Rekonstruktion von Fassadenbemalungen

  • Man kann die äußeren Holzfensterrahmen ja auch nur von außen farbig streichen. Die Raumseite kann weiß bleiben. Das machte man früher fast immer so, damit die Zimmer heller wirkten. Dann hast Du von innen nicht so einen starken farbigen Kontrast zu dem innenliegenden weißen Isolierglasfenster. ^^

  • Gefällt mir persönlich am besten, die Farben harmonieren gut zueinander....es könnt nur etwas heller sein.
    Weiß und Grautöne sind gefährlich wenn das Wetter ned so schön ist, leicht gelbliche Abstufungen hingegen machen auch bei bleigrauen Himmel noch einen freundlichen Eindruck.

  • Ich habe jetzt den ersten Vorschlag von Werderhof übernommen, und den Verputzton (Rücklagen) leicht in bräunlich-rosa verändert. Das ist ein Farbton, den man früher mit handelsüblichen Pigmenten in Kalkfarbe hin bekam. Ein richtiges Rosa hat einen Blau-Anteil, und blaue Pigmente waren bis ins frühe 19. Jahrhundert sehr teuer. Für ein gewöhnliches Haus muss frisches Rosa als ahistorisch bezeichnet werden.

    Da das rechte Nachbarhaus schon gelb gestrichen ist, könnte ein weiteres Gelb Probleme bereiten. Das Bräunlich-rosa harmoniert mit den Fenstern und setzt sich vom Nachbarhaus mehr ab.

    @ Werdenberg
    Ein spitzfindiges Detail: gehört der breite "Fensterpfosten" im Giebelfeld zu den Architekturteilen oder zu den Rücklagen? Ich tendiere eher zu den Rücklagen, sonst ist jedes der beiden Fenster seitlich einmal grau und einmal bunt eingefasst. Der Türsturz im Erdgeschoss schwebt auch ohne jegliches Auflager, so könnte auch der Fenstersturz schweben.


  • @ Riegel: Ich finde die Abwandlung ins bläuliche gut. Die gesamte Farbwirkung ist nicht mehr so stark im Kontrast zueinander. Für mich daher ein wenig harmonischer in der Wahrnehmung.

    Und ja, das Wandfeld im Giebel zwischen den beiden Fenstern ist mir im Nachhinein auch aufgefallen. Es stimmt dass es eher zu den Rücklagen als zu den farblich zu fassenden Fenstergewänden gehört. Daher muss es die gleiche Farbe wie der Wandputz bekommen. Danke für den Tipp! :thumbup:

  • Die alten Holzfenster blieben erhalten und wurden von innen durch ein zusätzliches doppelverglastes Fenster gedämmt. Das Fenster rechts im 1. Stock wurde vom Vorbesitzer durch ein Kunststofffenster ohne Sprossen ersetzt. Das Fenster soll auch wieder durch ein Holzfenster ersetzt werden. Die Sprossen habe ich nach altem Vorbild des Vorgängerfensters provisorisch aufgeklebt.

    Ein gutes Vorhaben, auch die geglückte Erhaltung der alten Holzfenster unter Berücksichtigung aktueller Anforderungen vorbildlich. Die hier entstandene Diskussion hinsichtlich der Farbgebung gefällt mir. Gibt es zu letzteren Untersuchungen, ob sie regional unterschiedlich ausfiel? Das wäre dann sicherlich auch ein wichtiger Aspekt bei der Farbwahl.

    @Kaiser Karl: Noch zu den Fenstern im Giebelfeld und der Dauchgaube: Entspricht deren Versprossung dem ursprünglichen Zustand?

  • Vielen Dank für die vielen tollen Anregungen. Es macht Spaß mit den Farben ein wenig rum zu spielen. Das ist sozusagen die Phase der Farbfindung :)


    Bohnenstange:
    meinst du so?


    Danke. Gefaellt mir selber nicht.
    Da der Nachbar rot ist und der andere beige, beides warm, muss man aufpassen.
    das lila ist zu schwach und zu rosa geworden.
    Duerfte zwar keine original Farbe sein, koennte aber nach was aussehen.

  • Ich habe jetzt den ersten Vorschlag von Werderhof übernommen, und den Verputzton (Rücklagen) leicht in bräunlich-rosa verändert. Das ist ein Farbton, den man früher mit handelsüblichen Pigmenten in Kalkfarbe hin bekam. Ein richtiges Rosa hat einen Blau-Anteil, und blaue Pigmente waren bis ins frühe 19. Jahrhundert sehr teuer. Für ein gewöhnliches Haus muss frisches Rosa als ahistorisch bezeichnet werden.
    Da das rechte Nachbarhaus schon gelb gestrichen ist, könnte ein weiteres Gelb Probleme bereiten. Das Bräunlich-rosa harmoniert mit den Fenstern und setzt sich vom Nachbarhaus mehr ab.



