Umfeld Berliner Schloss - Allgemeines

  • Bald werden ja die grün-rot-roten Kommunisten an die Macht kommen, für die alles böse ist, was mit Nation- anfängt.

    Dann wird man vielleicht bei der Einheitswippe damit argumentieren können, dass ein derartig exponiertes Gedenken an die Wiedererlangung der nationalen deutschen Einheit im Sinne der kommunistischen Ideale hochgradig unangemessen ist.

    Was für eine Tragik, so denken zu müssen...

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Besonders absurd und unangenehm finde ich beim Zustand 1970 die auf der Heiliggeist-Seite in Reih' und Glied gepflanzten Bäume. Echte Naherholung Marke DDR.

    Einmal editiert, zuletzt von Paul_Boray (15. Oktober 2019 um 18:23)

  • laut Information der Senatsinnerverwaltung vom heutigen Tage sollen diverse öffentliche Plätze, man nannte den Hackeschen Markt, Alexanderplatz, Pariser Platz und Rings um das Humboldforum gegen terroristische Anschläge umgebaut werden. Da kann man sich am Beispiel des Humboldforums nur an den Kopf fassen. Berlin ist ja für den Bau des Schlossumfelds zuständig und das ist seitdem das Problem, es klemmt an allen Ecken wie man schon an den Webcams beobachten kann. Würde das Umfeld historisch korrekt umgebaut werden, würden sich alle Sicherheitsvorkehrungen auf die Zugänge und Einfahrten beschränken. Schon alleine die höher angelegten Terrassen und Brüstungen würden hier völlig ausreichen, aber wir werden dann von diversen Pollern, Sperren u. ä. so wie es Lüscher und Lomper wollen geschützt. Es war ein großer Fehler das Umfeld des Schlosses in die Berliner Verantwortung zu übergeben.
    :gutenacht: Deutschland

    das historische Schlossumfeld





  • Hallo zusammen,
    als ich mal wieder mit Google Earth über Berlin geflogen bin und mir das Schlossumfeld genauer angeschaut habe, ist mir die Frage gekommen, was eigentlich für folgendes Grundstück (grüne Markierung) vorgesehen ist?
    Ich könnte mir dort gut eine zusätzliche Parkanlage/Stadtpark mit Wiese vorstellen. Dies gewähre einerseits einen guten Blick auf das Humboldt-Forum und andererseits wäre ein zusätzlicher Vergnügungs- und Ruheort im Herzen des stetig wachsenden Berlins ein echter Gewinn! Was haltet ihr davon und weiß jemand da Genaueres?

    Google Earth (mobile), Abruf Okt., 2019

    P.S. Ich weiß nicht, ob die obige Abbildung noch aktuell ist (mobile-Version). Vielleicht wissen hier einige Berliner mehr? :)

    — Nachtrag —
    Bin soeben auf Projekte der “Stadtwerkstatt Berlin” gestoßen. Gepaart mit diesem Artikel (https://www.google.de/amp/s/amp.tage…d/24132152.html) scheint es tatsächlich so, als fehlte noch ein gutes Konzept.

    Lg
    Steffen

  • Du meinst damit wohl das gegenüber der Ostfassade des Humboldt-Forums gelegene Heilig-Geist-Viertel. Einige in diesem Forum möchten das Areal am liebsten nach historischem Vorbild neu bebauuen. Das ist aber derzeit nicht auf der Agenda der Berliner Stadtplanung und für mich aus Gründen der aktuellen Architektur auch derzeit wenig wünschenswert.
    Die Fläche wird wohl eine Grünfläche bleiben. Was mit dem Areal aber konkret passieren soll, und wann die Grünfläche wieder gärtnerisch fertiggestellt wird, würde mich ebenfalls interessieren. Vielleicht haben einige Berliner Informationen zu den konkreten Planungen und dem Zeitrahmen.

