Umfeld Berliner Schloss - Allgemeines

  • Auf dem Bild oben, das runde Geländer, was die Ecke absperrt, hm für was das wohl von Zwecke war, ... :wie:floet:)cheers:) die dachten damals doch recht praktisch, da hatte die Stadtreinigung schon weniger zu tun. Na ja, am königlichen Schloß, ist doch klar.

  • Die Lustgartenterrassen wurden 1846 fertig gestellt und zu dieser Zeit erfolgte auch das Geschenk aus St. Petersburg an die königlichen Verwandten in Berlin durch den Zar

  • Hier noch mal zwei Bilder vor Anlage der Schlossterrassen.

    Das erste ist um 1831 nach der Umgestaltung durch Karl Friedrich Schinkel und Aufstellung der Schale (1831) gezeichnet worden:

    Lustgarten

    Das zweite Bild zeigt eine Huldigungsfeier zu Ehren des neuen Königs Friedrich Wilhelm IV.:

    Lustgarten

    Gut zu sehen, dass die Terrassen noch fehlen.

  • Danke Euch beiden für das Einstellen der Bilder. Man sieht auf beiden Ansichten von classica vor der Schlosserweiterung durch Eosander eine Holzeinzäunung mit Wachthäuschen - wohl kein besonders schöner Anblick. Insbesondere auch bei der Westfassade, wo diese Umzäunung bis zum Eosanderportal reichte, rechts (südlich) davon bis zum Schlossplatz aber nicht mehr. Also eine Beeinträchtigung der Symmetrie (die allerdings wegen der Schlossfreiheit bis zu deren Abriss 1894 nicht so auffiel). Schinkel entfernte dann wohl 1831 die Holzeinzäunungen; Auf den Ansichten von Spreetunnel sind sie nicht mehr vorhanden.

    Rossebändiger, Adlersäule und die Schlossterrassen waren also eine baugeschichtliche Einheit. Ohne mich jemals eingehend damit beschäftigt zu haben, dachte ich, dass erstere beide viel älter waren. Auch wenn die Terrassen jetzt modern gestaltet wurden, könnten die Rossebändiger und Adlersäule zurückversetzt resp. rekonstruiert werden, ohne wie eine Faust auf's Auge zu wirken.

    Das folgende Bild wird irgendwo wohl schon mal gepostet worden sein, aber zusammen mit dem nachfolgenden Link und den dort enthaltenen Bildern immer wieder eindrücklich und sehen-/lesenswert:

    Bundesarchiv_Bild_183-M1204-308%2C_Abriß_der_Ruine_des_Berliner_Schlosses.jpg

    commons.wikimedia.org. Bundesarchiv, gemeinfrei gemäss CC-BY-SA 3.0. Urbheber: Donath, Otto.

    Adlersäule kurz vor der Zerstörung 1950, im Hintergrund das gesprengte Stadtschloss.

    https://www.historisches-stadtschloss.de/unsere-vortrae…er-schloss.html

  • Bobbes, super, aber nimm besser ein Foto hier aus dem Forum von einem Mitglied auf Anfrage, als eines von bbz. Ist sicherer wegen Urheberschutz und so. Vielleicht kann Mantikor eines zur Verfügung stellen oder anfertigen. Ja schwierig z.Zt. noch, die geeignete Perspektive zu treffen, außerhalb vom Bauzaun.

  • Die Fotomontage von Bobbes zeigt meines Erachtens überdeutlich, dass die im wahrsten Sinne des Wortes geschmack-losen Zeitgeist-Beete von BBZ überhaupt nicht mit den Rossebändigern kompatibel sind. Das wirkt so wie Michelangelos David in einem Schrebergarten, nicht füreinander geschaffen. Das Foto in Beitrag 1077 verdeutlicht, dass die Rossbändiger eindeutig historisierender Beeteinfassungen bzw. mehr Tradition bedürfen. Aber dafür ist es leider zu spät.

  • Also ich bin über die Neugestaltung nicht glücklich. Die alten Terrassen waren im Niveau leicht erhöht, bildeten somit eine Art Hochparterre. Das Niveau fiel dann erst im Lustgarten ab. Die Einfahrt von Portal IV war dadurch auch wirkungsvoller gerahmt.

