Westseite Berliner Schloss - Schlossfreiheit - ehem. Nationaldenkmal

  • Der Tagesspiegel hat sich in seiner Ausgabe vom 04.11.2019 mit der Errichtung des Denkmal für Einheit und Freiheit in der Berliner Mitte in einem Artikel befasst. Die geplante Eröffnung zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung ist gefährdet. Fledermäuse haben den Denkmalsockel nicht wie erhofft verlassen.

    https://www.tagesspiegel.de/berlin/bau-der…n/25183030.html

    Ich bin der Meinung, dass das Denkmal nicht aufgebaut werden sollte. Die Mosaike sollten freigelegt werden und der Sockel leer bleiben. Das Denkmal versperrt auch die Sicht auf das neue Stadtschloss (HuF).

  • Haben die Fledermäuse denn eine ordnungsgemäße Kündigung erhalten?

    Im Ernst, diese doofe Wippen-Idee soll doch einfach eingestampft werden. Es war doch mal die Rede davon, die Säulen des Nationaldenkmals wieder aufzustellen. Zusammen mit einer Gedenktafel wäre das noch viel besser als dieser geplante Quatsch.

  • Die Kolonnaden vom Nationaldenkmal aufzustellen, war nur so ein Vorschlag. Das wurde aber nicht weiter verfolgt. Es ist schon traurig, dass man in Deutschland nicht sachlich über ein Denkmalsprojekt diskutieren kann, sondern am Ende wieder der Naturschutz und die Gerichte entscheiden oder, was wahrscheinlicher ist, das Projekt nur weiter verzögern und verteuern. Statt darüber zu reden, was ein gutes Denkmal ausmacht, redet man über das Leben von Fledermäusen. Warum klammert sich die Politik so sehr an einen Denkmalsbeschluss, von dem doch gar nicht das Wohl und Wehe unseres Landes abhängt?

    Es ist auch schade, dass man das Schloss nicht stärker als Chance begreift. Ich finde, man sollte in der verfahrenen Situation erst mal das Schloss fertigbauen und eröffnen. Keiner von uns hat doch die Westfassade mit dem Eosanderportal und der Kuppel darüber live und in Farbe gesehen. Wie groß ist denn der Platz auf der Schlossfreiheit, wenn man dort vor dem Portal steht? Welcher Raumeindruck ergibt sich? Wie sieht es aus, wenn man von der Schlossbrücke in diese Richtung guckt oder vom Schinkelplatz? Sollten wir nicht erstmal das fertige Schloss auf uns wirken lassen? Die heutige Farbfassung der Schlossfassaden gehört in eine frühere Epoche als das Denkmal und sein Sockel. Damals war die Schlossfreiheit noch mit Häusern bebaut. Das würde uns heute sicher nicht gefallen, sondern eher die freie Sicht auf das Schloss.

    Mir kam neulich bei einem Besuch vor Ort der Gedanke, man sollte das Marx-Engels-Forum teilweise bebauen. Ich finde, früher wirkte die große Freifläche zwischen Fernsehturm und Palast der Republik besser. Seit jetzt das Schloss wieder präsent ist, habe ich den Eindruck, östlich vom Schloss fehlt ein Stück Stadt. Dann kam mir noch der Gedanke: Jetzt brauchen wir hier im alten Zentrum Berlins noch einen ordentlichen Marktplatz. Die meisten deutschen Städte haben einen Marktplatz als Mittelpunkt. Das Schloss ist nun da, aber einen schönen deutschen Marktplatz kann es nicht ersetzen. Hier kommen mir jetzt Überlegungen, welche Platzqualitäten die Schlossfreiheit haben kann. Gerade in Anbetracht der ideologischen Verkrampfungen in der Debatte um das Schloss und das Nationaldenkmal sollte man, denke ich, das Schloss erstmal in der Stadt ankommen lassen.

  • Die Fledermäuse haben den Denkmalsockel nicht wie erhofft verlassen.

    Welch eine Realsatire!! :biggrin:
    Aus unserer Sicht kann man natürlich nur hoffen dass sich die kleinen Tierchen mit ihrem Umzug noch lange Zeit lassen. Andererseits ist es aber schon traurig dass wichtige Infrastrukturprojekte in diesem Land immer wieder an solchen lächerlichen Scheinproblemen scheitern oder zu scheitern drohen (ich erinnere an die Posse um die "Kleine Hufeisennase" in Dresden).

