiner !

    Aber farbenprächtige Uniformen mit schmissiger, fröhlicher Musik, wie z.B. bei Trooping the Colour sind etwas, was Vielen schon gefällt.

    Im übrigen wird das noch sehr erfolgreich in Chile, dem man nun wirklich keine imperialistischen Kompensationskomplexe vorwerfen kann, bis heute praktiziert. Die Kopie darf das somit, das Original muß sich hingegen weiterhin mit 'mausgrau' begnügen...

    Siehe das folgende Video (bei dem ich die Stahlhelmsequenzen aber durchaus gerne entbehren könnte... !)

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  • Es wird niemand davon abgehalten, große historische Kostümparaden zu organisieren. Aber staatsseitig braucht's das meiner Meinung nach nun wirklich nicht. Die Steuergelder sind für gute Bauprojekte deutlich besser investiert, z.B. zur Versetzung der Rossebändiger.

  • Pagentorn Du ziehst das Umfeld vom Berliner Schloss aber sehr, sehr weit.

    Es wird niemand davon abgehalten, große historische Kostümparaden zu organisieren.

    Wer will, kann vielleicht die Köpenicker Hauptmannsgarde engagieren. Für Touristen sicher eine Gaudi.

    Front Page - Köpenicker __ HauptmannGarde e.V.
    Das Spektakel von April bis Oktober Die Hauptmanngarde hat das Rathaus besetzt. Seien Sie dabei, wenn der Hauptmann von Köpenick in der historischen Altstadt…
    koepenicker-hauptmanngarde.de
  • @ Pagentorn: Du ziehst das Umfeld vom Berliner Schloss aber sehr, sehr weit.

    Man könnte ja in Analogie zu dem Kölner Prinzip, nach dem man überall dort , wo die Domtürme zu sehen sind, Kölsch ausschenken darf, sagen, daß das Umfeld des Schlosses überall dort ist, wo man es sehen kann... ;) .

    Aber Spaß beiseite:

    Hier wurde im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts eine schlüssige, zusammenhängende, sich über acht Kilometer ausdehnende Magistrale geschaffen , die das Schloß eindeutig als Herz- und Zielpunkt hat.

    Mit der Abfolge gestaffelter 'Toranlagen' und Plätze, beginnend mit den die Kaiserdammbrücke flankierenden (heute verschwundenen ) Adlern, dem Knie, dem Charlottenburger Tor, dem Platz vor dem Brandenburger Tor, dem Tor selber und schließlich dem Pariser Platz, wurde eine Struktur geschaffen, die in stadtgestalterischer Hinsicht durchaus mit der Zentralachse des alten Peking vergleichbar ist...

  • Was - m.E. - die Wirkung dieser Sichtachse auf das Schloss seit jeher unschön gestört hat, ist die S-Bahn Trasse.

    Gab es jemals Vorschläge, selbige im Kreuzungsbereich mit der Magistrale in den Untergrund zu verlegen (sicherlich nicht leicht, bei der großen Nähe von Spree und Landwehrkanal...; aber dennoch wünschenswert) ?

  • Wenn das Leibeskadron der Garde du Korps und die Leibkompanie des 1. GRzF nach den Manövern in Döberitz in Begleitung des Souveräns unter klingendem Spiel vom Westend bis zum Schloßplatz gezogen wäre, hätte das schon ein imposantes, farbenprächtiges Schauspiel abgegeben, gerahmt von einer Perlenkette stattlicher Bauten...

    Die Briten mit ihrem Trooping the Color und die Franzosen mit ihrer Siegesparade am 14. Juli träumen mit solch imposanten, aufwändigen Militärinszenierungen immer noch von eingebildeten alten Glorien ihrer Geschichte. Daran kann sich dann die eigene Bevölkerung hochziehen. Manche deutschen Touristen platzen vor Neid beim Anblick von soviel Prunk und tschingderassassa. Auch in anderen Ländern finden Paraden statt mit zackigen Massenaufmärschen von Soldaten in bunten Uniformen und Präsentationen von eindrucksvoll abschreckenden, schweren Waffen. Ich meine aber, es tut unserer Kultur und unserem Selbstbewusstsein in Deutschland gut, wenn unsere Bundeswehr und ebenso unsere Bevölkerung solche martialisch potenten Auftritte nicht nötig haben. Wir brauchen eine gut ausgebildete, gut ausgerüstete, selbstbewusste Bundeswehr, die in aller Bescheidenheit auftritt, die ihren Dienst tut ohne solche Zirkusspiele! Und diese Anerkennung hat sie verdient.

