Umfeld Berliner Schloss - Allgemeines

  • mal ein Bummel mit dresdner Augen um das Schloss. Dazu ein bisschen Friedrichstraße und Potsdamer Platz zum Vergleich. Diese moderne Architektur ist wirklich beklemmend. In dieser Umgebung fühlt man sich total abgewiesen. Im Gegensatz zu dem Ideal um das Schloss. Eine wirklich tolle Leistung dieser Zeit.

    Schöne Städte werden letztlich auch glückliche Städte sein.

  • Diese moderne Architektur ist wirklich beklemmend. In dieser Umgebung fühlt man sich total abgewiesen. Im Gegensatz zu dem Ideal um das Schloss.

    Aber ausgerechnet über das Schloss regen sich die akademisch abgesicherten Kulturtheoretiker und die Feuilleton-Journalisten regelmäßig auf, nicht aber über den beklemmenden Schrott, mit dem der Rest der Stadt vollgestellt wird.

  • Dazu ein bisschen Friedrichstraße und Potsdamer Platz zum Vergleich.

    Die Friedrichstraße ist auf keinem der Bilder zu sehen. Da nicht jeder, der hier reinschaut, Berlin im Detail kennt, gebe ich noch ein paar Erläuterungen zu den Fotos.

    Bild 1 - ist aus dem Neuen Hof auf der Museumsinsel heraus aufgenommen. Am linken Rand das Neue Museum, rechts die James-Simon-Galerie, vor uns das Alte Museum und die Schlosskuppel.

    Bild 4 - Schinkelplatz. Das Denkmal zeigt den Namensgeber.

    Bild 6 - Das ist hinter der Staatsoper Unter den Linden. Am linken Bildrand die Staatsoper, rechts das Intendanzgebäude. Hinter der Gebäudebrücke, die den Übergang zum Prinzessinnenpalais bildet, die Schlosskuppel.

    Bild 7 - Terrasse beim Dachrestaurant des Humboldt Forums. Im Hintergrund die Marienkirche und das Hotel Park Inn (ehemals Hotel Stadt Berlin) am Alexanderplatz. Bald wird die Marienkirche von einem weiteren Hochhaus, das wesentlich näher an ihrem Turm steht, bedrängt werden.

    Bild 8 - Das Hochhaus Upper West an der Kantstraße. Das ist in der City West nahe dem Breitscheidplatz.

    Bild 9 - Ostseite (Außenseite) des Daimler-Areals, das zum Ensemble Potsdamer Platz gehört. Konkret zu sehen ist hier aber nicht der Potsdamer Platz, sondern die Linkstraße. Die Grünanlage davor nennt sich Tilla-Durieux-Park.

    Bild 10 - Blick über den Tilla-Durieux-Park zum Potsdamer Platz. Links die Linkstraße, rechts die Gabriele-Tergit-Promenade. Die grauen Kästen vor uns sind die westlichen Kopfbauten des Leipziger Platzes.

    Nach stadträumlichen Kriterien müsste Bild 8 das letzte Foto sein. Das ist am weitesten vom Schloss entfernt. Man könnte am Potsdamer Platz in die U-Bahn steigen und bis Zoo fahren, um die City West zu erreichen.

  • Das stimmt. Die Fotos waren beim upload zuviel.

    Hier noch der Architektur Vergleich von der friedrich Straße.

    Das Bild mit der großen Laterne, die ich ganz hübsch finde, ist da am breitscheidplatz.

    Ansonsten. Ist eben Berlin das ist doch ehh alles eins. :tongue:

    Schöne Städte werden letztlich auch glückliche Städte sein.

  • Aus den vielen Strangulaturen zum Berliner Schloss wähle ich mal diesen...

    Ob da jemand genug von der vielmonatigen Nichtfertigstellung der Pflasterung um diese drei Bäume hatte oder es tatsächlich jetzt mal gemacht werden soll, weiß ich nicht.

    Die diagonal andere Uferseite am Zeughaus.

