Neubau des Hauptgebäudes der Uni Leipzig

  • Eine interessante Debatte, die den Kern der Rekonstuktionstheorie betrifft: Was kann man überhaupt rekonstruieren? Ein Gebäude ist ja immer eine Mischung aus Kunstwerk und historischer Nutzung, oder aus Idee und Funktion.

    Ich neige zu der Ansicht, dass man Kunstwerke oder Ideen rekonstruieren kann, aber Geschichte oder die Funktion kann man nur nacherzählen. Natürlich ist ein Kunstwerk bzw. seine Idee immer auch geschichtlich, aber es ist im Prozess des Entstehens zu einer reineren, klareren Form geworden, die so, als Form, wiederentstehen kann. Ein gutes Kunstwerk ist überzeitlich, auch wenn der Stil ein historischer ist. Daher kann das Kunstwerk auch unmittelbar dem Jetzt etwas sagen. (Auch wenn es als Rekonstruktion zwangsläufig eine Neuinterpretation ist.)

    Ich halte es dagen für schwieriger, das geschichtliche Werden eines Bauwerks überzeugend neu zu erschaffen. Es wird immer etwas museales an sich haben. Wenn man die Erinnerung als modernes (Bau)kunstwerk inszeniert, dann wird eher ein Schuh daraus. Genausowenig überzeugend wirkt es, wenn die historische Form der modernen Funktion widerspricht, weil man sich die historische Funktion nicht neu aneignen wollte oder konnte. Die Fassade des Braunschweiger Schlosses ist stadträumlich überzeugend, funktional ist sie es nicht.

    Fazit für [lexicon='Leipzig'][/lexicon]: Unter den gegebenen Umständen kein schlechter Ansatz. Die alte Kirche war mehr Historie als Kunstwerk: das neue Gebäude erinnert in künstlerischer Neuinterpretation an das alte und wird gleichzeitig der modernen Funktion gerecht. Als Kirche war der Neubau leider nicht durchsetzbar, aber wenn es als Aula an die alte Funktion erinnert, ist das ja auch nicht schlecht.

    In der Umsetzung bin ich allerdings noch skeptisch. Außen wirkt es interessant, aber ist es nicht auch etwas brutalistisch? (War selbst noch nicht dort.) Innen könnte es zu kulissenartig (sprich billig) werden. Muss man dann sehen, wenns fertig ist.

    So jetzt geh ich schlafen.
    :gutenacht:

  • @ Saxonia:
    Ich wollte dir eigentlich gestern abend noch antworten, aber dann habe ich gesehen, dass Philoikódomos mir die Worte aus dem Mund genommen hat. Ich kann mich dementsprechend seinen Ausführungen einfach nur in jeder Hinsicht anschließen.


    @ Maßwerk:
    Deinen Ansatz finde ich, obgleich ich sehe, dass es vermutlich ein vorsichtiger Pro-Reko-Ansatz sein soll, in mehreren Hinsicht problematisch.
    Zum einen müsste die Aussage

    Zitat

    Ich halte es dagen für schwieriger, das geschichtliche Werden eines Bauwerks überzeugend neu zu erschaffen. Es wird immer etwas museales an sich haben. Wenn man die Erinnerung als modernes (Bau)kunstwerk inszeniert, dann wird eher ein Schuh daraus.

    konsequent zu Ende gedacht bedeuten, dass man gar nicht rekonstruieren darf, sondern immer nur "Erinnerungen in Form moderne Baukunstwerke" schaffen dürfte, d.h. kurz gesagt: statt des Paradigmas "Frauenkirche" das Paradigma " Neue Paulinerkirche" für den Umgang mit den kriegsversehrten Innenstädten.

