Umfeld Berliner Schloss - Allgemeines

  • Eine einzige Trauerweide - naja, zum heutigem Tage (Totensonntag) passt das ja. Aber ökologische Maßnahme? Ich glaube unsere "Umweltschutzpartei" hat da so einige Dinge wohl gründlich mißverstanden - mit einem einzelnem Bäumchen ist es mit der Begrünung der Uferpromonade nicht getan :biggrin:

  • Ist denn die Trauerweide nicht als eine Reminiszenz an das einst dort vorhandene Gärtchen gedacht? Abgesehen davon, ich finde die Lösung peinlich, und mir tun die drei zusammengepferchten Bäumchen jetzt schon Leid in ihrer Einsamkeit.

    Trauerweiden verlieren das ganze Jahr über sehr viele Blätter und Ästchen und erreichen ein Alter von nur etwa siebzig bis hundert Jahren. Diesbezüglich finde ich die Wahl der Baumart dort unpassend und ungeeignet (eine mächtige Trauerweide in unserem Garten stürzte tatsächlich ohne vorher erkennbare Anzeichen am Stamm im 70 Altersjahr nach einem Sturm um). Ich denke, dass aus Sicherheitsgründen diese Trauerweiden kaum siebzig Jahre Bestand haben werden.

  • Die müssen dann halt immer wieder gestutzt werden. Sieht nach dem Friseurbesuch nicht schön aus, treibt aber sehr schnell nach. Hier im Dorf machen sie das an einer an der Straße stehenden Trauerweide alle 2-3 Jahre!

  • Wenn die Stadt Berlin das Schlossumfeld genauso liebevoll und sorgfältig pflegt wie viele andere Ecken der Stadt, bestünde tatsächlich die Chance, unbemerkt Wilden Wein und Efeu in die Mauerritzen des Ostblock und des vorgelagerten Gemäuers einzubringen. Wenn sich dann irgendwann einmal ein einsamer städtischer Angestellter dorthin verirrt und eine widerrechtliche Überwucherung wertvoller poststalinistischer Architektur feststellt, sind im bis dahin entstandenen grünen Geflecht längst so viele vom Aussterben bedrohte Grünohrunken heimisch geworden, dass eine Beseitigung des Bewuchses als ökologisch unverantwortlich erscheinen wird.

    Also, auf geht's!

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • durch die Installation von Fahrradständern in seiner Wirkung gemindert wird,

    Das sehe ich nicht so. Das Humboldtforum steht nun mal nicht in einem Landschaftspark sondern im Zentrum der größten Stadt Deutschlands. Da wird natürlich die"Wirkung" schon durch vorbeifahrende Autos und herumlaufende Menschen, geschweige denn durch die vorhandene umgebende Bebauung beeinträchtigt. Fahrradständer sind da wirklich das kleinste Problem (wie auch die Trauerweide)

    Im Übrigen finde ich es als Fahrradfahrer positiv, das an Orten die ich besuchen möchte (und dazu zählen für mich in erster Linie Kulturgüter) Fahrradständer vorhanden sind, damit ich mein Fahrrad auch abstellen kann (und nicht etwa eine Ansammlung von wild abgestellten Fahrrädern entsteht).

    Aber wer unsensibel mit alten oder wieder errichteten Kulturgütern umgeht, muss sich nicht wundern, wenn die allgemeine Gleichgültigkeit der Gesellschaft in Bezug auf sehr viele Probleme zunimmt.

    Darunter ging´s nicht?

  • Da wird natürlich die"Wirkung" schon durch vorbeifahrende Autos und herumlaufende Menschen, geschweige denn durch die vorhandene umgebende Bebauung beeinträchtigt. Fahrradständer sind da wirklich das kleinste Problem (wie auch die Trauerweide)

    Im Übrigen finde ich es als Fahrradfahrer positiv, das an Orten die ich besuchen möchte (und dazu zählen für mich in erster Linie Kulturgüter) Fahrradständer vorhanden sind, damit ich mein Fahrrad auch abstellen kann .

