Umfeld Berliner Schloss - Allgemeines

  • Die Architektur des Schlosses ist so stark, dass es eigentlich fast egal ist, wie man das Umfeld gestaltet. Würde man das gesamte Umfeld des Schlosses asphaltieren, dann könnte ich das Wehklagen einiger Foristen ja verstehen, aber die Gestaltung, von der zunehmend mehr zu sehen ist, wird doch ganz ordentlich. Was von den neuen Schlossterrassen bislang zu sehen ist, sind Einfassungen für Hochbeete. Diese sehen doch wertig aus und sind mit integrierten Sitznischen ausgestattet. Und dann wird es ja noch bepflanzt.

    Die wirkliche Gefahr droht im Schlossumfeld an ganz anderer Stelle, nämlich durch das geplante Flussbad, zu dem der Abstieg im Abschnitt zwischen Eiserner Brücke und Schloßbrücke angelegt werden soll. Maecenas hat diesen Uferbereich meisterlich im Bilde festgehalten. Liegewiese, Umkleidekabinen und WC müssten dann im Bereich der baumbestandenen Sandfläche angelegt werden. Ich kann mir diese Perversion immer noch nicht vorstellen. Die Verantwortlichen schweigen sich bislang darüber aus, wie sie die Flussbadinfrastruktur an Land gestalten wollen, aber tatsächlich dort, an der Westseite des Lustgartens, soll der Zugang zur Badestelle sein. Direkt an der Schlossfreiheit, gleich oberhalb der Schloßbrücke, wird ja nun nach Rückbau der U-Bahn-Baustelle ebenfalls eine Freitreppe zum Wasser errichtet. Diese ist aber bislang nicht als Teil des Flussbadprojekts vorgesehen, sondern soll einfach nur so kommen. Ich halte auch eine Freitreppe an der Schlossfreiheit für deplatziert. Sie stört dort aber weniger als am Lustgarten. Unterhalb der Schloßbrücke muss die hohe Ufermauer mit dem Geländer und den anschließenden Baumreihen unbedingt erhalten bleiben! Diese Gestaltung geht auf Schinkel zurück und ist eine der schönsten Ecken Berlins. Nebenbei auch Weltkulturerbe. Leider hat Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Humboldt Forums, das Flussbadprojekt vor ein paar Wochen in einem Interview begrüßt. SPK-Präsident Parzinger hatte vor einigen Jahren noch dagegen protestiert.

  • Ich hätte mal dazu eine Frage, weil ich nicht so im Bilde bin. Soll dieses Badegelände rund um die Uhr frei zugänglich sein? Wie sieht es dann dann dort mit der Sicherheit aus? Wird der Schwimmbereich irgendwie abgegrenzt? Wie tief ist das Gewässer? Gibt es dort einen ständigen Bademeister oder Rettungsdienst, falls z.B. irgendwelche schwimmunfähigen Kinder in Not geraten?

  • Ja, und Umkleidekabinen würden ja auch noch gebraucht ... Das alles sind sehr berechtigte Fragen, auf die die Verantwortlichen wohl selber noch keine Antwort haben und vermutlich auch keine finden werden. Die ganze Idee ist einfach nur vollkommen schwachsinnig an dieser Stelle. :kopfschuetteln:

  • Man könnte doch auf dem Dach des Humboldtforums eine Windkraftanlage bauen

    und mit dem Strom den Fluß auf 30 Grad heizen.

    Dann können auch die Flitzpiepen vom Berliner Senat ohne Schrecken ihre Zehenspitzen ins Wasser stippen.

    Da es ja ökölogisch ist hätten die Grünen bestimmt nichts dagegen.

    Und neben der Liegewiese könnte man ein öffentliches Cannabis-Feld anlegen.

    Auckland bei Nacht

  • Das würde die Mitte Berlins zu einem lebendigen Ort für das gesamte Volk machen. Das, was der Ort sein soll, nämlich für alle offen, für alle Identifikation mit ihrer Stadt, das würde dadurch direkt körperlich erfahrbar.

    Nein, nicht "für alle". Für jene, die noch über Sitte, Anstand und einen Sinn für würdevolle Ästhetik verfügen, wäre dieses Flußbad kein angenehmer Anblick. Es reicht, wenn Berlin sein formloses Selbstbild außerhalb seiner Mitte pflegt. Mit der bevölkerten Rasenfläche des Lustgartens gibt es auf der Museumsinsel schon genug unschöne Versammlungsorte "für alle".

