Umfeld Berliner Schloss - Allgemeines

  • Das vierte und das vorletzte Bild zeigt die ganze Trostlosigkeit des dem HF auf der anderen Spreeseite gegenüberliegenden, verhunzten Stadtraumes. Welch unglaubliche Chance wurde und wird hier vertan, sich bei der möglichen Wiederentstehung zumindest eines Teils des alten Heilig-Geist-Viertels derart zu verweigern. Welche Aufenthaltsqualität könnte hier durch eine kompakte Bebauung enlang des alten Burgstraßenverlaufs unmittelbar an der Spree mit Wohn-, Arbeits- und Gastronomiefunktion geschaffen werden. Dies bedeutete urbanen Stadtraum wie es ihn leider im Berliner Innenstadtbereich an der Spree kaum oder nur ganz wenig gibt. Aber es ist halt sinnlos, die Ideologen im Berliner Senat damit auch nur zu behelligen !

    Grundsätzlich besteht diese Chance ja nach wie vor, eben gerade weil hier baulich nichts verändert wird.

    Trotz allem muss ich hier zumindest eine Lanze für das Areal dahingehend brechen, dass es eine der wenigen noch vorhandenen Freiflächen in der Stadtmitte dieser Größenordnung ist und noch vom Aufbruch der DDR der späten 1960er Jahre zeugt, bevor das Land wirtschaftlich den Bach hinunterging. Das Marx-Engels-Forum entstand natürlich deutlich später, das Areal ist aber vom Bahnhof Alexanderplatz bis zur Spree als Ensemble zu betrachten. Und einen baumbestandenen Grünzug wird im Senat auch niemand ernsthaft hinterfragen, egal, wie wir hier darüber sprechen.

    Wenn hier wirklich etwas anderes entstehen soll, dann müssten zudem beide Plattenbauten entlang der Karl-Liebknecht- bzw. Rathausstraße abgerissen werden, da diese sonst alleine schon wegen ihrer Höhe jegliche kleinteilige Parzellierung erdrücken würden. Bei diesen reden wir über mehrere Hundert (!) sanierte Wohnungen im Eigentum der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Mitte. Einen Rückbau und auch Ersatzbau kann man für die nächsten Jahrzehnte realistisch vergessen, daran würden auch andere Mehrheiten im Senat nichts ändern.

    Viel wichtiger ist es doch, ein Auge auf die Planungen am Molkenmarkt / Grunerstraße zu werfen. Der Rückbau der Straße und damit auch die Neubebauung rückt näher und es gilt zu verhindern, dass dort monotone, abweisende großformatige Strukturen entstehen, die für lange Zeit das Stadtbild prägen werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Novaearion (4. August 2019 um 03:18)

  • Das stimmt so nicht ganz. Das Marx-Engels-Forum (MEF) zwischen Spree und Spandauer Straße wird entlang der Rathausstraße vom kleinteiligen Nikolaiviertel begrenzt. Da müsste nichts verändert werden, wenn man auf dem MEF etwas bauen wollte. Jenseits der Spandauer Straße heißt die Freifläche Rathausforum. Das Rathaus ist zwar alles andere als eine kleinteilige Bebauung - es nimmt einen ganzen Block ein -, aber trotzdem wird es niemand in Frage stellen. Die anschließenden Rathauspassagen passen in ihrer Größe sehr gut dort hin. Ihr Gegenüber ist der Fernsehturm. An ihrer Rückseite steht in der Grunerstraße seit kurzem ein graues MotelOne, das mit seinen 60 Metern schon Hochhaus spielt.

