Ja und nein. Ich finde, gerade Deutschland findet zur Zeit zumindest in den größeren Städten etwas weg von dieser Gestaltungsverweigerung, als Beispiele mögen u.a. die Hamburg-Stränge dienen. Die Zeiten, in denen man einen weißen WDVS-Kasten als "Bauhaus" verbrämt selbst in attraktiven Lagen verkaufen konnte, sind doch vorüber. Da finde ich die Neubauarchitektur vieler unserer europäischer Nachbarn oft sogar schlechter. Aber Du wie ich wie alle hier schöpfen natürlich ganz zwangsläufig aus einem extrem eingeengten, selektiven Blick, der zudem durch Vorurteile geprägt ist, insofern möchte ich gar nicht grundsätzlich widersprechen, was die Tristesse der Gegenwartsarchitektur angeht.
Umgekehrt habe ich viele Neubauarchitektur in New York auch nicht als besonders gelungen wahrgenommen, in Manhattan fiel mir v.a. die ewige Symphonie aus blau getönten Glasfassaden ins Auge, die Wohnungsneubauarchitektur in Harlem wies als einziges "lokalspezifisches" Merkmal oft roten Klinker bei ansonsten an die kubische Architektur der Nullerjahre bei uns gemahnenden Fassadengestaltungen auf (ein paar Beispiele waren auf meinen Bildern zumindest angeschnitten, ich meine sowas hier:
Klar, das geht immer auch schlimmer, aber eben auch wesentlich besser. Auch sowas, nagelneu im südlichen Manhattan weiß mich nicht so recht zu begeistern:
Hier mal ein Beispiel, allerdings blöde von sehr schräg fotografiert, von einem "klassischer" gehaltenen Neubau in Manhattan:
Wie gesagt, ich werde wieder zwangsläufig selektiv gewesen sein in meiner Wahrnehmung und habe zum Beispiels Erbses hier weiter oben geposteten Beispiele für neuklassische/Art Deco/Jugendstilelemente aufnehmende Architektur einfach verpasst oder übersehen - aber mein Eindruck war zumindest, dass die moderne Architektur in den USA derselbe Gemischtwarenladen mit denselben Defiziten ist wie hier oder vielleicht Licht und Schatten das Bild bestimmen und Neubauten sehr unterschiedlichen Charakters entstehen. Auch dort hat die zweite Moderne leider noch nicht fertig.