Kloster Zinna (Galerie)

  • Kloster Zinna in Brandenburg ist natürlich immer eine Reise wert. Der Ort ist aus mehrerer Hinsicht sehr interessant: die Klosteranlage wurde 1170 gegründet, war wirtschaftlich erfolgreich, bis die Reformation kam ...

    Friedrich II. belebte den Ort neu, ließ planmäßig eine Stadt anlegen und siedelte nach dem Siebenjährigen Krieg Weber dort an, um u.a Tuch für das Militär herstellen zu lassen.

    Aber nun zum Rundgang durch den Ort.


    Den zentralen Punkt im Ort bildet ein oktogoner Platz, an dem an der westlichen Seite das Denkmal für den Stadtgründer steht. Übrigens: keine Ahnung, was die Augenbinde bedeuten soll ...


    Die alte Oberförsterei wurde nach der Wende ein Hotel, das 2014 in Insolvenz ging und gerade neueröffnet wird


    Und nun zur Klosteranlage in Zinna

    Abtei und Siechenhaus


    Romanische Klosterkirche


    Cellarium und Dormitorium


    Bilder von mir

    Gruß aus Potsdam

  • Ein paar mehr Bilder sollten es schon werden, selbst wenn man die Winzigkeit des Ortes berücksichtigt. Die Ortschaft Kloster Zinna gehört seit den 90er-Jahren übrigens zur Stadt Jüterbog. Von Kloster Zinna aus marschierte Friedrich II. auf Sachsen los und begann im Jahr 1756 damit den Siebenjährigen Krieg.

    Am Ortsausgang in Richtung Jüterbog, am Beginn der Berliner Straße, ein stattliches Fabrikantenhaus, welches heute als Webermuseum und Café genutzt wird.

    Direkt angrenzend, hinter der Einmündung der Wallstraße diese schöne Zeile mit ursprünglichen Weberhäusern.

    Nicht viel weiter folgt schon der durch die Bundesstraße 101 zerteilte großzügig dimensionierte Marktplatz.

    Hier der Gründer des Ortes mal ohne Augenbinde. Im Hintergrund die bereits von 'Brandenburger' gezeigte Alte Försterei.

    Stadtauswärts in Richtung Luckenwalde habe ich leider das schöne Gutshaus Kaltenhausen (ehem. Vorwerk des Klosters) verpasst, welches durch Cremer & Wolffenstein im Jahr 1904 auf alten Mauern errichtet wurde. Deshalb muss hier Wikipedia aushelfen.

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'A.Savin (Wikimedia Commons · WikiPhotoSpace)' CC BY-SA 3.0

    Wieder in den Karrées des Ortes, 'Drei in einem'-errichte Weberhäuser, entweder Mittelstraße oder Jüterboger Straße.

    Die Mittelstraße läuft direkt auf ein Barockhaus aus dem Jahr 1764 zu, welches sich heute 'Grafschaft Kloster Zinna' nennt.

    Rechts eingebogen in die Jüterboger Straße ist bereits im Hintergrund das Kloster zu sehen.

    Links daneben in der Klosterstraße, befindet sich die Hotelgaststätte 'Klostereck', welche m.W.n. bereits im Jahr meiner Aufnahmen (2014) geschlossen wurde.

    Der Blick zurück in die Jüterboger Straße, links (dem Kloster gegenüber) die Pension 'Zum Klosterhof'.

    Nochmals die sog. Alte (vorn) und Neue Abtei vom ortsnamensgebenden Kloster Zinna.
    Bilder aus dem dort heute befindlichen Museum und der Brennerei ("Zinnaer Klosterbruder") sowie von der Klosterkirche folgen noch bald mal.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (20. Juni 2016 um 21:20)

  • durch die Bundesstraße 101 zerteilt

    Das hat mich auch immer gewundert, dass man die B 101 nicht verlegt hat. Aber hier scheint das ja alles recht großzügig zu sein und die 101 geht ja geradlinig durch. Woanders donnern die Lkws durch wesentlich engere Straßen, mitten durch die Altstädte, und beidseits davon Leerstand und Verfall.

  • Dann also noch ein paar Bilder von den Resten des Klosters und der Klosterkirche.

    [size=10]Luftbild des Areals

    Internetpräsenz von Kloster Zinna mit Hintergrundinformationen

    Nochmals die Alte Abtei (Siechenhaus) aus dem frühen 14. Jhdt. im Vordergrund und im Hintergrund die Neue Abtei, ehemalige Abtsresidenz, aus dem 15. Jhdt.

