• Superlativ-Jagd
    New York dreht am Riesenrad
    Riesenräder gehören zu den altertümlichsten Fahrgeschäften überhaupt - und liegen doch voll im Trend. Sie prägen die Skylines moderner Weltmetropolen: Ab 2018 soll das "New York Wheel" hier neue Rekorde setzen.
    http://www.spiegel.de/reise/aktuell/…-a-1125908.html

    555 Millionen Euro Baukosten für ein Riesenrad. Da meckere einer über die Kosten des Berliner Humboldt-Forums, die nur geringfügig darüber liegen.

  • "Vessel" (Gefäß) soll die neueste Sehenswürdigkeit im entstehenden Stadtviertel Hudson Yards werden. Eine Treppenkonstruktion die ins Nichts führt. Kostenpunkt: 150 Mio. $

    Zitat

    Investor und Auftraggeber ist Milliardär Stephen M. Ross, der mit der Oxfort Properties Group treibende Kraft hinter der Entwicklung des neuen Stadtteils Hudson Yards ist. Der Name leitet sich ab vom Hudson River, der den Westrand der Insel Manhattan markiert, sowie dem West Side Yard, dem Betriebsgelände der Long Island Rail Road, dessen Gleisharfe nun im Zuge des Projekts überbaut wird. Das Vorhaben wird als die größte Stadtentwicklung in New York seit dem Bau des Rockefeller Centers in den 1930er Jahren gepriesen. Geplant ist bis 2025 ein komplett neues Stadtviertel. Mehr als 1,6 Mio. qm an Gewerbe- und Wohnfläche sind vorgesehen. Dazu gehören über 100 Läden, ein Luxushotel, zahlreiche Restaurants, rund 4.000 Wohnungen, Flächen für kulturelle Veranstaltungen und Grünareale sowie eine Schule für 750 Schüler.


    Die Treppe ins Nichts

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Ist das die Zukunft des Städtebaus? Zugegebenermaßen nicht unästhetische Gebilde, deren Zweck sich auf diese Ästhetik beschränkt?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Aus Sicht der Geldgeber dürfte es wohl eine Marketingmaßnahme sein. Das Hudson Yards-Projekt kostet ingesamt über 20 Milliarden Dollar; da sind auch 150 Millionen für eine Touristenattraktion drin. Bemerkenswert ist auch, daß die Treppe in Italien hergestellt und dann in New York aus den Einzelteilen zusammengesetzt wird. Man versteht, warum die Amerikaner den Niedergang ihrer Industrie beklagen.

  • Dieses Projekt ist wirklich nur eine Marketing-Nummer, denn das Treppenbauwerk verfolgt ansonsten keinerlei Sinn und Zweck. Allenfalls Selbstmörder haben vielleicht eine gute Gelegenheit, sich in die Tiefe zu stürzen (oder wollen die alle Aufgänge vergittern und verglasen?). Normalerweise haben solche Türme die Funktion als Aussichtspunkt, z.B. der Eiffelturm, ein Bismarckturm oder auch ein Baumwipfelpfad. Diese ist hier aber nicht gegeben, da die umgebenden Häuser viel höher sind. Da geht man doch lieber auf das Empire State Building oder ein anderes Hochhausdach, um einen Blick über Manhattan zu haben.

  • Leider gerade kein vollständiges Video dazu auffindbar, daher das Zitat zur Simpsons-Folge Marge vs. die Einschienenbahn, nachdem das Einschienenbahnprojekt geplatzt und fast in eine Katastrophe gemündet ist:

    "Es ist die einzige Torheit, auf die sich die Springfielder eingelassen haben - abgesehen vom Eis-am-Stil-Wolkenkratzer, dem 20-Meter-Durchmesser-Vergrößerungsglas und der Rolltreppe ins Nichts."

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  • Warum wird sich hier über fehlenden Sinn und Zweck einer Skulptur beschwert? Einen solchen hatten/haben klassische Skulpturen, Denkmäler usw. ja idR auch nicht, außer eben den ästhetischen. Ich halte die Vessel-Skulptur für eine der potenziell besten modernen Skulpturen seit Jahrzehnten. Und lohnen dürfte sich das auch, jede Form von begehbarer Struktur ist in Manhattan hochgradig beliebt, besonders mit Ausblick (siehe Highline Park).