    Ich glaube, niemand hat etwas gegen Fahrradständer Im Gegenteil. Es geht lediglich um den Aufstellungsort. Aber man kann doch nicht ein "kleinstes Problem", das an der ausgewählten Stelle von mehreren als größeres, störendes Problem gesehen wird, dadurch entkräften, dass Sie andere Störfaktoren nennen, wobei herumlaufende Menschen sogar eher eine Bereicherung der Steinwüste sind.

  • Ich glaube, niemand hat etwas gegen Fahrradständer Im Gegenteil.

    Das wäre ja immerhin schon mal schön, wenn wir darüber Einigkeit erzielen könnten, dass auch im Bereich um das Humboldtforums Fahrräder abgestellt werden sollten.

    Ich empfinde die Ständer, gerade in der geringen Anzahl, auch an dieser Stelle nicht als störend. Darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein.

    Grundsätzlich richtig ist es selbstverständlich, dass ein störendes Problem nicht ein anderes rechtfertigt. Man muss allerdings schon die Relationen im Blick behalten. Was mir insbesondere missfällt ist allerdings die von einigen Foristen immer wieder auf Kleinigkeiten (Fahrradständer, leichte Farbunterschiede a der Fassade, bis hin zu pausierenden Arbeitern) hingewiesen wird, die vielleicht nicht ganz optimal sind (manche scheinen ja geradezu danach zu suchen) und dabei außer Blick gerät was hier geschaffen wurde: Die Fassade des Stadtschlosses ist wieder da und es ist bewiesen, dass man auch ein Bauwerk dieser Größe äußerlich originalgetreu rekonstruieren kann. Das wiegt mir mehr, als der ständige Hinweis auf etwaige kleine (teils subjektiv empfundene) Unzulänglichkeiten

  • Es geht ja nicht darum ob die Fahrradabstellanlagen schön findet oder nicht sondern um die gesetzliche Vorschrift. Nach der AV Stellplätze des Berliner Senats müssen selbstverständlich bei öffentlichen Gebäuden Fahrradstellplätze errichtet werden:

    "Abstellplätze müssen so hergestellt werden, dass
    - sie von der öffentlichen Verkehrsfläche aus möglichst ebenerdig erreichbar sind, wobei maximal eine Stufe zulässig ist,
    - leicht zugänglich sind,
    - sie durch ihre Lage oder entsprechende Wegweisung auffindbar sind,
    - dem Fahrrad ein sicherer Stand durch einen Anlehnbügel gegeben wird, der mindestens 0,80 Meter hoch und 0,80 Meter lang ist und
    - der Mindestabstand zwischen den Abstellplätzen 0,90 Meter beträgt, sofern Anlehnbügel beid-seitig nutzbar sind; dienen sie nur zum Anschließen eines Fahrrades ist ein Abstand von 0,60 Metern ausreichend.
    - sie einen jeweils notwendigen Erschließungsgang mit einer Breite von 1,80 Metern (Bewegungsfläche für ein Standardfahrrad) haben
    - sie in der Regel Fahrrädern einen Schutz gegen Witterung bieten
    - 5 Prozent der Abstellplätze den Anforderungen von Sonderfahrrädern (z.B. Lastenräder) bzw. Fahrrädern mit Anhängern entsprechen (Bügelabstand 1,80 Meter; Tiefe der Fläche: 2,50 Meter; Breite des Erschließungsgangs 2.30 Meter).
    Alternativ zu Anlehnbügeln sind Abstellanlagen in mehreren Ebenen (Doppelstockanlagen) zulässig, die eine einfache und leichte Bedienung ermöglichen. Zur Erhöhung des Abstellkomforts ist eine Erweiterung der Abstände in Abhängigkeit der Differen-zierung der Nutzergruppen und Abstellbedürfnisse anzustreben.Die Herstellung einfacher Vorderradständer jeglicher Art ist unzulässig."

    Quelle: § 2.3. der AV des Berliner Senats, zuletzt geändert am 15. Juli 2020

    Die Zahl der herzustellenden Stellplätze ergibt sich aus Anlage 2: Bei Museen 1 Stellplatz/200qm Ausstellungsfläche.