    Die Sandsteinbalustraden korrespondierten mit den Dachbalustraden. Die Terrassen waren somit wirklich ein echtes Bindeglied zwischen Schlossfassaden und Stadtraum: in der Höhe, der Materialität und der Struktur.

    Dagegen wirkt die jetzige Anlage, jedenfalls dem Bild nach zu urteilen, wie ein Vorgarten, auch in ihrer Bepflanzung. Und der Beton (nachträgliche Korrektur: Granit) passt in keiner Weise zur barocken Fassade.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Seinsheim, ich will die neuen Terrassen in keinster Weise verteidigen, aber soweit ich auf den Nahaufnahmen vor Zeiten schon erkennen konnte, ist es immerhin Granit, oder!?

  • SchortschiBähr , ja du hast wieder mal Recht, ich danke Dir. Aber der Granit passt, wie ich finde, auch nicht.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ja, da hast Du wieder Recht. Sieht zwar wertiger aus, aber beißt sich mit dem Sandstein, Gesteine völlig unterschiedlicher geologischer Genese, Haptik und Optik, Farbe sowieso.

    Wenn wir hier an diesem kleinen Beispiel wiederum zahlreiche gestalterische und ästhetische Mängel feststellen, also aus unserer Sichtweise heraus, aus dem Blick für ein harmonisches Gesamtkunstwerkes, für ein Miteinander, statt gegeneinander der Elemente, so keimt die drängende Frage auf: ist das so gewollt, ist das so beabsichtigt, ist das Unfähigkeit und fehlender Blick für das Stimmige, oder bewußtes Konterkarieren, bewußtes Vermeiden von Harmonie, sozusagen wird diese doch gemieden, wie der Teufel das Weihwasser meidet!? Das wirft geradezu die gesellschaftliche Frage auf. Spaltung statt Einheit, ...

    Hm, am besten wilden Wein, Efeu und Co über die Terrassenblöcke wuchern lassen, dann die Pferdchen drauf und es könnte ganz passabel werden. :thumbup:

  • Sehr schwer zu beantworten. Einerseits negieren sie Schönheit und Harmonie aus Unbildung. Andererseits verachten sie Bildung aus Faszination für das Disharmonische und aus Hass auf das Schöne. Vielleicht auch ein Teufelskreis?

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ich glaube, die Disharmonie liegt in dem Gedanken, Hauptsache nicht historistisch wirken. Also Prio 1 = modernes Erscheinungsbild, und erst Prio 2, Anlehnung an die Geschichte. Daher sind die Grundformen näherungsweise historisch, und die Materialität und Details bewusst unhistorisch.

  • Ja Maßwerk,die Historie wird in moderner Form nur sichtbar angedeutet .Es passt einfach nicht zusammen.Es wirkt alles irgendwie temporär.Ähnlich am Schinkelplatz,dort nur umgekehrt ,Platzgestaltung historisch (Reko)Gebäude weitestgehend bewusst gewollt Modern(sogenannte Brüche).Was die Gestaltung des unmittelbaren Schlossumfeldes betrifft konnten sich die Schlossbefürworter gegenüber den Modernisten leider nicht durchsetzen.Durch den unnötigen Mix aus alt und neu ist am Schloss und Schinkelplatz jetzt eine sichtbar städtebauliche Disharmonie entstanden.Schade

  • Vom Umgang mit Geschenken

    Berlin Mitte erhält ein Geschenk: ein sehr teures Geschenk! Das Projekt Humboldt-Forum, weitgehend in der Gestalt des barocken Stadtschlosses, kostet etwa 600 Millionen Euro. Freilich gibt es eine winzige Eigenbeteiligung, wenn man an die 32 Millionen denkt, mit denen sich die Stadt Berlin an diesem Geschenk beteiligt. Zigtausende von Menschen im In- und Ausland tragen wesentlich mehr zu diesem Geschenk bei: am Ende wohl über 110 Millionen Euro freiwillig und selbstlos aufgebrachter Spenden.

