Westseite Berliner Schloss - Schlossfreiheit - ehem. Nationaldenkmal

  • Und auf der 'Wippe' kann man sich dann sonnen! Dufte!

    Ich war bei einer Veranstaltung in der Karl-Liebknecht-Str zum Thema Stadtbad und da hieß es noch, der Zugang erfolgte neben dem Staatsratsgebäude, als da wo die Grünfläche neben dem Spreekanal ist und dort soll es dann auch Umkleideräume, Toiletten etc. geben. Ist vielleicht schon wieder überholt. Sollte mich dann freuen, wenn man dort ins Wasser steigt, bis hier zu den Treppen am Schloss schwimmen kann und dann, da erschöpft, nackt auf dem Landweg zurück läuft. Det wär Berlin!

  • Obwohl die bebaute Schlossfreiheit den Blick auf das Eosanderportal verstellt , wäre es eine bessere Lösung als die mit aller Macht durchgepeitschte Verschauckelungswippe die vor einem historischen Aufbau der Fassade des Stadtschlosses überhaupt nicht passt. An Grüters und Konsorten vergrabt eure Phantasien !

    1887 Schlossfreiheit 3-5

  • Obwohl die bebaute Schlossfreiheit den Blick auf das Eosanderportal verstellt , wäre es eine bessere Lösung als die mit aller Macht durchgepeitschte Verschauckelungswippe

    Ganz sicher nicht. Wilhelm II. hat die die Häuser der Schlossfreiheit nicht nur für den Bau des Nationaldenkmals abreißen lassen, sondern auch um einen freien Blick auf die erhabene Westseite des Schlosses zu ermöglichen.

  • ...die aber zur Zeit der Erbauung weder gegeben noch gewollt war. Dass die städtebauliche Situation Wilhelm II. nicht prächtig genug war - wen wundert's? Er war eben wenn nicht der Erfinder, so doch ein hervorragender Vertreter der deutschen Großmannssucht...

  • Die "Großmannssucht" Wilhelms II. war nicht größer als die anderer Könige deren Paläste und die jeweiligen Umgebungen schon viel früher prachtvoll gestaltet worden waren.
    Und andererseits dokumentiert die dichte Bebauung rund und das Hohenzollernschloss, dass dieses eben inmitten der Bürgerhäuser lag. "Berlin war das Schloss". Dieses Schlagwort habe ich Anfang der 90er Jahre im Zuge der ersten Wiederaufbaudiskussionen gehört.
    Nichtsdestotrotz kann man die Entscheidung von Willem Zwo nur begrüßen, wird uns doch dadurch nach Beendigung der Bauarbeiten (unabhängig von der vermaledeiten Wippe) eine grandiose Sichtachse von den Linden auf das Schloss geschenkt, die nicht nur die Berliner begeistern wird.

  • Ich finde es jeweils schon faszinierend, wenn ein grosser Palast in den Organismus einer Stadt eingebettet ist, so wie man das in italienischen Städten noch oft erleben kann. Der Vergleich zu den gotischen Kathedralen, die alle jeweils in ein Häusermeer eingebettet und nicht an repräsentative Plätze gestellt wurden, sei hier ebenfalls gestattet. Kathedralen leben aber allein schon ihrer Höhe wegen von der Fernwirkung, was beim Schloss nur mit der Kuppel gegeben ist. Insofern bevorzuge ich hier als Ausnahme den Nahblick ohne die Bebauung an der Schlossfreiheit. Das Schloss unterscheidet sich allein schon wegen des Eosanderportals von andern Schlössern und Palästen, weshalb ich den mittelbaren Nahblick auf das Triumpfportal begrüsse. Gerade der Blick vom Ende von 'Unter den Linden' mit der Schlossbrücke im Vordergrund ist grandios.

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (25. September 2019 um 17:00)

  • Interessant ist auch, die im anderen Schloss-Strang gezeigten Bilder vom Kuppelbau und der Staatsoper vermitteln so ein Potsdam-Gefühl in Berlin. Einerseits dörfliche Idylle, andererseits Residenzstadt. Berlin zwischen Dorf und Weltstadt. Nur eben mal in schön und schön heimelig.