    Diese Variante gefällt mir auch sehr gut, obwohl man mit zartrosa auch oft schnell in das Barby-Haus Farbenspektrum kommt, was dann oft etwas kitschig wirkt. Allerdings ist dieses Rosa noch sehr zurückhaltend.

    Weil die Fassade direkt nach Norden ausgerichtet ist, wirken die Fenster vielleicht bei trübem Wettter etwas zu dunkel. Die Sprossen kommen dann nicht so zur Wirkung, daher würde ich weiße Sprossen vorziehen.


    Ein gutes Vorhaben, auch die geglückte Erhaltung der alten Holzfenster unter Berücksichtigung aktueller Anforderungen vorbildlich. Die hier entstandene Diskussion hinsichtlich der Farbgebung gefällt mir. Gibt es zu letzteren Untersuchungen, ob sie regional unterschiedlich ausfiel? Das wäre dann sicherlich auch ein wichtiger Aspekt bei der Farbwahl.
    @Kaiser Karl: Noch zu den Fenstern im Giebelfeld und der Dauchgaube: Entspricht deren Versprossung dem ursprünglichen Zustand?


    Ja, ich wollte unbedingt die beiden Rundbogenfenster erhalten, wei sie auch von innen sehr schöne Messingbeschläge haben. Im Dachgeschoß sind Fenster mit originalem Sprossenbild.

    Der rechte Nachbar hatte vor wenigen Jahren auch noch alte Sprossenfenster, die er dann alle durch sprossenlose Kunststofffenster ersetzte. Dadurch hat das Haus sehr viel Charme verloren.

  • Hier zeigt sich wieder einmal die Problematik mit der Schwierigkeit, die optimale Farbgebung mit den Gegebenheiten des Nachbars zu vereinen. Ein Aufgreifen der Farbe Gelb, wie es der Nachbar hat, ergibt keine wirkliche Harmonie. Dieses Jugendstilhaus in einem Gelbton zu streichen, dürfte daher auch ein deutlicher Stilbruch sein. Wenn man den Blick auf die Fassade links davon richtet, würde die vorgeschlagene Farbgebung nach dem Vorbild von Chateau Blois die beste Lösung sein, da sie die Farbe des Nachbarhauses links aufgreift und gleichzeitig mit den Elementen in Altweiss auf die Fassade rechts nebenan überleitet. Man sollte bei dieser Fassade die Vorstellung von der Farbe Rosa verlassen und eher in die Richtung helles Terracotta gehen.

  • Eine sehr lebhafte Diskussion, ich denke am authentischsten – die Fassadenbefundung wird es möglicherweise noch aufzeigen – wäre eine monochrome Farbgebung in gebrochenem weiß. Die Fassade ist eine hübsche „Baumeistermischung“ in der Zeit des Jugendstils mit ausklingenden historistischen Tendenzen. Der Risalit zeigt nicht nur historistische Züge durch die Verwendung von spätgotischen Elementen (die in ihrer Dynamik durch Schweifstäbe dem Jugendstil nicht unverwandt sind) und einer Nutung die Steinmauerwerk imitiert. Die Nullflächen (Rücklagen) dürften in Schmatzputz ausgeführt worden sein. Diese Putztechnik, in München von Dülfer entwickelt, ist bereits Teil eines neuen Fassadenverständnisses (Reformstil). Der Putz soll sich wie eine Haut über die Fläche ziehen – einzelne wenn möglich künstlerische Ornamente Akzente setzen. Die Steinbauten imitierenden Fugennetze und geputzten Rustikasockel sind nicht mehr gewünscht. Diese unterschiedlichen Strukturen wirken durch Licht und Schatten. Der annähernd monochrome Entwurf mit Resedagrünen Fenstern kommt dem ursprünglichen Verständnis schon sehr nahe. Die Fenster konnten wie im Historismus in Braun oder typischer für diese Zeit in graublau, Resedagrün oder bereits weiß gefasst worden sein, da kann nach persönlichem Geschmack variiert werden.
    Starke Kontraste verunklären das subtile Schichtungsschema und rosa weiß oder gelb-weiß Kombinationen erinnern mehr an Lösungen der 1980ger Jahre, Russenkitsch oder Baumarktfarbgebungen. Beim Befunden auf Vergipsungen und Schwärzungen durch Kohlebrandachten! Wenn es die Zeit erlaubt lade ich Bilder von Neubauten aus dieser Zeit um 1905/10 hoch

  • Als Laie mit Schönheitsempfinden finde ich diesen Anstrich bisher am schönsten:

    Das Dachfenster würde ich allerdings weiß belassen. Die Ranken unterm "Balkon" würde ich auch grün
    streichen in der Farbe der Fenster und das Gold auf jeden Fall so wie hier zu sehen einsetzen.

