Berliner Schlossplatz - Schlossbrunnen - Breite Straße

  • Gedankenspiel zur Brüderstraße

    Ich weiß, daß das Folgende ein heißes Eisen ist, mit dem man sich garantiert in die Nesseln setzen kann, aber ich denke Viele werden den wunderbaren Blick von der Brüderstraße auf die Südwestecke des Schlosses mit der aufragenden Kuppel schmerzlich vermissen. Wie wäre es, wenn man die zwei Achsen des Staatsratsgeäudes, welche die Brüderstraße versperren abbrechen und an der Seite zur Breiten Straße ansetzen würde (der Anbau eine Achse würde wohl auch ausreichen), um diese einmalige Sichtachse wieder freizulegen ?

    Ja, ja, der alte Pagentorn ist nun komplett irre geworden... :gehtsnoch::augenkrummblau:;)

  • Man könnte den von Oberbaumbrücke genannten Träumen noch einen weiteren an die Seite stellen:

    Um dem gegenwärtig etwas seltsam wirkenden Versatz im Verlauf der von der Schleusenbrücke zum Schloßplatz führenden Fahrbahn wieder einen Sinn zu geben, wäre zu überlegen, ob man nicht den abgetrennten westlichen Teil des Staatsratsgebäudes auf die ehemalige Bauflucht des 'Roten Schlosses' vorziehen sollte ...

    Außerdem kann man sich fragen, ob die unbebaute Flanke von Alt-Cölln am Kupfergraben hinter dem Staatsratsgebäude wirklich einer Altstadt angemessen ist. In der modifizierten, grob ausgeführten Visualisierung ist diese deshalb mit einer geschlossenen Bebauung zugesetzt.


  • Man könnte das Staatsratsgebäude ganz abtragen und am Ostufer der Spree, gegenüber von Stellas Fassade, wiederaufbauen. Dann hätte man freie Hand. Gebäude wurden schon öfters versetzt...

    Schön zu sehen übrigens, wie bis zum Bau des Pergamonmuseums die beiden Kuppeln des Kaiser-Friedrich-Museums mit den Schlosskuppeln korrespondierten.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Eine etwas weltfremde Diskussion um das Staatsratsgebäude und dessen "Durchbrechung" hier. Und wenn man es schon nicht als bedeutendes Bauwerk der DDR-Geschichte ansehen will, dann sollte man doch wenigstens dessen bauliche und ästhetische Qualitäten anerkennen. Das Staatsratsgebäude ist m.E. neben dem Fernsehturm eines der gelungensten Gebäude aus DDR-Zeiten und harmoniert auch gut mit dem neuen Schloss.

  • Ich schließe mich dieser Meinung an:

    Gedankenspiel zur Brüderstraße

    [...]


    Ja, ja, der alte Pagentorn ist nun komplett irre geworden.

    Bei der Hitze kann sowas durchaus vorkommen.

    Ich will mal ernsthaft antworten: Das Staatsratsgebäude ist ein geschichtlich und architektonisch bedeutendes Gebäude. Es hat auch sehr schöne Innenräume. Die Nutzung durch eine private Managementhochschule halte ich nicht für ideal. Die historischen Interieurs wurden aber bewahrt und nur teilweise durch moderne Einbauten verdeckt. Die Denkmalpfleger haben bei der Umnutzung sehr darauf geachtet, dass die Originalsubstanz weitgehend erhalten blieb.

    Pagentorns Gedankenspiel ergäbe von der Schlossfreiheit und vom Schlossplatz aus keinen schönen Anblick.

