Dresden damals & heute

  • Hallo liebe Mitglieder,

    heute habe ich euer interessantes Forum entdeckt und gesehen, das hier sehr viel über die Bebauung in Dresden geschrieben wird. Dabei ist mir sofort meine Fotoserie in den Kopf geschossen, welche für euch sicher ganz interessant ist. In dieser habe ich Aufnahmen der Stadt Dresden vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg mit Aufnahmen aus der heutigen Zeit miteinander vereint.

    Mein Bruder und ich haben die Fotostandpunkte der beiden bekannten Fotografen Walter Hahn und Hermann Krone faktisch vollkommen identisch nachfotografiert. Wir achteten sogar auf den korrekten Stand der Sonne damit die Schatten der historischen Fotos fast unmerklich mit den Schatten der heutigen Fotos verschmelzen.

    Die historischen Aufnahmen sind Teilweise über 150 Jahre alt und zeigen die Stadt in einer Qualität, wie sie so damals vermutlich nur diese beiden Fotografen anfertigten. In freundlicher Zusammenarbeit mit der Hermann Krone Sammlung sowie der deutschen Fotothek entstanden einmalige Hybridbilder welche Dresden so zeigen, wie es einmal war und wie es noch aussehen könnte.

    Ein kleiner Hinweis in eigener Sache sei mir erlaubt :) Von diesen Bildern gibt es auch einen Wandkalender für 2017, ich möchte diesen hier nur erwähnen, weil es vielleicht Leute gibt die genau nach so etwas suchen. :) (Link)

    So... Nun gehts los.

    Beginnen wir mit einem Foto des Dresdner Neumarktes und der historischen Frauenkirche. Die Aufnahme entstand um 1865 und ist somit bereits über 150 Jahre alt. Trotz des enormen Alters weist das Foto eine beeindruckende Qualität und Schärfe auf. Das Alter des Fotos wird deutlich, wenn man bedenkt, dass das erste Automobil erst 20 Jahre später über Deutschlands Straßen fuhr und die Fortbewegung zu dieser Zeit weitestgehend zu Fuß oder per Pferd stattfand. Der damalige Fotostandpunkt von Hermann Krone befand sich auf dem Balkon der heutigen Heinrich Schütz Residenz.

    Die Sandsteinkuppel der Frauenkirche thronte zum Zeitpunkt der damaligen Aufnahme bereits 122 Jahre über den Dächern der Stadt. Wind, Wetter und viele weitere äußere bzw. innere Einflüsse hatten schon deutliche Spuren auf dem alten Sandstein hinterlassen. Denn verschiedene Eisen- und manganhaltige Mineralien oxidierten im Gestein und färbten diesen im Laufe der Jahre rotbraun, dunkelbraun oder sogar schwarz. Dazu kommen noch verschiedene Verschmutzungen der Luft durch den Menschen welche die Färbung beschleunigten.

    In diesem dunklen Erscheinungsbild überdauerte die Frauenkirche nach dem Foto von Krone noch knapp 80 Jahre, bevor sie am Morgen des 15. Februar 1945 auf Grund der Bombardierung Dresdens im 2. Weltkrieg wenige Tage zuvor völlig ausgebrannt in sich zusammenfiel. Auch das 1530 erbaute Renaissancegebäude von dem das alte Foto fotografiert wurde, fiel den Bomben zum Opfer und wurde in jener Nacht des 13. Februar komplett zerstört. Erst rund 63 Jahre später um 2008 rum, wurde an dieser Stelle das Heinrich-Schütz-Haus als Seniorenresidenz neu erbaut. Bereits 2005 schmückte die wiederaufgebaute Frauenkirche wieder den Dresdner Neumarkt. Das Fotomotiv war somit wieder umsetzbar sodass wir uns am 13. Februar 2016, also exakt 71 Jahre nachdem die Kirche zerstört wurde, dem Motiv von Hermann Krone widmeten um es erneut vom selben Balkon zu fotografieren.

    Blick auf den Neumarkt um 1865 / 2016:

    Das zweite Foto welches um 1865 fotografiert wurde, zeigt einen ganz besonderen Blick auf das königliche Hoftheater. Hierbei handelt es sich nicht um die heute an diesem Ort stehende Semperoper. Das Theater war der Vorgängerbau der Semperoper und wurde von 1838 bis 1841 erbaut. Das Hoftheater wurde wie die Semperoper nach Plänen des Architekten Gottfried Semper errichtet. Leider fiel das Theater am 21. September 1869 einem verheerenden Brand zum Opfer und wurde dabei völlig zerstört. Schuld daran waren einige Bauarbeiter welche unvorsichtig bei anfallenden Reparaturarbeiten waren. Nach der Zerstörung des Theaters wurde der Betrieb mehrere Jahre in der von den Dresdnern genannten „Bretterbude“ fortgesetzt. In dieser Zeit tüftelte Semper schon an neuen Bauplänen für einen Nachfolgebau, der heutigen Semperoper.

