Dresden, Altstadt - Umbau Kulturpalast

  • Und da ist sie wieder, die schreiende Arroganz - manchmal kommt es mir in unseren Diskussionen vor, als würde ich mich mit dem Pseudostararchitekten Dr. Peter Kulka unterhalten. Ich werde es mir sparen, darauf einzugehen, Ursus - wir denken eben manchmal in verschiedenen Welten, nur dass Du die Deine leider oft für die objektiv Bessere hältst. :zwinkern:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Ich kann seine Gedanken zumindest teilweise verstehen - das wichtigste Problem des KP und seiner mißratenen Architektur ist aus meiner Sicht die Lage.

    Der Gedanke, einen stadthistorisch weniger bedeutsamen Ort als den Altmarkt für dessen Gesundung zu opfern, ist angesichts der miserabel geringen Möglichkeiten (Bestandsgarantie für die Plattenriegel der Wilsdruffer, todsicher grottiges "Design" für einen prämierten heutigen Kulturbau, a la Gewandhaus ect.) und dem Nichtbewußtsein der Dresdner Stadtväter für zeitgenössische Urbanistik ja richtig.
    Vor Jahren bereits habe ich hier für die Möglichkeit optiert, den KP zum Wiener Platz, dem Külzring oder anstelle des DDR-Hochhauses auf den Pirnaischen zu versetzen...selbst der Postplatz wäre eine Möglichkeit gewesen. Krank eigentlich - aber irgendwie muß der Vergrauungswille der Dresdner Stadtväter und Intellektuellen vom Stadtkern abgeleitet werden. In diesem Sinne geht selbst der SAP-Würfel "in Ordnung" - denn es hätte auch jemand auf die Idee kommen können, den auf der Fläche des gescheiterten Blumenhauses oder gar zwischen KP und Kanzleihaus hinzusetzen. Etwas gestreckt natürlich, aber das kann alles bewerkstelligt werden - außerdem winken bei solcher "Mutlösung" tolle Preise.

    Aber bezüglich des KP 2.0 liegt der Fall schon ein wenig anders: Auch wenn die städtebaulichen Zusammenhänge im Raum der vorderen Neustadt teilweise zerstört sind - es wird ein Fehler sein, die Situation an dieser Stelle noch weiter zu verschärfen - durch ein dauerhaftes Gebäude, dessen Bestandsgarantie im Gegensatz zu den DDR-Zeilen wohl unumstößlich bleiben wird, egal wie grauenhaft es aussieht.

    In anderen Städten Deutschlands hätte ich damit weniger Sorgen, da mittlerweile auf optische Qualität von zentralen Kulturbauten im Sinne eines harmonischen Zusammenspiels mit Altbauten geachtet wird. An sich wäre es ein schöner Ort für eine Kulturstätte; ebenso wie der Altmarkt! In Dresden hingegen muß man sich immer vergegenwärtigen, daß unter den Neuweidauern die schlimmste Lösung die wahrscheinlichste ist.

    Nein, die werden gedünstet

  • Hinauslaufen wird es am Ende wahrscheinlich auf ein das ganze Quartier einnehmendes
    "Narrenhäusel-Center" mit 40000 qm Verkaufsfläche, integriertem Hotel, Casino, Tiefgarage mit Konzerthallenanschluß und Silhouettenblick...

  • Quote from "Kindvon2dresdnern"

    Irgendwie kann ich Deine Gedanken nicht ganz übereinbringen. Wie kannst Du den Kaufhausbau in Znaim verteidigen aber im Gegenzug den Kulturpalast verachten?

    Die Antwort hättest Du Dir aber ehrlicherweise selbst geben können :zwinkern: .

    Das KH Thaya sprengt nicht die Dimensionen des Platzes, behindert nicht die Wiedergewinnung des historischen Stadtgrundrisses und macht den Wiederaufbau bedeutendster Bürgerhäuser (z.B. der Schiffsmühle!!!) derzeit unmöglich.

    Der Kulturpalast ist aufgrund seines Kontextes städtebaulich untragbar und ich bin mir sicher, dass er genau aus den genannten Gründen dereinst einmal fallen wird. Natürlich erst, wenn Hänsch den Holzpyjama anzieht und die Stadt Dresden endlich einmal adäquates Stadtentwicklungspersonal erhält (z.B. a la Stimmann).