  • Kostümparaden, Gaudi für Touristen, Zirkusspiele, Tschingderassa ?

    Bescheidenheit in allen Ehren – für eine solche bin ich immer zu haben – aber beschreiten wir, indem wir auf etwas verzichten, was sich im Grunde genommen alle anderen Nationen gönnen, nicht wieder einen deutschen Sonderweg, der letztlich nicht als Demut und Zurückhaltung ausgelegt wird, sondern erneut Misstrauen erzeugt, was die Deutschen nun tatsächlich im ‚Schilde führen’.

    Was ist schon gegen eine jährliche Militärparade in der Hauptstadt einzuwenden bzw. gegen etwas umfangreicherer Wachablösungen vor Ehrenmalen und Sitz des Staatsoberhauptes. Selbst die DDR kannte ja noch so etwas. Wir haben nach 1990 auf all das verzichtet, obwohl wir mit der ‚Kaiserdamm-Schloß-Magistrale’ eine perfekte Bühne dafür haben.

    Ich finde, daß es durchaus zur 'Buntheit' und 'Diversität' unserer Gesellschaft beitragen würde, wenn neben Love Parade und CSD-Parade auch einmal pro Jahr eine klassische Militärparade der Bundeswehr stattfinden würde… endend im Herzen der Hauptstadt, im Lustgarten unter den Fenstern von Portal V ! Oder sollte unsere Gesellschaft dafür nicht tolerant genug sein ?

  • Und ganz abgesehen davon: Auch die Amtseinführung unseres Staatsoberhauptes ließe sich mit solch einer Fahrt über die Magistrale verbinden und das Ereignis dadurch wesentlich volksnäher gestalten. Eine gute Ergänzung zu der doch eher abstrakt- akademischen Antrittsrede im Reichstagsgebäude und gerne verbunden mit einem ökumenischen Dank-Gottesdienst im Berliner Dom !

    Mit anderen Worten: Wir haben mit dem näheren und weiteren Umfeld unseres Schlosses Juwelen zur würdigen Inszenierung unseres Landes und Volkes. Wir dürfen diesen Schatz nicht einfach brach liegen lassen !

  • Dieses 'Detail' fehlte bisher noch !

    Entschuldigung !!!

    ...man könnte mal damit anfangen, bei dieser "Magistrale" die Parkplätze in der Mitte (!!) einer achtspurigen Straße wegzunehmen. Diese Unart ist mir bisher nur aus Berlin bekannt - ein weiteres Beispiel, das man zum Glück aktuell rückbaut, ist der Molkenmarkt. Ich frage mich ja immer, wie die Leute da einparken, wenn von hinten die PKW mit mindestens 50 kmh anrauschen, und wie sie dann heil über die Straße kommen...

    Wenn man diese Parkplätze wegnimmt, könnte man den Straßenraum verkleinern und an den Seiten mehr Platz für Fußgänger einräumen. So würde sich der ganze Raum in Richtung einer wirklich hochwertigen Avenue entwickeln. Natürlich möglichst mit dem typischen Berliner Pflaster und einer historischen Gestaltung von Straßenlaternen etc.

  • Was - m.E. - die Wirkung dieser Sichtachse auf das Schloss seit jeher unschön gestört hat, ist die S-Bahn Trasse.

    Gab es jemals Vorschläge, selbige im Kreuzungsbereich mit der Magistrale in den Untergrund zu verlegen (sicherlich nicht leicht, bei der großen Nähe von Spree und Landwehrkanal...; aber dennoch wünschenswert) ?

    Dort verläuft ja nicht nur die S-Bahn sondern auch die "Stadtbahntrasse" zum Hauptbahnhof mit unzähligen Nah- und Fernverkehrszügen...

  • Dort verläuft ja nicht nur die S-Bahn sondern auch die "Stadtbahntrasse" zum Hauptbahnhof mit unzähligen Nah- und Fernverkehrszügen...

    Sehr guter Hinweis, danke !

    Umso bedauerlicher, dass man dieses Problem nicht im Zuge der gigantischen Neustrukturierung des Bahnnetzes in den 90er und frühen 2000er Jahren angegangen ist. Damals sind so viele Milliarden in den Berliner Untergrund verbaut worden, daß es finanziell auf die Behebung dieser ästhetischen Fehlstelle im Stadtbild finanziell auch nicht mehr angekommen wäre.