    Im Vordergrund sind die Gebäude des „Helbigs Etablissement“ zu sehen. Die Gebäude befanden sich direkt am Ufer der Elbe und die Dresdner trafen sich dort gern um am Wasser zu sitzen und sich zu unterhalten. Es handelte sich um einen großen Ausschankbetrieb mit eigener Anlegestelle für die schon damals fahrenden Raddampfer. Heute verläuft die Straße „Terrassenufer“ dort entlang. Leider wurde Helbigs Etablissement Anfang des 19. Jahrhunderts zurückgebaut um Platz für das heute bekannte Italienische Dörfchen zu machen.

    Blick von der Augustusbrücke auf das königliche Hoftheater um 1865 / 2016:

    Das dritte Foto zeigt den Blick von der Brühlschen Terrasse auf das Elbufer. So sah das Elbufer in der Altstadt vor 159 Jahres aus. Deutlich ist zu erkennen, dass sich vor der Stadtmauer noch keine breite Straße befand, denn das Terrassenufer wurde erst knapp 20 Jahre nach der Aufnahme angelegt. Unsere Montage zeigt einen alten Raddampfer wie er heute am Terrassenufer vor Anker liegt, sowie einen Raddampfer von 1857. Es ist beeindruckend wie ähnlich beide Dampfer sich noch immer sind.

    Im Hintergrund ist das Königliche Hoftheater zu sehen. Es stand an fast der selben Stelle der heutigen Semperoper. Wie oben beim vorherigen Bild zu lesen, fiel dieses Bauwerk am 21. September 1869 einem Brand zum Opfer und wurde dabei zerstört. Rechts im Bild spannt sich die alte Augustusbrücke über die Elbe. Sie wurde unter August dem Starken vom Barocken Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann im Jahre 1727 – 1731 umgebaut. Die Brücke selbst existiert bereits seit dem 12. Jahrhundert. Zu Krones Zeiten war die Augustusbrücke kleiner als das heutige Bauwerk. Mit einer Breite von 11,04 Metern und 17 Bögen unterschied sich die Brücke deutlich von der heutigen.

    Blick von der Brühlschen Terrasse auf das Terrassenufer um 1857 / 2016:

    Es gibt auch noch Gegenden in der Stadt, welche sich zu damals nicht verändert haben. Diese wurden zwar im zweiten Weltkrieg ebenfalls stark beschädigt oder zerstört, wurden aber bis zum heutigen Tag nach damaligen Vorbild wiederaufgebaut. So zum Beispiel das Residenzschloß Dresden. Das Foto wurde von Hermann Krone im Jahre 1894 fotografiert und zeigt einen vertrauen Blick. Denn wenn man heute vom Postplatz kommend in Richtung Theaterplatz läuft, kann man immer noch diesen Anblick genießen. Zu damals hat sich quasi nichts verändert. Der auf dem historischen Foto noch fehlende 19m hohe Wettinobelisk wurde erst 2 Jahre nach Krones Foto errichtet und fehlt daher auf dem historischen Foto. Er verschwand in den Jahren des zweiten Weltkrieges. Verschiedene Quellen berichten von einer Zerstörung 1945 und dem Einschmelzen um 1943.

    Das Schloß war das Residenzschloss der sächsischen Kurfürsten und Könige und gehört heute zu einem der ältesten Bauwerke der Stadt. Als Stammsitz der Wettiner war es ab dem 16. Jahrhundert prägend für die kulturelle Entwicklung Dresdens. Bereits im Jahre 1289 gab es erste Erwähnung der Burg am Elbübergang, 1548 erfolgte dann der Umbau im heutigen Renaissance-Stil.

    Das Schloß wurde am 13. Februar 1945 stark beschädigt sodass nur noch die Grundmauern stehen blieben. Der Wiederaufbau begann in den 80er Jahren und wurde erst vor wenigen Jahren beendet. Teilweise wird bis zum heutigen Tage an dem Residenzschloß gebaut. Im Großen und Ganzen können die Dresdner aber wieder den herrlichen Anblick ihres Schloßes bewundern.

