Neubau des Hauptgebäudes der Uni Leipzig

  • Wir werden mit den Universitätsneubauten die nächsten Jahrzehnte leben müssen. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ist keine traditionelle Touristenstadt. Dies erklärt vielleicht, warum kaum pompösen Gebäude gebaut werden. Vermisst werden die vor Ort eigentlich auch nicht. Eine Reihe von Bauten der letzten Jahre, die öffentlich genutzt werden, wurden ganz bewusst ohne äußeren Schnickschnack gebaut (Bildermuseum, Trinitatiskirche). Die Gebäude sollen genutzt werden, sich äußerlich zurücknehmen und nicht von Touristen fotografiert werden, meinten die Bauherren.

    Das Paulinum wird sicher die Kultur in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] bereichern. In der traditionsreichen Musikstadt entsteht ein neuer Ort der musikalischen Erbauung. Neben der Hauptorgel, ein Instrument der Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH, wird eine weitere, kleinere Orgel, eine Schwalbennestorgel der Metzler Orgelbau AG aus Dietikon bei Zürich die Musiklandschaft bereichern.


    Quelle: dpa -Leipziger Volkszeitung



    Quelle: http://www.metzler-orgelbau.ch/index.html



    Quelle: BILD Leipzig

    2 Mal editiert, zuletzt von Stahlbauer (27. Februar 2015 um 19:26) aus folgendem Grund: Genauer formuliert.

  • Stahlbauer

    Ich schätze deine Beiträge und Galerien sehr aber ich verstehe deine wiederholt geäußerte Behauptung, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] sei keine Touristenstadt, nicht. Laut Handelsblatt war [lexicon='Leipzig'][/lexicon] bereits 2013 unter der Top 20 der deutschen "Touristenmagneten" vor Städten wie z.B. Bremen, Hannover und Nürnberg auf Platz 9 und heute wurden für 2014 neue Rekordzahlen vermeldet. Ich vermute du beziehst deine Aussage darauf, dass man nach [lexicon='Leipzig'][/lexicon] eher wegen Kongressen und der (Kultur) Szene fährt und weniger wegen herausragenden Sehenswürdigkeiten?

    http://www.handelsblatt.com/panorama/aus-a…en/9642972.html

  • Lipsia_per_sempre

    Die folgenden Ausführungen betreffen zwar nicht die Universität [lexicon='Leipzig'][/lexicon], ich poste sie aber trotzdem hier, um den Zusammenhang bestehen zu lassen.

    Sicher hatte [lexicon='Leipzig'][/lexicon] auch früher schon Gäste angezogen, aber doch eher Menschen, die aus geschäftlichen Gründen nach [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gekommen sind. Als touristisches Ziel ist [lexicon='Leipzig'][/lexicon] früher nicht aufgefallen. Hans-Jürgen Ketzer hat in seinem Artikel "Die Geburt der Landschaft aus dem Geiste der Umweltzerstörung" einige Gründe zusammengefasst:


    Zitat

    „Ich habe noch niemals Lobpreisungen dieses Erdstrichs gelesen. Getadelt wird er eigentlich auch nicht. In landschaftlicher Hinsicht ist ihm das Schlimmste widerfahren: man spricht überhaupt nicht von ihm." (Bräutigam, 1905, 261) ...
    1905 schrieb Bräutigam das seinerzeit verbreitete Urteil über diese Gegend nieder und fand auch einleuchtende Gründe für die weitgehende Ignoranz ihr gegenüber. „Da fehlen", führte er aus, „die großen heroischen Linien in der Zeichnung der Landschaft, wilde Ursprünglichkeiten, grandiose Einsamkeiten und überraschende Fernblicke. Dafür Fleiß und Ordnung rings umher. Keine Scholle meilenweit unangebaut. Alles von unverdrossener Arbeit, emsiger Betriebsamkeit geregelt und verschönt. Selbst der den Horizont umsäumende Wald zeigt schon von Ferne, daß hier Jahrhunderte alte Kultur die wuchernde Natur in Ordnung hält." (Bräutigam, 1905, 264)

