Erdbeben in Italien: Schaden auch am Kulturerbe

  • Zitat

    Bei dem Erdbeben in Italien sind auch viele kunsthistorische Schätze zerstört worden. Nun geht es darum, die Schäden festzustellen und wieder aufzubauen, was noch zu retten ist. Museen wollen ihre Sonntagseinnahmen für den Wiederaufbau spenden.

    Zitat

    Manche aber fragen, ob Kulturdenkmäler in Beben-Risiko-Gebieten nicht grundsätzlich gesichert werden müssten. Francesco Violo vom staatlichen Geologie-Institut ist überzeugt, dass das zumindest möglich wäre: "Wir haben sowohl die Technik als auch das Wissen, die Gebäude bebensicher zu machen. Man muss es wollen. Klar, das kostet. Aber wenn man bedenkt, dass Italien in den vergangenen 50 Jahren 180 Milliarden für Bebenschäden ausgegeben hat, wäre die Vorsorge eine Ersparnis."

    Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/erdbeb…haetze-101.html

  • Man darf aber gerade in Amatrice feststellen, dass eigentlich alle großen mittelalterlichen Bauten im Wesentlichen überlebt haben, nur bei der Kirche Sant'Agostino ist der obere Teil der Fassade mit der spätgotischen Rosette vernichtet worden. Die meisten Wohnhäuser, die wahrscheinlich aber nur aus einfachem Bruchsteinmauerwerk bestanden, konnten offenbar einem Erdbeben dieser Stärke nichts entgegensetzen.


    Ich hoffe, man nimmt sich ein Beispiel am 1976 zerstörten Venzone (das Erdbeben damals hatte eine Stärke von 8-9, das Jetzige etwas über 6), wo man die gesamte Altstadt aus den Trümmerteilen rekonstruiert hat, gemäß dem Bürgerwillen, entgegen dem Willen der städtischen Baubehörde damals.

  • Ein Gespräch mit dem Architekten Renzo Piano über die betroffenen Städten:
    intervista
    Bemerkenswert ist, daß er sich für originalgetreue Rekonstruktion am Originalstandort ausspricht (com'era e dov'era), auf daß die Leute dort nach dem Erdbeben nicht auch noch entwurzelt (sradicati) werden.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

    Einmal editiert, zuletzt von Brandmauer (28. August 2016 um 22:18)

  • Bei uns hat man den Eindruck, dass Architekten etc. geradezu begeistert darüber wären, wenn viel kaputtgegangen ist, um möglichst viel modernistisch neu bauen zu können - und, wie absolut zutreffend erkannt wurde, die Menschen damit endgültig zu entwurzeln. Die Schärfe, mit der hierzulande versucht wird, die Menschen ihrer vertrauten Lebensumgebung zu entreißen, ist unfassbar. Sie zeugt von der Ignoranz der Architektenschaft gegenüber den Bedürfnissen der Menschen, davon, dass sie nicht für die Menschen da sind, sondern nur rücksichtslos ihre ideologieüberfrachteten Modernismusbauten durchdrücken will.

  • Geht es nicht noch ein bisschen platter? Wer, wenn nicht die pösen pösen Architekten, ist denn derzeit in der Frankfurter Altstadt tätig? Am Humboldtforum in Berlin? Am Neumarkt in Dresden? Am Alten Markt in Potsdam? ... Ein bisschen mehr Differenzierung täte manchmal der Sache gut.

  • Unabhängig von der Erdbebensicherheit: Vergangene Woche war ich unweit des Erdbebengebiets zu Gast in einem Landhaus mit traditioneller Balkendecke und roten Ziegelsteinen sowie Außenmauern aus Naturstein. Zu meiner Überraschung sagte mir der Besitzer, dass das Haus ein Neubau aus den 90er-Jahren sei. Es gebe eine Vorschrift, nach der man angepasst bauen müsse. Ferner sei man verpflichtet, bei einem Neubau außerhalb einer Ortschaft große Ländereien hinzu zu kaufen bzw. über einen langen Zeitraum zu pachten. Damit solle eine Zersiedelung verhindert werden. Beeindruckend, dieser Sinn für das Schöne!

  • Frankfurter Altstadt tätig? Am Humboldtforum in Berlin? Am Neumarkt in Dresden? Am Alten Markt in Potsdam?


    In welchem deiner Beispiele trieb denn eine Architektenschaft das Projekt voran?
    Dass anschließend Architekten und keine Postboten zur Planung schreiten, ist wohl logisch.

    Natürlich gibt es ein paar positive Ausnahmen, aber im Grunde trifft Zenos Aussage zu.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Gestern nun wieder ein Beben in Italien. Laut den Nachrichtendiensten sollen auch Rom, Neapel und Florenz betroffen sein. Dort sollen Jahrhundertealte Gebäude beschädigt worden sein, genauere Angaben gibt es leider noch nicht. Erschreckend....... :kopfschuetteln: So verschwinden leider auch kulturelle wichtige Monumente.

    "Ohne Heimat sein heißt leiden." (Dostojewski)

  • Nun also schon wieder Beben in Italien.

    Der Kirchturm von Amatrice, der im August als fast einziges Gebäude dort stehen blieb,
    ist heute doch noch eingestürzt. Klick

    Auch heute sind in Nurcia mehrere sakrale Bauten eingestürzt, darunter eine verehrte Basilika. Klick
    Viele andere, nur teilweise eingestürzte Gebäude werden Zwangs-abgerissen.

    Dank der Zwangs-Sicherungen von Einsturz-gefährdeten Gebäuden seit August sind bisher keine Opfer bekannt.

  • Im Radio sprachen sie, dass es noch keine Entwarnung für den mittleren Raum von Italien gibt und alle Bewohner der betroffenen Regionen sollen diese verlassen. Also scheinen die Menschen dort das Schlimmste noch nicht überstanden zu haben. :crying:

    "Ohne Heimat sein heißt leiden." (Dostojewski)

  • Erst die vielen Erdbeben und jetzt die Überschwemmungen im Norden des Landes. FAZ
    Viele Dörfer sind vom Verkehr abgeschnitten, da Brücken überflutet sind und die Regenfälle sind noch immer nicht vorüber. Und dann gibt es ja auch noch Minus-Grade!

    Hochwasser sind schlimm; Viele Häuser sind danach einfach nicht mehr zu gebrauchen.
    Es gibt bereits einen Toten; ich hoffe, es werden nicht noch mehr.