Umfeld Berliner Schloss - Allgemeines

  • Zwecks Kuddelmuddel-Vermeidung eröffne ich mal einen neuen Thread zum Schlossumfeld.

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    Inzwischen wird immer deutlicher, dass alle Schlossfreunde beim Thema Neptunbrunnen und Kolonnaden kaum noch Hoffnung haben brauchen. Die Morgenpost schreibt:

    Die neue Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) geht auf Konfrontationskurs mit dem Bund über die Gestaltung der historischen Mitte. Die vom Bundestag bereitgestellten 18,5 Millionen Euro für den Wiederaufbau der historischen Kolonnaden am Kupfergraben zwischen Schloss und Bauakademie weist die Linke-Politikerin zurück. "Das Grundstück mit dem Denkmalsockel gehört dem Land Berlin", sagte Lompscher der Berliner Morgenpost: "Deshalb entscheiden auch wir, was wir damit machen." (...) Auch die ebenfalls vom Bund finanzierte Versetzung des Neptunbrunnens vom Platz vor dem Roten Rathaus auf den Schlossplatz lehnt die Senatorin ab. (Der komplette Artikel >> hier)

    Währenddessen hagelt es (auch in der Morgenpost) harsche Leserbriefe angesichts der ideologischen Verstocktheit des neuen Senats:

    Als Berliner in der dritten Generation habe ich kein Verständnis für Bausenatorin Katrin Lompscher, die den Wiederaufbau der Kolonnaden vor dem Schloss ebenso ablehnt wie die Rückversetzung des Neptunbrunnens. Da bewilligt der Bund die erforderlichen Mittel, um Berlins Mitte wieder zu vollenden, und diese Senatorin erdreistet sich, das Angebot abzulehnen. Vielleicht sollte sich die Senatorin vor einer solchen Entscheidung die historischen Bereiche der Städte Rom, Paris, Moskau oder London anschauen. Der Wiederaufbau wäre auch eine Attraktion für die Touristen, von denen Berlin lebt. Heinz-Eberhard Kuhn, per E-Mail :applaus:


    Die Gründe für diese Hochnäsigkeit gegenüber der Großzügigkeit des Bundes sind ersichtlich vorgeschoben. Auch bevor es ein schlüssiges Gesamtkonzept für das Gebiet rund um das Humboldt Forum gibt, kann man sich für den Kolonnaden-Aufbau und die Neptunbrunnen-Versetzung, wenn man sie wirklich will, aussprechen. Wenn die Senatorin den Sockel des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals "auf jeden Fall denkmalgerecht sanieren" will, dann ist es widersinnig, die, wie sie selbst sagt, dazugehörigen Kolonnaden nicht wieder errichten zu wollen. Und wer ein Stilgefühl hat, für den ist klar, dass der barocke Neptunbrunnen nicht vor eine gotische Kirche passt, sondern zu der barocken Schlossfassade gehört. Dass die Senatorin das Geld für den Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie nicht zurückweist, deutet auf die Grundeinstellung der Senatorin hin: Schinkel – ja, Schloss – nein. Der linke Groll gegen den nicht verhinderten Wiederaufbau des Stadtschlosses artikuliert sich in dem Grummeln gegen die Kolonnaden und die Versetzung des Neptunsbrunnens.
    Prof. Theodor Schweisfurth, Halensee :applaus:

    Danke Frau Lompscher, die Sie ja nach eigenen Angaben angeblich so "undogmatisch" sind. :aufdenkopf:

  • Hm.... Also ich sehe es bezügl. Frau Lompscher etwas anders.

    Natürlich wäre es toll, wenn die Dinge (jetzt ganz schnell) wiederkämen - da bin ich auch sehr dafür.
    Ich finde aber, für eine Linke (siehe Potsdam!) hat sie sich doch eher noch gemäßigt geäußert.

    Vielleicht gibt sie sich ja doch noch 'nen Ruck, wenn das Schloss fertig ist...Ich würde denken.
    Nur würde ich sie nicht öffentlich anprangern oder so - das bringt rein gar nichts.....

    Mit Argumenten überzeugen!!!