  • Für eine Skulptur ist das Projekt überdimensioniert. Als Aussichtspunkt ist es nicht geeignet, weil es von den dafür zu niedrigen Plattformen nichts zu sehen gibt, was es nicht von den angrenzenden Hochhausdächer besser zu sehen gäbe. Die Aufenthaltsqualität dürfte nicht mit dem begrünten Highline Park vergleichbar sein. Zumindest erkenne ich keine Bänke, Beete oder Liegeflächen bei der Treppenanlage. Und schließlich hat sich niemand beschwert, sondern nur eine Aussage getroffen.

  • Es gibt auch überdimensionierte Denkmäler mitten in der Pampa wie das Niederwald-, das Kyffhäuser- oder das Hermannsdenkmal, na und? Die haben an sich auch keinen zusätzlichen Wert als Aussichtspunkte (oder nur sehr eingeschränkt), weil sie eh schon auf Erhebungen stehen. Darum gehts aber nicht. Große Skulpturen werden genau dafür gebaut: um aufzufallen. Das schafft "The Vessel" durchaus, und in diesem Hochhausdschungel an den Hudson Yards empfinde ich das Teil eher noch als angenehm niedrig und auf das Stadt- und Fußgängerleben fixiert.


    Und immerhin ist New York auch eine der wenigen Weltstädte, in denen noch in schöner Regelmäßigkeit Wolkenkratzer in neuklassischen Stilen entstehen, wie etwa 220 Central Park von Robert AM Stern Architects.

  • Ich verstehe nicht, was die Wolkenkratzer im neuklassischen Stil nun mit der Treppenskulptur zu tun haben.

    Auch bei Skulpturen geht es um den richtigen Ort und die richtige Proportionierung. Ein Herrmannsdenkmal inmitten eines Waldes funktioniert als Blickpunkt. Ein Herrmansdenkmal mitten auf einer Altstadtgasse wirkt beengend. Da müsste man also eine etwas andere Proportion wählen, z.B. jene des Stoltze-Denkmals auf dem Hühnermarkt in Frankfurt.
    Abgesehen davon: Das Niederwalddenkmal z.B. dient durchaus auch als Aussichtspunkt auf das Rheintal. Mit der Begründung, dass Erhebungen ohnehin ja Aussicht bieten, könnte man sich sämtliche architektonische Gestaltung auf Hügeln und Bergen sparen.
    Niederwald-, Kyffhäuser- und Hermannsdenkmal haben ganz andere Standorte als "The Vessel" und eine ganz andere Funktion. Sie sind nicht vergleichbar. Am ehesten dürfte "The Vessel" mit dem derzeit auf Eis liegenden Einheitsdenkmal in Berlin ("Wippe") vergleichbar sein. Es ist ein Produkt der Spaßgesellschaft. Wobei die "Wippe" immerhin noch eine philosophische Unterfütterung erfahren hat ("Volk in Bewegung"), während das bei "The Vessel" meines Wissens weitgehend fehlt. Außerdem ist die Wippe von den Proportionen besser dem Standort angepasst, bei "The Vessel" wirkt alles gequetscht.

    Letztlich aber muss ich mich mit Dir nicht auf eine Endlos-Diskussion zu dem Thema einlassen. Dazu ist dieses ganze Bau-Vorhaben in N.Y. für mich zu belanglos und uninteressant.

  • Mit so einer verbohrten Einstellung kann ich nicht viel anfangen. Wenn das NYer Baugeschehen und das zitierte Skulpturenprojekt für dich belanglos ist, dann schweige doch dazu.

    Die Macher haben sich auch beim Vessel etwas gedacht. Und ja, auch der Zeitgeist in Form der "Spaßgesellschaft" sucht sich natürlich bleibenden Ausdruck in der Stadtlandschaft, warum sollte das verwerflich sein in einem Neubau-Hochhausviertel in Manhattan? Stadträume neu zu erfahren und zu begehen ist eines der Themen, das NY in den letzten Jahren groß gemacht hat. Da ist dies ein weiterer Baustein.

