Westseite Berliner Schloss - Schlossfreiheit - ehem. Nationaldenkmal

  • Das Vorschaubild des TV-Berichts wiederspiegelt die Peinlichkeit dieses Anlasses für ein paar Leutchen (immerhin handelt es sich um ein NATIONALES Denkmal!). Ein weiss gestreichenes Hochbeet oder Sandspielkasten, weiss gespritzte Spaten... Und die Leutchen in Schale mit verkrampfter Haltung und weissem Mundschutz... Wie wird man in hundert Jahren über ein solches Bild denken?

    Weiss jemand, wie die Grundsteinlegung für das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal vonstatten gegangen war?

  • Puh, habs vorhin beim rbb gesehen... Ziemlich peinliche und traurige Sache. Grütters mit übertriebenem Lächeln, der Bericht für die eigentliche Relevanz eines solchen Denkmals erschreckend kurz. Extrem katastrophal diese ganze Nummer. Und sehr traurig. Vielleicht gibt es irgendwann ein würdiges Denkmal auf dem Platz der Republik.

  • Ich habe bis jetzt noch immer einige Zusammenhänge nicht wirklich verstanden: der Denkmalsockel steht doch unter Denkmalschutz, er ist also doch geschützt vor zerstörerischen Eingriffen in die historische Bausubstanz. In einem kürzlich hier verlinkten Zeitungsartikel lese ich aber, dass der Denkmalschutz erhebliche Bedenken gegen die Eingriffe beim Denkmalneubau habe...hä? Wieso darf dann gebaut werden?

    Liegt das an den Zuständigkeiten?

    Das ist das, was mich so an diesem Denkmal stört, dass es eben soviel historische Substanz zerstört...in meinen Augen eben unnötig, da es alternative, ebenso passende Standorte gegeben hätte...

    Über eine rege öffentliche Diskussion darüber hätte mich übrigens gefreut...aber lieber wurde über das Kreuz gestritten...?

  • Na klar, aber in meiner Datenbank habe ich nur Aufnahmen von der Einweihung, aber ich wollte sie hier trotzdem zeigen auch in Hinblick ( als Vergleich ) auf die Anwesenheit der Bevölkerung !

  • @classica

    Da die Grundsteinleung des Kaiser Wilhelm Nationaldenkmals am 18.08.1895, dem Tag der Schlacht von Gravelotte erfolgte, möchte ich, auch nur als kleine Anmerkung das Gedicht des Stuttgarter Oberhofpredigers Karl von Gerok über diese Schlacht anfügen. Meine Großmutter Theresia (Jahrgang 1884) konnte es noch auswendig:

    Die Rosse von Gravelotte

  • Einweihung und Grundsteinlegung sind doch nicht dasselbe, oder?

    Weshalb diese Frage? Eiserner Pirat hat doch eine schöne Ergänzung gezeigt. Meine Frage nach den Feierlichkeiten der Grundsteinlegung des früheren Denkmals zielte doch auf den Gegensatz des Pompes damaliger Feierlichkeiten und dieser mickrigen Darbietung von heute Nachmittag ab.

  • @classica

    Da die Grundsteinleung des Kaiser Wilhelm Nationaldenkmals am 18.08.1895, dem Tag der Schlacht von Gravelotte erfolgte....

    Alles interessant. Trotzdem war dieser damalige Zeitgeist insofern natürlich schrecklich: Man legte den Tag der Einweihung des Nationaldenkmals auf den Jahrestag einer Schlacht mit über 30.000 Toten und zelebrierte mit dem Sieg über Frankreich natürlich auch die "Erbfeindschaft" bzw. festigte sie.

  • Du musst nur alle Beiträge aufmerksam lesen und dann kannst du den richtigen Vergleich anstellen.

    Weiss jemand, wie die Grundsteinlegung für das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal vonstatten gegangen war?

    Ein Bild dazu in der Sammlung des Stadtmuseums hier. Kein Vergleich. :lachentuerkis:

    Und nach Eiserner Pirats Ergänzung kommt bei mir schon der Gedanke auf, wieviele Leute dereinst wohl an die Einweihungsfeierlichkeiten der Obstschale gehen werden.

  • :!:Die Schöpfer der Wippe nehmen auf ihrer Homepage Stellung dazu, warum die wilhelminischen Mosaiken nicht an ihren Ursprungsstandort zurückkehren sollen:

    Falsch ist: Wegen des Entwurfes des Einheitsdenkmals mussten die historischen Mosaiken entfernt werden.
    Richtig ist, dass Milla & Partner einen Entwurf vorgelegt hat, der den Erhalt der Mosaiken vorsah. Dieser kostete allerdings 1,2 Mio mehr als der jetzt vorgesehene Entwurf. Das MBUB hat diesen Entwurf aus Kostengründen abgelehnt. Es war dann der Wunsch von Dr. Grütters, die Mosaiken wegen zweier Wappen von Wilhelm II zu entfernen. Die Entfernung und Einlagerung der Mosaiken kostete mindestens 1,3 Mio€, die Kosten und der Ort einer Wiedererrichtung sind bisher nicht bekannt.