  • Als das Schloss barock umgebaut wurde, war es von kleinteiligen Häusern umgeben. Diese verschwanden mit der Zeit, durch die Bebauung der Museumsinsel, den Bau des Marstalls, des Doms, der Prachtbauten unter den Linden. Die Häuserzeile auf der Schlossfreiheit wirkte im Zuge dieser fortschreitenden Monumentalisierung immer deplatzierter, insofern war ihre Ersetzung durch das Nationaldenkmal städtebaulich folgerichtig. Jetzt die Schlossfreiheit wieder mit einer kleinteiligen Bebauung zu versehen, wie manche Architekten es vorgeschlagen haben, wäre anachronistisch.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Was für blühender Unsinn! Die Museumsinsel war bis ins 19. Jahrhundert unbebaut und wurde als Garten genutzt. Vorgängerbau des Doms war... genau, ein Dom. Die Prachtbauten Unter den Linden waren vom Schloss aus kaum sichtbar, weil die Schlossfreiheit dazwischenstand. Der Neue Marstall entstand 10 Jahre bevor die Schlossfreiheit abgebrochen wurde, hier liegt quasi Gleichzeitigkeit und keine Entwicklung vor. Tatsächlich beseitigt wurde die letzte kleinteilige Bebauung um das Stadtschloss in den 1950er Jahren, nämlich da wo sich heute das Marx Engels Forum befindet. Städtebaulich natürlich ein Glück, gibt es doch jetzt den Blick auf die monumentale Stella-Fassade frei (die, nebenbei gesagt, eine kleinteilige Fassade ersetzt und deswegen wohl auch eine städtebauliche Verbesserung darstellt)...
    Der Barock (als ähnlich geartetes Beispiel wurde hier schon einmal St. Peter in Rom mit der Via della reconciliazione genannt) hatte noch ein Gespür dafür, die verfassungspolitische Wirklichkeit (z.B. Absolutismus) in Architektur und Städtebau abzubilden. Der König war eben nicht ein dem Volke entrückter Herrscher, der - wie die Königin des Vereinigten Königreichs gerade wieder - nur zu besonderen Anlässen vom Premierminister "aus der Kiste geholt" wurde. Er war mitten im Volk, quasi Ellenbogen an Ellenbogen, aber durch sein Amt und seine Würde herausgehoben aus dem Volk. Da kein Parlament zwischen Volk und König stand, musste er auch nah beim Volk sein, um dessen Wünsche, Anliegen und Probleme hören zu können (vgl. Bittschriftenlinde in Potsdam).
    Dieses Verständnis hatte - trotz Parlament - noch Friedrich Wilhelm IV., und noch Friedrich III./I. war "nah beim Volk" , solange er als Kronprinz sein Gut in Bornstedt bewirtschaftete (er hatte dann ja leider keine Zeit, sich als Kaiser zu bewähren). Bloß Wilhelm II. ging dann jedes Verständnis dafür ab, warum er aus seinem Schloss den Bürgern ins Wohnzimmer schauen sollte...
    Es ist ja jedermanns Geschmack überlassen, was ihm besser gefällt. Den Kahlschlag Wilhelms II. als Vollendung der städtebaulichen Konzeption Schlüters und Eosanders verkaufen zu wollen, ist aber reines Wunschdenken.

  • Was für blühender Unsinn!

    Ich finde, es hat jetzt einige interessante Beiträge zur Schlossfreiheit gegeben, auch dein letzter Beitrag. Aber auf was bezieht sich denn deine Aussage? Ich sehe in keinem der letzten Beiträge etwas Gegensätzliches.

  • Wieso, also das dann tatsächlich gebaute KW Denkmal war ja wohl inklusive Kollonnaden schon um einiges üppiger. Ist doch nett das Brünnele mit den Kaskaden in den Spreekanal. Ein hübsches Rauschen hätte das ergeben. Na ja, auf die Vierfachreiter vorm Eosanderportal könnte ich verzichten, ebenso auf die 2 neuen Adler- oder Nikesäulen. Aber sonst, recht fein und zierlich alles, nebst Treppchen zum Spreekanal hinunter (Meine Verniedlichungen sollen gleichzeitig die Kritik am Entwurf verdeutlichen). :cool::biggrin:

  • Das Gute an der Vorplatzdebatte ist, dass das, was dort stets steht (...Bründl, Nationaldenkmal, Zonenmief...Volksverschaukelungsding...) immer wieder entfernt und durch etwas anderes ersetzt wird bis...ja bis hoffentlich auch nach der Volksverschaukelungsschale wieder etwas anderes tritt. Das Schloss wird wieder hunderte Jahre stehen, aber der Schale gebe ich keine 2 Generationen - maximal. Wenn wir Glück haben und das haben wir, wird die Volksverschaukelung nicht länger stehen als der Balast der Republik oder das DDR-Außerirdischenmysterium :biggrin: !

  • Deinen Optimismus teile ich nicht, Exilwiener. Die Wippe is immerhin als Denkmal gedacht und ein Denkmal wird man nicht so schnell wieder abreißen. Das wäre schreckliche PR für wen auch immer, der in 20 Jahren auch nur zur Sprache bringt das "Einheitsdenkmal" abzureißen. Der Aufschrei wäre groß. Da wird dann auf ideologischer und sentimentaler Ebene debattiert werden. Das der eigentliche Entwurf Schrott ist, interessiert keinen mehr.