    Zum zweiten halte ich es für gar nicht so schwierig, das "geschichtliche Werden eines Bauwerks konsequent neu zu erschaffen". Im Grund genommen geschieht das doch immer, wenn wir ein mittelalterliches oder frühneuzeitliches Bauwerk auf dem Stand rekonstruieren, den es vor seiner Zerstörung hatte. Wir rekonstruieren es dann in einer Form, die im Regelfall mehrfache Umbauten erlebt haben wird und insofern rekonstruieren wir selbstverständlich das "geschichtliche Werden" mit, wenn auch vielleicht nicht in allen Details (obwohl das ansatzweise auch möglich ist, wenn der rekonstruierte Bau gut dokumentiert ist und wirklich alte Handwerkstechniken verwendet werden).

    Was wir dagegen natürlich nicht rekonstruieren können, ist das, was Walter Benjamin die "Aura" des Werks genannt hat, wie sie sich aus ihrer Zeitzeugenschaft ergibt. Aber das ist m.E. kein guter Grund, auf Rekonstruktionen zu verzichten und stattdessen auf "moderne Erinnerungsbauten" zu setzen.

    Denn es gibt eben etwas, das wir rekonstruieren können und das ist eben nicht nur irgendeine "überzeitliche Idee" (von diesem leider oft herangezogenen Krypto-Platonismus in der Reko-Debatte halt ich gar nichts), sondern die Dimension, nach der ein Bauwerk jeweils die materie-gewordene Verkörperung des Geistes einer geschichtlichen Epoche, einer bestimmten Region etc., also eines konkreten geschichtlichen Ortes in Raum und Zeit ist.

    Bei dir scheint mir dagegen so etwas wie ein Nachklang der Genie-Ästhetik des späten 18. Jahrhunderts, gepaart mit einem guten Schuß Renaissance-Neoplatonismus am Werk zu sein, nach dem rekonstruktionsfähig nur diejenigen Bauwerke wäre, in denen sich, durch die herausragende Leistung eines genialen Künstlers, eine überzeitliche Idee realisiert hat. Das würde aber eben bedeuten, dass gerade die zahlreichen "einfachen" Profanbauten der mittelalterlichen oder fürhneuzeitlichen Städte, deren Gefüge eben das Wesen dieser Städte ausmacht(e), nicht zu rekonstruieren wäre. Denn in ihnen materialisiert sich ja keine "überzeitliche Idee", die gewissermaßen durch die Hand eines Genies aus dem Ideenhimmel auf die Erde gebracht wurde, sondern nur ganz profan der geist ihrer Epoche und ihrer Region.
    Die Konsequenz dieser Auffassung können wir allerdings in den wiederaufgebauten deutschen Städten täglich besichtigen, denn da wurde letztlich meistens genau nach diesem Grundgedanken vorgegangen: die wichtigen Einzelbauten (meist die Kirchen) wiederherstellen, den Rest modern hinklotzen. Was darüber verloren gegangen ist, ist das egentliche Wesen und die Seele der Städte, die eben nicht in den "herausragenden Einzelbauten" lebte, sondern in einem Gefüge, das die vielen nicht so bedeutenden "alltäglichen" Profanbauten gemeinsam mit diesen "herausragenden Einzelbauten" bildeten.

  • Man kann natürlich alles auf der Welt zerreden...

    Meiner Meinung nach sollte man rekonstruieren können, dürfen, wollen et cetera, was man will - warum immer alles so dogmatisch sehen?

    Ich war vor einem halben Jahr in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] und mich hat das ganze Areal am Augustusplatz überhaupt nicht überzeugt. Nach maximal 2 Minuten habe ich mich sattgesehen und vermied es, diese Stelle ein zweites Mal zu frequentieren.

    Außerdem glaube ich, dass dieses Bauwerk, ob seiner Konstruktion, in wenigen Jahrzehnen bereits wieder seinen Geist aufgeben wird. Ob dann eine Reko kommt, bezweifle ich zwar, aber es ist in L zum Glück auch möglich noch sehr viel wertvolle Architektur zu besuchen und das massenweise.

  • aber es ist in L zum Glück auch möglich noch sehr viel wertvolle Architektur zu besuchen und das massenweise.