    Da können ja alle jetzt mal rechnen...

  • Ich bin überzeugt, dass es hier niemand um Fahrradständer geht.

    Stünden sie in der kleineren oder größeren Nähe des Schlossbrunnens und zweier Grünanlagen sowie der Lustgartenterrassen samt Pferdebändigern, neben der Adlersäule und den Oranier-Fürsten samt Coligny-Statue: Kein Mensch würde die Fahrradständer überhaupt erwähnen! Wahrscheinlich sie nicht einmal bemerken.

    Nun aber stehen sie in einer Steinwüste ...

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Die Zahl der herzustellenden Stellplätze ergibt sich aus Anlage 2: Bei Museen 1 Stellplatz/200qm Ausstellungsfläche.

    Da können ja alle jetzt mal rechnen...

    ok, wieviel Ausstellungsfläche haben wir? 28.000 qm? Ergibt also 140 Fahrradstellplätze. Bisher haben sie auf dem Schlossplatz 30 Bügel montiert - also für 60 Räder. Vielleicht kommen hier noch 10 hinzu, dann wären das 80. Außerdem gibt es bereits ein paar Bügel auf der Ostseite oberhalb der südlichen Rampe. Hier also vielleicht noch mal für 20 oder 40 Räder. Dann ist davon auszugehen, dass irgendwo noch 10 oder 20 Bügel fehlen - vielleicht nochmal auf der Ostseite oder irgendwo auf der Nord- oder Westseite...

    Könnte aber natürlich auch sein, dass der Standort auf dem Schlossplatz nur provisorisch ist, bis Wippe und U-Bahn fertig sind und man dann dort (quasi zwischen U-Bahn und Haupteingang zum Humboldt-Forum) die Stellplätze installiert.

  • Ausstellungsfläche sind allein 41.000 qm. Hinzu kommt das Kongreßzentrum im ehem. Eosanderhof, wo alle 4 Sitzplätze ein Stellplatz vorzuhalten ist. Insgesamt hat das Schloß etwa 100.000 qm BGF.

    Zusammen kommt man auf fast 300 notwendige Fahrrad-Stellplätze. Da die Hälfte überdacht sein muß sind etwa 150 in der TG und ca. 150 im Außenbereich.

  • Naja, 300 Fahrrad-Stellplätze sind sicherlich weniger störend als 300 Parkplätze (wie dereinst vor dem Palazzo Prozzo). Nun, hoffentlich freue ich mich nicht zu früh - mal sehen, wo die unvermeidlichen Touristenbus-Halteplätze hinkommen...

    Ich selbst werde bei meinen Berlin-Besuchen die Museumsinsel aber weiterhin zu Fuß besuchen, oder in Zukunft mit der U-Bahn.

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  • AV des Berliner Senats

    Es ist schon eine lustige Zeit. Auf der einen Seite passieren Kontrollverluste diverser Art, auf der anderen Seite werden alle Details, völlig unabhängig von der dann real entstehenden Situation, durch irgendwelche bürokratischen Verordnungen überreguliert.

  • Zumal diese verdammten E-Roller (Scooter) überall wahllos hingestellt werden (dürfen!) und dementsprechend demnächst auch das Schlossumfeld kreuz und quer übersät sein wird mit den Teilen, d. h. falls die nicht jemand laufend woanders hinschieben wird - das Rote Rathaus wäre ja nicht weit...

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Es geht [...[ um die gesetzliche Vorschrift. Nach der AV Stellplätze des Berliner Senats müssen selbstverständlich bei öffentlichen Gebäuden Fahrradstellplätze errichtet werden:

    Quelle: § 2.3. der AV des Berliner Senats, zuletzt geändert am 15. Juli 2020

    Ich schreibe jetzt diesen Beitrag als überzeugter Velofahrer, und ich habe zeitlebens noch nie ein Auto besessen. Ich lebe in einer Berg- und Talstadt.