  • Ich glaube nicht, daß man sie wirklich überzeugen kann, aber ihre Rhetorik hört sich tatsächlich so an, als liesse sie sich einige Hintertürchen offen. Sie scheint sich aktuell nicht sicher zu sein, ob sie gewinnen kann, da sie ja keine eigene Agenda besitzt. Sie ist in der Defensive und das hört man auch heraus.
    Vermutlich benötigt sie irgendein Angebot zur Gesichtswahrung, einen Kuhhandel. Man müsste überlegen, welches städtebauliche Projekt man den Linken im Gegenzug zugestehen könnte. Gibt es überhaupt eines, welches der Linken in Berlin am Herzen liegt?

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Ja genau so würde ich auch rangehen.
    Wie gesagt, wenn ihr dann mal (wovon ich ja ausgehe) eine Initiative von Brunnen und Kolonnaden gründet, dann müsst ihr so vorgehen! Nicht draufhauen ....
    Die Gesichtswahrung ist - das hat Der Münchner richtig erkannt - ganz, ganz wichtig.

  • Ja, man darf die Leute nicht vor den Kopf stoßen. Kooperation statt Konfrontation ist gefragt - auch mit eher schwierigen politischen Akteuren wie den Linken. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass gerade die Ostlinken eher pragmatisch veranlagt sind und durchaus mit sich reden lassen, auch Kompromisse mittragen, wenn sie dabei einen Erfolg für sich reklamieren können.

    Ich denke z.B., dass man sogar im gegenüberliegenden Marienviertel einige Rekonstruktionen (z.B. der Spreeseite) bzw. klassische Neubauten erwirken kann, wenn dafür auch ein Anteil von sozialem Wohnungsbau an der Stelle entsteht. Nicht vergessen, schon die DDR-SED hat in Mitte viel rekonstruiert und mit Projekten wie dem Märkische Ufer und dem Nikolaiviertel sogar Teile des bürgerlichen Berlins wiederaufleben lassen. Auch das klassische Schlossumfeld sollte durchsetzbar sein.

  • Ich denke z.B., dass man sogar im gegenüberliegenden Marienviertel einige Rekonstruktionen (z.B. der Spreeseite) bzw. klassische Neubauten erwirken kann, wenn dafür auch ein Anteil von sozialem Wohnungsbau an der Stelle entsteht. Nicht vergessen, schon die DDR-SED hat in Mitte viel rekonstruiert und mit Projekten wie dem Märkische Ufer und dem Nikolaiviertel sogar Teile des bürgerlichen Berlins wiederaufleben lassen. Auch das klassische Schlossumfeld sollte durchsetzbar sein.

    Dein Optimismus in Ehren. Ich vermute aber, dass Du derzeit statt klassischer Neubauten und Rekonstruktionen Klötze a la Schinkelplatz ernten wirst. Bestenfalls (vor allem wenn noch sozialer Wohnungsbau dazu kommen soll). Aber das kann man sich dann natürlich auch wieder schönreden. Nein, bitte hört doch endlich auf, momentan vom Marienviertel zu reden und am Ende noch die falschen Leute damit auf Ideen zu bringen.

  • Nichts ist dagegen zu sagen, sich an solchen Bürgerbespaßungsveranstaltungen zu beteiligen und eigene Ideen einzubringen. Das kannst Du gerne machen. Ich begrüße es sogar. Falls es aber in näherer Zeit zu einer Bebauung des Areals kommen sollte, höre ich jetzt schon das Wehklagen und seitenlange Gejammere in diesem Forum aufgrund des sichtbaren Ergebnisses. Und jede Chance auf die Zukunft wird damit nicht nur sprichwörtlich "verbaut" sein.

  • Das ist doch gar keine Frage. Ich habs auch nicht eilig mit der Bebauung, weil ich um die erwartbar miesen Ergebnisse weiß.
    Nur leider wird die Gestaltung eben schon konkret diskutiert. Und in naher Zukunft sicher noch sehr viel konkreter. Diese Phase dürfenStadtbildD und die Initiativen vor Ort nicht verpassen.

  • Vor wenigen Tagen gab es eine vom RBB-Inforadio übertragene Diskussion über die Gestaltung des Schlossumfelds. Beteiligt waren neben Regula auch Franco Stella und Wilhelm v. Boddien, die beiden letztgenannten setzten sich stark für eine Rückkehr des Neptunbrunnens bzw. weiterer historischer Artefakte ein.

