Umfeld Berliner Schloss - Allgemeines

  • "Für den zukünftigen Betrieb am geplanten Standort wird nach derzeitigem Kenntnisstand von jährlichen Betriebskosten in Höhe von etwa 150 000 Euro ausgegangen. Davon sind rund 60 000 Euro Stromkosten, rund 40 000 Euro Reinigungskosten und rund 50 000 Euro Pflege- und Wartungskosten. Notwendige Bauunterhaltungsarbeiten alle fünf bis zehn Jahre ergeben weitere prognostizierte jährliche Kosten von rund 40 000 Euro."

    Was natürlich noch bewusst unterschlagen wurde, sind die Kosten für den Sicherheits- und Assistenzservice ("Schiffschaukelschubser" floet:) ), welch sicherlich tagsüber dauerhaft anwesend sein müsste; nachts wäre das natürlich auch nicht unbedenklich, es unbeaufsichtigt zu lassen - das könnte nämlich eine gute Partyörtlichkeit mit Dosenbier werden...
    Also allein dafür kann man mit mind. 8 Vollzeitmitarbeitern kalkulieren, was locker zusätzliche 400.000 € p.a. kosten dürfte.

    Allein: Dieser Einwand beträfe auch eine Wippe am Reichstag. Der gewählte Entwurf ist das Problem, da aus Entscheidungsnot (2. Wettbewerb) geboren.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • [...]


    Wollen wir die Kolonnaden wirklich wieder haben?

    Ja, ich will!

    Gerade diese Ansicht zeigt, wie hoffnungslos romantisch das war. Und abgesehen davon, dass der ein oder andere Baum mehr am Kupfergraben wünschenswert wäre, braucht das Eosanderportal einen festen baulichen Abschluss ihm gegenüber.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Wie man auf dem Bild sehr schön sieht, kommuniziert die Kolonnade über den Kupfergraben hinweg mit dem Schinkelplatz.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ja, als ob sie auch eine Rahmung für den Schinkelplatz wären!

    Die Alten verstanden es noch, das mit der Stadtbaukunst.
    Was ist die Essenz, die innewohnenden Gestaltungsmuster einer wahren Stadtbaukunst, die auf unsere Zeit als Anwendungsprinzipien zu übertragen wären?

  • Aus Sorge vor Terroranschlägen soll das Schlossumfeld mit "Pollern" ausgestattet werden. Darüber wie diese optisch gestaltet werden sollen ist bereits eine emsige Diskussion entbrannt. Das beauftragte Büro BBZ, das ja bekanntermaßen dem Schloss ein überaus steinlastiges und freudloses Umfeld verpassen will (s. Bild) soll sich über die Art und das Erscheinungsbild der Poller nun Gedanken machen. Das kann ja heiter werden. :augenrollengruen:
    >> Bericht Berliner Zeitung

  • Tja, und so fangen die realen Probleme schon an. Ob es solche Poller in den Portalen zur Barockzeit auch schon gab? ;)eye:)

    Und bei diesen Sicherheitsproblemen wird es nicht bleiben, da muss man nur etwas Erfahrung in Bezug auf Großstädte mitbringen. Es wird keine drei Monate dauern, bis man sich dazu entschließen wird, das Forum nachts zu schließen, da wette ich gerne drum. Grade die Berliner Szene ist ja eine der problematischsten in ganz Deutschland.

    Und ich meine das auch gar nicht böse, aber etwas weniger Kunstidealismus und etwas mehr Argumantation am Notwendigen würden meiner Meinung nach manchmal mehr Sinn ergeben.

    Damit dürfte die Rückkehr des Neptunbrunnens auch als Barriere mit den angeschlossenen historischen Blumenbeete nun noch mehr Sinn machen. Allein aus sicherheitstechnischen Aspekten ist diese moderne Steinwüste also eine fahrlässige Fehlplanung. Die historische Variante ist daher nicht nur ästhetischer, sondern im Endeffekt trägt sie auch in besonderem Maße des Sicherheitserwägungen Rechnung. Selbst hier ist historische Landschaftsarchitektur der angelblich so modernen also bei weitem überlegen.

    Und ich bleibe dabei. Aus sicherheitstechnischen Überlegungen sind die historischen Tore die erste Wahl für die "zweite Barriere", die nachgelagert das Gebäude selbst schützen kann. Man würde also mit ästhetischen Mitteln eine temporäre Schließung in der Nacht, bei Veranstaltungen oder in ernsten Notfällen erreichen können. In Kombination mit Wasserflächen, Brunnen, Blumenrabatten, fest eingebauten Terrassen als Sitzgelegenheit und vielleicht einigen Pollern, die die Lücken dazwischen auffüllen, könnte ein wesentlich ästhetischeres und zugleich viel sichereres Ergebnis erzielt werden.

