hallo zusammen!
natürlich wird die bebauung entlang der grimmaischen und universitätsstrasse banal. architektur ist nun mal nicht so frei wie beispielsweise malerei, bei der man den urheber bei nichtgefallen fragen kann, warum er nicht einfach etwas völlig anderes gemalt hat. hier muss man schon mal näher nachhaken, wie es dazu kam:
seitens des freistaats sachsen als geldgeber gab es für den wettbewerb rigide vorgaben. der hörsaaltrakt, das seminar- und das rektoratsgebäude sollten erhalten bleiben, die nutzfläche sollte erheblich vergrössert werden, alles soll 2009 fertig sein und die gesamtkosten für abrisse, sanierungen und neubauten durften 140 mio euro nicht übersteigen. (zum vergleich: der karstadt-umbau hat über 200 mio gekostet.) bei solchen vorgaben war an rekonstruktionen zu keiner zeit zu denken. entsprechend dürftig fielen auch durchweg die über 100 wettbewerbsbeiträge aus, man vergab nicht mal einen ersten preis. behet & bonzio bekamen den zweiten preis vor allem deshalb zugesprochen, weil ihre neugliederung des uni-komplexes einen reibungslosen bauablauf ermöglicht.
um wenigstens am augustusplatz doch noch gewerbepark-ästhetik zu vermeiden, initiierte man kurzerhand noch einen zweistufigen einladungswettbewerb für diese fläche und erhöhte das budget. aus ihm ging van eggerat mit 9 von 12 stimmen als klarer sieger hervor.
kurz zusammengefasst: van eggerat (oder ähnliche entwürfe) wären beim ersten wettbewerb wegen überschreitung der kosten und der aufgabenstellung (abriss des rektoratsgebäudes) ausgeschieden. architektur ensteht halt immer unter konkreten vorgaben.
das gilt auch für die paulinerkirchenaula. selbst wenn man 25 mio spendengelder herbeifantasiert (woher?), wäre dann eine kirche entstanden (wofür?). gefordert waren aber eine aula und nutzfläche (im dachaufbau untergebracht). bei diesen - bei einer kirchen-reko notwendigen - zusatzkosten finden auch die rechenkünste von dr. mises ihr logisches ende. wir leben nun mal unter einer sparsamen regierung in geldknapper zeit.
in hinblick darauf wird am augustusplatz dennoch höchst beachtliches geschaffen. für die anderen gebäude gilt der schwache trost, dass sie immerhin eine verbesserung der jetzigen situation darstellen. und weil sich gerade durch sie die grimmaische strasse auf ihre ursprüngliche breite von 12 metern verengt, wird deren banalität zum glück auch nicht so ins auge fallen, wie es die grafik im beitrag von spacecowboy suggeriert...