    Für diese Klarstellung ist Herrn Milla zu danken. Um so enttäuschender sind die einsamen und intransparenten Entscheidungen von Frau Grütters in dieser Causa. :daumenunten:

    .

  • Was ist darin "einsam" oder "intransparent"? Die Wippe entsteht so, wie es die Kulturstaatsministerin wünscht. Sie bezahlt und Berlin hat es genehmigt. An öffentlicher Debatte hat es nicht gefehlt. Der Bundestag hat mehrfach entschieden.

  • Alles interessant. Trotzdem war dieser damalige Zeitgeist insofern natürlich schrecklich: Man legte den Tag der Einweihung des Nationaldenkmals auf den Jahrestag einer Schlacht mit über 30.000 Toten und zelebrierte mit dem Sieg über Frankreich natürlich auch die "Erbfeindschaft" bzw. festigte sie.

    Ich bin als Kriegsdienstverweigerer gewiss weit davon entfernt, militärisches Gepränge und martialisches Auftrumpfen gutzuheißen und vermutlich wäre selbiges mir, hätte ich damals gelebt, auch ziemlich auf den Senkel gegangen. Auch bin ich froh, damals nicht in der preußischen Armee gewesen zu sein.

    Aber der sogenannte deutsche Militärismus unterschied sich doch kaum vom Bellizismus anderer europäischer Nationen. Auch war er in erster Linie die Folge einer langen Serie von Kriegen, mit denen Frankreich immer wieder die deutschen Territorien überfallen, verwüstet und annektiert hatte. Ich erinnere nur an die ludovizianischen 'Reunions'- und Erbfolgekriege (Raub des Elsass, komplette Zerstörung der Pfalz, Badens und Vorderösterreichs), den Vandalismus der jakobinischen Revolutionstruppen, die Eroberungen und Beutezüge unter Napoleon I. (inklusive massenhafter Zwangsrekrutierungen für den Russlandfeldzug und des Raubs an Kunstgütern ), die Gebietsansprüche Napoleons III. (trotz der unverhältnismäßig milden Behandlung Frankreichs auf dem Wiener Kongress) und schließlich die Revanchepolitik Frankreichs nach 1871.

    Die sogenannte Erbfeindschaft wurde v.a. von französischer Seite geschürt, sie beruhte nicht zuletzt auf dem Komplex der französischen Könige, nach der fränkischen Reichsteilung nicht in den Besitz der Kaiserwürde gekommen zu sein. Da spielte die Frage, an welchem Tag das Berliner Nationaldenkmal eingeweiht wurde, eine nur untergeordnete Rolle.

    Davon abgesehen verlief die Schlacht von Gravelotte für die Truppen des Norddeutschen Bundes weitaus blutiger als für die Franzosen. Insofern kann man in der Einweihung des Denkmals auch einen Akt der Gefallenenehrung sehen.

    Daraus ist eine Diskussion entstanden, die in den Strang Kaiserreich im Rückblick( hier) verschoben und teilweise kopiert wurde. Franka (Moderation)

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Was ist darin "einsam" oder "intransparent"? Die Wippe entsteht so, wie es die Kulturstaatsministerin wünscht.

    Die Frage hast du dir bereits selber beantwortet. Frau Grütters hat offenbar im Alleingang gemäß ihrem "Wunsch" entschieden, ohne Rücksicht auf die Geschichte des Standorts und die Meinung der Denkmalschützer. Zudem könnte Frau Grütters ja auch vielleicht mal zur Zukunft der Mosaiken Stellung nehmen. Oder ist dir als Insider genaueres bekannt? Dann raus damit..

  • Zitat

    Es war dann der Wunsch von Dr. Grütters, die Mosaiken wegen zweier Wappen von Wilhelm II zu entfernen.

    Laut Grütters Logik müsste man also beispielsweise das Reichstagsgebäude oder zahlreiche kaiserzeitliche Gerichtsgebäude abreißen lassen, weil sie das Emblem von Wilhelm II zeigen. Diese ideologisch behaftete Art der Behandlung historischer Bausubstanz erinnert mich bedauerlicherweise an die Willkürhandlungen des SED-Regimes.

    Mittlerweile war man doch eigentlich im Denkmalschutz auf dem Stand angelangt, dass man historische Werke nicht mehr aus ideologischen Gründen entfernt.

    Abgesehen davon, dass ich auf den Fotos des Mosaiks ausschließlich Embleme von Wilhelm I ausfindig machen konnte, hätte ja wohl noch notfalls die Möglichkeit bestanden, lediglich die zwei WII-Embleme zu entfernen.

  • Beachtlich, dass die de facto Bundeskulturministerin (auch wenn es sowas laut Verfassung gar nicht geben dürfte), dafür verantwortlich ist, Mosaike an einem Denkmal zu entfernen. Das hat schon etwas von Amtsanmaßung.