    Da hast Du allerdings recht, wenn ich mal in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] bin, muß ich diesen greisslig verschandelten Platz ned aufsuchen...wie die "Einheimischen" allerdings mit dieser architektonischen Unverschämtheit zu recht kommen, vermag ich nicht zu beurteilen.

    Viele Grüße

    Strandfliese

  • Das Innere des Augusteums konnte vor einem halben Jahr schon einmal besichtigt werden. Im Augusteum kann man erahnen, wie sich van Egeraat die Innenraumgestaltung vorstellt. Hier noch einmal ein Beitrag von mir aus dem Strang "[lexicon='Leipzig'][/lexicon] - aktuelle Ansichten".
    Im Moment kommt man in die gezeigten Bereiche nicht hinein. Vermutlich werden Restarbeiten ausgeführt. Im Dezember fehlten noch Epitaphien und Skulpturen.



    .

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer (25. Juli 2012 um 21:36)

  • Philon:

    leider ist meine ausführliche Antwort gerade in Nirvana verschwunden, da mich das System zwischenzeitlich ausgeloggt hat...

    Ich versuch es nochmal kurz zusammenzufassen, was ich Dir antworten wollte.

    Ich denke vor allem, das das Gesamtkonzept einer Reko stimmen muss. Das "durch die Zeitläufte gewordene" ("Aura", schiefe Fenster, Abnutzung, Umbauten, Zerstörungs- und Nutzungsspuren) kann man mE nicht überzeugend rekonstruieren. Das muss erst noch den Weg in ein Konzept gehen. Die "historische Idee" hingegen (auch, aber nicht nur der einzelne Genius! Genausogut städtebauliche Konzepte oder jeder steingewordene Zeitgeist) ist ja schon Konzept, kann also fast direkt als Neubau übernommen werden.

    Ein paar Beispiele:

    Frauenkirche DD: ist Paradebeispiel einer "steingewordenen Idee". Überzeugende Reko. Angemessene Würdigung des "durch die Zeitläufte gewordenen" durch das Konzept der unterschiedlichen Steinfarbe.

    Stadtschloss Potsdam: Dass Herr Kulka die leichten Asymmetrien beseitigt hat, finde ich konzeptionell in Ordnung. Knobelsdorff hätte das auch gemacht, wenn er gekonnt hätte ... die Asymmetrien beruhen auf dem Altbau, den Knobi integrieren musste. Wenn dafür alte Steine "begradigt" wurden, ist das natürlich nicht ok! Denn da hätte man das originale, durch die Zeitläufe gewordene erhalten können und müssen. (Das bezieht sich wohlgemerkt nicht auf die gröberen Stauchungen zB Innenhof, das ist ein anderes Thema.)

    Altstadt Nürnberg: Die Stärke ist das historische städtebauliche Konzept, nicht die einzelnen Bauten. Das kann man sehr gut mit Neubauten wiederherstellen, die aber noch viel mehr als bisher den alten städtbaulichen Richtlinien entsprechen sollten.

    Und eben [lexicon='Leipzig'][/lexicon]: Konzeptionell gut, da es das "durch die Zeitläufte gewordene" angemessen reflektiert; an "historischer Idee" gäbe es nicht viel herausragendes zu rekonstruieren. Über die Qualität der Umsetzung bin ich mir noch unsicher.

    Soweit erstmal genug dergleichen für diesen Strang. Mehr gerne in anderen Strängen.

  • Maßwerk:

    Eigentlich finde ich deine Überlegungen ja durchaus interessant und in die richtige Richtung gehend. Dieser Aussage kann ich etwa nur zustimmen:


    Ich denke vor allem, das das Gesamtkonzept einer Reko stimmen muss. Das "durch die Zeitläufte gewordene" ("Aura", schiefe Fenster, Abnutzung, Umbauten, Zerstörungs- und Nutzungsspuren) kann man mE nicht überzeugend rekonstruieren.

    (wobei ich allerdings bei den Umbauten nicht unbedingt mitgehen würde, denn die lassen sich bei hinreichender Dokumentation schon "mitrekonstruieren").

