Berliner Schlossplatz - Schlossbrunnen - Breite Straße

  • sollte man über die weitere Existenz des Staatsratsgebäudes nachdenken

    Es geht sicherlich in Ordnung, hier im Rahmen der Forumsdiskussionen eine solche Position zu vertreten. Ob der Verein sich aber einen Gefallen damit tun würde, solche Forderungen zu erheben, wage ich zu bezweifeln. Es fällt mir heutzutage nicht mehr schwer, die besseren Bauten der DDR-Moderne in dem Recht zu sehen, als Denkmal und Identifizierungsort für viele Menschen erhalten zu bleiben.

    Richtig ist natürlich, dass das Staatsratsgebäude quer über dem historischen Straßenverlauf südlich des Schlosses steht. Allerdings gibt es dem Schlossplatz nach Süden hin eine Fassung.

    Viel wichtiger, als das Staatsratsgebäude zur Disposition zu stellen, fände ich es, sich für eine Wiederherstellung der historischen Gestaltung des Schlossplatzes einzusetzen, mit seiner harmonischen Komposition aus Terrassen, eingefassten Grünflächen und dem Neptunbrunnen. Die Straße sollte dort ganz aufgehoben werden, der schöne Ort den Passanten und Besuchern des Humboldtforums vorbehalten bleiben, vielleicht auch dem Fahrradverkehr von der Französischen Straße über die Kurfürstenbrücke Richtung Rathaus.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Das Staatsratsgebäude versperrt durch die Überbauung der Brüderstraße die Verbindung zwischen dem Schloss und dem alten Zentrum von Cölln. Es zerstört damit die historische Einheit von Cölln. Eine städtebauliche Todsünde. Freilich, als das Staatsratsgebäude errichtet wurde, war das Schloss bereits Geschichte - auch vom alten Kern Cöllns war nicht mehr viel übrig geblieben.

    Mit der Sperrung der Brüderstraße ist auch die Verbindung zum nahegelegenen Nicolaihaus unterbrochen, Standort einer der Barrikaden der Revolution am 18. März 1848. Das Nicolaihaus war ein Zentrum der Berliner und der deutschen Aufklärung und wäre somit eine wunderbare Ergänzung des Humboldt Forums.

    Die Beseitigung des Staatsratsgebäudes ist also wünschenswert!

    Dennoch sollten wir seinen Abriss nicht fordern: Es ist als ehemaliges Zentrum der Macht in der DDR auch ein Denkmal der deutschen Teilung und insgesamt der deutschen Geschichte. Auch pragmatische Gründe verbieten eine solche Forderung: Man soll in der Politik nichts fordern, was unerreichbar ist, sofern nicht Menschenrechte verletzt werden - und das geschieht hier nicht. Zudem gehört es nach meiner Ansicht zu den besseren Bauwerken der DDR. Nicht nur durch die Übernahme des Portals IV wurde die Erinnerung an das Schloss aufrechterhalten.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Ich persönlich sehe auch das ehemalige Staatsratsgebäude völlig deplaziert und kann auch derer Architekur nichts abgewinnen (nehmen wir mal das Schloßportal aus) . Nur einen Rückbau oder eine Versetzung zu fordern, macht derzeit genau so viel Sinn wie einem Orkan zu befehlen umzukehren.

  • Die Nutzung als Schule wuerde ich allerdings aendern wollen. Die Naehe von Linken Themen und jungen Leuten ist mir nicht genehm...

    Absolut: Schließlich nutzt die Managerhochschule European School of Management and Technology das Gebäude. Das Risiko, dass die jungen Leute durch Wandmosaiken und möglicherweise noch im Gebäude verbliebene linksradikale Viren der Marktwirtschaft abschwören und nach Abschluss ihres Studiums den Staatssozialismus einführen wollen, ist einfach zu groß.

    *Ironie off*

  • Kleine Frage an euch Forumskollegen:

    Beim Blick in die Webcam und auf den Schlossplatz versuche ich mir vorzustellen, wo genau vor Portal II der Neptunbrunnen aufgestellt würde. Wäre das genau zwischen den langen steinernen Bank-Riegeln, oder mehr zur Straße versetzt ??

