Das Verschwinden des Kopfsteinpflasters

  • Aber es ist nicht immer nur der Asphalt, durch den das Kopfsteinpflaster ersetzt wird.
    In Pirna wurde das Kopfsteinpflaster durch dieses neuartige Pflaster ersetzt.

    In der Mitte kann man eine kleine, schmale Lücke erkennen. Sie dient dem neuen Hochwasserschutz.
    Kommt das Wasser, wird es in einem Hohlraum unter der Straße "zwischengelagert", bis die Kanäle wieder etwas mehr Wasser aufnehmen und somit auch abtransportieren können.
    So ist es möglich, dass Ausmaß der Katastrophe einzuschränken, indem nicht das ganze Wasser weiterfließt.

    Das ist ein Beispiel dafür, dass das Kopfsteinpflaster nicht nur für ein angenehmeres Befahren ersetzt wird,
    sondern auch, damit andere Straßenbeläge die Naturgewalten besser im Griff haben.

    Das vorherige Kopfsteinpflaster ging vom Straßenrand zur Straßenmitte etwas abwärts und hätte dann das Wasser in nächstgelegene Abwasserleitungen geführt, was einen Wasserstau auf den Straßen hervorgerufen hätte.

  • Obsolet: interessante Konstruktion. Hat das schon so 2, 3 Hochwasser hinter sich, so daß man sagen könnte, das funktioniert? Oder ist es einstweilen nur eine neue Idee, die ihren Praxistest noch vor sich hat?

  • Bei den fatalen letzten Fluten 2002 und 2013 hatten wir noch das Kopfsteinpflaster.
    Dieses neue Pflaster ist vor einigen Wochen fertig gestellt worden.
    Auch ich bin gespannt, ob sich die optischen Verluste rentieren.
    Hoffen wir aber, dass wir es nie anwenden müssen.

  • Also noch neu. Hm, hoffentlich funktionierts. Habe aus dem Pirna-Strang den Eindruck mitgenommen, daß Hochwasser dort fast so häufig ist wie in Venedig... insofern braucht man dort schon eine hochwassertaugliche Lösung.

  • In der Mitte kann man eine kleine, schmale Lücke erkennen. Sie dient dem neuen Hochwasserschutz.

    Hätte man diese Lücke vielleicht auch im Kopfsteinpflaster einbauen können?

  • Nach dem Falle einer Flut müsste zur Kontrolle und zur Reinigung des Hohlraumes die Straße wieder aufgerissen werden.
    Das würde jedoch die Händler und Kunden auf der belebten Einkaufsstraße stören, da sie diese Tortur beim Erbauen jetzt erst monatelang ertragen mussten. Damit das also schneller geht, nimmt man größere, billigere, leider unattraktivere Platten, deren Einbau nicht so lange dauert.

    Außerdem gab es dort eine tolle Windrose (auch aus Kopfsteinpflaster), die nach der Flut 2013 völlig zerstört wurde.
    Die Leute wollen sie wieder haben. Leider soll die Neue erst 2018 fertig werden, sicherlich auftretende Verzögerungen noch nicht einberechnet.

    Heißt also: seit Monaten wurde das neue Pflaster gebaut, bis 2018 wird die Windrose im Kreuzungsbereich (!) gebaut und wer weiß, wann das nächste Hochwasser neue Straßenarbeiten erfordern wird.

    Schlussfolgerung: Wenn wir Pech haben bedeutet das viele Jahre immer wieder neue Straßenbauprojekte.
    Wenigstens durch den Einbau weniger zeitaufwendigerer Platten soll den Bürgern etwas Freiheit von zu bauenden Straßen gegeben werden, die enge, mit Kies ausgelegte Umwege am Straßenrand bedeuten.

    Sonst wird man bei jedem Besuch der Altstadt durch Bauarbeiten an diese Grausamkeiten der Natur und deren Folgen erinnert, was ja keiner möchte.