    Bräutigam stand mit seiner Auffassung damals bei weitem nicht allein. So schrieben Buschick und Ulbricht wenige Jahre später: „Die Leipziger Bucht als Landschaft darzustellen, ist eigentlich ein Wagnis. [...] Unserer Landschaft fehlen die großen Züge. Kein großer Strom durchrauscht sie, sie hat keine beherrschenden Höhen aufzuweisen, ihr Antlitz trägt einförmige Züge." (Buschick/Ulbricht, 1909, 84).
    ...
    Im Vorwort des 1924 publizierten Bandes „Rund um [lexicon='Leipzig'][/lexicon]" beschrieb Krause [Leipziger Gymnasiallehrer] das Anliegen seines Publikationsvorhabens dahingehend, daß es bei den hier lebenden Menschen in besonderer Weise darum gehen müsse „die Liebe zur Heimat [zu] fördern und [zu] pflegen. Das Einerlei der Ebenen von [lexicon='Leipzig'][/lexicon]", so setzte er ergänzend hinzu, scheine, „zunächst nicht dazu angetan. Lieben kann seine Heimat aber erst, wer sie kennt." Deshalb sein Fazit: „Es gilt, die Landschaft im kleinen zu erarbeiten." (Krause, 1924, 4)


    Quelle: Dr. Hans-Jürgen Ketzer


    Dabei ist man in den letzten 25 Jahren eher mit großen Schritten vorangekommen. Wie sich die Entwicklung im Leipziger Neuseenland auf die Entwicklung der Stadt [lexicon='Leipzig'][/lexicon] auswirken wird, werden wir sehen. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat mit dem Leipziger Neuseenland heute ein völlig anderes Umfeld als vor 25 Jahren. Die stadtnahen Seen haben mehr als eine Million, BELANTIS 500.000 Besucher im Jahr. Inzwischen hat sich - früher unvorstellbar- die Fahrgast-Schifffahrt etabliert.

    Aber auch die Entwicklung in der Innenstadt Leipzigs war rasant. Dieses VIDEO (Vorsicht! Schlechte Qualität.) ist nur wenige Jahre alt. Inzwischen ist der Handelhof fertig, Kretschmanns Hof gleichfalls, allerdings ohne Passage zum gleichfalls fertiggestelltem Hôtel de Pologne. Oelssners Hof wird demnächst eröffnet. Schon heute sind Nikolaistraße und Hainstraße wieder stark frequentiert. Kein Vergleich zu 2013 .

  • Klaro, landschaftlich kann man es verstehen. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] liegt halt in der Tieflandsbucht und außer dem Auenwald gab es keine reizvolle Landschaft. Das man es ausgerechnet dem Kohlebergbau zu verdanken hat, dass man nun mit dem Rad aus dem Wald kommend am Strand liegen kann, ist wohl Ironie der Geschichte.

    Zum Thema: Ich empfinde das neue Hauptgebäude der Uni als absolut gelungene moderne Architektur. Bei der Aula/Kirche stört mich hingegen das Glasdach, da bin ich ursprünglich von Stein ausgegangen und natürlich diese furchtbaren Stummelsäulen im Inneren.

  • Es hätte auch anders, schlimmer kommen können. Ein paar Klötze standen auch zur Auswahl.

    Bemängelt wird häufig, dass in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] nicht genug rekonstruiert wird. Einige schöne Rekonstruktionen, wie die Universitätsbibliothek Albertina, die Alte Börse, die Waage am Mark, das Alte Rathaus gibt es schon. Die Sprengung der Paulinerkirche usw. war kulturloser Frevel.

    Kann man aber erwarten, dass in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ein gutes Klima für Rekonstruktionen herrscht? Eher nicht. Zum einen gibt es noch immer ausgedehnte Gebiete mit guter Architektur des Historismus. Viel entscheidender dürfte aber sein, dass in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] praktisch in allen Bereichen neu angefangen werden musste. Praktisch die gesamte Industrie ist weggebrochen. Messe, Verlagswesen, polygraphische Industrie und das Rauchwarenwewerbe sind nur noch in Resten oder gar nicht mehr vorhanden. Bis 1961 war die Leipziger Universität die einzige in Sachsen. Heute gibt es fünf Universitäten in Sachsen.