  • Quote from "Miwori"

    Hinauslaufen wird es am Ende wahrscheinlich auf ein das ganze Quartier einnehmendes
    "Narrenhäusel-Center" mit 40000 qm Verkaufsfläche, integriertem Hotel, Casino, Tiefgarage mit Konzerthallenanschluß und Silhouettenblick...


    Narrenhäusl-Center klingt zu putzig - man denke nur einmal an die hohen Mitarbeiter, deren Vita mit Aufenthalt im Narrenhäusel beschlossen wird. Also, das geht irgendwie mal gar nicht,
    wie billig ist das denn...

    "Canaletto-Arcaden" halte ich jetzt für gewinnträchtiger, jedenfalls nach dem Marktprognosennamenbewertungsdossier, was mir gerade von einem meiner zurecht unterbezahlten Mitarbeiter auf den Schreibtisch...Moment...he, lassen Sie mich in Ruhe, Mann!

    Nein, die werden gedünstet

  • ad unsinniger Vergleich mit KH Thaya: völlig richtig, exilwiener.
    Der KP ist als Solitär konzipiert und als solcher mit dem NM-Projekt völlig unvereinbar.

    ad Konzerthaus:
    Das Hauptproblem für alle besteht wohl darin, dass DD offenbar wirklich von lauter Banausen beherrscht wird, weshalb, wurst, was gerade ansteht, immer die schlechteste Lösung herauszukommen scheint.

  • Der ursus schlägt ja hier wieder um sich...
    man kann den KP schön oder hässlich finden, fakt ist jedenfalls, dass er zu den besseren Gebäuden jener Zeit gehört. Man darf nicht vergessen, dass er entgegen den ursprünglichen Plänen eigentlich ziemlich bescheiden daherkommt, und durch diese Gebäudehöhe fügt er sich nicht besser oder schlechter in das Platzgefüge ein als es das Kaufhaus tut.
    Und wegen des irreversiblen Straßenverlaufes: zu der Entstehungszeit des KP hat keiner der Stadtplaner jemals mit einer Rekonstruktion des gesamten Bereichs um den Neumarkt gerechnet, im Gegenteil: der Neue=Sozialismus=Sieg.

    Deinen Vorwurf (zum Schluss kommt immer nur Mist raus) bezüglich frage ich Dich, was Du von dem Kongresszentrum hälst?
    @Konzerthaus
    Anfänglich habe ich die Pläne so wahrgenommen :schockiert: , und natürlich fände ich die geilste aber utopische Lösung, das Konzerthaus in der rekonstruierten Hülle des ehem. Alberttheaters am Besten, aber je mehr ich darüber nachdenke finde ich den Standort Narrenhäusel gar nicht so übel, und da muss ich ursus leider Recht geben- soo glücklich und Identität stiftend ist die Gesamtgestaltung der Neustädter Seite nicht, die imposanten Großbauten -vom Ministeriengebäude bis hin zum japanischen Palais bilden keine wirkliche Einheit. Das liegt m.E. nicht unbedingt an der äußeren Gestalt, eher an der geografischen Lage, der Krümmung der Elbe wo sich das Geschehen halt nicht wie auf einer Bühne darstellt. Aber auch die Lücke zwischen Blockhaus und Finanzministerium könnt ein Bindeglied gebrauchen, und so nett das Narrenhäusel auch war, passender wäre schon etwas größeres- nur kommt es sehr auf die äussere Erscheinung an. Die bisher gezeigten Entwürfe sind aus diesem Grund mehr als schlecht.

  • >>man kann den KP schön oder hässlich finden, fakt ist jedenfalls, dass er zu den besseren Gebäuten jener Zeit gehört. <<

    Selbst die "DDR" hatte bessere Produkte anzubieten und konnte - in Einzelfällen- sogar entsprechend der historischen Gegebenheiten, für ihre Verhältnisse halbwegs anspruchvolle Lösungen neuentwickeln. Nur hatte sie als sowjetische Kolonialverwaltung niemals die Berechtigung, an überkommenen historischen Stadtzentren herumzupfuschen. Dem hätte nach 1990 sehr viel deutlicher Rechnung getragen und klar ausgesprochen(verordnet?) werden müssen, nicht nur in Dresden. Sicher - damit wären 35 Jahre "sozialistische Aufbauleitung unserer werktätigen Menschen" völlig umsonst gewesen und die öffentliche Erbitterung über solch Enthauptungsschläge sicherlich groß.
    Aber letztendlich sind alle anderen gesellschaftlichen Umwälzungen ab 1989 mit solcher Härte und Schnelligkeit zumindest mit Duldung der ehem. DDR-Bürger vorangetrieben worden - die städtebauliche Umsetzung der "Richtigstellung" dagegen blieb stecken und läßt "Stadtzentren" von Nordhausen bis Dresden auf viele weitere Jahrzehnte kranken.