    Blick auf das Residenzschloß um 1894 / 2016:

    Die Geschichte des heutigen Dresdner Zwingers begann bereits im Jahr 1709. Denn in diesem Jahr entstand auf dem Gelände des heutigen Theaterplatzes ein Festplatz welcher durch hölzerne Gebäude abgegrenzt wurde. Auch wenn der Holzbau nur bis ins Jahr 1714 existierte, nahm er die erste Funktion des heutigen Zwingers ein. Bereits 1712 wurde die Langgalerie errichtet, 2 Jahre später ragte das Kronentor stolz in den Dresdner Himmel. Im Jahr 1719 wurde der Zwinger offiziell eingeweiht.

    Hermann Krone fotografierte den Zwinger im Sommer 1894 mit Blick auf die Sempergallerie, welche 1847 erbaut wurde und damit die offene Lücke im Zwingerbau schloss. Damals war der Innenhof des Zwingers um ein vielfaches eindrucksvoller als heute. Man nannte ihn nicht ohne Grund Zwingergarten oder Orangerie. Denn eine Vielzahl an Orangenbäumen schmückten den schönen Hof.

    Auf unserer neuen Kollage seht ihr nun den Dresdner Zwinger, wie er 1894 aussah. Das historische Foto verschmilzt fast unmerklich mit der Aufnahme von Heute. Damit der Effekt noch realistischer wirkt, haben wir einige Bereich des alten Fotos nachkoloriert.

    Blick in den Zwinger um 1894 / 2016:

    Diese Aufnahme aus der Kamera von Hermann Krone zeigt einen noch heute bekannten Blick auf die Dresdner Altstadt. Lediglich der Vordergrund existiert so heute nicht mehr. Wusstet ihr, dass zwischen Augustusbrücke und Marienbrücke ein Güterbahnhof existierte? Heute befindet sich dort der Landtag und das Internationale Congress Centrum. Das alte Foto entstand 1894 von der Marienbrücke aus. Sie war die zweite feste Elbquerung in Dresden und wurde 1852 als kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke erbaut. Heute trägt die Marienbrücke den stolzen Titel der ältesten Brücke Dresdens. Damals befand sich auf dem Gelände des heutigen Landtages und Congress Centers dieser Güterbahnhof. Von hier wurden Lastkähne und Schiffe be- und entladen. Einige der alten Gütergleise kann man sogar noch heute auf dem Parkplatz unter der Brücke erkennen.

    Blick von der Marienbrücke aus auf die Altstadt und den ehemaligen Güterbahnhof um 1894 / 2016:

    Das nächste Foto zeigt den Blick von der Treppe der Brühlschen Terrasse auf den Schloßplatz im August 1923. Links im Foto ragt die katholische Hofkirche in den Himmel. Rechts ist das Hotel Bellevue zu sehen. Der Schornstein welchen man auf diesem Foto sieht, stammt vom ehemaligen Staatlichen Fernheiz- und Elektrizitätswerkes. Es war auf den Hermann Krone Fotos bisher nie zu sehen, da es erst 1899 erbaut wurde um 18 nah liegende Gebäude mit Wärme und später Energie zu versorgen. Umso schöner, dass man es nun auf diesem Foto sehen kann.

    Leider wurde die gesamte im rechten Bild zu sehende Bebauung bei den Luftangriffen auf Dresden zerstört und nie wieder aufgebaut. Umso beeindruckender, wie nahtlos die heutige Aufnahme mit dem damaligen Foto verschmilzt.

    Blick auf den Schloßlatz um 1923 / 2016:

    Das nächste Foto zeigt den Blick von der Brühlschen Terrasse über die Münzgasse zur Frauenkirche im Jahre 1917. Die heute sehr enge und belebte Gasse war damals nicht so sehr besucht. Lediglich ein paar Kinder spielten zwischen den bürgerlichen Häusern. Die Münzgasse wurde nach der dortigen Münzstätte benannt, hieß aber bis 1849 Große Fischergasse. Nachdem die Treppe zur Brühlschen Terrasse errichtet wurde, baten die Anwohner aufgrund des teilweise schlechten Rufes ihrer Fischergasse um eine Namensänderung. Seit 1849 hieß die Gasse dann Münzgasse.

    Blick in die Münzgasse um 1917 / 2016:

    Dieses Bild zeigt den Blick von der Kreuzkirche auf den Altmarkt. Deutlich ist die sehr enge Bebauung des historischen Dresdens zu erkennen. Im Jahre 1923 gab es bereits Autos, daher sind einige auf dem Foto zu sehen. Auf anderen Kollagen unserer Serie sucht man diese vergebens, da sie schlicht und einfach noch nicht erfunden wurden.