    Dann habe ich aber auch immer wieder Schwierigkeiten mit deinem Ansatz, weil er mir trotz tendenziell richtiger Grundideen noch zu sehr von einer einseitigen Betonung "des Konzepts" bzw."der Idee" geprägt zu sein, und daraus folgend von einer Dichotomie von "Konzept"/"Idee" und materieller Ausführung.

    Nehmen wir das Beispiel Nürnberg:


    Altstadt Nürnberg: Die Stärke ist das historische städtebauliche Konzept, nicht die einzelnen Bauten. Das kann man sehr gut mit Neubauten wiederherstellen, die aber noch viel mehr als bisher den alten städtbaulichen Richtlinien entsprechen sollten.

    An dieser Aussage sieht man m.E. sehr gut deine einseitge Betonung des gewissermaßen überzeitlichen "Konzepts" und wohin sie führt. Natürlich ist für dasjenige, was das spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Nürnberg ausmachte das wichtig, was du das "städtebauliche Konzept" nennst.
    Allerdings muss man selbst da schon sagen, dass es in der Hinsicht keinen einheitlichen "Masterplan" gab, sondern dieses "Konzept", wenn man es denn so nennen will, sich einfach aus den Bauvorschriften der Reichsstadt herauskristallisiert hat, hinter denen keineswegs immer dieselbe "Idee" stand.

    Das alles zugestanden, ist es aber immer noch nicht alleine das "städtebauliche Konzept", was das alte Nürnberg bis zu seiner sinnlosen Zerstörung am 2. Januar 1945 ausmachte. Sondern eben auch die Gestaltung der einzelnen Bauten, in denen sich jeweils auch der Geist ihrer Zeit, die Topographie der Stadt, die zur Verfügung stehenden Bautechniken und -materialien, die Gestaltungsideen der Region etc. niedergeschlagen haben.
    Das sieht man immer sehr schön an den Ausführungen von Riegel über das Nürnberger Fachwerk. Wie jeweils das Fachwerk ausgeführt wurde, gehört eben auch zu dem, was Nürnberg ausmachte. Dementsprechend kann man auch das, was Nürnberg ausmacht, gerade nicht wiedergewinnen, indem man Neubauten errichtet, die sich in ein - übrigens erst nachträglich identifiziertes - "städtebauliches Konzept" einpassen, sondern nur, indem man die zerstörten Bauten so weit eben möglich rekonstruiert.

  • Neuigkeiten vom Paulinum: Das Positive ist, dass die Kanzel der alten Paulinerkirche rekonstruiert wird, aber vorerst nicht eingebaut wird.


    Zitat

    Universitätssprecher Carsten Heckmann bestätigte auf Anfrage, dass nicht klar ist, wann und wo die Kanzel angebaut wird. In den ursprünglichen Entwürfen sei sie nicht enthalten gewesen; jetzt werde versucht, dies zu korrigieren, sagte er. "Aber die Kanzel muss erst noch rekonstruiert werden", so Heckmann. Deshalb sei ausgeschlossen, dass sie zum Uni-Geburtstag am 2. Dezember 2014 in dem Aula-Kirchen-Bau hängen wird. Dies sei nicht zu schaffen.

    Gleichzeitig teilte Heckmann mit, dass in der Uni entschieden wurde, die Kanzel zu rekonstruieren. Uni-Rektorin Beate Schücking unterstrich gestern, dass die Kanzel auf jeden Fall zurückkehren soll. "Zurzeit arbeiten wir daran, dass zum Uni-Geburtstag 2014 die Inneneinrichtung des Andachtsraums komplett ist", erklärte sie. "Das heißt, die Epitaphien sollen angebracht und der Pauliner-Altar aufgestellt sein. Es wird sicher ein besonderer Moment, wenn der Altar aus der Thomaskirche überführt wird."


    http://www.lvz-online.de/leipzig/cityne…s-a-175980.html

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG berichtet, dass am 24. Dezember 2014 die erste Universitäts-Christvesper im neuen Paulinum/ der Universitätskirche abgehalten werden soll. Der Universitätsprediger Peter Zimmermann will die "schönste Musik in einer Christvesper in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]" bieten. Die Wiedereinweihung der Universitätskirche ist für den 7.Dezember 2014 geplant. Gottesdienste sollen danach regelmäßig stattfinden.