    Staatsratsgebäude (Foto: Mark Ahsmann, Juni 2008, CC-BY-SA-3.0)

    Auf diese Ansicht möchte ich nicht verzichten. Das Staatsratsgebäude passt gut zu dem benachbarten Marstall. Die Rückseite ist nicht so gut gelöst, aber am Schlossplatz ergibt sich ein schönes Bild. Die Proportionen der Fassade leiten sich vom Schlossportal und somit vom Schloss höchstselbst ab - von dem Schloss, dass die DDR-Führung einst beseitigt hatte und dass sich in diesem Gebäude doch in gewisser Weise ein Denkmal setzen konnte. Im Grunde haben Roland Korn und Hans-Erich Bogatzky 1962 eine Alternative zu Franco Stella entworfen.

    Staatsratsgebäude, Portal (Foto: Fred Romero, August 2016, CC-BY-2.0)

    Staatsratsgebäude über den Spreekanal gesehen (Foto: Mark Ahsmann, Juni 2008, CC-BY-SA-3.0)

    Die neue Schlossfassade im Stil der Sechzigerjahremoderne schneidet im Vergleich zu den Stellafassaden doch nicht schlecht ab.

  • Zur Verdeutlichung erlaube ich mir, eine im Februar 2018 hier auf dem Strang von Konstantindegeer eingestellte und von erbse bearbeitete Karte des Areals nochmals einzustellen:

    Die Karte macht deutlich, daß das Staatsratsgebäude wie ein Riegel vor der Brüderstraße liegt und gleichzeitig die Ecksituation der Breiten Straße offen läßt. Hier wurde bewußt der historische Stadtgrundriß negiert. Zum DDR-Staatsforum paßte die jetzt bestehende Lösung, aber durch den Wiederaufbau des Schlosses hat das Gebäude an dieser Stelle jetzt etwas Fremdartiges bekommen. Eine Verschwenkung des gesamten Riegels um neuzig Grad an den Beginn der Breiten Straße wäre vor diesem Hintergrund durchaus ein Gewinn.

  • Lasst doch unser Staatsratsgebäude in Ruhe. Klar hat sich durch den Wiederaufbau des Schlosses, äh Humboldtforums die Platzsituation total verändert, aber von der Schloßbrücke ist der Anblick meines Erachtens vertretbar, super wären die Kolonnaden vom Nationaldenkmal dazu. Leider kommt nun diese Einheitswippe hin, eine Vergewaltigung neu entstandener historischer Architektur, auch die des Staatsratsgebäudes. Aber das ist ein anderes Thema.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Träumen muss immer erlaubt sein, vor allem in solch einem Forum. Für mich ist das Staatsratsgebäude ein wirklich tragisches Bauwerk. Denn in der Tat empfinde ich es als einen schönen, zumindest aber architektonisch hochinteressanten Baukörper, der aber tragischerweise eben an der (nach aktuellen baulichen Maßstäben) verkehrten Stelle steht. Für mich wäre es niemals ein Abrisskandidat, stünden manche Träumereien hier tatsächlich zur Diskussion, ich würde mir tatsächlich eine Verschiebung wünschen. Aber es steht ja nicht wirklich an und deshalb kann ich mit dem Staatsratsgebäude mehr als leben. Es wäre definitiv schade, wenn es eines Tages vollständig vernichtet werden würde.

  • Um auf einen oberen Beitrag einzugehen. Das Staatsratsgebäude bildete mit dem Palast der Republik (PdR und dem Aufmarschplatz eine Einheit. Die Luftaufnahme zeigt das der Aufmarschplatz der zentrale Mittelpunkt war und das Staatsratsgebäude, hier nur ein Gebäude am Rand das den Platz abschließt.

    https://www.luftbildsuche.de/info/luftbilde…mitte-4831.html

    Grundsätzlich ist das Staatsratsgebäude ein Gebäude was für die 60er Jahre typisch für Ost- und Westdeutschland gewesen ist. Auch in der damaligen BRD gab es Gebäude die in diesem Stil errichtet worden sind und dann mit alten Fassadenschmuck versehen worden sind (siehe Nürnberg Pellerhaus).