    Ich glaube, daß diese Verschleppung, aus falscher Rücksichtnahme (dort, wo es keine ökonomischen Faktoren gewesen sind) ein entscheidender Fehler gewesen ist. Heute hält hält man noch immer dran fest und rehabilitiert diese Epoche schrittweise - als wäre es nicht die DDR, sondern der Westen gewesen, die das Gebiet der NBL zu einem ökonomischen und gesellschaftlichen Notstandsgebiet gemacht hat, dessen Gesundung heutzutage nur noch ein utopischer Gedanke ist.

    Beispiel: Bei einem Städtebauseminar über Nordhausen wurde von uns explizit verlangt, bei der Neugestaltung dieses "Zentrums" eher auf DDR-Blöcke Rücksicht zu nehmen als der historischen Altstadt; Studenten, die sich dieser Zielstellung verweigert und eigene erarbeitet haben (Wiederherstellung ehemaliger Straßenfluchten und Bezüge nach heutigen Vorschriften), wurden mit ziemlichem Unverständnis bedacht. Von einem West-Professor, der ungeachtet seines sonstigen guten Verständnisses eigentlich NICHTS über die historische Bedeutung (und Schönheit) Nordhausens gewußt und erst recht nicht vermittelt hat.

    >>Man darf nicht vergessen, dass er entgegen den ursprünglichen Plänen eigentlich ziemlich bescheiden daherkommt, und durch diese Gebäudehöhe fügt er sich nicht besser oder schlechter in das Platzgefüge ein als es das Kaufhaus tut.<<

    Das stimmt - da die Nachbarbauten auf der Nordseite der Wilsdruffer von ebensolch schlechter städtebaulicher Qualität und Absicht sind.

    Nein, die werden gedünstet

  • Kv2D
    ich schlag überhaupt nicht wild um mich. Wen hab ich angegriffen?

    und sogar zum KP geb ich dir tw recht, ich war ursprünglich (vor der NM-Wiederherstellung) auch für seine Erhaltung, konnte mir ja nichts anderes vorstellen, aber, wie du richtig schriebest, war er nicht für den Fall einer Innenstadtreko konzipiert. Und heute, wo diese da ist, ist er schlicht und einfach obsolet.
    Von der Entwicklung überholt, aus und vorbei. So einfach ist das.
    natürlich gibt es hässlichere Bauten, selbstverständlich wäre sein Abriss ein gewisser Verlust an authentischer und gar nicht grundübler DDR-Architektur, ähnlich wie es beim PdR der Fall war.
    Es gilt eben, Abwägungen zu treffen.
    Und hier haben, bei allem Respekt, das NM-Projekt, bzw gesamtstadtbildhafte Überlegungen Vorrang, wie auch in Berlin.

    Das KH Thaya im Vergleich dazu gefällt mir erstens wirklich (während ich für den KP GÜNSTIGSTENFALLS eine neutrale Haltung aufbringen kann) und verdrängte zweitens (zumindest an der Platzfront) keine bedeutenden und rekofähigen Bürgerhäuser (werde vielleicht am WE diesbezügliche histor. AKs einstellen),
    so wie mir auch dieses Bremer Haus am Marktplatz gefällt (was alle mE gelungenen Beispiele modernistischer Architektur in derart exponierter Lage erschöpfend aufzählt).

    Generell finde ich, dass jenes neue transelbische Objekt Wasser auf unsere Mühlen sein könnte.

  • Quote


    Montag, 9. Februar 2009
    (Sächsische Zeitung)

    Ministerin für abgespeckten Kulturpalast

    Dresden. Den Umbau des Kulturpalastes hält Sachsens Kunst- und Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) für völlig überzogen. Das sagt sie im SZ-Interview.