    Ein unglaubliches Geschenk einer unglaublich weiten Öffentlichkeit, wie es in der Geschichte sicher nur selten Geschenke gibt! Der Bezirksbürgermeister Mitte Stephan von Dassel, der Empfänger dieses Geschenks, aber findet das Geschenk „grausig“! Es gefällt ihm nicht! Er hätte sich ein anderes Geschenk gewünscht, besser den alten Palast der Republik, auf jeden Fall kein Schloss - vielleicht auch etwas Moderneres, es gebe anderswo so tolle moderne Bauten, sagt er.

    Auch der übrigen offiziellen Politik scheint dieses Geschenk, das ja letztlich die ganze Stadt Berlin bekommt, nicht richtig zu gefallen. Denn die Spender haben nicht nur gegeben: Sie wollen auch etwas - sie wollen, dass ihr Geschenk auch richtig zur Geltung kommt, dass es in dem Geist aufgenommen und weitergeführt wird, in dem sie es gespendet haben: Heilung der Stadt, Wiederkehr eines Kunstwerks, Erlebbarkeit der Geschichte, internationale Versöhnung.

    Aber der Bezirksbürgermeister Mitte spricht wohl für die derzeit verantwortliche Stadtpolitik: Er findet das Geschenk „grausig“! Darf er das nicht so sehen? Dürfen die übrigen verantwortlichen Stadtpolitiker das nicht auch so sehen und sagen? Geschmack ist doch verschieden, sie dürfen doch eine eigene Meinung haben und äußern! Es gilt doch das Recht der freien Rede, sie dürfen doch freie Entscheidungen fällen! Wo kommen wir denn hin, wenn auswärtige Spender über das Aussehen einer Stadt bestimmen? Müssen das nicht sie alleine bestimmen, ganz frei und unabhängig?

    Nein, sie dürfen nicht: Auf die Entscheidung für das Geschenk hatten sie keinen rechtlichen Einfluss, der lag in der Kompetenz des Bundes, der ja auch die finanzielle Hauptlast trägt: Der Deutsche Bundestag hatte sich für dieses Geschenk entschieden mit fast Zweidrittelmehrheit! Für das Land Berlin ist das eine Verpflichtung, hier gibt es keine Spielräume. Die Loyalität verlangt hier Solidarität.

    Und die Spender? Den Spendern gegenüber gilt selbstverständlich Takt und Anstand, wie es jeder verdient, der einem Anderen etwas gibt. Beschimpfungen und Beleidigungen sind in diesem Feld selten - in Berlin offenbar nicht. Es ist taktlos, ein Geschenk, noch dazu ein so teures „grausig“ zu finden. Vor allem, wenn nicht der Spender die Entscheidung über das Geschenk getroffen hat, sondern er nur Kosten trägt. Der Spender ist vom Wert und Sinn des Geschenks überzeugt, so wie es auch der Entscheider war. Und nicht nur die unzähligen Spender und der Bundestag waren und sind überzeugt, sondern die große, große Mehrheit der Deutschen, der Berliner, ja sogar Befragter im Ausland, wie ja auch die vielen Spenden zeigen. Es ist unanständig, taktlos und geschmacklos, die Spender vor den Kopf zu stoßen, sie in ungeheuerer Weise zu beleidigen, indem man ihr Geschenk, von weit über hundert Millionen Euro „grausig“ findet.

    Die Beleidigung und Missachtung der eigenen Bürger geht in dieselbe Richtung: Der Herr Bezirksbürgermeister weiß, was richtig und gut ist, nützlich und schön. Dem Bürger muss das gesagt werden; von Dassel ist ein Grüner: Reden die nicht jeden Tag von Bürgerbeteiligung? Merkt der Mann nicht wie er im geistigen Fahrwasser der Leute schwimmt, die das Schloss gegen die Meinung der Bürger haben sprengen lassen? Freilich verbreitet wurde lange Zeit, die Bürger wollten das Schloss gar nicht. Das aber waren Lügen nach verlogenen Fragestellungen, wie man heute weiß.

