Berliner Schlossplatz - Schlossbrunnen - Breite Straße

  • . Nur würde ich mich nicht ausgrechnet bei dieser Frage am 18. Jahrhundert orientieren

    Das hat man bei der Fassade selbst allerdings auch getan, was bspw. am Verzicht auf die Balkonplatten an den Portalen I und II erkennbar ist.

  • Das wäre eine Option. Das Bild zeigt, dass das jetzt Verwirklichte auch seine historische Legitimation hat und nicht aus Bosheit gewählt wurde.

    Da aber der Schlossplatz auch stark durch den neobarocken Bau des Marstalles geprägt wird, halte ich auch eine Gestaltung mit Blumenrabatten und dem Neptunbrunnen für sinnvoll. Ich stimme insoweit Matintre zu, dass es nicht hier nicht eine "historisch korrekte" Platzgestaltung gibt.

    Mir persönlich (aber das ist selbstverständlich rein subjektiv) gefallen die jeweiligen Platzgestaltungen der Gründerzeit/Wilhelminischen Zeit in Berlin meist am besten. Zur Zeit es Barock war man in Berlin offensichtlich doch recht sparsam bei Ausgestaltung der öffentlichen Räume. da gefällt mir dann doch eine Gestaltung mit Blumenbeeten, Brunnen und Denkmäler besser. Hier schließe ich mich dann newly an.

  • Es wird häufig außer acht gelassen, dass es sich bei der Südseite, also den Schlossplatz, um eine typisch barocke Platzanlage handelt, die auf Repräsentation angelegt ist und zur Stadt hin wirkt. Die Beispiele des Berliner Lustgartens und des Dresdner Zwingers sind mit ihren Kübelpflanzen und Begrünungen daher falsche Vergleichsbeispiele.

    Der Würzburger Residenzplatz, die Vorplätze des Schlosses Versailles, des Mannheimer Schlosses oder der zahlreichen anderen barocken Schlossbauten kommen auch ohne jegliche Begrünung aus und sind auch als solche konzipiert.

    Natürlich würde ich auch die Platzgestaltung der Kaiserzeit bevorzugen, da diese verständlicherweise eine angenehmere Aufenthaltsqualität verspricht.

  • Ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass der Alte Markt in Potsdam auch ohne Begrünung auskommt? Und auch ohne Brunnen. Bisher wurde dieser Platz im Forum einhellig gelobt. Den Hitzetod scheint dort noch keiner gestorben zu sein.

    Auch der Neumarkt in Dresden. Nur am Rande gibt es dort ein paar Bäume. Müsste man rund um die Frauenkirche vielleicht erstmal richtig aufforsten?

    Barocke Sommerresidenzen haben häufig auf der Seite, auf der der Hof anreist, einen kahlen Ehrenhof und auf der Gartenseite ein Parterre. Neben Schloss Versailles könnte man hier zum Beispiel nennen: Schloss Sanssouci und Neues Palais in Potsdam, Schloss Schönbrunn und den Katharinenpalast in Zarskoje Selo bei Petersburg. Da finde ich es im Sommer auch manchmal zu heiß und suche Schatten. Aber das ist nun mal Barock. Und Stadtresidenzen des Barock stehen erst recht nicht im Wald.

    Wenn auf dem Schlossplatz das Stadtklima so ein Riesenproblem ist, hätte man wohl besser einen Park anlegen sollen, statt ein Barockschloss zu rekonstruieren.

    Dass der Bebelplatz kein wilhelminischer Schmuckplatz mehr ist, hat auch Vorteile. Dort finden Open-Air-Konzerte und andere Veranstaltungen statt. Es werden auch Plätze für Events wie zum Beispiel Weihnachtsmärkte gebraucht. Einen kleinen Weihnachtsmarkt vor dem Schloss fände ich reizvoll.

    Und im Sommer könnte man auf dem Schlossplatz Kübelpalmen aufstellen. Passend zum Berliner Stadtklima. Dazwischen eine Currywurstbude, vielleicht noch ein Dönerimbiss - und dann ist da auch Leben auf'm Platz.

  • Hier eine Ansicht des Schlossplatzes, gemalt 1784, also am Ende der Regierungszeit Friedrichs des Großen. Die Platzfläche ist nicht gestaltet. Im Gegensatz zu heute gab es damals auch auf der anderen Spreeseite kein Grün. ... Nach den jüngsten Fotos der Südseite habe ich den Eindruck, dass der Neptunbrunnen in seinem malerischen Neobarock stilistisch gar nicht so gut zu der klassischen, streng hochbarocken Fassade des Schlosses passen würde.

    Dass es erst Wilhelm II. war, der dem Schloss und seinem Umfeld den letzten Feinschliff gab ist doch keine Neuigkeit. Insbesondere das Eosanderportal ist erst durch den 'neobarocken Zierrat' des Kaisers voll zur Geltung gekommen. Das gleiche gilt für den Schlossplatz, der erst durch den Neptunbrunnen und kleine Grünflächen seine Anmutung und Aufenthaltsqualität bekommen hat.