    Woran hätte man in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] anknüpfen können? Erstaunlicherweise hat man oft völlig neue Nutzungen und Lösungen gefunden. Alle Innenstadtmessepaläste werden heute neu genutzt. Oft waren es Unternehmer aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon], die diese Projekte entwickelt haben. Somit gibt es heute eine belebte Innenstadt, aber keine kuschlige Fachwerkaltstadt.

    Da passt der heutige Augustusplatz zu [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Alles etwas schräg.

    Den größten Einfluss auf die Zukunft Leipzigs dürften aber die neuen Landschaften um [lexicon='Leipzig'][/lexicon] haben.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer (1. März 2015 um 20:49)

  • Da gab es leider genügend Kräfte die gegen einen Wiederaufbau so was von Sturm gelaufen sind.... Ich erinnere mich mit Grausen an so manche Diskussion in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Insofern ist es einerseits Schade, aber anderseits muss man wohl von Glück reden, dass man wenigstens diesen Raum in dieser Form wieder bekommt. Freuen tue ich mich auf den Tag, wenn man vor Ort die alten Ausstattungsstücke wieder bewundern kann.


    Das sehe ich anders. Besser wäre es gewesen, wenn gar nichts gebaut worden wäre. Dann hätten spätere Generationen eventuell die Möglichkeit gehabt, eines Tages (wenn die von Dir genannten nichtsnutzigen Kräfte den Weg alles irdischen gegangen sind) doch noch die historische Kirche zu rekonstruieren. So wie das in Magdeburg mit der Ulrichskirche zumindest theoretisch noch möglich ist, da die Fläche frei ist und wohl auch bleibt.

    Aber da man in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] nun dieses Glas-Beton-Gebilde an die ursprüngliche Stelle gesetzt hat, das die Paulinerkirche teilweise baulich nachäfft, hat man - Jahrzehnte nach der Sprengung - nunmehr endgültig Fakten geschaffen, die einen Wiederaufbau der Kirche unmöglich gemacht haben, denn niemand wird auf die Idee kommen, diesen neuen Bau irgendwann in Frage zu stellen. Da hätte selbst die Dresdner Sophienkirche noch bessere Chancen. Ich finde es nach wie vor grauenhaft, dass solche Menschen, die nicht nur die Kulturbarbarei veranlasst und geduldet haben, sondern viele Jahre später - in der nächsten Generation - jetzt auch noch die Wiedergutmachung mit aller Kraft verhindert haben, von Steuergeldern bezahlt werden. Was ist das eigentlich für eine kulturlose SED-Universität?

  • Schloßgespenst - naja, das geht an der realen Wirklichkeit leider zu 100% vorbei. Die Fläche der ehemaligen Universitätskirche war zu 100% von den realsozialistischen Universitätsbauten überbaut. Es sollte zur 600 Jahrfeier eine neue moderne Aula anstelle der DDR-Bauten entstehen. Der Entwurf war von Behet + Bondzio (2002). Laut Wikipedia/Paulinerkirche wurde zwar 2003 vorgeschlagen die erst 2007 durch Abriss neu gewonnene Fläche frei zu lassen und die Universität mit anderen Flächen zu entschädigen. Die Landesregierung konnte sich laut Wikipedia sogar vorübergehend vorstellen, der kath. Kirche die Fläche für den benötigten Kirchenbau zu überlassen. Dies führte aus Protest zum Rücktritt des Rektors und der Prorektoren ... Daraufhin einigte man sich als Kompromiss 2004 auf einen neuen Wettbewerb für die Platzfront zum Augustusplatz und das Paulinum, welchen Egeraat gewann. Das Ergebnis ist ja allen hier bekannt.