  • Steffen.
    Die Altstadt von Berlin bestand innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer, hinter der Parochialkirche noch einige zig Meter erhalten, aus im Wesentlichen drei Teilen: Marienviertel, Nikolaiviertel und Heilig-Geist-Viertel. In der Nähe der Marienkirche entstanden die wichtigsten Marktplätze Berlins. Die von Dir genannte „Grünanlage“ war auch noch nach ihrer Zerstörung im 2.Weltkrieg noch das Marienviertel, Teile davon Heiliggeist-Viertel, ich kenne mich in der Terminologie nicht so perfekt aus. Erst in der Nachkriegszeit, Mitte der 70er wurde in der „Hauptstadt der Republik“ der DDR durch Abbruch der Ruinen, aber auch noch erhaltener Bausubstanz diese „Grünanlage“ geschaffen: das Marx-Engels-Forum, ideologischer, nicht städtischer, Mittelpunkt Berlins oder gar der DDR. Die Figuren von Marx und Engels standen damals im Zentrum der Anlage und wurden nach der Wiedervereinigung aus der Mitte näher an den Rand der Spree gerückt. Ein weiteres Zentrum der Anlage bildet heute noch der nach der Sprengung des Schlosses vor der Marienkirche aufgestellte Schlossbrunnen. Ein weiterer Eckpunkt ist der Fernsehturm, bewusst neben die mittelalterliche Marienkirche gesetzt - städtebaulich ein widerborstiges Unikum, weil er die Kirche und die einst mittelalterliche Innenstadt falsch skaliert.

    Es ist weltweit, auch weltgeschichtlich wohl einmalig zu nennen, dass eine Weltstadt ihr historisches und räumliches Zentrum innerhalb der städtischen Funktionen in eine Parkanlage verwandelt. Dem Nikolaiviertel blieb dies erspart, es wurde zur 750-Jahrfeier der Stadt Berlin von der DDR teilweise rekonstruiert.

    Das Schloss auf der anderen Seite der Spree stand in der Stadt Cölln. Es war dadurch ausgezeichnet unter fast allen Stadt-Residenzen, dass es inmitten der bürgerlichen Stadt selbst Teil der Stadt war. Siehe Peter Stephan: „Das Schloss stand nicht in Berlin, Berlin war das Schloss“, Cölln und Berlin wurden ja dann zu einer einzigen Stadt. Das Schloss war in unmittelbarer Nähe von Bürgerhäusern umgeben, außer auf der Lustgartenseite.

    Historisch und städtebaulich ist es geboten, darüber ist sich wohl sogar der Senat einig, das Marienviertel wieder zu einem städtischen Zentrum Berlins zu machen. Mit dem Tiergarten und seinen vielen umfangreichen Parkanlagen rund um die alten Zentren der Residenz- und Hauptstadt Berlin, auch durch die vielen Straßenalleen ist die Stadt in einer äußerst glücklichen Situation. Auch das neu errichtete Schloss braucht eine kleingliedrige Bebauung auf der gegenüberliegenden Spreeseite, selbst wenn es gerade zu dieser Seite hin - ein Jammer! - nicht mehr seine historischen Fassaden bieten kann. Der Schlossbrunnen könnte dann ganz selbstverständlich an den Platz zurückkehren, für den er geschaffen ist.

    Der von Dir verlinkte Artikel zeigt, wie erbärmlich sich die Leitplanung des Senats, das Marienviertel, das einstige bürgerliche Zentrum betreffend, darstellt. Zu bedenken ist auch, wie die Planung im Einzelnen aussehen sollte - immerhin handelt es sich ja um das mittelalterliche Herz der Stadt.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Die von @Steffen im Luftbild markierte Fläche ist das Marx-Engels-Forum westlich der Spandauer Straße. Der Neptunbrunnen steht auf dem Rathausforum östlich der Spandauer Straße. Der Fernsehturm steht noch weiter östlich und wurde zu DDR-Zeiten dem Alexanderplatz zugerechnet. Das Denkmalensemble mit Marx und Engels auf dem nach ihnen benannten Forum wurde 1986 fertiggestellt. Ideologisches Zentrum der "Hauptstadt der DDR" war es nie. Das war der westlich anschließende Marx-Engels-Platz mit Palast der Republik, Staatsratsgebäude und Außenministerium sowie dem Sitz des ZK der SED. Das Denkmalensemble Marx-Engels-Forum wurde nach der Wende unter Denkmalschutz gestellt. Die Plastiken wurden 2010 lediglich für den Bau der U5 an den Rand der Grünanlage zur Liebknechtbrücke hin umgesetzt. Ich finde ja, dass die Teile dort wesentlich besser platziert sind - unter Bäumen, dichter zusammengerückt und mit Blick zum Schloss. Nach Fertigstellung der U-Bahn soll die Denkmalsanlage Marx-Engels-Forum aber "historisch korrekt" wiederhergestellt werden. "Historisch" meint hier den Stand von 1986. Die einzelnen Teile des Ensembles sind aber eigentlich zu klein für die weite Platzfläche. Die DDR-Künstler hatten sich geweigert, ein wirklich monumentales Denkmal zu schaffen.

