Rekonstruktion von Fassadenbemalungen

  • Besten Dank werd mich mal drübermachen :) Der florale Fries mit den Weintrauben bietet schon zwei schöne Möglichkeiten: Entweder nur die Nullfläche vergoldet oder nur die Trauben, wovon erstere Möglichkeit die Schlüssigerere ist, da die Taubenkugerln alle beisammen liegen und so die Trauben optisch herauszufalllen drohen. Unter dem Erker böte die zart florale Blatt - Blumenranke ebenfalls eine schöne Möglichkeit.
    die Blendschweifwerkbalustrade könnte ebenfalls an ieren Nullflächen vergoldet werden. da würde ich schon aus bauphysikalischen Überlegungen (Parabet ist an dieser Stelle sehr dünn) Statt einer Ölvergoldung die Nullflächen mit Goldmosaik, das es schon recht günstig gibt zu belegen. Sein heller und äußerst dauerhafter Goldglanz würde dias Maßwerk noch leichter und pretiöster Wirken lassen, optional könnten die vertiften Stellen der Rillen der Begrenzungspfosten der balustrade wie Goldbäbder wirken. Es sollte aber nur die Vertiefeungen vergoldet werden.
    Die Fassade ist, obwohl mit der additiv gesetzten Giebelrosette, die sich mit ihrem krautigen Akanthus eher am Frühbarock des 17.Jahrhunderts orientiert ein nicht so passendes Element vorhanden ist, doch sehr gut komponiert und ausgewogen mit vielen charmanten und pretiösen Details!

  • Sehr lehrreiche Farbgebungs- und ästhetische Gesaltungsdiskussion, die ihr da entwickelt habt, danke!
    Die Ranken in der Eingangsverdachung müßten wohl noch von vielen Farbschichten befreit werden und plastisch aufgearbeitet werden, oder sind sie teils sogar zerstört und notdürftig mit Gips vor Zeiten überstrichen worden!?
    Wie sieht denn die Rückseite des Hauses aus? Ist es die Gartenseite mit Balkon, Veranda? Gibt es an der Rückfassade auch Zierlemente?

  • Ja, finde ich auch. Die verschiedenen Möglichkeiten der Farbgebung finde ich sehr interessant.

    @Rinascente
    Die Rücklagen der Balustrade mit Goldmosaik? Das wäre auch eine Möglichkeit. Ich habe es mal versucht zu basteln:

    ohne Mosaik:

    mit Mosaik:


    @SchortschiBähr
    Die Rückseite ist völlig schlicht. Hinten befindet sich nur eine lange Terrasse und ein ca 10 m langer Anbau:

    Nur innen gibt es noch einige schöne Details, wie z.B. Supraporten:

    im Obergeschoß ist noch Baustelle:

    Noch zu erwähnen sind die originalen Fliesen, die schon viele Handwerker raus reißen lassen wollten. Sie sagen immer, Machen se die ollen kaputten Fliesen doch raus und legn se da was anständiges hin..

    In gleicher Weise äußerten sie sich über die alten Holzfenster. Als ich dem Fensterbauer sagte, dass er das neue Fenster hinter dem alten einbauen soll, hat er mich angeschaut, als wäre ich nicht mehr ganz dicht. Er meinte, das alte Fenster wollen se doch nicht drin lassen, oder? Sein Vorschlag war, den Rundbogen durch eine weiße Verblendung zu schließen und unten ein breites sprossenloses Fenster einzubauen.

  • @ Kaiser Karl,

    herzlichen Glückwunsch zu diesem wunderschönen Haus!

    Ein Bauwerk das Charakter und Eleganz ausstrahlt. Während das äußere Erscheinungsbild die Merkmale des Jugendstils aufzeigt, scheint das Innere des Hauses, überwiegend noch von der Gründerzeit geprägt zu sein. Schön und harmonisch alles. Gut, dass noch so viel von der ursprünglichen Austattung erhalten ist. In Dir hat das Haus einen Liebhaber gefunden, der es in Ehren erhält und die Schönheit des Hauses vor Verhunzungen und vor Verstümmelungen bewahrt. Dass Handwerker einem versuchen einzureden, man solle z. B. "doch die ollen Fliesen raus werfen" etc. das kenne ich so ähnlich auch. Uns hat man versucht, die alten Verandafenster durch neue zu ersetzen. Das haben wir abgelehnt. Der Charme Deines alten Hauses ginge aber durch einen modernen Bodenbelag teilweise verloren. Die alten Fliesen in Deinem Haus finde ich ganz besonders schön. Da Du ein Liebhaber alter Häuser bist, wirst Du bestimmt all das Schöne zu bewahren wissen. In so einem tollen Haus kann man nicht nur wohnen, da kann man residieren. Und an all den schönen Details kann man sich jeden Tag neu erfreuen, was in einem modernen Neubau wohl eher nicht der Fall sein dürfte.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (19. Juni 2016 um 11:09)