    Entlang der Karl-Liebknecht-Straße wird das MEF längst nicht mehr von einem DDR-Bau flankiert, sondern vom DomAquaree (fertig seit 2004). Dieses ist größer als sein Vorgänger, das Palasthotel. Und es erweckt auch nicht den Eindruck einer kleinteiligen Parzellierung. Die anschließenden DDR-Großbauten zwischen Spandauer Straße und Stadtbahn sind zwar etwas höher als das DomAquaree, aber gut proportioniert, architektonisch wertvoll und schön saniert. Am Alexanderplatz sollen weitere Hochhäuser entstehen. Berlin hat wie andere Metropolen einen gewissen Hang zur Größe. Ein Hochhauscluster am Alex würde das Schloss und eine mögliche historisierende Bebauung der Freiflächen zwischen Karl-Liebknecht-Straße und Rathausstraße stärker beeinträchtigen als irgendein DDR-Bau in der Gegend.

    In Nachbarschaft zum Berliner Dom hat das DomAquaree schon die richtigen Größenverhältnisse. Das Alte Museum wirkt neben dem Dom dagegen etwas klein bzw. - so würde ich es sagen - der Dom ist zu groß. Solche Kontraste sind ja nun nicht so ungewöhnlich für eine Großstadt. Kurz und gut: Wollte man irgendwas auf der Freifläche an der Spree bauen (aktuell steht das ja gar nicht zur Debatte), müsste kein Bauwerk der Umgebung abgerissen werden. Ein bisschen Grün hinter dem Schloss ist aber vielleicht auch nicht das Schlechteste.

  • Der Dom, vom Lustgarten aus gesehen, ist in der Tat eine sprichwörtliche Wucht. Die Westfassade ist mit ca. 85 Metern um einiges breiter als z.B. die von Saint Pauls Cathedral in London (53m), und dadurch, dass der Berliner Dom nach hinten so kurz/gestaucht ist, ist die Kuppel sehr viel näher an der Westfassade, und ist so besser sichtbar, wirkt höher und massiver als die von Saint Pauls, auch wenn sie in Wirklichkeit etwas kleiner ist.
    Es ist gut, dass endlich der große, längliche Baukörper des Schlosses dem massiven Dom optisch das nötige Gegengewicht leiht.

  • Irgendwie erinnert mich die Kuppel des Schlosses an die Kuppel des Petersdoms in Rom und es ist gut das die Kuppel des Schlosses ein Gegengewicht zukünftig zum Dom bildet, da würde natürlich die historische Kuppel des Doms besser passen.


    Kuppel des Petersdoms in Rom


    Schlosskuppel


    Zusammenspiel von Dom und zukünftiger Schlosskuppel

  • Einige weitere Bilder von gestern.

    Danke, jetzt kann man besser die Größenordnungen einschätzen!

    Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass eine Europalette 120x80 hat, schätze ich die Maße der Blendsteine auf 100x40. Damit wäre die unselige Trennmauer aus Sicht des Gebäudes etwa einen Meter hoch. Davon gehen vielleicht 15 cm für die Pflasterung weg, die aber wahrscheinlich durch die noch fehlende Mauerkrone wieder ausgeglichen werden, sodass es wohl bei einem Meter Brüstungshöhe bleiben wird.

    Das bedeutet, man kann im Stehen drüberschauen, wärend man im Sitzen zumindest kein Wasser sehen wird.

    Vielleicht führt späteres Nachdenken ja noch dazu, zumindest eine Plattform für den Gastronomie-Bereich nachzurüsten. Ein dann notwendiges Geländer kann sicherlich (stilistisch passend zur Ostfassade z.B. aus 50mm Edelstahlrohr) ebenfalls nachgerüstet werden.

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Nach Landesbauordnung:
    Brüstungshöhen / Geländer, u.s.w, (Absturzsicherung) richten sich nach der Fallhöhe hinter der Absperrung:

    Fallhöhe bis 12m - 100 cm
    Fallhöhe über 12m - 110 cm

    Vor ein paar Jahren betrug die Grenzfallhöhe noch 5m !