    Auf dem Foto sind längst vergessene Bauten zu sehen. Links am Horizont ragt ein breiter einzelner Turm in die Luft. Dabei handelt es sich um die 1898 bis 1901 erbaute Jakobikirche welche am Wettiner Platz stand. Die Kirche war der wichtigste neoromantische Kirchenbau der Stadt. In der Nacht des 13. Februar 1945 wurde auch die Jakobikirche stark beschädigt, ihre Ruinen blieben aber noch einige Jahre stehen bis sie 1953 im Zuge der Großflächenenttrümmerung komplett abgerissen wurden.

    Eine weiteres Gebäude welches heute nicht mehr existiert ist das links aus dem Bild ragende Telegrafen- bzw. Fernsprechamt. Bei den zwei Türmen handelte es sich in Wahrheit um sogenannte Einleitungstürme in welche die ankommenden Leitungen aus der Umgebung in das Gebäude geführt wurden. Über den Dächern der Stadt spannten sich unzählige Drähte und Leitungen welche alle in dieses Gebäude führten. Auch die Treppenhäuser fanden im inneren der Türme Platz.

    Wie viele Gebäude, wurde auch das Fernsprechamt opfer der Bombenangiffe 1945. Aufgrund des verheerenden Feuersturms brannte das Gebäude vollständig aus. Der östliche Einleitungsturm brach in sich zusammen, der westliche Turm blieb stehen, war aber ebenfalls stark beschädigt sodass das Gebäude 1 Jahr vor dem Abriss der Jakobikirche gesprengt wurde. Dresdens wichtige Telegrafenamt gehörte der Vergangenheit an.

    Mittig im Bild ragen die beiden Türme der Sophienkirche in den Dresdner Himmel. Diese Kirche ist schon auf einigen Montagen unserer Serie zu sehen. Die Sophienkirche war ein evangelischer Sakralbau. Das Bauwerk war ursprünglich viel kleiner und wurde über die Jahrhunderte immer weiter ausgebaut. Am 13. Februar 1945 wurde die Kirche ebenfalls sehr stark beschädigt und brannte vollständig aus. Aufgrund der finanziellen Notlage entschied man sich, die Kirche nicht wieder aufzubauen bzw. innstandzusetzen. Der darauffolgende Winter gab dem maroden Bauwerk den Rest, sodass die Kirche knapp ein Jahr nach ihrer Zerstörung teilweise in sich zusammen fiel. Die Ruine stand dann bis Mitte der 60er Jahre, bevor sie vollständig abgerissen und beseitigt wurde. Ein wahres Dresdner Juwel war verschwunden. Heute erinnert nur noch die als Denkmal errichtete Busmannkapelle an diese wunderschöne Kirche.

    Blick auf den Altmarkt um 1923 / 2016:


    Wir haben noch viele weitere Fotos dieser Serie gemacht. Wenn euch so etwas gefällt, lasst es mich wissen, dann poste ich hier gern die anderen Fotos in diesem Beitrag. :)

    DDpix.de - Fotos aus Dresden und Umgebung

  • Vielen Dank für eure Antworten. Wusste gar nicht das die Fotos hier schon bekannt sind. :)

    Hildesheimer: Ja wir haben ein paar Kalender im Catapult in der Neustadt hinterlegt. Allerdings ist die Online Bestellung für uns persönlich besser. :) Aber das kannst du entscheiden. :)

    DDpix.de - Fotos aus Dresden und Umgebung

  • Hildesheimer: Ja wir haben ein paar Kalender im Catapult in der Neustadt hinterlegt. Allerdings ist die Online Bestellung für uns persönlich besser.

    Alles klar, danke für die Antwort. Ja, kann ich mir vorstellen - die Händler wollen ja auch was verdienen. Ich finde es bloß mäßig sinnvoll, mir etwas zuschicken zu lassen, was womöglich von der Post auf sonstwas für Umwegen durch die Weltgeschichte gekarrt wird, wenn ich es mit einem kleinen Weg auch selber holen kann. Ich überlege es mir.

  • Scheint ein interessanter Zeitungsartikel zu sein - aber leider Gottes hinter Bezahlschranke:

    Hüter der verlorenen Dresdner Häuser - Ray van Zeschau ist Fotograf und Künstler. In sozialen Netzwerken dokumentiert er den Abriss von Dresdner Kulturdenkmalen.

    https://www.saechsische.de/plus/zeschau-v…ur-5136583.html

    Hier seine Facebook Seite "Verschwundenes Dresden" - einfach schrecklich, was heute noch immer in Dresden an Altbausubstanz abgerissen wird, obwohl die Stadt sich das überhaupt nicht leisten kann!!!