  • Die Tiefgarageneinfahrt Richtung Spree wird für einen, meiner Meinung nach, störenden Dauerverkehr sorgen. Gut, irgendwo musste sie ja hin.

    Man hätte die Einfahrt näher an die Straße setzen können. Dann wäre man 30 Meter eher auf Keller-Niveau gewesen, und die Fußgänger hätten drüberlaufen können.

    So blöd es auch klingen mag, aber die Gestaltung aus dem 19. Jahrhundert war schlicht und einfach an dieser Stelle perfekt

    Man muss sich das man vorstellen: Damals gab es mehr Platz für Autos, und die Aufenthaltsqualität war trotzdem besser!

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Man muss sich das man vorstellen: Damals gab es mehr Platz für Autos, und die Aufenthaltsqualität war trotzdem besser!

    Es sieht ganz klar schöner aus, früher gab es aber auch weniger Autos. Hätte der Schlossplatz in seiner Form von 1920 überdauert, wäre er nun umgeben vom üblichen, üppig und hässlichen Verkehrsschilderwald, die breite Fahrbahn mit Parkbuchten, Abschraffierungen, Pfeilen usw bemalt, die Fahrbahnränder mit Blech zugeparkt.

  • Die können und wollen es heutzutage einfach nicht mehr ! Wirklich harmonisch schön und ästhetisch ist schlicht verpönt bzw. "uncool" !

    Ich würde diese bbz-(...) gerne mal kennenlernen.

    beleidigende Bezeichnung gelöscht. Mod. (Snork)

  • Wem gefällt diese Lösung: vorne der Neptunbrunnen an historischem Platz und hinten ebenfalls axial zu Portal I ein Pflanzbeet in demselben Durchmesser wie der Brunnen. Wären damit die Brunnenfreunde und die Pflanzenfreunde vielleicht zufrieden. Ist das zu banal? Vielleicht wirkt es auch übermöbliert?

  • Wem gefällt diese Lösung: vorne der Neptunbrunnen an historischem Platz und hinten ebenfalls axial zu Portal I ein Pflanzbeet in demselben Durchmesser wie der Brunnen. Wären damit die Brunnenfreunde und die Pflanzenfreunde vielleicht zufrieden. Ist das zu banal? Vielleicht wirkt es auch übermöbliert?

    Auf der anderen Seite des Brunnens würde etwas fehlen. Eine symmetrische Bepflanzung würde ich bevorzugen, auch wenn es auf dem Papier noch nicht so störend wirkt.

    Siehe dieses Bild:

    "Moderne Architektur heißt seit über 50 Jahren: Rechtwinklig, weiß, kahl, leer, gebaut von immer schwarzgekleideten Architekten."

    -Gerhard Kocher

  • Wem gefällt diese Lösung: vorne der Neptunbrunnen an historischem Platz und hinten ebenfalls axial zu Portal I ein Pflanzbeet in demselben Durchmesser wie der Brunnen.

    Danke für die Visu. Das Problem scheint mir zu sein dass der Neptunbrunnen sehr nahe an der Straße stehen würde. Diese Problematik war mir bisher nicht so bewusst.

  • Das Problem scheint mir zu sein dass der Neptunbrunnen sehr nahe an der Straße stehen würde. Diese Problematik war mir bisher nicht so bewusst.

    Er stünde doch nur "zu nahe" an der Straße, weil, wie ich bereits an anderer Stelle erwähnte, der Schlossplatz keine 2 Fahrbahnen mehr hat, sondern nur noch eine. Brunnen und Blumenbeete bildeten früher eine Art Mittelinsel.

    https://static3.akpool.de/images/cards/214/2145651.jpg

  • Außerdem sehe ich da das Problem nicht. Zwischen Brunnen und Straße wird dennoch reichlich Platz zum vorbeigehen sein. Und im Gegensatz zur Spandauer Straße befindet sich am Schlossplatz keine Autopiste mit 2 großen Kreuzungen.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.