    In der Alten Abtei befinden sich heute eine Schaudestillerie und Verkaufsräume u. a. für den bekannten 'Zinnaer Klosterbruder'.


    Die Neue Abtei beherbergt heute Museumsräume. Rechts schließt sich ein baulich jüngeres Gästehaus an.

    Einige Ansichten der erhaltenen spätgotischen Fresken aus der Kapelle der Neuen Abtei.

    Brandenburg

    Sachsen

    Verblichen wie das Zisterzienserkloster als solches.

    Dann noch die Rückseite der Abteigebäude.

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    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (21. Juni 2016 um 16:10)

  • Zum Abschluss dann die Klosterkirche St. Maria, eine recht schmucklose, feldsteingemauerte spätromanische Basilika, deren Ursprung im 12. Jhdt. liegt.

    Gehen wir mal kurz hinein. Dieses Grabmal (J. J. von Cratz, +1706) steht im Eingangsbereich.

    Blick zur Orgelempore.

    Gegenrichtung mit Apsis und Altar

    Abschließend noch das schon von 'Brandenburger' gezeigte letzte erhaltene Gebäude der Klausur, das sogenannte Konservenhaus Konversenhaus.

    Hier die der Kirche und Abtei zugewandte Seite; gut zu sehen die Bogenrudimente des früher anschließenden Gewölbes des Kreuzgangs.

    Mehr zu den aktuellen und früheren Baulichkeiten des Klosters.

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    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (21. Juni 2016 um 18:16)

  • Wenn ich mich nicht irre, ließ die letzte Deutsche Kaiserin, Auguste Victoria, 1897 die Gemälde in der Klosterkirche Zinna renovieren, seitdem scheint daran nichts mehr geschehen sein.

  • @Vulgow
    Danke für die schönen Bilder. Ich hatte auch noch einige in petto, aber das hat sich jetzt erübrigt ...

    Interessant fand ich übrigens auch die Geschichte vom Denkmal des Alten Fritz in Kloster Zinna. Es zeigt den von der Gicht geplagten König, der sich nun, gestützt auf den Gehstock, nach dem gewonnenen 7-jährigen Krieg der wirtschaftlichen Prosperität seines Landes widmet. Die dankbaren Bürger der Stadt hatten das Denkmal 1864 - 100 Jahre nach der Stadtgründung durch Friedrich II. - gestiftet. Schaut man genau auf die Bilder, kann man sehen, dass die Proportionen nicht stimmen: auf einem zu hoch geratenen Sockel steht ein zu kleiner Mann.

    Nach 1945 gab es es immer wieder Versuche, das Denkmal zu entfernen. Übereifrige SED-Anhänger wollten das Denkmal lieber sofort entfernt haben, die sowj. Militäradministration war zunächst dagegen, besonnene Bürger bauten den alten Fritz 1947 trotzdem vorsichtshalber ab und verstauten ihn in ihren Scheunen, das konnte die DDR-Administration auch nicht dulden, also wurde er wieder aufgestellt, um dann 1949 - und diesmal mit dem Segen der Sowjets - doch vom Sockel gestoßen zu werden ...

    Aber jetzt steht er ja wieder da, seit 1994, und schaut auf seine Stadt ...

    Gruß aus Potsdam

  • Ja, eine annähernd parallele Geschichte findet sich in Berlin-Friedrichshagen, wo die Statue des Ortsgründers Friedrichs II. sogar von 1945-2003 entfernt war. In beiden Fällen ist das Original m. W. n. verschollen. Sind die originalgetreuen Neuschöpfungen jetzt eigentlich "unehrlich"? baby2000:)
    Zum Glück ist das Reiterstandbild von Rauch zu DDR-Zeiten erhalten geblieben. :zwinkern:

    Übrigens hat die Alte Försterei am Marktplatz erst seit diesem Mai wiedereröffnet; war vorher auch wohl geschlossen gewesen.
    Schöne Räume haben die: Hotel Alte Försterei Kloster Zinna.

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    (Immanuel Kant)

  • Was das Hotel Alte Försterei am Marktplatz betrifft, ja, schöne Räume haben die ... und jedes ist anders. Davon konnte ich mich in einem kleinen Rundgang durchs Hotel am letzten WE persönlich überzeugen.

    Das Haus war bis 1932 der Sitz der Oberförsterei. Zu DDR-Zeiten war es ein Mietshaus und nach der Wende hat es Roland Frankfurth mit viel Liebe zu einem Hotel umgebaut. Es gibt viele Berichte über das damalige Hotel im Internet, z.B.: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/re…gs/1079672.html

    2014 musste leider Insolvenz angemeldet werden. Hoffen wir, dass die neuen Besitzer mehr Glück haben ...