    :!: Die ganze Diskussion (49 Min.) ist in der RBB-Mediathek verfügbar, klick >> hier

  • Danke für den Link! :)

    Hach, Von Boddien, mit seiner frech-dreisten Offenheit, ist einfach klasse! :) Während sich Leute wie Frau Lüscher und Herr Haspel gerne mal in leeren Worthülsen und Phrasen verlieren und verhaspeln zeigt von Boddien klar auf, wo die Schwachpunkte ihrer fadenscheinigen Argumente liegen und sagt was tatsächlich Sache ist. Dem stimmen dann auch immer ganz klar hörbar die Zuschauer zu. Die Menschen, mit denen Hardcore Modernisten wie Frau Lüscher in "Dialog" treten wollen, angeblich in Dialog treten wollen. Denn leider werden Lüscher und Co. dennoch das letzte Wort haben und sie werden sich nicht viel darum scheren, was sich ein Großteil der Bevölkerung tatsächlich wünscht. Sie wissen es eben besser...glauben sie zumindest.

    Höchst peinlich war ja wohl der Moment, in dem Frau Lüscher dem armen Herrn Haspel zur Seite eilen musste, um ihn vor von Boddiens all zu direkten, bösen Fragen zu schützen. Hätte ich im Publikum gesessen, hätte ich auch gepfiffen. ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Treverer (24. April 2017 um 21:26)

  • Jetzt verliert doch einfach mal nicht den Mut. Wenn die Schlossfassaden ausgerüstet werden, wird man vieles - sehr vieles - anders sehen. Dessen bin ich gewiss.
    Das wird so nicht bleiben (können) und man wird den Brunnen oder etwas anderes Sinnvolles dorthin setzen.

    Wichtiger wäre mir im Augenblick aber die Frage nach der Verkehrsführung, denn ich könnte mir vorstellen, dass die Straße auf der gegenüberliegeden Seite so breit ist/wird, dass wirklich gar nichts mehr auf den Platz passt. So etwas muss natürlich von Anfang an verhindert werdem....

  • Und selbst der große Baum am Wasser, der die gesamte Situation etwas freundlicher macht, wird wohl eher nicht verwirklicht. Zumindest kann ich mir nur schwer vorstellen, wie man den da unten zwischen den Treppen pflanzen soll. Der Untergrund dürfte für die Wurzeln eher ungeeignet sein.

    Aber ich lasse mich gern überraschen.

  • Nun ja, so wie ich das sehe, soll eine Trauerweide als Baum gepflanzt werden. Wenn die Wurzeln genügend Raum haben, also Zugang zum Grundwasser, ist das schon der richtige Baum am Wasser. Weiden lieben Gewässerränder und Feuchtgebiete, eine Art Pionierbaumart, die überall durchkommt.

    Und was die Platzgestaltung angeht, möchte ich Octavian beipflichten. Hinter den Kulissen läuft einiges an Gesprächen und zähen Verhandlungen. Also abwarten mit Negativszenarien. Was ich nur schade und bedenklich finde: in dem obigen Video schien das Verhältnis zwischen der Senatsbaudirektorin und dem Schloßvereinsvorsitzenden nicht gerade (und gelinde gesagt) entspannt ... disgust:)

  • Die im Thread zur Einheitswippe zitierte Umfrage bezog sich auch auf die Gestaltung des übrigen Schlossumfelds. Bemerkenswert dabei ist, dass die Mehrheit der Berliner genauso "konservativ" über das Schlossumfeld denkt wie wir hier im Forum.