    Nun denn, das gute Beispiel des seinerzeitigen 'Lindentunnels' für die Straßenbahn scheint den Planern, die Berlin zur Bundeshauptstadt umbauten, wohl nicht vor Augen gestanden zu haben... Oder man hat sich ganz bewußt für die Beibehaltung dieser Häßlichkeit entschieden ; treu nach dem Motto "Hauptsache gebrochen und zerklüftet - Harmonie und Schönheit sind igitt !" disgust:) .

    Armes Berlin !

  • Drei Adler

    Zwischen diesen Greifvögeln erstreckte sich eine acht Kilometer lange Magistrale mit allen Insignien einer Hauptstadt. Schön, wenn diese drei 'Könige der Lüfte' wieder ihre angestammten Horste in Berlin aufschlagen würden...

  • Man merkt, du hast Ahnung...Wegen einer Sichtachse, solle man also deiner Meinung nach die Stadtbahn nach 150 Jahren in den Untergrund verlegen. Schau dir mal den Stadtplan an, dann siehst du vielleicht auch, dass der Lindentunnel wohl kaum damit zu vergleichen ist. Und dass das, was im Untergrund verbaut wurde, nichts bzw. nur am Hauptbahnhof mit der Stadtbahn zu tun hatte, kannste auch mal nachschlagen.

  • Man merkt, du hast Ahnung...Wegen einer Sichtachse, solle man also deiner Meinung nach die Stadtbahn nach 150 Jahren in den Untergrund verlegen.

    Danke für die so überaus feinsinnige Ironie !

    In einer Zeit, in der alles und jedes hinterfragt wird, Traditionen - mögen diese auch noch so ehrwürdig sein - reihenweise dekonstruiert und zur Disposition gestellt werden, ist es schon bemerkenswert, wenn einem plötzlich wieder das altväterliche Argument 'das war schon immer so ' (da könnte ja jeder kommen) entgegentritt. Sind 150 Jahre tatsächlich ein Wert an sich, der einen Mißstand in jedem Fall legitimieren und dessen Fortbestand garantieren kann ? :gehtsnoch:

    Tut mir leid, aber bei Häßlichkeit bin ich ausnahmsweise mal nicht konservativ !

  • Ach Du meine Güte, Majorhantines,

    die drei Adler waren eigentlich nur dazu gedacht, den 'Brückenschlag' zwischen dem unmittelbaren und dem weiteren Umfeld des Schlosses zu untermauern.

    Aber bitteschön, wenn Sie es diesmal sein wollen, der die Omnipräsenz der unsäglichen '12 Jahre' sicherstellt (und damit dafür sorgt, daß 'er' sich in der Höllfe wieder einmal darüber högen kann, wie wir Deutschen nach wie vor besessen von ihm GEMACHT werden) , dann müssen Sie bitte auch dafür sorgen, daß alle Adlersymboliken von den Hoheitszeichen der bundesdeutschen Behörden, Münzen und aus dem Bundestag , etc, entfernt werden, denn diese sind ja dann auch kontaminiert.

    Außerdem wurde die Magistrale seinerzeit als Ost-West-Achse (warum wohl vermeide ich peinlichst das Wort 'Achse' und verwende des eher gestelzte 'Magistrale' ? - genau, um ja keine unguten Assoziationen zu wecken...!!!) zu gewissen Geburtstagsparaden verwendet. Doch wohl Grund genug , sie als Straßenzug aufzuheben und zum Kartoffelacker umzuwidmen...

    Paraden haben ja auch nur die NS-Sozialisten auf dieser Magistrale abgehalten, nicht wahr !

    An die Traditionen des Kaiserreichs, der Westalliierten Schutzmächte oder gar der frühen Bundeswehr anzuknüpfen, fällt wohl niemandem ein...

    Als kleine Erinnerungsstütze hier die Abschiedsparade für 'Konni' 1963, sogar mit Panzern und Raketen, die ich persönlich auf der Berliner Magistrale nicht sehen möchte. Pickelhauben, Ulanen-Lanzen und Kürasse reichten mir schon vollkommen aus... :wink:

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    Mensch, warum kann man sich nicht darauf beziehen ?

  • Es geht nicht um "war schon immer so", sondern um Machbarkeit, Aufwand und Nutzen, 20m Brücke unter die Erde zu verlegen. Dir scheint diese Brücke mitten in der Stadt bisher nicht mal bewusst gewesen zu sein. Also dürfte ihr Einfluss auf das "Gesamtkunstwerk" Berlin wohl nicht allzu groß sein. Ach ja, unter Denkmalschutz steht die Trasse auch noch. Mal abgesehen davon, dass es ohnehin unrealistisch ist und nichts mit dem Umfeld des Schlosses zu tun hat...