    Dieser Regulierungswahn ist eben schon eine spezielle Krankheit Deutschlands... In meiner Stadt (und ich glaube praktisch überall in der Schweiz) wurde mit der neuen Bauordnung von 1980 sogar die Stellplatzpflicht für Autos aufgehoben. Aber nein, in Berlin (und in ganz Deutschland ähnlich) muss jetzt zwingend dieses Gesetz angewendet werden, weil es nun mal besteht. Was glaubt ihr, wieviel Prozent der Bewohner Berlins werden jemals das Humboldt-Forum besuchen gehen? *) Und wieviele davon mit dem Fahrrad? Somit ist doch diese vorgeschriebene Rechnung ein völliger Irrsinn! Genau wie die maximal zulässige Krümmung einer Gurke in der EU. Klar werden diese Veloabstellplätze auch für Besuche in der Nachbarschaft benutzt werden können.

    Ich empfinde es irgendwie als Trotzreaktion der Stadt Berlin gegenüber dem "ungeliebten neuen Schloss"! Ist es wirklich nötig, dass ausgerechnet an der Südwestecke, beim Zusammentreffen von zwei wichtigen Fassaden, ein Störfaktor platziert werden muss? Kann Velofahrern nicht zugemutet werden, ein paar Schritte weiter zu Fuss zu gehen?

    *) Vergleich mit der Stiftsbibliothek St. Gallen (Weltkulturerbe seit 1983!): Nur etwa 10% der Stadtbevölkerung haben jeweils einmal im Leben die Stiftsbibliothek besucht; Tendenz sinkend. Wieviele mit dem Fahrrad?

  • Ich denke, mein Vorredner Riegel hat durchaus recht, wie absurd rechtliche Vorschriften sein können!

    Langsam merke ich aber auch, wie stark doch der Sinn für Ästhetik unter uns Menschen durch Werbung und „Mainstream“ manipulierbar, aber auch im guten Sinne wandelbar ist. Es gab eine Zeit, als riesige Autobahnkreuzungen in drei Ebenen mit verknoteten 8 oder 10-spurigen Straßen (Beispiel USA, L.A.) sehr eindrucksvoll und fortschrittlich wirkten. Auch galten in Deutschland autogerechte Städte mit breiten, zerstörerischen Schneisen durch die Stadtzentren einst als Vorzeigemuster. Inzwischen haben bei zunehmendem Bedarf Fahrradspuren und Fahrrad-Abstellplätze immer mehr Akzeptanz gewonnen. Der Blick des sensibel wahrnehmenden Fußgängers fällt immer ungnädiger auf Straßen, die eng an eng mit Prestige-Karossen und SUWs befahren und deren Ränder lückenlos zugeparkt werden. So gewöhnen wir uns mit zunehmend gnädigem Verständnis an die Ästhetik von Fahrrad-Parkbügeln mit angeketteten Drahteseln. In dem Maße werden wir diese „Mobilitätsobjekte“ sogar an prominenten Stellen des Schlossplatzes nicht als störend, sondern als tolerierbar, oder gar als schmückend empfinden. Oder nicht?

  • Das mag jetzt keine populäre Meinung sein, aber ich persönlich lande bei der Bewertung all dieser Punkte irgendwo zwischen den Extremen.

    Weder mag ich breite Straßenschneisen dicht an urbanen Zentren vorbei, noch mag ich es, wenn jemand daraus Fußgängerzonen macht und dann erwartet, dass die Waren von A nach B gebeamt werden können. Ich fahre gerne Fahrrad, aber dies auch von 80-jährigen, Behinderten und Schwangeren zu erwarten, weil das Auto ja böse ist, ist mit mir nicht zu machen. Und, ja, als langjähriger Logistiker kann ich auch genormten, geraden Gurken etwas abgewinnen, da die mögliche höhere Verpackungsdichte die Anzahl der Lkw-Fahrten reduziert.

    Und deshalb kann ich auch mit den Fahrradständern vor dem Schloss leben - solange sie nicht doch noch postmodern überdacht werden oder so...

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