    Ich hoffe, man kommt in Berlin nochmal ins Nachdenken!

    APH - am Puls der Zeit

  • Als ob Eisentore die einzige Möglichkeit wären... Macht euch mal nicht lächerlich. Ein ordentlicher Wachschutz, kombiniert mit Videoüberwachung, ist genauso sicher.

  • Ja. Wenn Städte eins lieben dann solche laufenden Betriebskosten. Ganz ehrlich. Manche sollten vorher mal etwas mehr nachdenken und mal mit Politikern reden und sich informieren warum wie in Verwaltungen entschieden wird. Dann wären manche Beiträge obsolet.

    APH - am Puls der Zeit

  • Die Eisentore waren ja auch schon eine Reaktion auf das gestiegene Sicherheitsbedürfnis Ende des 19. Jahrhunderts, wie auch die schmiedeeisernen Gitter am Oberen Belvedere in Wien, als dort Erzherzog Franz Ferdinand residierte (der dann bekanntlich anderweitig ums Leben kam).
    In der ersten Hälfte des 19. Jh. konnten jedenfalls gewöhnliche Bürger noch in den Treppenhäusern des Berliner Schlosses umhergehen, im 18. Jahrhundert kam man in der Hofburg in Wien sogar bis ins Vorzimmer Maria Theresias...

    Aber die heutige Gefahr sind ja nicht irgendwelche Lastwagen, die ins Innere des Humboldt-Forums rasen, sondern solche, die die Menschenmenge auf den Vorplätzen bedrohen. Insofern würden die Gitter nicht viel helfen.
    Besser wäre es wie schon im Mittelalter: Wassergräben ausheben, die man nur mit Zugbrücken überqueren kann.
    Aber im Ernst: schöne tiefe Brunnenbassins, wie Wilhelm von Boddien sie vorgeschlagen hat, in denen die Laster versacken, wären wirklich die eleganteste Lösung. Und sie würden die riesige Platzfläche auflockern....

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • @SchortschiBähr Stand heute wieder einmal vor dem Stadtmodell in der Humboldtbox. Wenn man zwischen Dom und den Kolonnaden der Alten Nationalgalerie hindurch diagnoal über den Lustgarten blickt, schaut man im 45-Grad-Winkel in die offenen Kolonnaden. Das sieht phantastisch aus, desgleichen der Diagonalblick vom Ende der Breiten Straße. Man müsste mal mit einer kleinen Endoskop-Kamera durch das Stadtmodell fahren und die ganzen Blickachsen und Sichtbezüge simulieren.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • @ Urpotsdamer

    nichts für ungut, aber ich weiß mit deiner Art manchmal nichts anzufangen. Ich habe für ein Projekt, was bald auch hier im APH endlich verkündet werden kann, in den letzten Monaten intensiv Zeit mit Kommunalpolitik verbracht und dazu auch Gespräche auf verschiedensten Ebenen geführt.
    Und aufgrund dieser Tatsache kann ich dir sagen, dass Städte nichts mehr umgehen wollen als laufende Betriebskosten. Das fängt bei Gärtnerarbeiten an (warum ist wohl in Berlin am Schloss diese Steinwüste geplant?) und endet beim Wachschutz.

    Sollte die Sicherheit des Objekts in den Händen Berlins liegen, was glaubst du, ist die wahrscheinlichere Lösung. Dass man einen fünf- bis zehnköpfigen Wachdienst Tag und Nacht engagiert, der den Schlüterhof, die Nord-Süd-Passage und das gesamte Schlossumfeld überwacht? Oder doch eher, dass man sich vom Bund die Tore bezahlen lässt und den Schutz des verbliebenen Schossumfeldes der Polizei überträgt?

    Und dann bleibt am Ende die Wahl zwischen billigen Baumarktgittern a la Engeltreppe in Potsdam oder der Föderverein springt ein und bezahlt die historischen Tore. So wird es laufen.

    Einzig wenn der Bund den Objektschutz übernimmt, kann ich mir das überhaupt vorstellen, dass man das mit Ordnern macht. Aber ich halte einen offenen Schüterhof in der Nacht für eine gewagte Prognose!