    Aha - da sind wir ja mal gespannt. Snork: Das ist dann wohl ein weiterer Konzertant in der Zuständigkeitssymphonie. :schockiert:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Well I am not worried all is coming in good time and it looks beautiful. Can't wait to visit Berlin to see it all.

    Code
    Nun, ich mache mir keine Sorgen, alles kommt zur rechten Zeit. Sieht wunderschön aus
  • Kommt alles zur rechten Zeit und sieht alles schon wunderschön aus?

    Ja, gewiss, das stimmt, verglichen mit jedem Monat und jedem der vielen, vielen streitsamen Jahre zuvor. Das endlose politische, ideologische, architekturästhetische und zeitgemäß modernistische Gezerfe um das Gebäude und das Umfeld des Berliner Schlossbaus/Humboldt-Forum geht dennoch immer noch an die Nerven.

    Bedenkt nur einmal, wie viel wunderschöner die prächtigen Rosse und ihre Bändiger vor Tor IV von der Prachtmeile Unter den Linden und vom Lustgarten aus hätten wirken können und wie viel wunderschöner ein plätschernder Schlossbrunnen vor Portal II den steinernen Schlossplatz (Süd) hätte bereichern können. Aber weil die bisher Verantwortlichen nicht mehr Kunstverständnis gehabt, mehr historische Bezüge berücksichtigt haben und mehr Mut und Respekt zur Entscheidung für diese wichtigen Teile des überlieferten Gesamtkunstwerks gehabt haben, wird der Leitsatz „zur rechten Zeit“ und „wunderschön“ den Möglichkeiten nicht gerecht.

  • Erstaunlich auch, mit welchem Schrott die Umgebung des Berliner Schlosses vollgestellt ist und wo diese Scheußlichkeiten alle herkommen. Vergilbte Plakate, verrostete Geländer, Schaltkästen mit hässlicher Gestalt, 1000 und 1 Baustellenabsperrungen und ein Pflaster, welches aussieht als ob der 2. WK gerade tobt.

  • Die ganze Umgebung schmälert den Genuss der historischen Mitte schon. Insbesondere die fehlende Altstadt macht Berlins Zentrum zu einem merkwürdigen Corpus, es wirkt so abgetrennt von sich selbst.

    Wobei ich mich schon frage was an der unmittelbaren Umgebung des Schlosses jetzt so wahnsinnig schlecht ist. Klar, ein optimaler Kontapunkt zum Schloss ist eigentlich nur der Lustgarten samt Bebauung. Aber die Bebauung des Schlossplatzes mit Marstall, Staatsratsgebäude und Außerwärtigem Amt ist doch gar nicht so schlecht, oder? Das gleiche gilt m.E. für den Schinkelplatz. Klar, auch dessen Vorkriegsbebauung hatte deutlich mehr Qualität und Ästhetik, aber die neuen Gebäude doch jetzt auch nicht unbedingt Bausünden, oder? Bleibt noch das Marx-Engel-Forum. Dessen Wiederbebauung wünschen wir doch vor allem deshalb, weil dort ein wesentlicher Teil der Berliner Altstadt lag. Doch würden wir über diese Parkanlage auch so negativ denken wenn es früher dort einen Schlosspark gegeben hätte? Eigentlich ist ein Residenzschloss, dessen eine Hälfte urban eingerahmt ist, und dessen andere Hälfte an einen Park grenzt, doch gar keine schlechte Idee (siehe unten). Und da eine Altstadt auf dem Marx-Engels-Forum zeitnah nicht realisierbar ist, ist dessen Existenz städtebaulich m.E. gar nicht so negativ zu sehen. Allerdings müsste diese Parkanlage endlich massiv landschaftsarchitektonisch aufgewertet werden (was ja geplant ist), deren gegenwärtige monotone Tristesse mit den Kommunisten-Opas in der Mitte lädt nun wirklich nicht zum Verweilen ein.