  • Dann kam mir noch der Gedanke: Jetzt brauchen wir hier im alten Zentrum Berlins noch einen ordentlichen Marktplatz. Die meisten deutschen Städte haben einen Marktplatz als Mittelpunkt. Das Schloss ist nun da, aber einen schönen deutschen Marktplatz kann es nicht ersetzen.

    Gendarmenmarkt?

  • Das sind doch super Nachrichten! Jetzt muss man nur noch darauf hinweisen, dass das Kaiserwilhelm Nationaldenkmal eigentlich ein Denkmal zu Ehren des deutschen Tierbestandes war. So hatte dieses doch:

    Die eigentliche Zoologie aber ist, wie folgt, vertreten: 21 Pferde, 2 Ochsen, 8 Schafe, 4 Löwen, 16 Fledermäuse, 6 Mäuse, 1 Eichhorn, 10 Tauben, 2 Raben, 2 Adler, 16 Eulen, 1 Eisvogel, 32 Eidechsen, 18 Schlangen, 1 Karpfen, 1 Frosch, 16 Krebse, zusammen 157 Tiere.

    Es wäre doch das perfekte Denkmal und passend zur aktuellen Klimadebatte ;)

  • Zitat

    Haben die Fledermäuse denn eine ordnungsgemäße Kündigung erhalten?


    So ein böses Tier aber auch....vielleicht hilft ja ne Räumumgsklage ablachen:)

  • In Anbetracht des aktuellen Baustopps der geplanten Wippe vor dem Schloss, verweise ich auf den Entwurf eines Bekannten von mir, der eigentlich Bauzeichner ist.
    Den beiliegenden Entwurf für die Wiederauferstehung der Schloss-Kolonnaden, hat er zwar nur als Freizeit-Studie entwickelt, gefällt mir jedoch um ein Vielfaches besser als das Design von Milla & Partner.

  • Wenn wir uns jetzt Gedankenspielen hingeben und sagen, Mensch lasst uns doch die Kolonnaden statt der Einheitswippe aufbauen so geht ein Aufschrei durch die Politik und schon wird man den Bau der Einheitswippe vorantreiben. Denkt doch nur einmal daran als Johannes Kahrs (SPD) den Vorschlag machte, die Kolonnaden wieder aufzubauen oder Marc Jongen (AfD) das Projekt "Einheitswippe" ganz kippen wollte.

    Unser Ziel muss es sein, dass das Denkmal für Einheit- und Freiheit nicht gebaut wird, der Platz leer bleibt und die Mosaike wieder freigelegt werden.

  • Ich denke es wäre, den Gedanken meines Vorschreibers weitergedacht, zweckmäßiger, die Wippe nicht verächtlich zu machen und verhindern zu wollen, sondern voranzutreiben, dass sie einfach an zig anderen Stellen in Berlin besser aufgehoben wäre, beispielsweise vor dem Reichstag, was dem Acker vor dem Parlament ganz sicher alles andere als schaden würde, oder gar am Alexanderplatz?

    Immerhin ist zu bedenken, dass die Mittel für die Kolonnaden ja bereits (kurzzeitig) freigegeben wurden, soweit ich mich erinnere. Es wäre also sehr wohl eine bedeutende Lobby dafür existent. Aber eben nicht in Opposition zur Wippe. Der Blamage, das Ding überhaupt nicht zu bauen, gibt sich von den Beteiligten niemand hin. Aber möglicherweise geht beim Standort was...

    Einmal editiert, zuletzt von Heimat (10. November 2019 um 16:18)

  • Und denke es wäre, den Gedanken meines Vorschreibers weitergedacht, zweckmäßiger, die Wippe nicht verächtlich zu machen und verhindern zu wollen, sondern voranzutreiben, dass sie einfach an zig anderen Stellen in Berlin besser aufgehoben wäre, beispielsweise vor dem Reichstag,

    Der Vorschlag ist gut und sinnvoll, wird aber von unserer politischen Elite mehrheitlich nicht gewollt. Die Variante vor dem Reichstag ist nicht zur hier im Forum, sondern auch in den Medien intensiv thematisiert worden, aber letzten Endes an Frau Grütters, Herrn Thierse und den anderen verbissenen Verfechtern des Standorts vor dem Schloss gescheitert.