    Vom Wunsch der Spender habe ich geschrieben, nämlich das Geschenk im Geiste der Spender anzunehmen: mit den Rossebändigern den Geist Humboldts und Schinkels zu verwirklichen, auch den Geist der Versöhnung anzunehmen, der Berlin durch die Rossebändiger mit St. Petersburg verbindet, durch die Oranierfiguren mit den Niederlanden, durch die Coligny-Figur mit Frankreich und den Hugenotten, denen Berlin und Preußen seinen wirtschaftlichen Aufschwung verdankten, mit dem Schlossbrunnen den Willen der damaligen Berliner Bürger zu ehren, ihren Schlossplatz zu gestalten, formal als Geschenk an den Kaiser. Mit dem gesamten Umfeld aber das Schloss in seiner Einmaligkeit als Kunstwerk zu ehren - und dadurch, wie Brecht sagen würde, sich selbst.

    Sonst aber ist die Berliner Geschmack- und Taktlosigkeit gegenüber Bürgern und Spendern eine historische Einmaligkeit!

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Bentele

    Danke Bentele für deine Worte über den Umgang zum Aufbau des Berliner Stadtschlosses. Trotz des politischen grün/roten Mainstream unter Einbeziehung von vielen Presseorganen in Berlin ist es gelungen so ein Bauvorhaben bald zum Abschluss zu bringen. Wie haben sie sich in der Anpfangsphase förmlich die Mäuler zerrissen, oder ich denke nur an die Diskussion um das Kuppelkreuz, und jetzt sind diese Stimmen "fast" verstummt, aber für uns gibt es noch viel zu tun. Ich denke nur an das unwürdige Umfeld das nicht zum barocken Erscheinungsbild passt, an der Ostfassade geht es absolut nicht vorran und sie wird immer ein Fremdkörper bleiben !

    Das Gezank um den Neptunbrunnen und die Rossebaendiger, die einfach zum Schloss gehören. Von mir aus sollen sie vor das rote Rathaus einen neuzeitlichen Brunnen setzen, aber der Neptunbrunnen muss ans Schloss. Für den Bau der Kollonaden am Eosanderportal waren die Geldmittel vom Deutschen Bundestag schon genehmigt und mit Einspruch einer Politikerkaste wurde es wieder abgeblasen. Statt dessen wollen sie koste es was es wolle ein Monstrum vors Schloss setzen, mit immensen Folgekosten und mit Zerstörung des historischen Fundaments und Sockels des ehemaligen Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm l. Damit es klar ist, ich plädiere nicht für den Aufbau des Kaiser Wilhelm Denkmals aber die Kollonaden ohne den Beischmuck sollten so wieder aufgebaut werden.

    Sollen sie diese Verschaukelungswippe vor dem Reichstag setzen, aber innerhalb ihrer festungsartigen Abschirmungsarbeiten, da können sie alle schaukeln. Wie heißt nochmals der Spruch am Westportal des Reichstags " Dem Deutschen Volke ". Erst 22 Jahre nach Eröffnung des Reichstages wurde diese Inschrift 1916 am Reichstag angebracht. Hersteller war die jüdische Bronzegiesserei Loevy.

    An diesen Spruch glaube ich schon lange nicht mehr.

    :gutenacht: Deutschland

    Ein Volk das keine Vergangenheit haben will, verdient auch keine Zukunft !

    Zitat : Alexander von Humboldt

    Anbringung des Spruchs vom 20. - 24. Dezember 1916

  • Nochmals zurück zu den Holzeinzäunungen an der Nord- und Westfassade:

    Man sieht auf beiden Ansichten von classica vor der Schlosserweiterung durch Eosander eine Holzeinzäunung mit Wachthäuschen - wohl kein besonders schöner Anblick. Insbesondere auch bei der Westfassade, wo diese Umzäunung bis zum Eosanderportal reichte, rechts (südlich) davon bis zum Schlossplatz aber nicht mehr. Also eine Beeinträchtigung der Symmetrie (die allerdings wegen der Schlossfreiheit bis zu deren Abriss 1894 nicht so auffiel). Schinkel entfernte dann wohl 1831 die Holzeinzäunungen

    Hinsichtlich der Funktion dieser Holzeinzäunung habe ich - insbesondere aufgrund der vielen Wachthäuschen - eine Vermutung:

    Könnte es sich bei diesem eingehegten Bereich eventuell um eine 'Alte Wache' gehandelt haben, die dann durch Schinkels 'Neue Wache' abgelöst wurde ? Auch wenn deren Standorte recht entfernt voneinander liegen?