  • Nachdem vom "Kollegen" Pagentorn immer erheiterndere Vorschläge kommen, möchte ich doch mal ganz schlicht aus Berliner Sicht ein paar Worte verlieren:

    1) Die Berliner Stadtbahn von 1882 ist in ihrer Anlage auf insgesamt 11,2 Kilometern weitestgehend auf gemauerten Viaduktbögen, den sogenannten und seit langer Zeit legendären durchnummerierten Stadtbahnbögen errichtet. Das halte ich persönlich für ein es der außergewöhnlichsten Baudenkmäler Berlins, Deutschlands und vielleicht sogar Europas.

    P.S. Wie Benni gerade schrieb (ich war mir nicht sicher), steht die Stadtbahn unter Denkmalschutz.

    Nebenbei: Nach Errichtung des sogeannten Hauptbahnhofs an der Stelle des Lehrter Bahnhofs wurde der Stadtbahn übrigens eine ebenfalls sehr außergewöhnliche Funktion genommen. Die ganze Stadtbahn war Berlins Hauptbahnhof mit gleich drei wichtigen Bahnhöfen, dem Bahnhof Zoo, dem Bahnhof Friedrichstraße (der einst sogar Centralbahnhof hieß bei der Eröffnung) und em Schlesischen Bahnhof). Zudem war auch der Bahnhof Alexanderplatz (wie auch heute wieder) Haltepunkt für Züge.


    2) Auch wenn die Deutschen verzückt auf Militärparaden und anderem Uniformspektakel in anderen Metropolen schauen, ist das moderne Deutschland frei von solchen Bedürfnissen (man kann es bedauern oder begrüßen) und damit ist auch eine "Via triumphalis" obsolet,erst recht in einer Länge von 8 km.
    (Wer sich an die Paraden der westlichen Alliierten erinnert, fanden die hauptsächlich nur auf dem Abschnitt zwischen Stadtbahn und damalioger "Entlastungsstraße" statt).

    Nebenbei sei daran erinnert, dass die damalige Charlottenburger Chaussee und die westlich anschließenden

    Bismarckstraße und Kaiserdamm erst Ende der 30er Jahre zur "Ost-West-Achse" ausgebaut wurden incl. Versetzung der Siegessäule an den Großen Stern.

    3) Da soll der Mittelstreifen auf Kaiserdamm und Bismarckstraße weichen, um dann die Fußgängerwege zu verbreitern zum Flanieren? Wer bitte schön will denn an einer weiterhin extrem befahrenen Strecke zwischen AVUS/Stadautobahn und City West bzw. Berlin-Mitte "flanieren"? Wozu? Es gibt weder interessante Geschäfte mit betrachtenswerten Auslagen noch entsprechende Anziehungspunkte wie Cafés und Restaurants?

    4) Die Amteinführung des Bundespräsidenten soll mit einer Fahrt über Kaiserdamm, Bismarckstraße, Straße des 17. Juni, Brandenburger Tor etc. zelebriert werden zur Erreiochung von Volksnähe? Ich will mich jetzt nicht über die Wichtigkeit des höchsten Staatsamtes auslassen und deren vergangene Amtsträger auch nicht bewerten. Da gab und gibt es "etwas beliebtere" und "weniger beliebtere". Wenn ich mir jedenfalls die Reaktionen vor allem auf die letzten beiden Bundespräsidenten vor Augen führe, dann waren/sind diese von höchster Verachtung geprägt, was sich allgemein auch auf das Amt selbst übertragt. Da hilft auch keine Amtseinführtungsfahrt durch die Hauptstadt nichts. Wir sind nun mal nicht in London!

    Soweit ein paar persönliche Gedanken meinerseits aus Berlin ins beschauliche Bremen! :smile:

  • Pagentorn Ich sage damit ja nicht, dass man das nicht diskutieren kann oder es wegen der Instrumentalisierung vollends verbrannt ist. Aber man kann es eben auch nicht völlig ausblenden, selbst wenn man sich sprachlich bemüht. Städtebau ist immer Debattenraum der breiter Bevölkerung, es wird also zwangsläufig entsprechende Stimmen geben, die einen solchen Vorschlag allein deswegen zerreißen. Daher ist es einfach ungeschickt, nicht mehr nicht weniger. Genauso offenbar wie die Stadtbahn in Berlin anzutasten :wink: Bei der würde ich dann einfach sagen, dass sie derart für Berlin (und seinen sandigen Boden) steht und damit ihren Platz hier wohl verdient in dieser Aneinanderreihung von Berliner Symbolbauten.