  • Hier habe ich mal die Weintrauben vergoldet und einmal die Rücklagen. Es wirkt völlig verschieden, ich könnte nicht sagen, was schöner wäre:
    nur die unteren Weintrauben:

    die unteren und oberen:

    nur die Rücklagen:

    Gesamtansicht nur vergoldete Weintrauben:

    nur vergoldete Rücklagen:

  • @ Kaiser Karl,

    herzlichen Glückwunsch zu diesem wunderschönen Haus!
    Ein Bauwerk das Charakter und Eleganz ausstrahlt. Während das äußere Erscheinungsbild die Merkmale des Jugendstils aufzeigt, scheint das Innere des Hauses, überwiegend noch von der Gründerzeit geprägt zu sein. Schön und harmonisch alles. Gut, dass noch so viel von der ursprünglichen Austattung erhalten ist. In Dir hat das Haus einen Liebhaber gefunden, der es in Ehren erhält und die Schönheit des Hauses vor Verhunzungen und vor Verstümmelungen bewahrt. Dass Handwerker einem versuchen einem einzureden, man solle z. B. "doch die ollen Fliesen raus werfen" etc. das kenne ich so ähnlich auch. Uns hat man versucht, die alten Verandafenster durch neue zu ersetzen. Das haben wir abgelehnt. Der Charme deines alten Hauses ginge aber durch einen modernen Bodenbelag teilweise verloren. Die alten Fliesen in Deinem Haus finde ich ganz besonders schön. Da Du ein Liebhaber alter Häuser bist, wirst Du bestimmt all das Schöne zu bewahren wissen. In so einem tollen Haus kann man nicht nur wohnen, da kann man residieren. Und an all den schönen Details kann man sich jeden Tag neu erfreuen, was in einem modernen Neubau wohl eher nicht der Fall sein dürfte.

    Hallo Villa 1895,
    ich habe jetzt erst gesehen, dass du einen Beitrag geschrieben hattest. Wir hatten wohl vorhin fast zeitgleich geschrieben.
    Dem was du schriebst kann ich nichts hinzufügen und ich könnte es nicht besser formulieren. Ja, in solch alten Häusern wohnt man nicht, da residiert man:-)
    Es ist schade, dass heutzutage immer noch viele Menschen solche schöne Originalsubstanz zerstören würden, wenn sie könnten. Viele haben keinen Sinn für gründerzeitliche Schönheit.

  • Und das ist es ja, was das letzte überkommene Schöne unserer Ahnen nach wie vor gefährdet:

    die mangelnde ästhetische Ausbildung der Handwerker!!! Man will unbedingt die modernen Produkte der Bauindustrie an den Mann und die Frau bringen. Das Handwerk braucht unbedingt eine umfassende ästhetische Ausbildung mit Wertschätzung alter Handwerkskunst! Das scheint, wenn die Handwerker so reden (und denken, bzw. wahrnehmen) wie oben zitiert, in den Ausbildungskonzepten der Handwerkskammern eine sehr untergeordnete, wenn überhaupt eine Rolle zu spielen.
    Wie schön ist es doch behutsam, einfühlsam, mit den alten Techniken und Materialien etwas Schönes, Überkommenes zu restaurieren. Ich mache mir zur Zeit die Mühe eine achteckige, mit einem wundernschönen mandalaförmigen, geometrischen Intarsienmuster belegte alpenländische Tischplatte zu restaurieren, mit Fischleim (eien Art Glutinleim, wie Knochenleim, aber gebrauchsfertig), die teils abgelösten, dicken Furnierplättchen wieder festigen, mit Spritze seitlich unter die Furniere den Leim gespritzt und von hinten mit Bohrungen durch die Tischplatte, um so wenig wie möglich Originalsubstanz zu beschädigen. Eine Geduldsarbeit, die viel Zeit kostet. Und das fehlt eben im Handwerk, stilgerecht und materialgetreu mit alten Techniken und Substanzen zu restaurieren braucht Zeit!