    P.S. Ich erinnere daran dass Fotomontagen, die die Wippe vor dem Reichstag zeigen auch hier im Forum zu sehen waren (von Wikipedia eingebettet). Der Architekt der Wippe, Johannes Milla, hat daraufhin Stadtbild Deutschland verklagt, was wiederum dazu geführt hat, dass dieses Forum für Wochen abgeschaltet war. Man sieht also mit welcher Unerbittlichkeit diese Clique für 'ihren' Standort vor dem Schloss kämpft. Nur gegen die Fledermäuse sind sie bisher noch nicht angekommen. ;)

  • Der Tagesspiegel hat sich in seiner Ausgabe vom 04.11.2019 mit der Errichtung des Denkmal für Einheit und Freiheit in der Berliner Mitte in einem Artikel befasst. Die geplante Eröffnung zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung ist gefährdet. Fledermäuse haben den Denkmalsockel nicht wie erhofft verlassen.

    Die Fledermäuse sollten ein Denkmal erhalten.

  • Für die geplante Freitreppe zum Kupfergraben ist jetzt eine vorläufige Kostenaufstellung veröffentlicht worden, für die 38 m breite Treppe aus Granit und Sandstein sind 6,145 Mio € geplant. Damit wird sie zur teuersten Treppe Berlins, hoffentlich zukünftig kein Treppenwitz der Geschichte ! .Vor der Treppe soll auch eine Steganlage entstehen, Baden soll aber hier verboten sein. Baden soll man im geplanten Flussbad im Lustgarten können. Baubeginn soll Mitte 2021 und die Fertigstellung 2023 sein.

    Sämtliche Darstellungen Quelle: Berliner Morgenpost.de


    auf der Visualisierung fehlt die ominöse Verschaukelungswippe hoffentlich ein gutes Omen oder ein Umdenken in dieser Frage :tongue:

  • Das alles setzt aber ein stabiles Klima voraus. Leider sieht es dafür nicht gut aus. Die Spree führte bereits Dauerniedrigwasser und floss teilweise rückwärts. Da mit weiter steigenden Sommertemperaturen zu rechnen ist bei anhaltender Dürre, sollte dieses Projekt sofort aufgegeben werden.

  • Die Freitreppe ist aus meiner Sicht in Ordnung, aber das Flussbad ist ein unfassbarer Blödsinn. Es ist schlichtweg unwürdig zwischen Schloss, Zeughaus und Museumsinsel zu baden. Es ist ja auch auch nicht denkbar, dass in Paris neben dem Louvre oder Notre Dame geplantscht wird, oder in London zu Füßen des "Big Ben" oder der Tower Bridge.

    Zudem frage ich mich wie ein solches Flussbad an dieser Stelle organisatorisch überhaupt funktionieren soll. Wo soll es denn Umkleidekabinen und Schränke geben (oder ist FKK vorgesehen?)? Sorgt irgend jemand für die Sicherheit der Badenden ("Baywatch")? Und soll der Zugang für alle möglich sein, und damit auch für potenzielle Problemfälle (Betrunkene, Taschendiebe, Messerträger etc.)?? :gehtsnoch:

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  • Verschaukelungswippe

    Ich bin ja in der Frage des Einheitsdenkmals hier in einer Minderheitenposition. Das meint, mir ist eine Erinnerung an die friedliche Revolution und Wiedervereinigung 1989/90 wichtig. Über Ort und Gestaltung kann man natürlich reden. Da wäre ich ganz offen. Aber ich sehe in der Verzögerung des bestehenden Projekts die Gefahr, dass dieses Gedenken insgesamt hintertrieben werden soll, weil es nicht in den Erinnerungsradius bestimmter Kreise passt. Deshalb befürworte ich das Projekt.

    Gleichwohl habe ich gerade eine schöne Idee bekommen, wie ein alternatives Einheitsdenkmal gestaltet hätte werden können. Es gibt ja noch erhaltene Mauerabschnitte in Berlin. Dort hätte ich mir ein solches Denkmal vorstellen können. Die Idee kam mir gerade, als ich das letzte Motiv "Freiheit" der nächsten 100 Euro-Gold-Gedenkmünzen gesehen habe (hier). Man hätte um und auf einen Teil dieses Mauerabschnitts Plastiken von "Mauerstürmern" und "Mauerspechten" errichten können. Sie klettern auf die Mauer, jubeln auf deren Krone, hämmern gegen sie. Also eine Nachbildung der Revolution und Maueröffnung 1989 als Skulpturengruppe am Originalplatz. (Z.B. so) Das wäre auch ein schönes Fotomotiv für Touristen geworden. Vielleicht kann die Idee ja trotz Einheitsdenkmals noch irgendwann umgesetzt werden.