    Wie man sieht, war mit der Universität als Grundstückseigentümer ein originaler Wiederaufbau weder heute noch für künftige Generationen verhandelbar.

    beste Grüße

    Andreas

    der ursprüngliche Entwurf bei Baunetz von Behet + Bondzio

  • Was soll denn so ein Satz wie

    Zitat

    naja, das geht an der realen Wirklichkeit leider zu 100% vorbei

    wenn Du mir dann danach gar nicht widersprichst und nichts von meinen Kommentaren widerlegst?

    Von der Uni, die eine Rekonstruktion verhindert hat, sprach auch ich, und dass an der Stelle vor gut 10 Jahren noch DDR-Bauten standen, ist - Du wirst es nicht glauben - natürlich auch mir bekannt. Und deshalb kann ich diesem Paulinum rein gar nichts abgewinnen - weil man (sanierte) DDR-Bauten schon eher hätte loswerden können als diesen Neubau. Da werden jetzt in den nächsten 100 Jahren die Leute sagen "das ist doch so eine Art Paulinerkirche, ist doch so ähnlich". Insofern war der Bau ein perfider Plan derjenigen Leute, die ein für allemal das Thema Paulinerkirche vom Tisch haben wollen.

  • Wenn du den Leuten einen perfiden Plan unterstellen willst bitte, kein Problem. Die Wirklichkeit 2004 sah aber nun mal so aus, dass die Universität drauf und dran war, den von mir verlinkten Entwurf zu bauen und nur mit viel Mühe und Diplomatie dieser zweite Wettbewerb in die Wege geleitet werden konnte. Wenn Du den Leuten, die damals für diesen Kompromiss in ihrer Freizeit gekämpft und gestritten haben, um eben nicht diese Behet-Bonzio-Architektur zu bekommen einen perfiden Plan unterstellen willst, ist es Deine Sache. Wenn es diese Leute mit ihrem Tun damals nicht gegeben hätte, würde jetzt dieser Entwurf schon längst gebaute Realität sein. Würden viele in der Uni [lexicon='Leipzig'][/lexicon] besser gefunden haben, als diese Dauerbaustelle mit zusätzlichen Kosten. Das ist leider die Wirklichkeit. Ein anderer Weg hatte unter den gegebenen Umständen aus meiner Sicht leider nie eine Chance! Allerdings verstehe ich Deinen Frust. Es ist und bleibt etwas "Halbes". Die einen freut es, die anderen von beiden Seiten ärgert es. Kann mich noch gut an aufgebrachte Leipziger Intellektuelle älteren Semesters erinnern, die mich in Grund und Boden diskutieren wollten, wie man diesen Ort eine Kirche nennen könne - dies sei eine Aula und Basta! Wie gesagt - man muss das Ergebnis nicht toll finden. Akzeptiere ich und kann die Gedankengänge nachvollziehen. Für mich ist es halt besser, als "nüscht". Ich bitte auch dies zu akzeptieren. Dass ich angesichts der realisierten Details nun nicht gerade vor Freude hüpf, bitte ich mir zu glauben. Besonderes Geschmäckle hatte für mich noch, dass ich für mein kostenfrei geliefertes 3D-Modell des Gewölbes vom federführenden Büro niemals ein Dankeschön erhielt und man dann die Nähte in den Visualisierungen zwischen dem einen und dem anderen Modell nach meinem Geschmack gut erkennen konnte. Ist für mich eine besonders "freudige" Erinnerung an meinen damaligen Leipziger Auftrag.

    Naja - mit Vernunft wäre mehr rauszuholen gewesen, gebe ich Dir ja Recht - aber leider hatte auch dort dieses flüchtige Wesen nie eine reale Chance.

    Beste Grüße

    Andreas

  • Wenn Du den Leuten, die damals für diesen Kompromiss in ihrer Freizeit gekämpft und gestritten haben, um eben nicht diese Behet-Bonzio-Architektur zu bekommen einen perfiden Plan unterstellen willst, ist es Deine Sache.