  • Hallo Carl, du hast ja schon einiges vorweggenommen, aber am Familienwochenende ist doch nur wenig Zeit für den Computer, Deine Umsetzungen sind sehr anschaulich. Objektiv gesehen ist die Frieszone zwei gleichberechtigte Möglichkeiten offen. Logischer und mit einem goldhinterlegten Blendmasswerk synchroner laufender ist der goldunterlegte Schmuckfries, dessen Pretiosität dadurch noch unterstrichen wird. Das andersfarbige Unterlegen von Friesen hat ja eine alte Tradition. Das beginnt über den Fries des Erechteions wo auf Blaugrauen Marmorplatten helle Halbrelieffiguren aus pentelischen Marmor angedübelt waren und laufen über Renaisssancefriese und Barockfriese bis über den Klassizismus und Historismus.
    Wann haben den die Handwerker diese veralteten Aussagen getätigt oder waren das schon Senioren die unreflektiert die Ansichten aus ihrer Ausbildungszeit weitertradiert haben? Das klingt ja alles nach 1970er und 80er. Diese Zementfliesen werden ja teuer neu als auch gebraucht gehandelt? Als ich vor 16 Jahren meine damalige Freundin in dder Bonner Südstadt besucht habe waren die zweifellos gut erhaltenen Gründerzeit und Jugendstilbauten von unpassenden Fenstereinbauten sowie Farbfassungen der 80er Jahre geprägt, aber wie in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gesehen werden kann werden doch heutzutage doch stimmige Fensteranlagen eingebaut.
    P.S.: Zerbrochene Bodenfliesen lassen sich mit Epoxyharz gut kleben, sowird auch bei den wertvollen Solnhofener Platten (Kehlheimer) verfahren.

    Einmal editiert, zuletzt von Rinascente (18. Juni 2016 um 14:34)

  • Der eklektizistische Stilmix findet sich oft. Meist wurde die Fassade, oft noch das Vestibül vom Architekten gestaltet und im Stiegenhaus findet sich die Standardware der Bauindustrie, die aber oft geschickt und kreativ versetzt wurde.
    Auch in folgendem Zinshaus mit sehr origineller Architektenfassade findet sich der Jugendstil nur in der Einfahrt, das Stiegenhaus, mit Gittern, Wohnungstüren etc. ist aber Neorenaissance!!! Leider habe ich nur die Außenseite digital neu einfotografiert das Innere habe ich noch mit Dias in der vordigitalen Zeit aufgenommen.

    Im Inneren könnten in diesen Feldern Schablonenmalerein befinden (hab mir dein Foto gestibitzt und mit Pfeil versehen), im Zuge einer irgenwann geplanten Ausmalung würd es sich sicher auszahlen nachzusehen. Dann würde der vielfarbige Boden ebenfalls gestalterisch einbezogen werden.

  • Ist die rokokoartig-spätbarocksierende Deckenrostette noch bauzeitlich oder als Zutat der letzten Renovierung dazugekommen? Solche Zahnschnitt/Eierstab gerahmten Plafonds waren in der Regel schabloniert.

    Vergleiche:

  • Wann haben den die Handwerker diese veralteten Aussagen getätigt oder waren das schon Senioren die unreflektiert die Ansichten aus ihrer Ausbildungszeit weitertradiert haben? Das klingt ja alles nach 1970er und 80er.


    Der Fensterbauer war im Sommer 2015 da und hat diesen grandiosen Vorschlag gemacht, den Rundbogen zu verblenden und ein sprossenloses Fenster einzubauen.
    Er war schon so um die 60 schätze ich, aber hat sich doch von mir überreden lassen, das alte Fenster nicht raus zu reißen.


  • Hallo, ich habe in einem anderen Strang Bilder eines von der Fassadengestaltung her ganz ähnlichen Gebäudes gefunden. Die Farbgebung war damals entgegen meinem letzten Vorschlag doch eher monochrom und hell, gehalten.