    Gruß aus Potsdam

  • Hab ich´s doch gewusst! Irgendwie werd ich mit diesem Kerl nicht warm - die Weber hat er aus der Lausitz hergebracht - na völlig freiwillig sind die bestimmt nicht gekommen. Einige Damastweber aus Großschönau hat er ja ach zwangsverfrachtet in die brandenburgischen Ebenheiten.... und wenn der Typ nicht diese Schlesischen Kriege angezettelt hätte, wäre Brandenburg-Preußen nach 1763 auch nicht wirtschaftlich am Boden gewesen... Wie hat er von sich selbst als Beweggrund für den ersten Schlesischen Krieg sinngemäß gesagt: "Die Jugend und der Drang nach Ruhm haben mich verführt" oder so ähnlich.

    Die Gebäude aus Klosterzeiten inkl. Klosterkirche finde ich vom Feinsten! Danke für die Bilder. Schon interessant, wie sich diese Zisterzienserkirchen gleichen. In Doberlug (ehemals sächsisch) - die sieht ja ähnlich aus und in Altzella die sah verm. auch so aus, allerdings haben die "pragmatischen" Sachsen diejenige in Altzella zur Baustoffgewinnung abgeräumt und dass schon im 16. Jahrhundert. Schade Schade- aber ich kann ja mal nach Kloster Zinna fahren - dürfte eine Reise wert sein.

  • Hier habe ich einige alte Dias aus dem Jahre 1996 vom einstigen Zisterzienserkloster
    Zinna gefunden.Trotz Nachbearbeitung lässt die Qualität teilweise zu wünschen übrig.
    Insoweit bitte ich um Nachsicht. Ende des 19. Jh. setzte sich Kaiserin Auguste Victoria
    für die Restaurierung der Kirche in Zinna ein. dabei wurden auch die entdeckten Wand-
    malereien restauriert.

    Die ehemalige Klosterkirche stammt noch aus der Zeit der Romanik.



    Die meisten Klostergebäude wurden abgebrochen, hier in einem erhalten gebliebenen
    Bau das einstige Refektorium oder der Kapitelsaal:


    Die Kanzel, links erkennt man Malereien der Apsis:


    Das Denkmal, vermutlich für Paul Gerhardt (da bin ich mir aber nicht mehr sicher):


    Denkmal des alten Fritzen auf dem Marktplatz von Zinna, nach der Wende wieder errichtet:

  • @Villa:
    Paul Gerhardt ist korrekt.
    Allerdings befindet sich das Denkmal in Lübben (Spreewald).
    Heute steht es - offenbar umgesetzt - vor dem Westeingang der Paul-Gerhardt-Kirche.

    Als kleine Buße solltest du dieses 'Ave Maria' auf Tonfliesen aus dem 13./14. Jhdt. vom Boden der Zinnaer Klosterkirche drei mal nachbeten. :zwinkern:

    Bildquelle: Wikimedia, Urheberin 'Pfrn. Madeleine Langhans (Evangelisches Pfarramt Luckenwalde & Kloster Zinna)', CC BY-SA 3.0 unportiert

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    (Immanuel Kant)

  • Indiana Jones in Kloster Zinna...
    Das Paul-Gerhardt-Denkmal befindet sich in Mittenwalde am Nottekanal, dessen Zeit dortselbst Fontane in den Wanderungen verarbeitet hat: http://gutenberg.spiegel.de/buch/wanderung…enburg-4452/307

    Der Einfluß der Herren diesseits des dritten Meilensteins läßt sich auch im etwas westlich gelegenen Treuenbrietzen Sankten Marien und Nikolai feststellen (strenge, rechtwinklige Gliederung, Vierungsturm). Kloster Zinna war ja Vorposten der Exklave Jüterbog des Erzstiftes Magdeburg, welchem es aber letztlich nicht gelang, gegen die Askanier ein größeres zusammenhängendes Gebiet zusammenzuraffen.

    Was vielleicht noch interessant ist, ist die Schachbrettanlage der Weberstadt, wogegen für die friderizianische Binnenkolonisation in BB sonst einfache Straßendorfanlagen üblich sind, jene aber eher charakteristisch für den österreichischen Raum, etwa bei der zeitgleichen Aufsiedelung des Banats.

  • Aha, dann passt es auch besser mit Sockel und Hintergrund.
    Das Mittenwalder Denkmal ist ein Abguss des Lübbener Originals.

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