  • Ich vor dem Staatsratsgebäude wurden Bäume gepflanzt, dort wo ein scheusslicher Neubau von Thyssen verhindert wurde:


    Blick Richtung Friedrichswerder:

    Berlin Schlossumfeld


    Blick zum Schlossplatz:

    Berlin Schlossumfeld

    Fotos von heute, von mir

  • Konstantindegeers Hinweis auf den Zopfstil - oder auch das Louis XV - ist ergiebig und zeigt, wie Gustav Halmhuber, der Architekt des Nationaldenkmals, sich um eine Synthese aus Palladio, Bernini und Frühklassizismus bemühte. Das als bloßen Eklektizismus zu verstehen, halte ich für falsch. Unten Gabriels Treppenhaus des von mir sehr geschätzten Petit Trianon in Versailles.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Im Moment ist leider noch nicht einmal die Fassade ausreichend mit Spenden finanziert, von einem schöneren Schlossumfeld ganz zu schweigen.

    Spendenstand 02/2020:

    Geldbedarf fuer die weitere Rekonstruktion der Schlossfassaden noch 7 Mio. €

    Geldbedarf fuer die Rekonstruktion der Balustradenfiguren über den Portalen, der Kuppel und dem Ausbau des Portaldurchgangs IV noch 9 Mio. €

    Was mich doch gleich zu meinem Online-Banking geführt hat... :daumenoben:

    Will sagen: ein Großteil dieser Arbeiten und Aufträge ist in Vorleistung schon ausgeführt. Die Firmen sind auch auf die Zahlung angewiesen. Die Arbeiten gehen weiter und viele der Jungs (und Mädels) fahren jeden Morgen mit den Öffis zur Baustelle, da geht kein Home-Office.

  • „Mehr als wir erträumt hatten“ Im Gespräch mit Richard Schröder und Wilhelm v. Boddien. Über den Stand des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses, den wahren Geist des alten Preußen und künftige Aufgaben für den Förderverein:

    Wilhelm v. Boddien: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Das habe ich nun seit 30 Jahren immer wieder erlebt. Es gibt noch viel zu tun und natürlich auch noch unerfüllte Wünsche für die Rekonstruktion, denken Sie nur an das historische Schlossumfeld und die Verweigerungshaltung der Berliner Stadtentwicklungspolitik dazu.

    Danke Seinsheim für diesen Fund.

    Was sagt uns das? Wenn das erste große Projekt so gut gelaufen ist, sollte alsbald ein Förderverein zur Umgestaltung des Schlossumfeldes gegründet werden. Vielleicht lassen sich die Politiker ja mit Zahlen zur Finanzierung überzeugen. Auch das Geld für die Wippe sollte man sich in Zeiten wie diesen sparen. Des Volkes/Spenders Wille ist ohnehin ein anderer.

  • Vielen Dank Mantikor, für die tollen Bilder vom Umfeld des Schlosses.

    War eventuell vom Schlossplatz ein Blick über den Bauzaun und durch Portal I in den Schlüterhof möglich? Es wäre doch mal sehr interessant, den aktuellen Stand der Pflasterarbeiten zu erfahren.

    Schön wäre es, wenn die Stiftung ihre leider mangelhafte Öffentlichkeitsarbeit endlich mal deutlich verbessern und regelmäßig Aktuelles verbreiten würde.

    Daneben war auf der nördlichen Webcam heute zu sehen, wie vor der Westfassade anscheinend ein großes Wetterschutzdach montiert wurde. Ist eventuell irgendjemand von euch bekannt, was dort passiert? Wird das vielleicht ein Schutzdach für die Endmontage der Laterne?

  • Schlingrippe:

    Die Schutzdächer, deren Gestelle mit großen Wassertanks aus Kunststoff stabilisiert wurden, sind jeweils über den U-Bahn-Ausgängen errichtet worden. Ich vermute, damit dort dort wetterunabhängiges Arbeiten ermöglicht wird. Die Schlossbaustelle ist von der U-Bahn-Baustelle übrigens auf ganzer Länge durch einen Zaun getrennt.

    Zu den Pflasterarbeiten:

    Damit soll es bald losgehen, wie ich einem Baustellenmann entlocken konnte. Zur Zeit laufen noch die Abdichtungsarbeiten (wohl mit Bitumen o. ä. - jedenfalls wird die Substanz per LKW herangekarrt).

    Und damit es nicht nur mündlich berichtet wird, hier einige (recht schwer zu machende) Bilder in die Portale.

    Zwei Mal durch Portal I:

    Portal II:

    Im Vordergrund wurde, wenn ich das richtig beobachtet habe, eine versenkbare Durchfahrtsperre eingelassen.

    Portal IV:

    Ich nehme mal an, dass diese Durchfahrtssperren dann auch sinnvoller Weise an allen vier Portalen eingebaut werden.

    Im Portaldurchgang V stand, wie oben zu sehen, der LKW; ist außerdem noch schlechter zugänglich.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Nun benötigen Trauerweiden allerdings sehr viel Wasser - ich hoffe das hat man dabei bedacht, wissend der Tatsache daß hier der Weg zum Gewässer zubetoniert wurde.