  • Da hat @Martintre doch gut geschätzt. Ein Meter Brüstungshöhe wird es werden. Ich habe gerade meine Augenhöhe über Boden im Sitzen gemessen: circa 1,20 m. Ich bin ziemlich klein. Die allermeisten Menschen werden also im Sitzen über die Brüstung hinwegsehen können. Das Wasser werden sie aufgrund des erforderlichen Blickwinkels und der geringen Breite der Spree nicht sehen. Dafür bekommen sie aber einen Blick ins Grüne, wie das Foto oben sehr schön verdeutlicht. Ich denke, das ist nicht das Schlechteste. Hinter der Spreefassade des Schlosses ist der Schlüterhof. Das Restaurant auf der Spreeterrasse hat also eine durchaus reizvolle Lage. Mit der Sandsteinverkleidung der Ufermauern ergibt sich vom anderen Ufer der Eindruck einer engen Zusammengehörigkeit zwischen Spreefassade und Ufergestaltung.

    @Eiserner Pirat
    Ähnlichkeit mit der Kuppel des Petersdomes hat die heutige Domkuppel, nicht die Kuppel der Schlosskapelle. Bei letzterer ist der Tambour oktogonal, nicht rund, von Pilastern gegliedert, nicht von Säulen umstellt, und nach oben abgeschlossen von einer Balustrade, was einen weiteren markanten Unterschied zum Petersdom bildet.

  • Es ist richtig, was oben geschrieben wurde. Das Schloss hat eine Kuppel, der Dom und der Reichstag. Dieses soll dazu dienen die gesellschaftliche Bedeutung der Gebäude zu unterstreichen.
    Ich denke die Kuppel der Synagoge sollte einen ähnlichen Sinn haben.

  • Ob denn die Spreeseite wirklich zum Verweilen einlädt, wage ich zu bezweifeln. Die Fassade wird sicherlich kein Publikumsmagnet sein und die Sonne kommt da nur Vormittags hin. Ich, als Besucher Berlins, würde mir eher ein gemütliches Plätzchen suchen von den aus ich die barocken Fassaden bestaunen kann.

    Heilen ist besser als Wunden offenhalten!

  • Das stimmt so nicht ganz. Das Marx-Engels-Forum (MEF) zwischen Spree und Spandauer Straße wird entlang der Rathausstraße vom kleinteiligen Nikolaiviertel begrenzt. Da müsste nichts verändert werden, wenn man auf dem MEF etwas bauen wollte.

    Rastrelli: "Kleinteilig" an der Rathausstraße? Hast Du getrunken?


  • @Konstantindegeer

    Ich glaube du warst noch nie im Nikolaiviertel, deine Bilder stammen aus der angrenzenden Rathausstraße, da gebe ich dir Recht das ist natürlich nicht kleinteilig aber wenn du in Richtung Nikolaikirche den Weg machst , sie zu umrunden wirst du bestimmt anders darüber denken. Gehe mal zum Schinkelplatz oder zur Friedrich Werdeschen Kirche da siehst du neuzeitliche kleinteilige Bebauung wo man nur noch mit den Kopf schütteln kann ! und hier jemand als ob er einen getrunken hat zu bezeichnen geht hier gar nicht !!! :daumenunten:<X

  • Einst ein gemütliches Plätzchen

    Daß die Burgstraße und ihr historisches Gegenüber einst eines dieser 'gemütlichen Plätzchen' bildeten, von denen Olympic1911 spricht, beweist die Sequenz von Min. 05:21 bis Min 06:28 des folgenden kleinen Films:

    https://www.youtube.com/watch?v=sK6mxLL2M84

    Nach Konsum dieses Filmstreifens fragt man sich wirklich, was wohl 'Vater Fröhlich' zukünftigen Touristen angesichts der Ostfassade und des Marx-Engels-Forums erzählen würde ?

  • @Konstantindegeer

    Ich glaube du warst noch nie im Nikolaiviertel, deine Bilder stammen aus der angrenzenden Rathausstraße, da gebe ich dir Recht das ist natürlich nicht kleinteilig aber wenn du in Richtung Nikolaikirche den Weg machst...

    Die Rathausstraße war aber genau das was angesprochen wurde, nicht das Innere des Nikolaiviertels. Also stimmt es schon, dass die Rathaustraße alles andere als kleinteilig bebaut ist.

