Berliner Schlossplatz - Schlossbrunnen - Breite Straße

  • Meiner Meinung nach, ging das Schloß vor der Brüderstraße eine optische Symbiose mit der alten Bürgerstadt Cölln ein, die diejenige an der Breiten Straße noch übertraf und einen fast schon römischen Charakter trug.

    Eine Rückgewinnung dieser hochurbanen Sichtachse wird durch das Staatratsgebäude an seinem derzeitigen Platz verhindert!

    Die gegenwärtige Situation erinnert sogar entfernt an den Mauerabschnitt zwischen Martin-Gropuis-Haus und Preußischen Abgeordnetenhaus.

    P.S.: Ist die Grünanlage hinter dem Staatsratsgebäude eigentlich öffentlich zugänglich und trägt sie einen eigenen Namen ?

  • Das Staatsratsgebäude war ein besonderer Sicherheitsbereich. Vor dem Haus standen Wachsoldaten in NVA-Uniformen. Der zu dem Gebäude gehörige Garten - heute unter Denkmalschutz - war und ist durch einen hohen Zaun gesichert und nicht öffentlich zugänglich.

    Von den repräsentativen Staatsbauten am Marx-Engels-Platz sind das Außenministerium und der Palast der Republik schon verschwunden, was ich als jemand, der sich für DDR-Architektur interessiert, nach dem Abwägen des Für und Wider auch aus heutiger Sicht gerechtfertigt finde. Leider kann man solche Gebäude nicht so einfach verschieben, wie Pagentorn das bei seinen Bildbearbeitungen macht. Beim Staatsratsgebäude und der Brüderstraße fällt der Abwägungsprozess für mich zugunsten des Staatsratsgebäudes aus. Man kann nicht alles haben und man kann auch nicht die sozialistische Zeitschicht ganz aus dem Stadtbild eliminieren. Das sieht man auch in anderen ehemaligen Ostblockstaaten. Überall bleiben bestimmte wichtige Gebäude aus sozialistischer Zeit erhalten.

    Zum Marx-Engels-Platz noch: Dieser wurde nach der Fertigstellung des Palastes der Republik 1976 überwiegend als Parkplatz genutzt. Militärparaden und Großdemonstrationen fanden auf der Karl-Marx-Allee statt. Letztlich war es die unbefriedigende städtebauliche Situation auf dem Marx-Engels-Platz (bzw. ab den 90ern "Schlossplatz"), für die auch in zwei Architekturwettbewerben keine Lösung in moderner Architektursprache gefunden wurde, die den wesentlichen Impuls gab, das Berliner Schloss wiederzuerrichten. Für die Verwirklichung des Vorhabens bedurfte es eines breiten gesellschaftlichen Konsenses, weit über das Lager der eingefleischten Schlossfans hinaus. Von der veränderten Platzsituation heute profitiert auch das Staatsratsgebäude.

  • Das Staatsratsgebäude steht unter Denkmalschutz - mit gewissem Recht. Allerdings steht das EG nicht unter Schutz,

    Das hätte ich gerne mal etwas genauer erklärt bekommen. Wie ist das möglich, dass nur ein Teil eines Gebäudes, das man als "aus einem Guss" bezeichnen kann, unter Denkmalschutz steht? Zumal bauliche Eingriffe in das EG des Staatsratsgebäudes sicherlich nicht ohne gravierende Folgen für das Gesamtbild des Gebäudes wären.

  • Vermutlich meint @Konstantindegeer , dass das Äußere des Gebäudes als Ganzes sowie die Repräsentationsräume im Obergeschoss denkmalgeschützt sind. Der Einbau einer Passage im Erdgeschoss ist dann zwar nicht unproblematisch, weil er dennoch einen Eingriff in das (denkmalgeschützte) Äußere darstellt, würde aber keinen denkmalgeschützten Innenraum beeinträchtigen. Das macht eine solche Passage etwas weniger unrealistisch...

  • Es gibt Gebäude, die nur zu Teilen unter Denkmalschutz stehen.
    Es kann sein, dass ich den Sachverhalt nicht mehr ganz richtig wiedergebe, aber ich meine mich zu erinnern, dass vor einigen Jahren darüber nachgedacht wurde, ein Haus in der Frankfurter Straße in Offenbach abzureissen. (siehe hier) Dann kam heraus, dass die Stuckdecken in dem Haus unter Denkmalschutz stehen, was das Vorhaben verhindert hat.

    Ansonsten ist das mit dem Staatsratsgebäude natürlich Träumerei. Vielleicht wäre es technisch möglich, das Gebäude um 90 Grad zu drehen. Aber es würde Probleme mit dem Denkmalschutz geben, ebenso mit Freunden der DDR-Geschichte im Stadtbild. Zudem wären die Kosten nicht vermittelbar, bloß um eine Sichtachse herzustellen. Vielleicht kommt Jeff Bezos auf die Idee, das bezahlen zu wollen. Aber selbst dann dürfte es enorme Widerstände in Politik und Öffentlichkeit geben, die darin eine Geldverschwendung angesichts sozial problematischer Zeiten sehen werden.

  • ‚Cordon sanitaire’


    Stellt man das wunderbare Farbfoto des Neptunbrunnen in den Kontext der obigen Diskussion zur stadtbildverträglichen Neupositionierung des Staatsratsgebäudes, so muß man konstatieren, daß die Gegner des Schlosses in Land und Bund alles getan haben – und auch weiterhin tun und tun werden – um das Schloß, wo nur irgend möglich, daran zu hindern, sein städtebauliches Potential voll zu entfalten.

    Klar, der Strahlkraft der ‚Schokoladenseite’ des Schlüterbaus konnten sich seit dem genialen 93’er Attrappen-Zauber selbst die strengsten Reko-Gegner nicht entziehen, wollten sie sich nicht dem Vorwurf aussetzen, der Allgemeinheit in miespetriger Weise einfach nur Schönheit vorenthalten zu wollen, eine Schönheit, die erst jüngst wieder durch das von mantikor beim ZDF erhaschte Bild von der Sichtachse Quadriaga-Lustgartenfassade eindrucksvoll unter Beweis gestellt worden ist.

    Aber beginnend mit Details wie den ehemals auf drei Seiten vorhanden Schloßterrassen, den Oranier-Statuen, der Adlersäule, dem Coligny-Denkmal sowie dem Netpunbrunnen und endend mit den groben ‚Schnitzern’ der Verhinderung der Kolonnaden des Nationaldenkmals, der Verbannung von Apothekenflügel sowie historischer Ostfassade und der Abriegelung der Brüderstraße, wurde alles getan, um das Schloß sozusagen mit einem ‚Cordon sanitaire’ zu umgeben, der seine in den Augen der Modernisten ‚schädliche Wirkung’ weitestgehend einhegen soll.

    Denn natürlich würden Grüner Hut, Erasmuskapelle, Herzoginnenhaus und Kurfürstengalerie eine starke Stimulanz dafür gewesen sein, dem ahistorischen Zustand der innerstädtischen Brache – genannt Marx-Engels-Forum – das wohlverdiente Ende zu bereiten und die Burgstraße mit dem Hotel ‚König von Portugal’ wiederaufzubauen. Und ebenso würde eine Wiedereröffnung der Sichtachse der an die Dominikaner erinnernden Bürderstraße ein Ansporn dafür sein, zumindest diesen Teil von Alt-Cölln altstadtgerecht zu rekonstruieren, nachdem der Bereich um die ‚Fischerinsel’ mit seinen DDR-Hochhäusern auf lange Sicht unverfügbar bleiben dürfte.

    Es ist ein Trauerspiel, daß das Schloß mit seinem eigenen Stella-Flügel und mit dem Staatsratsgebäude an – optisch einengende – Mauern stößt, die ihm das Atmen in den Stadtraum von Cölln und Alt-Berlin verwehren.

    Schon komisch: Eine Gesellschaft, die sonst immer für Transparenz ist, blockiert ebendiese an einer so wichtigen Stelle. Fast möchte man ausrufen: „Sire, gewähren Sie Sichtachsenfreiheit !“

  • Verstellte Sichtachsen, öde Schneisen und die Auswirkung fehlender Kleinteiligkeit

    Das Staatsratsgebäude verstellt einerseits die Sichtachse der Brüderstraße, andererseits verhindert es mit seiner Position in der Bauflucht des Kgl. Marstalls einen befriedigenden westlichen Abschluß des Schloßplatzes. Der Blick geht gegenwärtig über eine öde, einst vom 'Roten Schloß' und dessen Nachbarn bebauten und direkt an die Schleusenbrücke grenzenden Fläche, ungehindert in den Friedrichswerder hinein. Der Schloßplatz hat an dieser Stelle seine Fassung verloren. Nicht nur das: Durch das Fehlen der kleinteiligen Bebauung der Südseite des Schloßplatzes zwischen Breiter und Brüderstraße sowie des Areals des Roten Schlosses hat der Schlüterbau seine Imposanz in diesem Bereich eingebüßt, denn ihm fehlt nun die Folie der kleineren Gebäude, die vordem viel zu seiner optischer Majestät beitrug. Das Staatsratsgebäude hingegen ist ein monumentaler monolithischer Block, der dem Stadtschloß gegenüber fast ebenbürtig auftritt und diesem somit Konkurrenz macht.