    Das Berliner Schloss stand am Rande der mittelalterlichen Stadt. Der Standort war im 15. Jahrhundert bestimmt worden. Nördlich vom Schloss, heute die Museumsinsel, war das Gelände zu sumpfig für eine Bebauung. Erst durch die barocken Stadterweiterungen seit dem 17. Jahrhundert rückte das Schloss in die Mitte der Stadt. Man kann es städtebaulich sehr wohl mit anderen alten Stadtschlössern im deutschen Raum vergleichen. In Wien, München oder Dresden stand das Stadtschloss ebenfalls am Rande der alten Stadt. Nur aufgrund ihres Alters, ihrer Bedeutung und ihrer Lage im Gefüge der modernen Großstadt erscheint es uns heute so, dass diese Stadtresidenzen "im Herzen" der Stadt liegen. In den drei genannten Städten reichte die Bebauung der bürgerlichen Stadt ebenfalls dicht an das Schloss heran. Wer meint, das Berliner Schloss sei ganz anders als andere Stadtschlösser gewesen oder "Berlin war das Schloss", betreibt Legendenbildung.

  • Doch, "Berlin war das Schloss" - nur nicht von Anfang an.

    Spätestens mit der Gründung von Friedrichswerder um 1662 befand sich die heutige Museumsinsel, und in ihrem Zentrum das Schloss, mittendrin in der wachsenden Doppelstadt Berlin-Cölln - sowohl städtebaulich als auch kulturell.

    Dies galt ununterbrochen bis zur barbarischen Zerstörung, und nun gilt es endlich wieder.

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  • "Museumsinsel" heißt nur der Nordteil der Spreeinsel. Das Schloss gehört schon nicht mehr dazu.

    Jeder bedeutende Fürstenhof übt einen starken Einfluss auf die wirtschaftliche, kulturelle und bauliche Entwicklung seiner Stadt aus. Dies lässt sich besser mit dem Begriff "Residenzstadt" ausdrücken. Berlin war immer viel viel mehr als nur das Schloss.

  • Nun, da jetzt das Schloß als Museum mit diversen Sammlungen und als interkulturelles Zentrum hinzu kommt, dürfte auch der Begriff, die Ausdehnung der Museumsinsel neu definiert werden. Ist ja nicht in ehernen Lettern gegossen!

  • Nein, das sehe ich nicht so. "Museumsinsel" ist ein klar definiertes Ensemble von ursprünglich als Museen errichteten Gebäuden und als solches UNESCO-Weltkulturerbe. Das Schloss ist als Humboldt Forum ein eigener kultureller Großkomplex, der nicht nur von den Staatlichen Museen zu Berlin (SMB) bespielt wird. Der Welterbestatus wird niemals auf das Schloss ausgedehnt werden. Zudem wird das Gebäude "Berliner Schloss" von den meisten Menschen primär als Schloss wahrgenommen und nicht als Museumsgebäude, was es ursprünglich nicht ist. Als Humboldt Forum wird es auch ein wichtiges Veranstaltungszentrum sein. Der Jahresetat des Hufos soll dem eines großen Opernhauses entsprechen, wird also weit höher sein als der eines großen Museums.

    Als Erweiterungsbauten der Museumsinsel gelten das Archäologische Zentrum und der geplante Ergänzungsbau zum Bode-Museum für die Gemäldegalerie auf der anderen Seite des Kupfergrabens, wenn er denn je kommt. Wenn man großzügig ist, kann man auch das Haus Bastian aufgrund seiner räumlichen Nähe und seines inhaltlichen Bezugs dazurechnen. Haus Bastian wird ausschließlich von den SMB bespielt.

    Die Museumsinsel wird nach dem "Masterplan Museumsinsel" saniert, das ist wortwörtlich eine eigene Baustelle. Die kürzlich eröffnete James-Simon-Galerie ist das zentrale Eingangsgebäude für die Museumsinsel. Sie wird dabei keine zentrale Funktion für das Hufo übernehmen, das eigene großzügige Foyer- und Informationsbereiche im Eosanderhof erhält.

    Kurz und gut: Museumsinsel und Humboldt Forum sind Nachbarn. Wir sollten hier schon präzise sein, denn sonst schreibt bald irgendwer ein Buch, indem dann steht: "Berlin war das Museum".

    In Anbetracht der Benennung des U-Bahnhofs beim Schloss mit "Museumsinsel" ist allerdings eine umgangssprachliche Ausweitung der Museumsinsel nach Süden zu befürchten.

  • In Anbetracht der Benennung des U-Bahnhofs beim Schloss mit "Museumsinsel" ist allerdings eine umgangssprachliche Ausweitung der Museumsinsel nach Süden zu befürchten.