    Rossebändiger, Neptunbrunnen, Kolonnaden – eine Mehrheit der Berliner spricht sich für eine historische Gestaltung des Areals rund um das neue Schloss aus. Die Pläne für den Bau des Freiheits- und Einheitsdenkmals werden dagegen abgelehnt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap im Auftrag des Fördervereins Berliner Schloss.Sowohl in Berlin als auch im übrigen Bundesgebiet ergibt sich danach ein ähnliches Meinungsbild. Für eine historische Gestaltung des Schloss-Umfelds sprechen sich danach 65 Prozent der Befragten in Berlin aus, immerhin noch 52 Prozent sind es im Bundesgebiet. Nach dem Wunsch der Bürger sollen die Bronzefiguren der Rossebändiger, die derzeit im Kleispark stehen, zur Lustgartenseite des Schlosses zurückkehren. Außerdem wünschen sich die Befragten, dass der Neptunbrunnen vom jetzigen Platz vor dem Roten Rathaus zum historischen Standort am Schlossplatz umzieht.
    Die Mehrheit folgt damit nicht der offiziellen Planung des Landes Berlin, die für die Schloss-Umgebung eine eher moderne Gestaltung mit großen Pflastersteinflächen vorsieht. Für eine moderne Gestaltung votieren nur 20 Prozent der Befragten Berliner und 17 Prozent der Befragten im übrigen Bundesgebiet.


    Was für eine tolle Nachricht! Zwei-drittel der Berliner wollen eine Rückkehr des Neptunbrunnens und der Rossebändiger vor das Schloss (das ist um so bemerkenswerter, da die Berliner ja nicht gerade für ihre Reko-Freundlichkeit bekannt wären...). Regula und ihre übergeordnete Senatorin Lompscher wird das natürlich alles nicht die Bohne interessieren, weil sie ja unbedingt den "tollen" Entwurf von BZZ-Landschaftsarchitekten für das Schlossumfeld umsetzen wollen und der Neptunbrunnen ja angeblich so wahnsinnig gut mit dem Fernsehturm harmoniert. Mit nur noch 20 Prozent "Rückendeckung" wird jetzt allerdings die Argumentationsgrundlage dieser Links-Reaktionäre deutlich dünner sein. :kopfschuetteln:

  • Den Entwurf der BBZ Landschaftsarchitekten finde ich grundsätzlich nicht schlecht. Es muss nur die Möglichkeit bestehen den Entwurf unter Einbeziehung der Rossbändiger, Fürsten, Adlersäule, Neptunbrunnen zu erweitern.

  • Den Entwurf der BBZ Landschaftsarchitekten finde ich grundsätzlich nicht schlecht. Es muss nur die Möglichkeit bestehen den Entwurf unter Einbeziehung der Rossbändiger, Fürsten, Adlersäule, Neptunbrunnen zu erweitern.


    Grundsätzlich schlecht ist die BZZ-Planung gewiss nicht. Ein Mangel bleibt aber die modernistische Gestaltung der Lustgarten-Beete und vor allem die öde, grünlose und praktisch nicht gestaltete Südseite (Schlossplatz), die eigentlich nur aus Steinpflaster besteht. Immerhin ist aber der gesamte Entwurf etwas verbessert worden, wovon insbesondere die Schlossfreiheit (durch mehr Bäume) profitiert hat, siehe Bilder auf der BZZ-Homepage.
    Insgesamt bleibt die Planung jedoch suboptimal. :augenrollengruen:

  • Immerhin ist aber der gesamte Entwurf etwas verbessert worden, wovon insbesondere die Schlossfreiheit (durch mehr Bäume) profitiert hat

    Wieso sind die Bäume an der Schlossfreiheit, die den wohl schönsten und bekanntesten Blick von der Schlossbrücke im Vordergrund auf die grandiose Westfassade mit Portal III komplett verstellen werden, eine Verbesserung? Generell habe ich nichts gegen Bäume, aber noch falscher hätte man sie hier wohl nicht platzieren können!
    :wie::kopfschuetteln:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Genau das habe ich mich auch bereits gefragt, warum man ausgerechnet an dieser Stelle der Schlossfreiheit die Bäume platziert. :gehtsnoch:

    Es gäbe doch so viele Möglichkeiten, stattdessen die Scheußlichkeiten im Schlossumfeld hinter Bäumen zu verstecken:

    Die neuen Retro-Platten am Schinkelplatz, das Staatsratsgebäude (außer dem Liebknechtportal), Auswärtiges Amt.

    Allein die Bäume anstelle der Schlossapotheke machen Sinn, sie verstecken das Gruselkabinett "Marx-Engels-Forum" ein bisschen, wenn sie denn mal groß genug sind.