  • Ohne was von Straßenbau zu verstehen hätte ich zB. 2qm Kopfsteinpflaster in einen Stahlrahmen gefaßt, und wie eine Grabplatte könnte man das ganze dann auch bei Bedarf anheben. Aber ich hab keine Ahung wie genau die Unterkonstruktion aussieht von daher ist es schwer sich aus dem Stehgreif einfach was dafür auszudenken.

  • Oha. Da wurde ja die ganze Pflasterung weggeschwemmt. Ja, da muß man auf jeden Fall was anders machen, so wie mühevoll angelegt "auf die normale Art" geht es offenbar nicht. Hoffentlich funktioniert das mit den Platten und dem Mini-"Stadtbach" in der Mitte besser... in 20, 30 Jahren wird mans wissen (vielleicht auch früher); aber daß da die Straßen wasserfest sein müssen, sieht man jedenfalls deutlich.

  • In Soest hat man vor einigen Jahren das Herz der Stadt wieder mit Kopfsteinpflaster versehen. Damit das Ganze noch bezahlbar war, wurde indische Grauwacke, die jedoch aus China kam, verwendet. Mittlerweile zeigt sich jedoch, dass dies nicht so wirklich gut war. Immer wieder platzen einzelne Steine auf und bilden Stolperfallen, die saniert werden müssen. Mittlerweile ist man in Soest wieder soweit, Teile des Pflaster zu entfernen und durch Asphalt zu ersetzen, wie dieser Artikel im Soester Anzeiger verlauten lässt.

    Irgendwie schon skurril. Da wurde das historische, jahrhundertealte Pflaster irgendwann in der Nachkriegszeit modernisiert, später stellt sich heraus, dass es doch nicht so eine gute Idee war. Und muss nun mit minderer Qualität vorlieb nehmen und all seinen Problemen. Daher mein Appell an alle Städte, die noch über ihr historisches Pflaster verfügen: Saniert es nur, nehmt es meinetwegen heraus und setzt die Steine neu ein, wenn die Straßen nicht mehr befahrbar sind - aber behaltet es!

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Jetzt fängt man im Osten auch noch damit an :/:augenrollen: Den Städten gehts anscheinend immer noch zu gut...

    https://www.thueringen24.de/erfurt/article…schuettert.html

  • Ein Händchen für Stadtmöblierung und Stadtraumgestaltung hat man in Erfurt leider nicht. Der Fischmarkt mit seinem Chinapflaster und den neumodischen Laternen, der geflickschusterte Domplatz, die Laternen an der Andreasstraße. Die Liste ließe sich fortsetzen.

  • Und genau deshalb gefiel Erfurt mir schon im letzten Sommer nicht wirklich: ueberall stoerende Bausuenden und Granitplatten! Schade, dass nun auch die letzte perfekt erhaltene Strasse dem heutigen “Zeitgeist” geopfert wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Niederländer (2. Mai 2019 um 12:37)

  • Auch wenn es ein bisschen Off-Topic ist: Ich schließe mich der vorangegangen Kritik an. Was mir in noch keiner größeren mitteldeutschen Stadt so massiv aufgefallen war, ist die schlechte Sanierung der Gründerzeitgebäude außerhalb der Innenstadt. Fast alle Häuser haben ihre Holzfenster verloren und die neuen Plastikfenster erinnern eher an gründerzeitliche Viertel Westdeutschlands in den 1980er Jahren denn an Leipzig oder Dresden. Hinzu kommen viele Sanierungen mit billigsten Dämmmaterialien, grellen Farben, Eingangstüren aus dem Baumarkt statt der alten Holztüren etc.; der Charme ganzer Straßenzüge wurde hier zerstört.

    Weiß jemand, woran das liegt? Gehören die Häuser einer Gesellschaft / Firma, die überhaupt keinen Wert auf die Gestaltung legt?