  • Bitte in diesem Strang beim Schlossumfeld bleiben. Beiträge zum Marienviertel bitte in diesen Strang.
    Mod.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Liebe Architekturinteressierte und Rekonstruvisten,
    ich füge folgende Fotos aus Frust über die Betonköpfe im Berliner Senat an.
    Die Bilder stammen vom Bürgenstock Resort.
    Im Gegensatz zur Betonmauer an der Ostfassade des neuen Schlosses geht es hier nicht 7 Meter
    sondern 450 Meter teils senkrecht in die Tiefe.
    Es ist erstaunlich, dass in der Schweiz einfaches 2 Scheiben-Verbundglas hierfür zur Sicherung ausreicht!

    Auckland bei Nacht

  • Das ist natürlich das andere Extrem. Eine niedrige Brüstungsmauer, so um die 20 bis 40 cm, finde ich als optischen Abschluss einer Terrasse schon erforderlich. Die Resthöhe bis zum geforderten einen Meter kann dann mit einem durchlässigen Geländer bewerkstelligt werden. Glas bis zum Boden - ich mag es nicht, vor allem auch bei den nun hoch in Mode stehenden bodentiefen Fenstern nicht, die ich gern als 'Selbstmord-Fenster' bezeichne.

    Wenn man Garten- und Parkgestaltungen der 1930er- bis 1950er-Jahre aus der frühen Moderne betrachtet, sieht man, dass diese Zeit es noch geschafft hat, mit solchen Elementen umzugehen. Nicht umsonst stehen doch gerade deshalb viele Bauten aus den 1950er-Jahren unter Denkmalschutz, weil ihre leichten Treppenhäuser und Terrassen Eleganz ausstrahlen. Auch die weitausladenden Dachvorsprünge gehören dazu. Stella hat von all dem offensichtlich nichts mitbekommen. Nein, er mutet den Menschen einen in Beton gegossenen, steinverkleideten 110 m langen Terrassengraben zu und träumt davon, wie die Menschen seine beiden ebenso gestalteten 60 m langen Rampen scharenweise abwandern werden.


    Edit.: Ich wurde darauf aufmerksam gemacht (siehe die nächsten beiden Beiträge), dass die Gestaltung des Freiraumes vor der Ostseite nicht auf das Konto von Stella zurückgeht, sondern auf den Preisträger der gesamten Schlossumfeldgestaltung. Ich habe deshalb die Passage lediglich durchgestrichen, damit wenigstens die Aussage dazu stehen bleibt.

    3 Mal editiert, zuletzt von Riegel (10. August 2019 um 10:50)

  • Das solltest du nicht einfach Franco Stella in die Schuhe schieben, Riegel.
    Die Gestaltung des Spreeufers war schließlich Bestandteil des Wettbewerbs zur Freiraumgestaltung des Humboldtforums.
    Die anderen prämierten Entwürfe können hier betrachtet werden.

    Gespannt bin ich übrigens immer noch, wie der (harmonische?) Übergang zur Liebknecht-Brücke erfolgen wird.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • @Riegel

    Zum einen: bodentiefe Fenster als "Selbstmord-Fenster" zu bezeichnen ist genau so diffamierend wie "Schiessscharten-Fenster", die ich nicht mag. cheers:) Sie spiegeln einfach die heutigen Möglichkeiten wieder. Es ist eben Geschmackssache.

    Zum zweiten: die Betonmauern gehen nicht auf das Konto von Stella, sondern sind Folge einer Ausschreibung des
    Berliner Senates.

    Auckland bei Nacht

  • @ beide:
    Danke für eure Hinweise, dann korrigiere ich in meinem Beitrag die entsprechende Stelle. Wenn ich sein Wettbewerbsmodell anschaue, zeigt dieses einfach eine ungegliederte Ebene und die Kanalmauer. War denn im Wettbewerb auch die Freiraumgestaltung der Ostseite bewusst ausgeklammert worden? Ich finde nach einigem Suchen die Wettbewerbspläne dazu nicht mehr.