    APH - am Puls der Zeit

  • Es gibt zwei verschiedene Probleme: den Terrorismus und den Pöbel. Gegen den Pöbel, der nachts randaliert, urin..., die Wände beschmiert und Bierflaschen herumstehen lässt, würden die Tore in der Tat gute Dienste tun. Und da wären die wilhelminischen Tore den Baumarktgittern tausendmal vorzuziehen. Vielleicht läuft es wirklich darauf hinaus: tagsüber die Tore offen stehen zu lassen, mit schönen Sichtachsen und stimmigen Fassaden, ab 22 Uhr dichtmachen.
    Ein ganz anderes Problem sind die befürchteten Lastwagenangriffe durch Terroristen im Schlossumfeld. Dieses Problem hat uns zwar die Politik eingebrockt, aber sie wird es nicht lösen können. Und hier gilt es ebenfalls kreativ zu sein. Die sogenannten Merkel-Steine helfen überhaupt nichts, die schiebt ein Lastwagen einfach beiseite. Also bleiben nur feste Barrieren in Form von Mauern oder Gräben. Darum bin ich für 50 cm tiefe, schön gefasste Bassins.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ich arbeite - was du natürlich nicht wissen kannst - in einem staatlichen Museum und weiß zufällig genau, wie sowas funktioniert. Und ich kann dir garantieren, dass - ob mit Toren oder ohne - es bei einem Einzelobjekt dieser Größe, das ein Museum beherbergt, irgendwo ein Wachlokal mit drei, vier (meinetwegen auch sechs oder zehn) Wachleuten geben wird, die auf ihre Monitore starren, auf denen die Videoaufnahmen der fünf oder sechs Zugänge angezeigt werden, und regelmäßige Streifengänge durchführen.
    Und das wird kommen, ob die Zugänge nun mit Toren gesichert sind oder nicht.

  • Das wird noch richtig prima. Da helfen nur Feinstaubmessungen und RRG mit den eigenen Waffen schlagen; der Schiffsverkehr auf der Spree ist den Messwerten dabei sicherlich äußerst zuträglich, so dass selbst die Höchstwerte für Büroarbeitsplätze überschritten werden dürften. Neue Wege der Mobilität wagen!

    "Bereits Ende des Monats November sollen die Baggerarbeiten für Busparkplätze auf der Spreeinsel beginnen."
    Senat ignoriert Forderung der Anlieger: Weltkulturerbe wird Busbahnhof - Berliner Woche

    "Die aktuellen Baumaßnahmen des Senats für die Freiflächen rund um das Humboldt Forum sehen auf der Grundlage eines Verkehrskonzepts von 2008 den Bau zusätzlicher Stellplätze für Reisebusse u.a. direkt vor der Hochschule für Musik Hanns Eisler vor. Weitere Bushalteplätze sind vor der Westfassade zwischen Schloss und künftigem Einheitsdenkmal und – wie schon jetzt – in der Bodestraße und Am Lustgarten vorgesehen."

    Weltkulturerbe darf nicht zum Busbahnhof werden - Berliner Schloss

    Offenbar keinerlei Planungen, die immer noch Breite Straße dafür zu nutzen. Am Lustgarten/Bodestraße herrscht bereits jetzt teilweise Amok, das wird nicht besser werden.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wieder so widersprüchlich und inkonsequent: einerseits gegen Autos wettern und mehr Platz für Fahrräder usw. aber dann wieder Freiflächen in Parkplätze umgewidmet entsprechend einem 10 Jahre alten Plan.

  • Das für das Schlossumfeld beauftragte Büro BBZ hatte für die Fläche vor dem Marstall (laut Planung von 2013) vor allem "Außengastronomie" vorgesehen, der Busparkplatz sollte räumlich eher schmal ausfallen (vgl. Dokument). Gastronomie direkt neben stinkenden Bussen war aber wohl ohnehin eine Schnapsidee. Gleichwohl: Gastronomie vor dem Marstall hätte doch wenigstens für ein bisschen Flair und Urbanität in der geplanten Steinwüste gesorgt.
    Ich werde den Verdacht nicht los dass der Lompscher-Senat alles Erdenkliche tut um dem Schloss zu schaden. Der Phantasie sind in dieser Hinsicht offenbar keine Grenzen gesetzt. :kopfschuetteln:

  • Genau darum geht es: das Schloss zu isolieren, es als einen Fremdkörper dastehen zu lassen, nach dem Motto: keinen Quadratzentimeter mehr an die Hohenzollern verlieren. Reine Ideologie!

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.


  • "Die Lompschers und Lüschers kommen und gehen,
    aber die Hohenzollern bleiben".

    (Analog des Zitats des 'großen Vorsitzenden' Jossip Wissarionowitsch Dugaschwili)

    Mit anderen Worten: Es wird nicht allzu lange dauern, bis das Schloß, welches von Eisenzahn bis Wilhelm kontinuierlich verschönert wurde, wieder sein angestammtes, ihm einzig angemessenes Umfeld erhalten wird ! Denn das Schloß hebt jetzt schon - als bloße Baustelle - den angrenzenden Stadtraum auf eine ganz andere ästhetische Ebene. Seine Sogwirkung wird nach seiner Vollendung noch viel gewaltiger sein.

    Mit der Terrasse wird es beginnen...

    (Vergleich der historisch gewachsenen Anlage: erstes Bild um 1855, zweites Bild aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts)