Karlsruhe - Ettlinger Tor

  • Hallo zusammen,

    ich möchte den Südwesten mal ein bisschen auf die Bühne bringen. Daher stelle ich euch einmal das bedeutendste der sechs Karlsruher Stadttore, das Ettlinger Tor, vor. Es stand am südlichen Ende der Karl-Friedrich-Straße und bildete den Abschluss der „Via Triumphalis“ der 1715 gegründeten Residenzstadt. Das Tor wurde 1803 von Friedrich Weinbrenner entworfen und war bis zu seinem Abriss im Jahr 1872 ein wichtiger Fokuspunkt in der Sichtachse dieser ehemaligen Prachtstraße, die von Norden nach Süden durch folgende Bauwerke gegliedert war: Schlossturm, Großherzog-Karl-Friedrich-Denkmal, Pyramide, Großherzog-Ludwig-Brunnen und Großherzog-Karl-Denkmal sowie das Ettlinger Tor.


    Ettlinger Tor um 1860 (Quelle: ka.stadtwiki)




    Ettlinger Tor Stadtseite (Quelle: Landesarchiv BW)

    Das Tor selbst war ein überdachtes Torgebäude, das an einen griechischen Tempel erinnerte und von zwei Wachhäuschen flankiert wurde. Aktuell befindet sich auf dem Gelände eine Baustelle für die unterirdische Straßenbahn (Baustelle Kombi-Lösung) sowie eine große Verkehrskreuzung. Redet man heutzutage vom „Ettlinger Tor“, ist meist das große Einkaufszentrum gemeint, welches an diesem prominenten Verkehrsknoten steht.


    Ettlinger Tor vor Beginn der Baustelle (Quelle: ka.stadtwiki)


    Da die Straßenbahn in Zukunft unter der Karl-Friedrich-Straße fahren wird und die Kriegsstraße (zumindest nach alten Plänen) auch untertunnelt werden soll, wird der Platz am Ettlinger Tor verkehrstechnisch entschärft. Das habe ich mal zum Anlass genommen, mit Hilfe von Google Maps, einem alten Foto und einem Bildbearbeitungsprogramm, ein bisschen kreativ sein..



    Die Größenverhältnisse und der Farbton sind geschätzt. Diesbezüglich hatte ich keine Infos. Leider hatte ich auch kein aktuelles Foto zur Bildbearbeitung, das den Platz in ähnlicher Ansicht zeigt. Ich denke aber, für einen ersten Eindruck reicht die Visualisierung..


    Ach, entschuldigt bitte Fehler bei der Threaderstellung, Bebilderung oder Kategorisierung. Ist erst das zweite Mal. :)

  • Eine Rekonstruktion dieses Tores wäre natürlich sehr zu begrüßen. Mir als nicht Karlsruher hat es sich nämlich ehrlich gesagt beim ersten Besuch nicht gleich erschlossen, warum dieses Einkaufszentrum überhaupt "Ettlinger Tor" heißt.
    Nichtsdestotrotz halte ich eine Rekonstruktion in den nächsten paar Jahren für völlig ausgeschlossen. Wenn man sich mal die Verkehrsplanung rund um das Ettlinger Tor anschaut, wird schnell ersichtlich, dass das Tor nur direkt zwischen dem Einkaufszentrum und dem Gebäude daneben gebaut werden könnte. Dadurch würde man dem Einkaufszentrum allerdings einen seiner Haupteingänge nehmen, was leider völlig utopisch ist.

  • Auch müsste die Karl-Friedrich-Straße zwischen Rondellplatz und Ettlinger-Tor-Platz verkehrsberuhigt werden, denn die Durchfahrt wäre wohl nur breit genug für ein Fahrzeug.

    Dennoch: Vielen Dank für dieses reizvolle Gedankenspiel und die aufschlussreiche Bebilderung. Dieser Platz illustriert auch für mich am deutlichsten das städtebauliche Desaster Karlsruhes. Ausnahmsweise kann ich der modernen Großplastik, hier als zerbrochenes Tor, einmal etwas abgewinnen – und zwar als Mahnmahl. Hier ist ein schonungsloser Artikel zum Thema Städtebau seit 1918 am Beispiel Karlsruhes.

    In jedem Fall wird es höchste Zeit, dass man sich in dieser Stadt der alten Schönheit besinnt und sie teilweise zurück zu gewinnen versucht. Die in Karlsruhe ansässige Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft hat übrigens vor einiger Zeit eine Arbeitsgruppe für Rekonstruktionen gebildet. An ein derartig ambitioniertes Projekt denkt man dort aber offenbar aus guten Gründen nicht.

    Anbei eine weitere Ansicht des Ettlinger Tores mit Weinbrenners Wohnhaus rechts, in dem er auch seine Schüler unterrichtete. Zeichnung von J. J. Berger um 1830, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe:

  • Also zur Klarstellung: dieses blaue, zweigeteilte Konstrukt soll das alte Ettlinger Tor symbolisieren, die eine Hälfte dabei auf den Kopf gestellt; bei Dunkelheit ist das Ganze noch beleuchtet.


    Ich halte es für utopisch, dass dieses Tor (so schön es auch mal war) jemals wieder entsteht. Wie bei den anderen Stadttoren (Mühlburger Tor, Durlacher Tor, Karlstor) auch, würde dies einfach den Verkehrsfluss zu sehr behindern... Das gut ausgebaute Karlsruher Straßenbahnnetz plus dem Straßenverkehr fordert da einfach seinen Tribut.


    Vor dem Ettlinger Tor soll ja noch eine Tramlinie gebaut werden mit einer unterirdischen Station, hier kreuzen sich also zukünftig nicht nur breite Straßen (und ein Straßentunnel), sondern auch zwei Straßenbahnlinien.


    Da die unmittelbare Umgebung ohnehin mit moderner Architektur "glänzt" , halte ich den Verlust aber auch für verkraftbar und würde in Karlsruhe die Energie für Rekonstruktionen eher in andere Projekte stecken.

  • Vielen Dank Euch für das Interesse an Karlsruhe! :)

    Sicher bleibt der Ettlinger-Tor-Platz auch nach Fertigstellung der Kombilösung ein Knotenpunkt für den innerstädtischen Verkehr. Spannend finde ich aber in jedem Fall die Überlegung anzustellen, welche stadtplanerische Lösung für eine Rückgewinnung des Stadttores, die die zukünftigen verkehrstechnischen Gegebenheiten berücksichtigt, gefunden werden könnte.

    Die neue Situation ist auch eine Chance für diesen verlorenen Platz, der eigentlich den prunkvollen Abschluss der Via Triumphalis bilden sollte. Die Straßenbahntrasse aus der Karl-Friedrich-Straße wird unter der Erde verschwinden. Das Tor würde hier also nicht mehr, wie bisher, im Weg stehen. Die Straße im Bereich Rondellplatz und Ettlinger Tor spielt m. E. für den motorisierten Individualverkehr keine herausragende Rolle, sodass an dieser Stelle eine verkehrsberuhigte Zone denkbar wäre. Die Bundesstraße 10 soll im Zuge der Kombilösung in diesem Bereich ebenfalls unterirdisch verlaufen. Ein Großteil des Verkehrs auf der Ost-West-Achse verschwindet somit vom Ettlinger-Tor-Platz. Die neue oberirdische Straßenbahntrasse auf der Kriegsstraße wird nicht direkt entlang der nördlichen Häuserfront verlaufen, sondern mittig auf der breiten Kriegsstraße.

    Zieht man diese neuen Gegebenheiten heran, ergibt sich eventuell vor Ort ein stadtplanerischer Bereich, in dem eine Rekonstruktion Raum hätte und der Verkehr trotzdem fließen könnte. Wie eine solche bauliche Lösung aussehen könnte, sei an dieser Stelle noch dahingestellt. Um sich der Sache weiter anzunähern, sollten wir zunächst herausfinden, wo genau das Ettlinger Tor im heutigen Straßenraum stand.


    Stadtplan von 1843 mit eingezeichnetem Ettlinger Tor, Quelle: karlsruhe.de


    Hier habe ich mal den Bebauungsplan über die mir zur Verfügung stehende historische Karte gelegt




    Hier nochmal ohne historische Karte und mit vermuteter Lage des Tores (rot)


    Leider liegen mir keine besseren Karten zur genaueren Bestimmung der Lage vor. Kann jemand helfen?

    Ich möchte an dieser Stelle nochmal betonen, welche Bedeutung die Karlsruher Stadttore – obwohl schon lange abgetragen – in der heimischen Bevölkerung haben. Man redet hier ganz selbstverständlich vom Ettlinger Tor, Mühlburger Tor, Durlacher Tor oder auch Karlstor, wenn man städtische Lagen beschreibt. Dies liegt sicher an der, auch heute noch, verkehrstechnischen Bedeutung dieser Standorte. Schließlich sind hiernach auch die angrenzenden Straßenbahnhaltestellen oder „Einkaufszentren“ (keine Sorge, nur Eines ;) ) benannt. Den meisten Leuten fällt bis jetzt gar nicht auf, dass sich an den genannten Orten keine Tore mehr befinden.

  • Vielen Dank für die Einstellung der Pläne... die Untertunnelung und die Allee, die entstehen wird, wird sicherlich ein großer Gewinn für die Stadt.

  • Vielen Dank erst einmal für die Mühe die du dir gemacht hast um den historisch richtigen Standort zu bestimmen. Wie man aber auf dem Bebauungsplan sehen kann, würde das Tor dann direkt auf der Straße stehen, weshalb ein Wiederaufbau an diesem Ort wohl unmöglich ist. Zwar wäre es theoretisch möglich den Verkehr um das Gebäude herumzuleiten, allerdings müsste man hierfür erst den ganzen Bebauungsplan ändern, was in diesem fortgeschrittenen Stadium wohl nicht durchsetzbar wäre. Man müsste also einen alternativen Standort für das Tor finden.
    Weiß zufällig irgendjemand wo diese blaue Ettlinger-Tor-Skulptur in Zukunft stehen soll?

    Ansonsten habe ich noch Bedenken bezüglich der Höhe des Tores. Wenn ich das auf den Bilder richtig abgeschätzt habe, war das Tor keine 15m hoch. Das Einkaufszentrum und das Gebäude gegenüber würde ich aber auf ~20m schätzen. Das Tor würde also zwischen den beiden Gebäuden ziemlich verloren wirken.
    Desweiteren müsste man noch ein einigermaßen sinnvolles Nutzungskonzept für die beiden Torhäuschen finden.

    Der einzige Standort der mir auf Anhieb sinnvoll erscheinen würde, wäre die kleine Einbuchtung in der Karl-Friedrich-Straße. Dann könnten die Torhäuschen dort als repräsentativer Eingang zur U-Bahn Station genutzt werden.

  • Hallo zusammen,

    ich habe gerade mit großem Interesse den Beitrag von Geisberg und die Kommentare dazu gelesen. Das scheint wohl letztes Jahr an mir vorbei gegangen zu sein. :D

    Die Rekonstruktion dieses schönen, namensgebenden Tores, das auch die 'Via Triumphalis' eröffnete wäre ein sehr reizvoller Gedanke. Ich bin sicher, dass sich viele Karlsruher hierfür begeistern könnten.

    Wegen dem Verkehr - im Moment geht's doch auch...


    http://static1.ka-news.de/storage/image/…Hnw3_OcmiKH.jpg

  • Hallo, freut mich sehr, dass dieser Thread wieder etwas nach oben gekommen ist. Ich halte das Ettlinger Tor nach wie vor für einen der aussichtsreichsten Rekonstruktionskandidaten in Deutschland. Hier kommen mehrere Faktoren zusammen, die eine Rekonstruktion meiner Meinung nach durchaus möglich machen.
    1) Sinn der Rekonstruktion: Als Eröffnungspunkt der Via Triumphalis hat das Ettlinger Tor durchaus einen touristischen Mehrwert. Wäre doch ein toller Ausblick von Schlossturm: Vor einem der Schlossplatz, etwas weiter der Marktplatz, schließlich der Rondellplatz und dann in der Ferne das Ettlinger Tor! Und da Karlsruhe an sich ja leider relativ attraktionsarm ist, wäre so ein weiterer Anziehungspunkt doch durchaus interessant für die Karlsruher Tourismusbranche. Ein weiterer Befürworter dürfte das nebenliegende ECE-Center "Ettlinger Tor" sein. Abgesehen von der offensichtlichen Namensverwandschaft, dürfte das neue Tor auch für zusätzliche Kunden im Einkaufscenter sorgen. Vorbild könnte zB das Braunschweiger Schloss sein, dass vermutlich gerade wegen seiner historisch anmutenden Fassade zusätzliche Besucher anzieht.
    2) Aufwand: Das Ettlinger Tor ist verglichen mit anderen Rekonstruktionsprojekten geradezu simpel: Eine relativ verzierungsarme Sandsteinkonstruktion mit vllt 25m Breite und 15m Höhe dürfte kaum mehr als ein paar Millionen Euro kosten.
    3) Finanzierung: Wie oben bereits erwähnt, dürfte die Tourismusbranche und das ECE-Center ein gewisses Eigeninteresse haben, dass dort ein Tor gebaut wird. Ein Grundstock für die Finanzierung dürfte also gesichert sein. Allerdings vermute ich wie robertdaxxtor auch, dass sich viele Karlsruher für das Projekt begeistern dürften und man daher auch mit Spenden aus diesem Bereich rechnen kann.
    4) Zeitpunkt: Wie robertdaxxtor bereits geschrieben hat, befindet sich dort momentan sowieso eine Baustelle und wenn man sich das gesamte Karlsruher Stadtgebiet so anschaut, würde selbst eine daraus resultierende Bauzeitverlängerung relativ egal sein. Was wäre das Karlsruher Stadtbild denn ohne seine Baustellen?! :tongue:

    Im Grunde genommen müssten also nur noch die entsprechenden Entscheidungsträger davon überzeugt werden und dann könnte man auch schon loslegen :D

  • @kruk

    Schön, dass sich dafür jemand engagiert und die o.g. Punkte klingen ja alle soweit gut...aber was ist mit Punkt 6, d.h. wäre überhaupt ausreichend Platz für eine Rekonstruktion?
    Neben der Straßenkreuzung soll ja oberirdisch wohl auch noch eine neue Tramlinie gebaut werden. Und damit das Tor dann einigermaßen wirken könnte, sollte der Verkehr dann auch nicht in einem 5 Meter Abstand daran vorbei geführt werden. Zumal es ja von modernen Gebäuden umrahmt wäre...vom ETC bis Staatstheater usw.

  • @kruk

    Schön, dass sich dafür jemand engagiert und die o.g. Punkte klingen ja alle soweit gut...aber was ist mit Punkt 6, d.h. wäre überhaupt ausreichend Platz für eine Rekonstruktion?
    Neben der Straßenkreuzung soll ja oberirdisch wohl auch noch eine neue Tramlinie gebaut werden. Und damit das Tor dann einigermaßen wirken könnte, sollte der Verkehr dann auch nicht in einem 5 Meter Abstand daran vorbei geführt werden. Zumal es ja von modernen Gebäuden umrahmt wäre...vom ETC bis Staatstheater usw.

    Ja, ein Platzproblem gibt es definitiv. Wie man hier sehen kann, wird die Kreuzung auch nach dem Umbau ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt sein. Das heißt es wäre völlig utopisch anzunehmen, dass man das Tor mitten auf der Kreuzung rekonstruieren könnte. Aber wie ich schon hier geschrieben habe, halte ich eine Rekonstruktion des Tores in der Karl-Friedrich-Straße für realistisch. Die Straße müsste dann zwar für den Autoverkehr gesperrt werden, aber da der Trend ja ohnehin zu autofreien Innenstädten geht, ist das meiner Meinung nach kein KO-Kriterium. Leider weiß ich nicht genau wie breit das ursprüngliche Tor war, deshalb ist es schwierig abzuschätzen, ob es nur in die Einbuchtung zwischen ECE-Center und Postbank passen würde, oder ob man es dann z.B. auch weiter in Richtung Kriegsstraße setzen könnte, wie es Geisberg in seiner Visualisierung dargestellt hat. Und natürlich wäre das Umfeld des Tores nicht ideal, aber ein besseres haben wir halt nicht :biggrin:

  • Nichts gegen eine autofreie Innenstadt, nur gibt es auch für diese natürlich notwendige Ausnahmen.
    Sind denn die Maße des Tores groß genug, dass ggf. Feuerwehr, RTW usw. problemlos durch das Tor durchfahren könnten? Falls nicht, kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Rekonstruktion des Tores in der Karl-Friedrich-Straße am ECE genehmigungsfähig ist.

  • Eine Rekonstruktion wäre natürlich wünschenswert, ansonsten, liebe Karlsruher, laßt euch gesagt sein: Die Stärke und Schönheit Karlsruhes liegt in der Ruhe und angenehmen Beschaulichkeit eurer milden Stadt und Lebensweise.

  • Hallo zusammen,

    es gibt Neuigkeiten vom Ettlinger Tor in Karlsruhe. Die Stadt ist ideenlos, wie es städtebaulich am Ettlinger Tor nach Vollendung des Kriegsstraßen-Tunnels weitergehen soll. Ab 2020 wird daher auf ein „offenes und transparentes Werkstattverfahren“ mit „intensiver Bürgerbeteiligung“ gesetzt.

    Mentrup: keine schlüssige Antwort in puncto städtebaulicher Gestaltung

    Mentrup und Fluhrer hoffen auf ganz neue Vorschläge. Der OB räumt ein, dass die Stadtpolitik für die städtebauliche Gestaltung der durch die Kombilösung völlig veränderten Kriegsstraße beim Ettlinger Tor seit Jahrzehnten keine schlüssige Antwort habe. Auch der Theaterplatz spielt dabei eine Rolle.


    Die Bedeutung des Ettlinger-Tor-Platzes, die ich in diesem Thread bereits vor einiger Zeit versucht habe darzustellen, ist den Verantwortlichen offenbar bewusst.

    „Es geht um eine große Identitätsfrage der Stadt Karlsruhe, es geht um das Zentrum der Stadt“, meint Fluhrer. Auch werde die im Verein mit den Bürgern entwickelte Antwort auf die Frage, wie hoch das wachsende Karlsruhe am Ettlinger Tor in die Höhe schießen soll, beispielgebend für die Stadtentwicklung sein.


    Keiner der Beteiligten scheint allerdings bei der städtebaulichen Gestaltungsfrage dieses für Karlsruhe so wichtigen Platzes, auf die naheliegendste aller Lösung zu kommen, nämlich der Rekonstruktion des namensgebenden Ettlinger Tores.

    Dass die Stadt der Lösung des Rätsels schon einmal sehr nahekam, zeigt, dass es 1997 einen städtebaulichen Wettbewerb für die sogenannte Via Triumphalis gab. Am Ende dieses Prozesses wurde lediglich das Kongresshotel am Festplatz gebaut. Auf die Umsetzung eines Kolonnadenkomplexes an der Südseite des Ettlinger-Tor-Platzes wurde, aus welchen Gründen auch immer, offenbar verzichtet. (siehe "Zwei Hochhäuser am Ettlinger Tor in Karlsruhe denkbar" auf BNN.de)

    tl;dr
    Ideenlosigkeit. Ettlinger-Tor-Platz. Kein Ettlinger Tor vorhanden. Herz der Stadt. Identitätsfrage. Via Triumphalis. Kreative Lösung: Twin Towers.