    Um Gottes Willen - die Leute, die um diesen Kompromiss gekämpft haben, meine ich doch gar nicht! Ich meinte diejenigen Entscheidungsträger der Uni, die sich gegen eine Reko verwahrt haben (wohl weil sie die Sprengung der alten Kirche richtig fanden), die am liebsten etwas noch moderneres gehabt hätten und letztendlich sich mit den oben genannten Leuten auf das heutige Paulinum einigten, weil sie - so meine Vermutung - ahnten, dass damit am ehesten Ruhe ist. Die Leute, die wenigstens einen Teilerfolg erzielen wollten, haben, obwohl mit guten Absichten handelnd, leider der historischen Kirche einen Bärendienst erwiesen und den Gegnern in die Hände gespielt. Auch wenn sie vielleicht ohnehin nie wiederaufgebaut worden wäre; wir werden es nie erfahren.

    Zitat

    Kann mich noch gut an aufgebrachte Leipziger Intellektuelle älteren Semesters erinnern, die mich in Grund und Boden diskutieren wollten, wie man diesen Ort eine Kirche nennen könne - dies sei eine Aula und Basta!


    Woher kommt eigentlich der geballte Hass auf die Kirche? Zub DDR-Zeiten wurden ja viele angebliche bauliche Zeugnisse des preußischen Militarismus beseitigt; die Potsdamer Garnisonkirche liefert durch ihre Geschichte den Gegnern noch immer Material. Aber was hat die Paulinerkirche eigentlich verbrochen? Nur weil man Atheist ist, muss man doch nicht erst ein wertvolles Bauwerk in die Luft jagen und Jahrzehnte später dann noch einen Wiederaufbau mit aller Kraft verhindern. Eine nicht gesprengte oder rekonstruierte Kirche hätte ja auch im Innern komplett zweckentfremdet werden können, wie es in vielen anderen früheren Gotteshäusern geschehen ist. Warum nur wurde diese eine Kirche gleich zweimal so hartnäckig bekämpft?

    Genauso könnte man die Frage bezüglich des Augusteums stellen (hier eine Farbaufnahme des bis zur Sprengung hervorragend erhaltenen Gebäudes). In [lexicon='Leipzig'][/lexicon] sind ja sehr viele Großbauten aus früherer Zeit erhalten und oft sogar wiederaufgebaut worden. Warum musste gerade dieses Gebäude weg?

  • Manchmal vergessen wir hier, dass viele Menschen keine besondere Beziehung zur Architektur haben. Denen sind andere Dinge wesentlich wichtiger. Wie soll denen eine Rekonstruktion einer alten Kirche vermittelt werden, wenn noch nicht einmal klar ist, welcher der vielen Bauzustände aus der Geschichte der Paulinerkirche eigentlich wieder hergestellt werden soll?

    Dann gab es noch die Machtfrage. Ein Verein, der nicht zur Universität gehört, nimmt Einfluss auf die Zukunft der Universität [lexicon='Leipzig'][/lexicon]? Wo ist da der Unterschied zu Ulbrichts reingerede?

    Arnold Bartetzky fragt in seinem neuén Buch "Die gerettete Stadt" , warum es in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] niemals einen breiten gesellschaftlichen Rückhalt für den Wiederaufbau von Paullinerkirche und Augusteum gegeben hat und kommt zu folgendem Schluß:

    Zitat

    "Einer dieser Gründe war leider der Paulinerverein selbst. Trotz hehrer Motive bei ihrer Gründung hatte die Bürgerinitiative ganz im Gegensatz zur Dresdner Bewegung für die Frauenkirche nicht verstanden, das Projekt mit einer zukunftweisenden Versöhnungsbotschaft zu verbinden. Im Gegenteil: Mit aggressiver Rhetorik und häufigen Verunglimpfungen Andersdenkender vertieften Vertreter des Paulinervereins immer wieder die Gräben, statt Brücken zu bauen. Leider haben einige seiner Unterstützer bis heute nichts aus dieser Erfahrung gelernt."


    Der Universitätsprediger der Universität [lexicon='Leipzig'][/lexicon] Peter Zimmermann wird im Gewandhausmagzin zitiert. Der Professor für Praktische Theologie spricht von einem weltanschaulichen Kampf. Aber er wisse auch, dass viele derjenigen, die an der Karl-Marx-Universität studiert haben, noch eine Verbindung zur Paulinerkirche haben. Dagegen hätten die heutigen Studierenden kein großes Interesse an diesem Streit, auch nicht die Theologiestudenten.