    So beengt ist das dort auch alles nicht, die entstehende Plaza hat schon gewaltige Ausmaße. Ist hier durchaus gut zu erkennen: https://www.6sqft.com/revealed-thoma…ards-sculpture/

    Mit der Einheitswippe finde ich es nicht wirklich vergleichbar. Dann schon eher mit der "Chicago Bean", Cloud Gate.

    Und ansonsten... wenn ich mir die völlig drögen neuen Stadtplätze in modernistischen Vierteln in Deutschland so anschaue, da wären mutige Skulpturen wie "The Vessel" eine echte Wohltat. Stichwort Bahnhofsvorplatz und Mediaspree Berlin, Europaviertel Frankfurt, Überseestadt Bremen, Stuttgart21, Lohsepark Hamburg, etc.pp...

  • Wer sich umfassender über die Bauprojekte in New York informieren will, auch über viele in neuklassischen Stilen, findet hier deutschsprachige Übersichten und Neuigkeiten.

    Und hier gehts zum noch umfrangreicheren, englischsprachigen NY-Übersichtsfaden.


    Hoffe der kleine Werbeblock geht klar, da steckt schließlich viel Liebe und Mühe drin und hier im APH sind der Horizont und die Informationslage diesbezüglich noch sehr, sehr dünn.

  • Während es diverse erfreuliche und meist gut gelungene neuklassische Bauprojekte in NYC gibt,
    gibt es leider auch diese sehr traurige Seite des immerwährenden Baubooms:

    Abrisse von denkmalwürdigen Bauten in New York City

    Leider verschwindet das steinerne Erbe der Stadt zunehmend, vor allem in besonders gefragten Bereichen wie Midtown Manhattan. Dabei wäre es oft ein Leichtes, die Altbauten in Neubauprojekte zu integrieren, oder mindestens die Fassaden. Dies wird auch immer häufiger gemacht, aber leider noch zu selten - es verschwinden noch zu viele tolle alte Gebäude, wie jüngst diese alte Bank an der 856 Washington Avenue.

  • uff. Dieser Strang ist übel. Ich hatte ja keine Ahnung. Ich bin relativ regelmäßig in New York aber leider nie oft genug am gleichen Ort um diese vielen Verluste wirklich zu bemerken.

    Für mich machen gerade die alten, niedrigen Gebäude die oft mit einer dicken Schmutzschicht überzogen sind exakt den besonderen Charme von New York aus. Hochglanz neben Patina. Nur wenn jeden Monat 10 historische Gebäude für NOCH mehr Hochglanz weichen müssen gerät dieses magische Gleichgewicht irgendwann aus den fugen.

    Am Ufer der Sonne wo die wesen vom sehen träumen ist in Echtzeit überall Nacht

  • Besonders übel sind die Kommentare von den Typen, die das völlig OK finden und sich über die Abrisse freuen. Ist halt so die typisch dekadente Wegwerf-Mentalität der Amis. Zu diesem Vorurteil stehe ich.

    In dubio pro reko

  • Diese Mentalität findet man leider aber auch in Deutschland. Zugleich gibt es eine durchaus große Denkmalschutz-Bewegung in den USA, dort hat sich "Heritage Protection" aber einfach später durchgesetzt als in Europa, und das ist noch nicht in allen Amtsstuben durchgedrungen. Zumal wenn die Scheine winken... Na wir kennen das ja. NYC ist da schon ein extremes Beispiel für ständigen Neubau.

    Zugleich gibt es erstaunlicherweise einen sehr guten Ensembleschutz in US-Städten etwa in Form der "Historic districts", wo kaum eine größere Veränderung möglich ist, so konsequent erlebt man das in Deutschland/Europa leider kaum:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Category:…n_New_York_City

  • jetzt finde ich den kommentar leider nicht mehr. Aber einer schrieb: "Landmarking is for Communist Countries."

    Diese Leute haben teure College Abschlüsse. Kann man sich nicht ausdenken.

    Am Ufer der Sonne wo die wesen vom sehen träumen ist in Echtzeit überall Nacht