    Anbei eine historische Postkarte, welche die alte Westseite des Schloßplatzes zeigt:

  • Bis hierher und nicht weiter !

    Obwohl das 'Rote Schloß' ein nicht gerade kurzer Gebäuderiegel war, eröffnete die östlich von ihm gelegene Brüderstraße den Blick in die Tiefe von Cölln hinein. Man wurde motiviert, Nachschau zu halten, wie sich der Stadtraum dort weiter gestaltete.Das Staatsratsgebäude hingegen wirkt an seinem jetzigen Platz wie eine optische Sackgasse, die dem betrachtenden Auge ein deutliches 'Stop' zuzurufen scheint und eine gewisse Form der Beklemmung zurückläßt. Hier ist eine Barriere, die nicht sonderlich dazu einlädt, das Gebiet dahinter zu erkunden.

  • Das entgegengesetzte Extrem

    Auch wenn die im nachfolgenden 'Link' zu sehenden Gedankenspiele Idealvorstellungen des ersten Königs von Preußen aufgreifen mögen, gefallen mir diese dennoch ebensowenig wie das Staatsratsgebäude, da auch in diesem Fall die Verzahnung von Schloß und Bürgerstadt sehr stark gelockert, wenn nicht sogar beseitigt werden würde...

    https://architekturcollage.de/arbeiten/berlin/#group-18

  • 4 Bilder der Breiten und Brüderstraße das die Misere im Umfeld des Humboldforums deutlich erkennen lässt, deshalb muss der Neptunbrunnnen unbedingt wieder her sonst entsteht eine riesige gepflasterte und seelenlose Stadtfläche, auch eine Reko der Wettersäule müsste wieder her, so teuer kann die doch nicht sein und würde wieder ein echtes Highlight auf dieser Seite des Schlosses ergeben !


    die Breite Straße Blick vom Schloss


    die Breite Straße Blick zum Schloß


    Luftaufnahme der Breiten Straße und der Brüderstraße


    die Brüderstraße Blick in Richtung Schloß

  • Hier noch mal und zum letzten Mal!

    Der südliche Uhrenturm stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert! (Steht hier an anderer Stelle mehrfach zu lesen!)

    Der nördliche stammt aus der Phase des Umbaus im späten 19. Jahrhundert, dies geschah aus Symmetriegründen.

  • Hier ein Foto von 1855 mit dem Uhrentürmchen, in dem auch mindestens eine Glocke hing, die zum Gottesdienst in der Schlosskapelle rief:

    Berliner Schloss


    Und hier das nördliche Türmchen beim Umbau des Schlosses 1894:

    Berliner Schloss

  • zur Beruhigung und der Abkühlung der in der letzten Zeit hochgekochten Gemüter in diesen Forum einige Aufnahmen des Umfelds des Berliner Stadtschlosses. Ich habe extra keine Jahresangaben angeführt, die Bilder sollen auch so wirken und den Streit beruhigen




  • Was ist das eigentlich für ein gewaltiges Kanalrohr, was dort auf dem Schloßplatz verlegt wird? Wenn man das mit dem Radweg rechts daneben vergleicht, hat es mindestens 6 m Durchmesser. Das würde ich mir gerne mal aus der Nähe ansehen. Wenn jemand vor Ort ist, bitte mal viel Fotos davon machen. Sowas habe ich noch nie gesehen.

  • Schade das die Wettersäule am Portal l nicht wiederkommt, sie würde die Steinwüste vor dem Südflügel etwas auflockern . Aber vielleicht findet sich noch ein Mäzen der sich erbarmt, oder der deutsche Wetterdienst findet Gefallen an der historischen Wettersäule. Alles konzentriert sich ja auf die Lustgartenseite aber die Wettersäule wäre bestimmt eine Attraktion auf der etwas verweisten Seite des Schlossplatzes !

  • Ich denke, dass sollte möglich sein. Gerade in Zeiten, in denen das Klima in vieler Munde ist.

    Klimasäule!!! Man muß nur den passenden Namen nehmen, dann kommen die Spenden doch fast von alleine...!

  • ... oder wenn die politischen Verantwortungsträger im Senat merken, dass sie bei den Bürgern vermehrt gut Wetter machen müssen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.