    Zum Glück scheint dies in in der Region eine Ausnahme zu sein. Um die Ecke in Weimar sieht es ganz anders aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Novaearion (2. Mai 2019 um 02:19)

  • Erfurts Bevölkerung besteht zu 60% aus Zugezogenen. Die wenigsten Häuser gehören den Erfurtern selber. Aufgrund der zentralen Lage tummeln sich viele Kapitalanleger in der Stadt. Vonovia bspw. oder Deutsche Wohnen. Die Stadtverwaltung hat nur die Dollarzeichen im Auge bzw. ist völlig ignorant. Da die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft kurz vor der Pleite stand wurden viele Häuser verkauft und Plattenbauten abgerissen. Bei den Sahnegrundstücken kam praktisch immer der gleiche Bauträger zum Zug. Dieser Bauträger kann nur Kisten bauen und teuer verkaufen. Leider gibt es wenige engagierte Bürger die organsiert sind. Protest regt sich erst wenn Tatsachen geschaffen wurden. Die Pläne lagen ja immer aus. Im Jahre 2021 findet die BUGA statt auch ein Millionen Grab bei der erstmal 1000 Bäume gefällt wurden. Der neuste Vorschlag des OBs Verkauf der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft an die Stadtwerke um die Schulen zu sanieren. Ohne die Altstadt wäre Erfurt garnicht lebenswert. Leider hat sie keine große Lobby. Es gibt aber auch Lichtblicke von privaten Investoren. Bspw. die Regierungsstr. 61/62 (siehe google news). Was die Stadt verzapft muss man sich nur mal beim Haus zum Roten Ochsen anschauen dann weis man was für Fachkräfte am Werk sind.

  • Ein Händchen für Stadtmöblierung und Stadtraumgestaltung hat man in Erfurt leider nicht. Der Fischmarkt mit seinem Chinapflaster und den neumodischen Laternen, der geflickschusterte Domplatz, die Laternen an der Andreasstraße. Die Liste ließe sich fortsetzen.

    Ja, das ist mir auch ausgesprochen negativ aufgefallen bei meinem Besuch. Gibts da keinen übergeordneten Gestaltungsplan für den öffentlichen Raum? Sowas sollte dringend her.

    Und zwischen Granitplatten, Asphalt und Kopfsteinpflaster gibt es ja durchaus noch barrierefreie, ästhetische Alternativen. Z.B. geschnittenes Buntpflaster (finde ich sehr hübsch, hat was mediterranes) oder Granit-Kleinpflaster.

  • Hier muß noch ein Kuriosum zum Besten geben - in der DDR wurden Kopfsteinpflaster entfernt, um sie nach Westdeutschland zu verkaufen... :schockiert:

  • Hier muß noch ein Kuriosum zum Besten geben - in der DDR wurden Kopfsteinpflaster entfernt, um sie nach Westdeutschland zu verkaufen... :schockiert:

    Und ein paar Jahre nach der Wende hat man sich dann oftmals teures exotisches Pflaster andrehen lassen, das weder historisch noch optisch in die Region passt. Für mich wirken manche Orte seitdem gerade zu künstlich, als hätten sie zu viele Schönheits-OPs hinter sich. Dazu noch pflegeleichtes Stadtmobiliar aus Edelstahl, Beton, Tropenholz... X/ und in jedem Kaff die gleichen pulverbeschichteten Laternen und Abfalleimer. Eigentlich hat sich verglichen mit der Waschbetonära nicht viel geändert. Mittlerweile müsste es sich doch mal rumesprochen haben, dass die beliebtesten Örtchen in Deutschland die historisch gewachsenen, authentischen und vorallem unberührten sind. Ich finde das Thema auch sehr ärgerlich.

    Und der Generalkritik zu Erfurt kann ich mich auch nur anschließen. Das ist eine der wenigen Städte im Osten, die sich in den letzten 20 Jahren nur wenig verbessert und stellenweise sogar verschlechtert haben, natürlich insgesamt immer noch auf hohem Niveau.