    Ich weiß nicht, ob man das so verabsolutierend sagen kann.

    Dieses einbetonierte Exemplar am James-Simon-Park erfreut sich eines recht guten Zustands.

    An der Ostseite des Schlosses wird außerdem einiges an Niederschlägen die Rampen hinabfließen und -sickern. Die Trauerweide dort hat also beste Aussichten, die Landmarke am dortigen Spreeufer zu werden. :zwinkern:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wenn ich mir die Kuppel der Synagoge ansehe, wünsche ich mir, dass an der Schlosskuppel nicht nur die Laterne und vielleicht die Lukarnen vergoldet werden, wie das in manchen Simulationen ja zumindest teilweise vorgesehen ist und wie man es auch an den Domen auf dem Gendarmenmarkt beobachten kann, sondern auch die Rippen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Heute mal wieder was los auf der Kuppel

    Und Wasserbau gibts auch...

    Ob hier deshalb abgepumpt wird, um die historische Ufermauer wieder aufzubauen ?

    Was paasiert eigentlich mit dem klotzigen Betondreieck ?

    Moderationshinweis: Da das zweite Bild anlass zu einer kleinen Diskussion war, diesen Beitrag aus "Berliner Stadtschloss (Aktuelles und Baugeschehen)" hierher kopiert.

  • Spreetunnel Danke für die Info, ich war dezent irritiert. Weißt Du etwas über die Volkswippe? Ich war Anfang der Woche dort und konnte keine Bauarbeiten erkennen.

    Da es keinen eigenen Strang mehr dafür gibt, antworte ich hier darauf. Ich denke, dass es aktuell wegen der Fledermäuse bis Ende Mai keine baulichen Aktivitäten am Nationaldenkmalsockel geben darf. So zumindest meine Information. Ich denke auch, dass in der aktuellen Krise niemand so leichtfertig an einen ersten Spatenstich denkt, wenn das ganze Land lahmgelegt ist und Menschen sterben. Wobei ich Milla (und anderen Verantwortlichen) ehrlich gesagt auch diese Geschmacklosigkeit zutrauen würde.

    Ich finde in Zeiten der Coronakrise und des größten Wirtschaftshilfeprogramms der Bundesrepublik seit ihrer Gründung sollte man kein Geld für ein solch unsinniges Denkmal verschwenden. Man sollte einen Aufruf machen, dass das bereits für die Wippe bewilligte Geld denen zukommt, die es jetzt nötig haben. Wir brauchen kein Denkmal für die Einheit, sondern gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das Geld könnte beispielsweise freiberuflichen Künstlern zugute kommen, wobei es aber da auch noch viele andere Möglichkeiten geben könnte. Vielleicht stimmt ihr ja zu und habt Ideen.

  • Ich finde in Zeiten der Coronakrise und des größten Wirtschaftshilfeprogramms der Bundesrepublik seit ihrer Gründung sollte man kein Geld für ein solch unsinniges Denkmal verschwenden. Man sollte einen Aufruf machen, dass das bereits für die Wippe bewilligte Geld denen zukommt, die es jetzt nötig haben.

    Abgesehen davon, dass das der falsche Gesprächsfaden ist, [Modertationshinweis: Beiträge wurden jetzt in richtiges Thema verschoben], sollte man mit solchen Argumenten sehr vorsichtig sein. Denn beim nächsten Projekt, das sich der Stadtreparatur widmet, gibt man dann denjenigen üblichen Verdächtigen Recht, die in Leserbriefen immer wieder davon reden, der Staat solle doch kein Geld für Reko-Luxus ausgeben, sondern Kindergärten bauen oder Schulcontainer aufstellen. Ich denke z.B. an den Schlossturm Neustrelitz, aber die Bauakademie oder die von einigen gewünschte Umsetzung der Rossebändiger vor das Schloss usw.usf. Diese Leute könnten sich dann durch Corona im Aufwind erachten.

    Das mit dem Geld, das nur für soziale und pädagogische Projekte ausgegeben werden solle, ist auch eine häufige Argumentation der Partei "Die Linke". Und zufälligerweise trifft sich das in dieser Argumentation mit dem Ansinnen, die Revolution, die ihre Niederlage war, möglichst aus dem kollektiven Gedächtnis zu verdrängen.

    Nein, das Denkmal für die Revolution von 1989 und die deutsche Einheit ist keinesfalls unsinnig. Gerade eine Gesellschaft in der Krise bedarf auch solcher gemeinsamer Identifizierungspunkte. Ich (das habe ich aber auch schon mehrfach geschrieben) begrüße das Denkmal und hoffe auf baldigen Baubeginn.