    Für den 24. Juni 2014 ist die Grundsteinlegung für den Altar geplant. Dieser befindet sich gegenwärtig in der Thomaskirche zu [lexicon='Leipzig'][/lexicon].


    Thomaskirche Leipzig 04 [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], von Mar del Sur (Eigenes Werk), vom Wikimedia Commons

  • Der Innenausbau des Paulinums kommt voran. Probleme hat man auf der Baustelle im Moment mit den Glassäulen. Man hofft aber bis Dezember 2014 fertig zu werden.

    VIDEO


    Wie HIER -in einem recht umfangreichen Artikel- zu lesen ist, gibt es doch noch weitere Probleme. Um die geretteten Epitaphien aufstellen zu können, fehlen noch 450.000 Euro. Auch was mit der geretteten, aber in einem beklagenswerten Zustand befindlichen Kanzel geschieht, ist noch völlig offen. Für die Kunstwerke hat der Bauherr, der Freistaat Sachsen, kein Geld vorgesehen.


    Innenansicht Paulinum

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer (27. Januar 2014 um 20:08)

  • @ stahlbauer

    vielen Dank für deine immer aktuellen Infos aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Ich bin über die Innenraumgestaltung doch positiv überrascht. Ich hatte nach dem ganzen Streit doch ein deutlich moderneres Inneres erwartet. Darum bin ich umso erfreuter, dass es jetzt doch Stuckdecken und co. gibt. Bei den Glassäulen bin ich auch mal gespannt. Ich hoffe nur, dass es am Ende aber keine Orgie in Weiß und Glas gibt, so dass man sich am Ende wie in dem berühmten Eishotel fühlt. Insgesamt aber eine sehr positive Entwicklung.

    APH - am Puls der Zeit

  • Leider muß ich auch hier intervenieren.

    Stuckdecken und Lichtsäulen in einer "Betonkiste" ...

    Die Gier (nach fließenden Steuergeldern für ein Jubiläum) und die organisierte Vertuschung von Verbrechen (an der Universität [lexicon='Leipzig'][/lexicon] in zwei Diktaturen) vereinigten sich zu dem, was bereits mit deren Plänen zum Scheitern verurteilt war.

    Im Detail nachzulesen und mit Beispielen versehen unter WIKI "[lexicon='Leipzig'][/lexicon] - Diktaturfolgen" - Kapitel 11 sowie 12 "Paulügium".

    Rückfragen und Ergänzungen sind jederzeit möglich.

  • @Dr. Mises

    Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich hatte bis zu Deinem Beitrag keine Ahnung, dass es in unserem Forum dieses grandiose Nachschlag- bzw. lesewerk namens Wiki gibt?! Ich habe mir jetzt den ganzen Text zum "Paulügium" durchgelesen und bin noch entsetzter, wie ich es vorher ohnedies schon war:

    https://www.stadtbild-deutschland.org/forum/index.ph…xiconItem&id=98

    Mir persönlich sagt dieser neue Scherbenhaufen am Augustusplatz nicht wirklich zu und auch wenn es momentan noch lange nicht danach aussieht, hoffe ich inständig, dass nach Demolierug dieses Pseudozwitters vielleicht doch noch eine Rekonstruktion der alten Paulinerkirche möglich ist. Jahrhunderte deutscher Geistes- und Kulturgeschichte werden ja hoffentlich doch noch über die dunkelsten Jahrzehnte, die bei uns in Mitteleuropa leider erst 1989 zu Ende gingen, triumphieren.