    Du schreibst es ja zum Schluß selbst: "umgangssprachlich", die Besucher, Touristen, die Berliner werden entscheiden, was zur Gewohnheit wird. Da wird man theoretische und dem Welterbe geschuldete Eingrenzungen der Museumsinsel überhaupt nicht berücksichtigen, "dät is dann schnuppe, wa", und das Schloß, das bis zu seiner Zerstörung bereits schon seit 1918(?) Schloßmuseum war, großzügig zur Museumsinsel schlagen. Liegt ja gemeinsam auf der Spreeinsel, was soll's!? :rolleyes:

  • Rastrelli: „Kurz und gut: Museumsinsel und Humboldt Forum sind Nachbarn. Wir sollten hier schon präzise sein ...„

    Hier wird der Bezug zum Alten Museum, dem „Urbau“ der Museumslandschaft auf der Spreeinsel, völlig verkannt: Schinkel hat die Bauflucht, die Kolossalsäulen, die Treppenaufgänge usw. bewusst so ausgerichtet und gestaltet, dass Schloss und Museum eben nicht nur „Nachbarn“ waren, sondern in besonders eindrucksvoller Weise aufeinander bezogen sind - zu „Verwandten“ wurden. Im 19. Jhdt. war das völlig selbstverständlich, als man die Rossebändiger den Skulpturen der Südfassade des Alten Museums bewusst gegenüberstellte und damit Schloss und Museum noch inniger verband, was auch durch die Lustgartenterrassen geschah.

    Wir sollten hier nicht die Linie des Senats vertreten, nach der das Schloss nichts anderes als ein beziehungsloses “Exponat“ sein muss, wie ich das einmal genannt habe. Getrennt von Stadt und Umgebung - gezielte Leugnung der städtebaulich integrativen Wirkung, die vom Schloss ausgehen wird.

    Ich denke, dass SchortschiBähr recht hat, wenn er einschätzt, dass über kurz oder lang das Schloss und sein, wenn auch komplexer, Inhalt mit dem Begriff Museum völlig in eins gehen werden. Weshalb sollte es hier anders sein als im Louvre, dem alten Schloss der Könige von Frankreich? Nicht vergessen sollte man auch, dass der Ursprung eines zunächst wichtigen Teils der Sammlungen auf der Museumsinsel, der heute mit den völkerkundlichen Sammlungen in das Schloss zurückkehrt, bis zur Mitte des 19.Jhdt. bereits im Schloss gewesen war!

    Ich weiß auch nicht so recht, weshalb der schöne Begriff „Berlin war das Schloss“ so künstlich und pedantisch zur (verlogenen?) Legende gemacht werden soll. Das Schloss mit seinen lange Zeit für die Bürger offenen Höfen, seiner damit bewussten Nähe zu den Kaiserforen in Rom und der schon vom Großen Kurfürsten geförderten Bebauung der Schlossfreiheit auch mit Bürgerhäusern und der Nähe zu den Bürgern um den Schlossplatz hatte schon etwas Besonderes.

    Gemeint ist aber mit der Bezeichnung „Berlin war das Schloss“ in Wirklichkeit der bauliche Zusammenhang, wenn man genau liest. Dass Berlin insgesamt „viel viel mehr“ war als das Schloss, bedarf ja keiner Erwähnung. Aber die bauliche Ausstrahlung der barocken Klassik war eben mit Gendarmenmarkt und Brandenburger Tor und unzähligen anderen Bauwerken so prägend für die Repräsentanz der Stadtgestalt, dass Berlin das „Spree-Athen“ genannt wurde. Was baulich nichts anderes aussagt als „Berlin war das Schloss“. Geistig natürlich auch das Ergebnis des Wirkens des Krummen und des Alten Fritz für Wissenschaft und Kunst, sowie der Berliner Aufklärer wie Moses Mendelssohn und Nicolai. Und da treffen sich Schloss-Humboldtforum und die seitherige Museumsinsel so glücklich, dass man zumindest vom Betrachter her beides auf jeden Fall in eines ziehen wird.

    Sollte man darüber unglücklich sein? Und hier womöglich noch länger über des Kaisers Bart streiten?

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

    Einmal editiert, zuletzt von Bentele (30. Oktober 2019 um 00:17)

  • Ich hoffe, dass sich mittelfristig der Begriff Spreeinsel durchsetzen wird. Denn Schloss, Dom, Museen, Lustgarten, Denkmäler und Marstall bildeten eine ikonographische, städtebauliche und architekturmorphologische Einheit, wie sie in dieser Form weltweit einzigartig war.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.