  • Wie gesagt, das Staatsratsgebäude ist einer der wenigen wirklich gut gelungenen Repräsentationsbauten aus DDR-Zeiten. Und wie dieses Bild zeigt stört der Bau auch keinesfalls die Raumsituation des neuen Schlossplatzes, im Gegenteil.
    Wer sich für die Geschichte und das Innenleben des Staatsratsgebäudes interessiert empfehle ich dieses Buch und diese Internetseite.

    Nachtrag: Die zukünftige Aufenthaltsqualität des Schlossplatzes hängt vor allem von der Rückkehr des Neptunbrunnens und einer altstadtgerechten Bebauung auf dem gegenüberliegenden Spreeufer ab. Dazu eine Visualisierung des Architekten Bernd Albers, >> klick
    .

    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (28. August 2019 um 22:22)

  • Also bis auf das SchloßPortal ist das Staatsratsgebäude für mich ein Nachkriegs 08/15 Bau wie es viele gegeben hat und noch immer gibt. Würd es abgerissen....nun, ich selbst würd es nicht vermissen.

  • Das Staatsratsgebäude gehört auch für mich zu den interessanteren und künstlerisch überzeugenderen Bauwerken der sog. Ostmoderne.

    Seine Proportionen nehmen, wie Rastrelli schon dargelegt hat, natürlich Bezug auf die Schloßfassade, aber ich sehe auch noch eine andere Traditionslinie (darf man das in Bezug auf solch 'modern' genannte Architektur sagen?), die direkt zu Schinkel führt. Das Modulsystem der Fassade findet sich schon bei dessen Schauspielhaus, und überaus große Ähnlichkeit in der Fassadengestaltung sehe ich zu dem nie verwirklichten Projekt eines "Kaufhauses Unter den Linden":

    https://christhard-laepple.de/wp-content/upl…e53e491c660.jpg

  • Ja, es stimmt schon. Solche skurrilen Spinnereien wie von Pagentorn oben machen dieses Forum liebenswert. Warum nicht ein großes Gebäude einfach zersägen und an den Enden auseinanderziehen, damit man durchgucken kann. Jedem Kind wird das einleuchten.

    Um die Blickbeziehung von der Brüderstraße ist es wirklich schade, aber hier muss man eben abwägen. Wer die DDR nicht mag, sollte bedenken, dass das Staatsratsgebäude der erste Amtssitz eines deutschen Bundeskanzlers in Berlin war (bevor der Neubau des Kanzleramtes fertig wurde).

    Schöne Bilder rund um das Schloss, die auch das Staatsratsgebäude in seinen stadträumlichen Bezügen erfassen, hatte @Mantikor neulich unter "Galerien" - "Berlin" - "Aktuelle Eindrücke vom Schlossplatz ..." (ziemlich weit unten auf der Seite) veröffentlicht. Ich finde es schon witzig, dass das Staatsratsgebäude nun seinem "heimlichen Idol", dem Schloss, gegenübersteht.

    Je mehr der Schlossplatz nun Gestalt annimmt, desto sinnvoller erscheint es auch mir, den Neptunbrunnen wieder an seinen ursprünglichen Platz zu versetzen. Ich war nicht von Anfang an aus Prinzip (weil es früher so war, muss es jetzt auch so sein) dafür. Aber die Realität überzeugt mich. Der Neptunbrunnen passt wirklich gut auf den Schlossplatz. Für den Platz vor dem Roten Rathaus sollte man sich was Neues ausdenken.

    Außerdem halte ich es für wichtig, endlich die Bauakademie wiederzuerrichten. Wenn das Humboldt Forum eröffnet und die Bauakademie dann immer noch eine Leerstelle im Rücken des Schinkeldenkmals ist, wirkt das doch peinlich.

  • Das Staatsratsgebäude steht unter Denkmalschutz - mit gewissem Recht. Allerdings steht das EG nicht unter Schutz, sodaß durch dieses eine Passage eingebaut werden könnte ohne Eingang, Foyer mit Glasfenstern und die berühmten Räume zu beeinträchtigen.