    Und warum sollten ein (neo)barocker Brunnen und eine hochbarocke Fassade nicht so gut zueinander passen? Schau dir mal Bilder der Piazza Navona in Rom (oder eben des Schlossplatzes um 1900) an, dann könntest du zu einer gegenteiligen Auffassung gelangen.

    Was die Beete auf der Lustgartenseite angeht: Ja, ich bleibe dabei, schnellwachsende Birken haben direkt vor der Schlossfassade nun wirklich nichts zu suchen, Büsche und Blumen (wie zu Kaisers Zeiten) wären da wesentlich sinnvoller gewesen. Dabei geht es nicht mal mehr um Geschmack, sondern um botanischen Sachverstand, den bbz hier nicht bewiesen haben.

  • Ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass der Alte Markt in Potsdam auch ohne Begrünung auskommt? Und auch ohne Brunnen. Bisher wurde dieser Platz im Forum einhellig gelobt. Den Hitzetod scheint dort noch keiner gestorben zu sein.

    Auch der Neumarkt in Dresden. Nur am Rande gibt es dort ein paar Bäume. Müsste man rund um die Frauenkirche vielleicht erstmal richtig aufforsten?

    der Schlossplatz ist- anders als die Oben genannten Plätze- nicht wirklich Geschlossen bzw. Hat oft große Lücken in der Bebauung z.B. in Richtung MEF oder die überdimensionierte Breite Straße.

  • der Schlossplatz ist- anders als die Oben genannten Plätze- nicht wirklich Geschlossen bzw. Hat oft große Lücken in der Bebauung z.B. in Richtung MEF oder die überdimensionierte Breite Straße.

    In Richtung MEF war der Platz schon immer offen und ohne Bebauung.

  • Ich denke, es geht hier tatsächlich um die Sehnsucht nach Rekonstruktion einer dieser würdevollen Platzanlagen um 1900.

    Die Besonderheit ist deren Gliederung und die entsprechenden Pflanzenbestände. Barockgärten kennt man schon genug, jedoch wäre eine kleine zentrale Parkanlage der Jahrhundertwende eine echte Bereicherung für Berlin-Mitte.

  • Schloss.Stadt.Berlin. | Ausstellung | Ephraim-PalaisIch zähle diese Reihe noch zur Schlossplatz Bebauung

    Die Wirkung mag schon auf einen Platzcharakter abzielen, aber die Häuser stehen jenseits des Platzes auf der anderen Spreeseite und an der Burgstraße. Ergo gehören sie baulich nicht zum Platz (Das ist natürlich eine übergenaue Argumentation ;) ). Aber ich verstehe deine Intension.

  • [...] Insbesondere das Eosanderportal ist erst durch den 'neobarocken Zierrat' des Kaisers voll zur Geltung gekommen. [...]

    Beziehungsweise wurde sich wieder mehr der originalen barocken Erscheinung angenähert.

    Das geschwungene barocke Gesims über der Eckkartusche beispielsweise wurde von Stüler dem klassizistischen Zeitgeschmack angepasst und seiner Dynamik und Verspieltheit beraubt.

    Um 1900 ließ Wilhelm II diesen Originalzustand wiederherstellen und eben noch einige Zutaten ergänzen.

  • Ich finde nicht, dass man die Anforderungen an eine Platzgestaltung in einer Stadt des 21. Jahrhunderts mit einer Stadt aus dem 18. Jahrhundert vergleichen kann.

    Damals waren die Städte noch deutlich kleiner. Nach wenigen hundert Metern war man draußen auf dem Feld und im Wald.

    Keine der mir bekannten Altstädte hatte nennenswerte Stadtbegrünung aufzuweisen, weder Frankfurt, noch Köln, Dresden oder Nürnberg. Die Städte waren hochurban und eng bebaut. Wer gibt auch viel Geld aus, um eine Stadtbefestigung zu errichten, um dann dort das anzulegen, was es ein paar Meter weiter vor den Stadttoren sowieso in einer endlosen Weite gibt? (Gut die Kölner haben sich etwas verplant und der Platz innerhalb der Stadtmauer wurde erst 700 Jahre nach Bau knapp, aber das ist eine andere Geschichte).

    Erst das 19. und 20. Jahrhundert führte zu einer Explosion der Stadtgröße, man muss viele Kilometer fahren, bis man überhaupt vor der Stadt ist, und selbst da haben wir dann heute Umgehungsstraßen, Autobahnen. Gewerbegebiete und eine zersiedelte Landschaft im Speckgürtel.

    Das Bedürfnis, ein klein wenig Natur in seiner Stadt zu haben, ist also erst im 19. Jahrhundert gewachsen, was zu den herrlichen Park- und Gartenanlagen der Kaiserzeit geführt hat, der Park wurde ja eigentlich auch erst im 19. Jahrhundert zu einem festen Bestandteil der Stadtplanung.

    Von daher halte ich die barocke Stadtgestaltung nicht für einen anzustrebenden Zustand, es ist höchstens ein Umstand, der uns solange darüber hinwegtrösten kann, bis sich die politischen Umstände in Berlin zum besseren gewendet haben.