  • Die Schablonen Auswahl ist wirklich beeidruckend, hab somit wieder eine gute Handwerksfirma kennengelernt. In Österreich ist sicher Reinhard Nöhammer (Dekorationsmalerei.at) einer der routiniertesten, neben Schablonen perfekt authentische Holzimitationen; Im Theoplil Hansen Schloss Rappoltenkirchen wo ich mit der Bauforschung beschäftigt war, konnten seine rekonstruierten Palisanderimitationen nicht von den original erhaltenen unterschieden werden, er mahlt ja die Pigmente alle selber.
    Zu Werderhof: Das ist ein wirklich schönes Haus, wurde wohl darum in Bauzeitungen publiziert. Zwar gehorcht die Aufteilung der Ornanamentik an der Fassadentafel noch kanonischer der historistischen Auffassung und ist noch nicht so frei wie an Kaiser Carls Haus angewandt, aber die durch den Jugendstil beeinflusste Binnendynamisierung des Ornaments trägt sehr individuelle und originelle Züge.

  • Hallo, ich habe in einem anderen Strang Bilder eines von der Fassadengestaltung her ganz ähnlichen Gebäudes gefunden. Die Farbgebung war damals entgegen meinem letzten Vorschlag doch eher monochrom und hell, gehalten.

    Womöglich kein so passendes Beispiel, da die Fassade nicht verputzt und gestrichen sondern komplett steinverkleidet aussieht.

  • @Rinascente

    Soviel ich weiß, hat Reinhard Nöhammer auch in ein bis zwei Zinshäusern im 5. Bezirk die Stiegenhäuser neu und mit Schablonenmalerei ausgemalt! Leider hat Herr Nöhammer keinen Lehrling oder jemanden, den er anlernt, damit sein unbeschreibliches Können und Wissen nicht einmal verloren geht! Der Herr Nöhammer hat mehr Wissen als das ganze Bundesdenkmalamt zusammen, was Malerei und Lasuren angeht. In dem von Dir beschriebenen Palais in der BAnkgasse soll er doch auch etwas gestaltet haben? Hast Du bitte Bilder davon!

  • Ja ich lad die Bilder wenn ich Zeit hab hoch, ich hab ihn für die Ausführung eines Empirezimmers vorgeschlagen. Bei diesem Raum handelt es sich um einen der von uns neu entworfenen Bel etageräumen wobei wir uns vom Festsaal des leider 1957 demolierten Czartoryski-Schlössel in der Währingerstraße inspirieren ließen (Die restlichen Bel Etage Räume haben wir im Wiener Hochbarock entworfen und von sehr guten Handwerken ausführen lassen die in der Neuherstellung praxisnaher Arbeiten als Restauratoren die ja im Erhalt und der reversiblen Retusche von Originalsubstanz eine andere Herangehensweise haben. Soll ich die Fotos bei den Wiener Palais oder unter "Werden wir das schöne bauen noch erleben" hochladen wo ich bereits einen Teil eingestellt habe.

  • Nachdem diesen Sommer endlich die Fassade gestrichen werden soll (komplett in altweiß mit ein paar wenigen dezenten Goldverzierungen) soll in den nächsten Jahren auch die Flachdachgaube erneuert werden.
    Ich habe mal eine etwas exotische Frage: Meine bessere Hälfte möchte unbedingt, dass das Haus ein kleines Türmchen bekommt. Die Flachdachgaube aus den 50ern findet sie scheußlich.
    Da das Fenster in den nächsten Jahren sowieso erneuert werden soll (altes Kunststofffenster) könnte man natürlich direkt die ganze Gaube erneuern.
    Wie das Türmchen aussehen soll ist auch so eine Frage. Wir haben mal eine Fotomontage in das Bild mit der mit GIMPgestrichenen Fassade gebastelt. Die Deckung wäre in Blei oder in Schiefer möglich. Mit Blei ist auch der Giebel verkleidet, das würde also besser passen als z.B. Kupfer.

    Wäre so eine Haube eine Verschönerung oder eher grober Kitsch?
    Ein Zimmermann meinte, bloß nicht so einen Quatsch. Die Gaube muss modern sein, auch die Sprossen in den neuen Fenstern sind Unfug, wir leben ja auch schließlich in der modernen Zeit...

    Was meint ihr?

    Alte Gaube

    Türmchengaube:

  • Hm, finde das Türmchen hinter der geraden Traufe nicht so dolle...Sowas passt doch eher auf nen Erker oder nen Eckturm. Und es gibt doch schon den großen, dekorativen Giebel. Wozu noch Türmchen? Und es wirkt etwas vollgepackt aus. Eine neue Gaube kann ja auch einen jugendstilistischen Schwung bekommen und muss nicht eckig sein?