    Sie schlägt vor, die Stadt möge eine abgespeckte Variante bauen, um zusätzlich gemeinsam mit dem Freistaat ein Dresdner Konzerthaus für die Philharmonie und die Staatskapelle zu planen. Der Kulturbürgermeister der Stadt Dresden, Ralf Lunau (parteilos), dagegen unterstützt weiterhin den Umbau des Kulturpalastes zu einem hochwertigen Konzertsaal. Die Stadtbibliothek und die Herkuleskeule ziehen ebenfalls in das Gebäude. 2012 soll mit dem Umbau begonnen werden. Lunau rechnet mit einer Bauzeit von zwei Jahren. Der Umbau könnte bis zu 80 Millionen Euro kosten. (SZ)

    Quelle: Schsische Zeitung [online] - Dresden: Ministerin fr abgespeckten Kulturpalast

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehenbleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Wer sich einmal ganz objektiv zum Kulturpalastumbau informieren möchte, sollte diese Diskussionsrunde aufsuchen:

    Quelle: DNN vom 18. März 2009

    "Die CDU-Fraktion lädt heute Abend um 19h interessierte Dresdnerinnen und Dresdner zu einer öffentlichen Diskussionsrunde zum Thema "Kultur in der Mitte Dresdens - Welche Chancen bietet der Umbau des Kulturpalastes?" in den Festsaal des Rathauses ein. Kulturbürgermeister Ralf Lunau (parteilos), Anselm Rose, Intendant der Dresdner Philharmonie, Dr. Arndt Flemming, Direktor der Städtischen Bibliotheken und der Projektleiter Kulturpalast im Hochbauamt Roland Müssig werden vor Ort sein und das Konzept zum Umbau vorstellen. Im Anschluss ist die Diskussion vorgesehen."

    Meiner Meinung nach ist hier eine Diskussion ebenso sinnvoll wie Wahlen in der DDR.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Quote from "van Dyk"

    Tja, die Partei hatte immer Recht 8)

    Wieso hatTE??
    Die Partei hat auch heute noch immer recht.....(in Sachsen allzumal..)

    Ich empfehle im übrigen sehr, sich bei Youtube einmal das wunderbare Lied mit dem gleichen Titel anzuhören... Großartig sag ich nur, schwungvoll, mitreißend und überzeugend...und der Text erst.....

  • Quote from "Henry"

    In der SZ von heute ist schon wieder ein Konzertneubau am Neustädter Ufer animiert... :augenrollen:


    Kann eh keiner bezahlen...

  • Und wieder ein Vorschlag aus der Mottenkiste herausgeholt... :augenrollen:
    Vorschläge für ein neues Konzerthaus am Platz des ehemaligen Narrenhäusls gab es ja schon einige, aber der überdimensionale, weißgetünchte Hundehaufen von Herrn Braunfels schlägt alles (auf der Titelseite der Druckausgabe der SZ ist noch ein Bild von der Brühlschen Terrasse aus, brrr....)

    Derselbe Herr hatte ja beim "Atelier Neumarkt 2000" diesen unsäglichen Gewandhausentwurf verzapft.

    Über ein eigenständiges Konzerthaus kann man ja gern diskutieren, es sollten aber dann auch ästhetische Entwürfe vorgelegt werden... (ich weiß, über Geschmack lässt sich nicht streiten, aber dieser weiße Klops ist einfach widerlich).

  • Besser am anderen Elbufer als im Gebiet des ehem. historischen Stadtkerns.

    Ein brutalistischer Entwurf an derartiger Stelle würde seine Wirkung sicher nicht verfehlen - besser kann man die Arroganz und die geritative Ignoranz ggü. dem demokratischem Bürgerwillen der heutigen Architekturorthodoxie nicht bloßstellen.

    Nein, die werden gedünstet

  • Quote

    Besser am anderen Elbufer als im Gebiet des ehem. historischen Stadtkerns.

    oh je oh je.....
    Der sog. "historische Stadtkern" existiert in DD doch überhaupt nicht mehr!!!

    Der herrliche Elbraum ist hingegen doch der eigentliche Mittelpunkt der Stadt und der einzige Teil, wo DD noch halbwegs intakt geblieben ist.....Na ja, das ändert die WSB ja demnächst auch ab....

  • Ganz genau - das ist wie üblich die verheerendste Stelle, die man sich aussuchen konnte.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • >>Der sog. "historische Stadtkern" existiert in DD doch überhaupt nicht mehr!!! <<


    Wollte ich damit ja auch ausdrücken, nit ? :augenrollen:
    Man kann, wie immer man zu den sonstigen Thesen des Karpatenbärs stehen mag, eines nicht abstreiten: Die Plombierung des Stadtkerns mit bedeutungsloser Nicht-Architektur zu DDR-Zeiten hatte auch ihr Gutes - die Wertlosigkeit des Gebauten war für mindestens 15 Jahre common sense und damit nutzbar. Naja, Chancen entstehen und vergehen...

    Nein, die werden gedünstet