  • Centralbahnhof Dein Argument wäre stichhaltig, wenn nicht rings um das Stadtschloss jede Menge Grünflächen vorhanden wären - u.a. das Marx-Engels-Forum, das viele, die den Schlossplatz begrünen wollen, am liebsten sofort wieder bebauen würden, der Monbijou-Park und nicht zuletzt der Lustgarten. An Grün herrscht am Stadtschloss nun wirklich kein Mangel...

    Redutze Ich glaube, es handelt sich bei dem Bild um eine Ansicht der Schlossfreiheit vor dem Abriss der Häuser und der Errichtung des Nationaldenkmals. Die Häuser befanden sich diesseits der Spree direkt gegenüber dem Schloß und begrenzten den Platz durchaus.

  • Schloss.Stadt.Berlin. | Ausstellung | Ephraim-PalaisIch zähle diese Reihe noch zur Schlossplatz Bebauung

    Ur-Potsdamer bezieht sich deine Vermutung auf diese Abbildung? Denn dieser Blick geht ja eindeutig Richtung Osten, also Richtung heutiges MEF!? Oder bin ich grad völlig daneben?

  • Ja das stimmt, Blick in die Königsstraße links Portal l und ll des Schlosses, hinter dem Spreearm die Häuser in der Burgstraße. Was mich jetzt verwundert sind die Prunkvasen auf der Dachkante des Schlosses ?

  • Damals waren die Städte noch deutlich kleiner. Nach wenigen hundert Metern war man draußen auf dem Feld und im Wald.

    Keine der mir bekannten Altstädte hatte nennenswerte Stadtbegrünung aufzuweisen, weder Frankfurt, noch Köln, Dresden oder Nürnberg. Die Städte waren hochurban und eng bebaut. Wer gibt auch viel Geld aus, um eine Stadtbefestigung zu errichten, um dann dort das anzulegen, was es ein paar Meter weiter vor den Stadttoren sowieso in einer endlosen Weite gibt?

    Die Zeiten haben sich allerdings seit einiger Zeit ein wenig geändert - klar, wenn man heut ein paar etliche Kilometer aus der Stadt fährt, kann man schon seine Urbanität finden - aber es wird ja immer weniger?

    In sofern halte ich gerade in den Großstädten und insbesondere um solche Prachtbauten wie das Schloß, eine gärtnerisch geschickte Begrünung für absolut angemessen.

    Zumal es nicht nur Umwelttechnisch positive Aspekte erfüllt, sondern auch entsprechende Bauwerke in einem ästhetisch gestalteten Gesamtkunstwerk zur Geltung kommen läßt.

  • Hat jemand eine Ahnung was da gerade für Bauarbeiten an der Seite des Staatsratsgebäudes stattfinden? Sollte nicht der Seitentrackt desselben abgerissen werden? Wie ist überhaupt der Stand der Entwicklung im schlossnahen Bereich der Breiten Straße?

    img_e3748q5k8l.jpg

    (Bild: Dropdeaded209 vom 18.12.)

  • Die verschiedenen Wettbewerbsentwürfe auf den vorderen Plätzen lassen sich bei Interesse hier https://www.stadtentwicklung.berlin.de/aktuell/wettbe…/ergebnis.shtml und dort https://www.competitionline.com/de/ergebnisse/118962 einsehen und miteinander vergleichen. Diese weichen durchaus in der Gestaltung der Plätze voneinander ab.

    Eine ausführliche Selbstdarstellung des Siegerentwurfs findet sich hier https://www.bbz.la/projekt/freira…humboldt-forum/ .

  • Ich finde nicht, dass man die Anforderungen an eine Platzgestaltung in einer Stadt des 21. Jahrhunderts mit einer Stadt aus dem 18. Jahrhundert vergleichen kann.

    ...

    Von daher halte ich die barocke Stadtgestaltung nicht für einen anzustrebenden Zustand, es ist höchstens ein Umstand, der uns solange darüber hinwegtrösten kann, bis sich die politischen Umstände in Berlin zum besseren gewendet haben.

    Ihr Beitrag ist interessant und sicher richtig. Nicht ganz klar ist mir, ob die bbz-Landschaftsplaner nach den bekannten Wünschen von Frau Lüscher eine "zeitgemäß moderne (karge, schmucklose) Lösung anstrebten oder eher eine barocke Platzform (ebenfalls schmuckloser Sandplatz) . Beide Lösungen sind jedenfalls nicht mehr zeitgemäß. Der rasante Klimawandel zwingt dazu, dass Stadtplätze wegen der Gefahr der starken Erhitzung von Stein- oder Asphaltflächen konsequent und großflächig mit Rasen und Buschwerk und wenn möglich mit naturnaher Entwässerung begrünt werden. Das ist nicht nur ein Thema der Aufenthaltsqualität, sondern der akut zunehmenden Klimaproblematik durch Erhitzung des gesamten Stadtraumes. Diesem jetzt eigentlich zeitgemäßen Aspekt des Klimaschutzes gebührt inzwischen sogar Vorrang vor historischen Wünschen (die eher kleinflächigen Wilhelm II Rabatten und Blumenbeete) oder zu den realisierten kahlen Steinplätzen des Barocks oder der Moderne.