    Vielleicht kann die Bürgerbeteiligung etwas reißen.

  • "Keiner der Beteiligten scheint allerdings bei der städtebaulichen Gestaltungsfrage dieses für Karlsruhe so wichtigen Platzes, auf die naheliegendste aller Lösung zu kommen, nämlich der Rekonstruktion des namensgebenden Ettlinger Tores."

    Ich glaube schon, dass man auf diesen Gedanken gekommen ist, nur vermeidet man es tunlichst diesen Gedanken auszusprechen solange es nicht opportun ist. Welcher karrierebestrebte Politiker will sich schon gerne als "rückwärtsgewandt" bezeichnen lassen? Dazu braucht es erstmal Rückendeckung von einer engagierten Bürgerschaft.

    In dubio pro reko

  • Hier sind drei zum Teil undatierte Pläne aus dem Generallandesarchiv Karlsruhe, welche die historische Situation zeigen. Ich nehme an, sie stammen von Friedrich Weinbrenner selbst oder aus seiner Schule:

    Auf Plan 1 stimmt das Tor nicht mit dem später realisierten Torbau überein, dafür sind Maße angegeben. 40 Fuß oder Schuh entsprechen 12 Metern lichter Weite.

    Plan 2 dürfte das Tor in der realisierten Form zeigen. Die Weite von wahrscheinlich 12 Metern wird durch zwei Säulenpaare noch einmal verengt. Mit etwas Sicherheitsabstand zu den Säulen verbliebe wohl Platz für eine heutige Fahrspur. Ohne Ausweisung einer reinen Fußgängerzone wäre meiner Meinung nach keine Rekonstruktion möglich.

    Plan 3 von L. Heiß, 1826, zeigt eine Übersicht mit dem in die Kriegsstraße vorspringenden Tor.

    Einmal editiert, zuletzt von Citoyen (18. Dezember 2019 um 17:32)

  • Ja, spannend. Vielen Dank für die Recherche erster Maße. Ich habe mich schon immer gefragt, wie groß das Tor eigentlich war. Bis jetzt habe ich hierzu nichts finden können. Aber jetzt gibt es zumindest einen groben Anhaltspunkt.

    Ich bin der Meinung, dass man die Karl-Friedrich-Straße ab dem Ettlinger Tor als Fußgängerzone einrichten könnte, da es sich hierbei sowieso nicht um eine Hauptverkehrsstraße handelt. Möglicher Lieferverkehr könnte den Bereich über bspw. die Lammstraße/Erbprinzenstraße umfahren.

    Eine Alternative wäre sicherlich auch eine Verlegung des Tor-Standortes. Man könnte eine mögliche Rekonstruktion des Tores einige Meter nach Süden verlegen – quasi ein Stück auf die heutige Kriegsstraße. Somit würde das Tor weiter in den Mittelpunkt des nach ihm benannten Platzes rücken. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Ettlinger Tor dann auf einer „Halbinsel“ steht, die aus der Karl-Friedrich-Straße heraus- und in die Kriegsstraße hineinragt. Das Tor könnte dann vom Verkehr und der zukünftigen Straßenbahn an dieser Stelle u-förmig umfahren werden. Sicherlich wäre dann auch die direkte Einfahrt in die Karl-Friedrich-Straße, seitlich zwischen Häuserreihe und dem Tor, möglich. Die Zufahrt könnte dann bspw. über automatische Poller für Feuerwehr, Lieferverkehr und Anwohner (sofern es hier überhaupt welche gibt) geregelt werden.

    Was die Nutzung des Tores angeht – also im speziellen die beiden Torwächterhäuschen – so kann ich mir hier zum Beispiel eine Touristeninformation oder die Verlegung des K-Punkt-Cafés sehr gut vorstellen.