  • Also ich finde das Ensemble Königshaus, Krochhochhaus und Oper funktioniert im ganzen ziemlich gut. Das Europahaus wirkt, wenn man auf den Augustus von der Goethestraße aus betritt super mit dem Hintergrund des Rigcafes. Und nächtlich illuminiert funktioniert sogar das Gewandhaus mit dem Mendelsohnbrunnen, obwohl es leider Tagsüber doch etwas hässlich aussieht, muss ich zugeben. Der Uniriese verleiht dem August ziemlich urbanes flair finde ich. Die Ostseite ist leider eine ziemliche Katastrophe. Größter Schwachpunkt am Paulinum (und am MDR Konzertsaal) sind meines Erachtens die kühle grau-blaue Farbgebung. Sandstein oder ähnliches hätten den Platz an dieser Stelle, auch mit der eigentümlichen persiflierenden Formeninterpretation des Paulinums wirklich gut abgerundet und zumindest Nachts vom Europahaus über das Gewandhaus bis hin zur Oper ein wirklich schönes Ensemble abgegeben. So wirkt das Paulinum wie ein Fremdkörper der sich einzig auf den Uniriesen bezieht.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (9. März 2014 um 20:41)

  • Bezog sich auf einen entfernten Beitrag. (Moderation)

    Das "Paulinum" ist als moderne gotisierende Raumfassung ausgesprochen gelungen. Um so trauriger ist die grauenhafte Fassade zum Augustusplatz. Hätte man sich hier auch zu einer im besten Falle originalen Reko zumindest der Kirchenfassade durchringen können, wäre mir das gesamte Uni-Projekt nicht derart vergällt. Ich finde den Neubau in seiner kitschigen Postmoderne einfach schauderhaft.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Immer wieder dieses Gejammer auf hohem Niveau, wenn das Kind schon längst in den Brunnen gefallen ist. Das bringt doch nichts :augenrollen:.

    Ich finde die Kirche und das Augusteum durchaus gelungen. Sie sind keine langweiligen Rasterkästen, sie nehmen die Form/Konturen der Vorgängerbauten auf, die Fenster des Paulinums lassen sogar erkennen, dass hier mal eine Kirche stand. Finde es die Farbgebung nur etwas dunkel. Aber immerhin unterscheidet es sich somit von den "normalen" Bauten mit simpler Sandsteinfassade.

    Und wenn man das Bild von Stahlbauer der Moritzkirche und auch andere Kirchenräume mit den Links zum Paulinum weiter oben, ebenfalls von Stahlbauer, vergleicht, kann man wohl kaum meckern. Ja, es ist steril, aber nachstreichen kann man notfalls immer noch irgendwann. Einfacher, als das Gewölbe nachträglich zu rekonstruieren.

  • Ich finde die Kirche und das Augusteum durchaus gelungen. Sie sind keine langweiligen Rasterkästen, sie nehmen die Form/Konturen der Vorgängerbauten auf, die Fenster des Paulinums lassen sogar erkennen, dass hier mal eine Kirche stand.

    Das hat doch nichts mit Gejammer zu tun, sondern ist eine Meinungsäußerung. Ich finde es halt in Form und Farbe einfach entsetzlich, als hätte ein begabtes Kind in Kubismus dilletiert. In diesem Falle hätte ich fast eine "Rasterfassade" vorgezogen, weil dieser Kitsch in 10 Jahren so modern und zeitlos sein wird wie der ganze postmoderne Klimbim, der heute schon wieder überall verschwindet, weil er den Mief der Achtziger geradezu ausdünstet.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Zitat:

    Zitat

    Doch die Uni sträubt sich, möchte den Kirchenraum lieber als Aula nutzen - und die Kanzel ins Musikinstrumenten-Museum abschieben. Außerdem würde das alte Holzding doch gar nicht in den modernen Kirchenbau mit seinen Glassäulen passen, heißt es hinter vorgehaltener Hand.

    Was soll das denn, bitte? Selbstverständlich gehört dieses Element der Ausstattung wieder an seinen Ursprungsort. Und gerade die Modernisten setzen doch immer so auf "Kontraste", wenn es darum geht, das Umfeld von Altbauten zu verschandeln. Dieser Kontrast würde das Innere nun wirklich aufwerten und ihm einen Blickfang geben.