    1621px-Humboldt_Forum_Juli_2021.jpg

    Von Kasa Fue - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116768898

    Zum Vergleich: Die Würzburger Residenz ist sowohl von einem Park als auch urban eingerahmt.

    1084px-Residenz_W%C3%BCrzburg_2011.jpg

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…m_Juli_2021.jpg

  • Maecenas

    Na das ist wirklich ein verwegener Gedeanke, der ist so gut, der könnte ja glatt von mir sein.... :thumbup:

    Aber im Ernst: Ja, warum nicht? Obwohl der Berliner Schlossgarten natürlich der Lustgarten und bereits da ist. Und die Aufwertung müsste schon erheblich sein. Einen ganz direkten städtebaulichen Bezug wird man aber auch wegen der dazwischenliegenden Spree wohl niemals recht herstellen können, fürchte ich.

    Trotzdem: Sehr reizvoll. Und vielleicht hätte es Schlüter ja gefallen?

  • Aber die Bebauung des Schlossplatzes mit Marstall, Staatsratsgebäude und Außerwärtigem Amt ist doch gar nicht so schlecht, oder?

    Das ist doch genau der Punkt. Wo es in der Umgebung Bebauung gibt, handelt es sich fast ausschließlich um monofunktionale Großbauten, Museen, Repräsentationsbauten, Staatsbauten. Das Fleisch der Stadt, die Bürgerstadt mit ihrem Stadtleben, fehlt im Kern hingegen fast völlig. Dabei ist Berlin nicht als Residenzstadt groß geworden, sondern immer als Bürgerstadt - sowohl im Mittelalter wie auch in der Industrialisierung.

    Ich hab gar nichts gegen Parkanlagen. Aber eben alles an der richtigen Stelle. In der historischen Mitte spürt man einfach allerorten, dass die Grünflächen nichts als Platzhalter einer größeren städtebaulichen Aufgabe sind. Dass dort lebendige, gebaute Stadt sein müsste.

    Man vergleiche die städtebauliche Situation mit anderen Stadtresidenzen wie z.B. der Wiener Hofburg oder mit dem Madrider Palacio Real. Wir können aber auch einfach mit dem alten Berlin vergleichen, wie es sich organisch entwickelt hatte. Es muss nicht alles wieder so sein, doch mehr Stadt braucht die historische Mitte dringend. Jeder, der sich ab und an mal dort aufhält, spürt das doch.

    Es gab ja auch schon wunderbare Entwürfe, die einerseits eine städtebauliche Fassung Alt-Berlins als auch ein Weiterdenken der Grünanlagen dort verbunden haben. Dieses kleinteilige städtische Gegenstück brauchen die repräsentative Spreeinsel und endlose Modernismuswüste rund um den Alex einfach.

  • Ich finde, der Vergleich zwischen Würzburg und Berlin hinkt.

    In Würzburg gibt es in der Tat auch einen großen gepflasterten Platz.

    • Aber er ist erstens auf das Schloss ausgerichtet und verläuft nicht parallel zu den Fassaden wie in Berlin (Nordseite und Südseite). Er hat also einen starken Zielpunkt, was es erleichtert, über ihn "hinwegzusehen".
    • Zweitens hat er ein viel lebendigeres Pflaster, was ganz entscheidend ist. Das Berliner Granitpflaster wirkt viel lebloser: die Steine sind quadratisch, nicht querrechteckig, und weitaus glatter.
    • Drittens ist der Würzburger Residenzplatz an drei Seiten gefasst: Mit dem Rosenbachhof und dem Gesandtenbau sowie im Anschluss daran mit den Arkaden und den Kolossalsäulen. Die Umgebung des Berliner Schlosses diffundiert dagegen. Es fehlen der Apothekerflügel an der Südostecke des Lustgartens und die südwestliche Platzkante am Schlossplatz/ehm. Stechbahn.
    • Viertens ist der Hofgarten unmittelbar mit dem Residenzbau verbunden, nicht zuletzt durch die Oegg'schen Seitengitter und dann durch die Wallanlage, die Neumann in die Gartengestaltung einbezogen hat. Nicht zuletzt gibt es den Frankoniabrunnen, während in Berlin der Neptunbrunnen fehlt.