    Da gehe ich voll mit! Für mich auch mit Abstand am schicksten!

    Lache nicht über jemanden, der einen Schritt zurück macht. Er könnte Anlauf nehmen.

  • Eine sehr lebhafte Diskussion, ich denke am authentischsten – die Fassadenbefundung wird es möglicherweise noch aufzeigen – wäre eine monochrome Farbgebung in gebrochenem weiß. Die Fassade ist eine hübsche „Baumeistermischung“ in der Zeit des Jugendstils mit ausklingenden historistischen Tendenzen. Der Risalit zeigt nicht nur historistische Züge durch die Verwendung von spätgotischen Elementen (die in ihrer Dynamik durch Schweifstäbe dem Jugendstil nicht unverwandt sind) und einer Nutung die Steinmauerwerk imitiert. Die Nullflächen (Rücklagen) dürften in Schmatzputz ausgeführt worden sein. Diese Putztechnik, in München von Dülfer entwickelt, ist bereits Teil eines neuen Fassadenverständnisses (Reformstil). Der Putz soll sich wie eine Haut über die Fläche ziehen – einzelne wenn möglich künstlerische Ornamente Akzente setzen. Die Steinbauten imitierenden Fugennetze und geputzten Rustikasockel sind nicht mehr gewünscht. Diese unterschiedlichen Strukturen wirken durch Licht und Schatten. Der annähernd monochrome Entwurf mit Resedagrünen Fenstern kommt dem ursprünglichen Verständnis schon sehr nahe. Die Fenster konnten wie im Historismus in Braun oder typischer für diese Zeit in graublau, Resedagrün oder bereits weiß gefasst worden sein, da kann nach persönlichem Geschmack variiert werden.
    Starke Kontraste verunklären das subtile Schichtungsschema und rosa weiß oder gelb-weiß Kombinationen erinnern mehr an Lösungen der 1980ger Jahre, Russenkitsch oder Baumarktfarbgebungen. Beim Befunden auf Vergipsungen und Schwärzungen durch Kohlebrandachten! Wenn es die Zeit erlaubt lade ich Bilder von Neubauten aus dieser Zeit um 1905/10 hoch


    Eine sehr interessante Analyse der Fassadenachitektur!

    Zur Farbigkeit:
    "Russenkitsch oder Baumarktfarbgebungen "
    Genau das war anfangs auch meine Sorge, dass man bei zu viel Farbigkeit in den Kitsch abdriftet. Daher wäre eine Farbgebung in Altweiß sicher nicht so ganz verkehrt. Wegen der schönen Architekturdetails dachte ich dann, dass eine zweifarbige Gestaltung diese besser zu Geltung bringen könnte. Allerdings zwei nur leicht kontrastierende Farben: Altweiß und hell Sand.

    oder:


    oder mit weiß gehaltenen Steinandeutungen im Giebel:

  • Anbei der Vergleich 1980er Farbigkeit versus befundeter Primärfassung am St Veiter Bahnhof, wo ich den engagierten Gebietsbetreuer des Denkmalamtes beraten konnte. Ich denke die Bilder sprechen für sich - Zeitlose Elegnz!
    Jugendsteil mit Reform/Heimatstilanklängen sowie ein bisschen Historismus allerdings letzterer nur noch in homöopatischen Dosen, seinen romancementigen Steintönen bereits entledigt

    Vorher


    Und nun Innen

    Vorher

    Nachher

  • Hallo Carl, Die Idee mit den Vergoldungen ist gut, nur muss da sehr geachtet werden, dass nicht willkürlich zu große Elemente herausgenommen werden. Damals war eine Vergoldung einfach eine zusätzliche Option. Ich würde die Fassade monochrom in einen Altweißton oder leicht gebrochen grau oder beige – je nach Vorliebe – oder Befundsituation – abgetönen.
    Vielleicht kannst du mir ja Fotos der Schmuckelemente vor allem jene über der Tür, die unter der stilisierten Blendvorhangmaßwerkbalustrade, die leicht florale Frieszone unter dem Hauptgesims sowie dem Engelskopf senden. Nur auf diese Weise lassen sich schlüssige Vergoldungspartien definieren. Vergoldeten Einzelelementen wie auf dem Photoshop Bild zeigen lediglich die Möglichkeit der Vergoldung auf, die Einzelelemente kippen jedoch aus dem Kontext.
    Neben den gestern abgeführten deckenden Fensterfarben, war auch Holzimitation verbreitet eine sehr helle eiche würde sich auch gut machen und war auch recht weit verbreitet.
    Anbei einige Beispiele für monochrome Fassaden sowie Vergoldungsbeispiele:

    Monochrom weiß, leichte Abtönung; Die Rau- / Schmatzputzoberfläche der abgerundeten Ecke wirkt durch den Schatten ihrer dichteren Binnenstruktur:

    Und nun leicht ins Warmbeige abgetönt:

    Gelungene Vergoldungen:
    Logische Elemente und Teile, keine Flächenvergoldungen von vegetabilen Zierteilen

    Detail vorher-nachher:


    Und das Vestibül:


    Weiteres Beispiel eines Hauses wo ein Freund von mir wohnt und das renoviert wurde. Dabei konnte ich den gebrochenen Farbton auswählen (etwas heller als der Befund) undVorgoldungen vorschlagen die der Freund ausführte. Als Dank von der Eigentümerfamilie eine Mietreduktion von 300€ bekam was für die 5-köpfige Familie schon von großem Vorteil ist. Die im Sezessionismus beliebten Lorbeergehänge boten sich für die partiellen Vergoldungen geradezu
    an...



    Abschließend Vergoldungsbeispiele wo zu wilkürlich Einzelelemente ganzvergoldet wurden und dadurch gewissermaßen aus dem Fassadenkontext kippen:

    Während die Giebelfestons gerade noch gehen erscheinen die Vasen in den Sturzfeldern isoliert


    An und für sich eine gute Renovierung: Die helllgrünen Quadrate sind Fliesen, vor allem die Vergoldung des Zierelements über der Erkertür (Volutengesäumtes Oval) ist zuviel. Ich hätte nur die floralen Elemnte des Eisengitters oberhalb des Kranzgesimes vergoldet.

    Und so sahs anno dazumal aus :)
    Die vergoldeten Partien erscheinen auf der schwarz-weiss Fotografie schwarz glänzend

    2 Mal editiert, zuletzt von Rinascente (15. Juni 2016 um 12:04)

  • Hallo Rinacente,
    an den Beispielen kann man gut sehen, dass eine dezente Vergoldung einiger Details so ein Gebäude direkt aufwertet. Allerdings sind es auch alles sehr große Stadtmietshäuser. Vielleicht wäre es an einem kleinen Stadtwohnhaus zu viel des Guten? Aber es stimmt, einfach drauflos vergolden wirkt am Ende kitschig, wie Disneyland.
    Ich werde heute nach der Arbeit mal die Details, die du angesprochen hast fotografieren und morgen einstellen.
    Ist es Goldfarbe bei den Vergoldungen, oder wirklich Blattgold?

  • Die Vergoldung ist als Ölvergoldung angelegt, Goldfarbe sieht im ersten halben Jahr halbwegs gut aus wird dann aber ockerbraun, einfach Ölvergoldung googeln, eine kleine Anleitung findet sich hier:http://www.falkengold.de/uploads/Mixtionvergoldung.pdf
    Die Aufwertung ist unabhängig ob erbenerdig, mit einem oder mehreren Stockwerken, kleinere Bautenwirken oftmals pretiöser und kommen einer dezenten Vergoldung entgegen. Das Beispiel einer Villa zeigt zwar bescheidenere Dimensionen, allerdings werden durch Glas und Keramik noch weitere Farbakzente eingabracht:

    Straßenansicht:

    Gartenseite:

    Zu guter letzt ebenfalls ein Zinshaus, dessen Fassade im Gesimszone nach Befund akzentuierend vergoldet wurde. Die vergoldete Nullfläche des floralen Frieses unter dem Eierstab des Gesimses würde an deinem Haus eine ähnlich positive Wirkung erzielen. Der weiße Blattfries wirkt leichter und plastischer zugleich:

  • Ihr moechtet, wenn ich das verstehe, alles Weiss streichen? Oder beinah?

    Das Beige oder Blau sind mein Favorit. Oder den Steinsockel in Crème wenn schon der rest in Weiss...
    Weiss mit roten Fenstern....

  • Ein gebrochener Weißton käme der Fassadenidee am nächsten, abetönte Sockel oder steinsichtige Sockel waren durchaus üblich und sinnvoll. An den klassizistischen und biedermeierlichen Stadtgebäuden waren, wie an Bauernhäusen die Sockel ebenfalls - oft in schwarzgrau - gestrichen, noblere Bauten hatten Orthostaten die zusätzlich als Feuchteschutz dienten, da Sumpfkalkfassaden im Sockelbereich immer eine Wartungszone haben.

  • Ich habe jetzt mal mit dem Handy ein paar Detailfotos gemacht. Beim Zoom stößt jedoch die Kameraqualität an ihre Grenzen. Ich denke hier und da ein paar zurückhaltende Vergoldungen und es wäre perfekt.

    Über dem Sims des Erdgeschoßfensters und über dem Eingang sollte ein Schutzdächlein aus Zink oder Kupfer angebracht werden, damit das schmutzige Regenwasser nicht immer solche Schmutzbahnen zieht und sich nicht immer Moos auf dem Sims bildet.