    Dennoch ist auch die Würzburger Situation nicht optimal. Der Rennweg an der linken Platzkante müsste für den Verkehr gesperrt werden, die seitlichen Durchgänge des Gitters wieder geschlossen werden. Und natürlich fehlt vor allem das zwölfteilige Ehrenhofgitter. Auch müsste der Parkplatz komplett verschwinden.

    In Berlin müsste noch mehr getan werden.

    • Der Lustgarten wäre gleichfalls an das Schloss heranzuführen - wobei die derzeitigen Schlossterrassen grundlegend verändert werden müssten (keine massiven Granitmauern zum Beispiel, die die Materialität des Platzpflasters gegen das Schloss in Stellung bringen, sondern Sandsteinfassungen mit Balustraden, welche die Schlossarchitektur in den Platz hinein verlängern).
    • Der Schlossplatz wiederum braucht klare Kanten: an der Südwestecke und an der Westseite der Breiten Straße. Und natürlich wäre generell ein klassisches Katzenkopfpflaster mit abgerundeten Rändern, querrechteckig und mit spiegelnder Oberfläche weit besser gewesen. Pflastersteine dieser Art müssten in Berliner Depots genügend vorhanden sein. Vor langer Zeit habe ich mal das Pflaster des Freiburger Münsterplatzes als Vergleich gebracht. Da sieht man, wie gut ein lebendiges Pflaster selbst große Flächen füllen kann. Noch schlechter ist freilich das Pflaster im Schlüterhof und in der Passage.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • .... im Übrigen finde ich es beschämend, wie ausgetrocknet der Lustgarten aus sieht. Man müsste ihn dringend anders bepflanzen, damit er nicht zur Picknickwiese wird. Das tut dem Schloss nämlich gleichfalls Abbruch.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Und natürlich fehlt vor allem das zwölfteilige Ehrenhofgitter.

    Das wäre soooooo toll, Seinsheim, wenn das wiederkäme. War ja in den 70er schon mal angedacht, nicht wahr?

    Beim heutigen Zeitgeist undenkbar. Ein Rie-sen-ver-lust für das Erscheinungbild der Residenz.

    Man müsste einen Verein gründen......

  • Die Museumsinsel wurde als Gesamtkunstwerk des Weltkulturerbes ausgezeichnet. Statt diesem Anspruch durch ein abgestimmtes Gesamtkonzept der einfühlsamen Rekonstruktion, Reparatur, Sanierung und Ergänzung aller Elemente gerecht zu werden, wurden von verschiedenen, konkurrierenden Auftraggebern und Beratern fragmentierte, unabgestimmte Aufträge und Vorgaben für Bauwerke, Freiflächen, Denkmal, Verkehr usw. zu verschiedenen Zeiten vergeben, und dann unabgestimmt geplant und realisiert. Dabei gab es viele Eigenmächtigkeiten, Interessenpolitik, idologische und architektur-stilistische Arroganz, Bauhaus-Purismus, DDR-Nostalgie, Eitelkeiten und Zuständigkeitskonflikte. Dennoch wurde manches auch gut gelöst und manche Fehler und Versäumnisse könnten nachgebessert werden.

    Wichtig scheint mir, dass jetzt der neue amtierende Senat für die Museumsinsel und den Schlossplatz konkret, entscheidungsfreudig und zügig seine städtebauliche Gesamtlösung klarmacht: Was soll geschehen mit Flussbad, Freitreppe, Rückführung von Kunstwerken (Rossebändiger, Begasbrunnen), Indisches Sanchi-Tor, auch Bauakademie ...?

    Könnte der Senat nicht jetzt noch zu einem abgestimmten Gesamtentkonzept noch ausstehender Teile unter einer Leitung kommen?