    Vereinfachungen und klare Feindbilder mögen einfach sein, die Wirklichkeit ist es nicht. An der Karl-Marx-Universität [lexicon='Leipzig'][/lexicon] wurden Theologen ausgebildet. Der Thomanerchor der Thomaskirche ist ein Chor in der Trägerschaft der Stadt [lexicon='Leipzig'][/lexicon] und war es auch in braunen und in roten Zeiten.

  • Wo ist da der Unterschied zu Ulbrichts reingerede?


    Das war kein Reingerede, sondern ein Sprengbefehl. Und die Kirche musste damals weg, weil der Staat an diesem Platz eine kommunistische Vorzeige-Uni errichten wollte, wo Tradition, Christentum und damit überlieferte und als revanchistisch betrachtete Werte keinen Raum mehr haben sollten. Warum man sich dann so vehement gegen den Wiederaufbau und eine Korrektur dieses Verbrechens stemmte, hängt wohl damit zu tun, daß die linken und antiklerikalen Überzeugungen in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] noch ziemlich stark waren bzw. sind. Es wurde ja seitens der Universitätsleitung auch lauthals eine angeblich drohende und aufgezwungene "Re-Christianisierung" in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] tatsächlich als Argument vorgebracht.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Der Münchner

    Zunächst noch einmal: Die Universität [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ist nicht [lexicon='Leipzig'][/lexicon].

    Wenn sich die Rektoren der Universität [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ( Häuser - aus Hessen stammend, Schücking aus Hessen stammend) für die Interessen der Universität einsetzen, halte ich das für völlig legitim. Deutschland ist eine Demokratie. In [lexicon='Leipzig'][/lexicon] bekennen sich nur ca. 16 % der Einwohner zur evangelischen oder römisch-katholischen Religionszugehörigkeit. Soll hier wieder eine Diktatur errichtet werden?

    Deine Thesen müsstest Du noch belegen.

    Der aus Düsseldorf stammende, von Köln nach Dresden berufene Bischof von Meißen-Dresden Heiner Koch wurde zu Sachsen und [lexicon='Leipzig'][/lexicon] im Gewandhaus-Magazin befragt und berichtet dort darüber, dass er, in den zwei Jahren seiner Amtszeit in Sachsen, bereits zwei Kirchenräume geweiht hat, die allerdings nicht an den Probstei-Neubau in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] herankommen und kommt zum Fazit: "Ich bin hier (in Sachsen) in einem Land, wo man aufbaut. Im Bistum Köln baut man ab."

    Nur wenige hundert Meter weiter wird demnächst das eindeutig als Kirche erkennbare Paulinum eröffnet.


    Gibt es eine weitere Stadt in Deutschland, in der aktuell im Zentrum zwei christliche Gotteshäuser NEU entstehen?

  • Der MDR aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat dieses VIDEO zum Neubau des Paulinums produziert. Zu sehen sind auch Innenaufnahmen aus der historischen Universitätskirche St. Pauli.

    Im Beitrag wird berichtet, dass der Bauherr noch immer keinen Lieferanten für die Säulenbeleuchtung gefunden hat. Man kann nur hoffen, dass dem MDR nicht alle Informationen vorgelegen haben. Den spätgotischen Altar hat man im Beitrag schließlich auch in einen neugotischen Altar umgedeutet.

  • Im Beitrag wird berichtet, dass der Bauherr noch immer keinen Lieferanten für die Säulenbeleuchtung gefunden hat. Man kann nur hoffen, dass dem MDR nicht alle Informationen vorgelegen haben. Den spätgotischen Altar hat man im Beitrag schließlich auch in einen neugotischen Altar umgedeutet.

    Ist das eigentlich der einzige Grund, warum das Paulinum nicht fertiggestellt werden kann? Kann man die Säulen nicht erstmal provisorisch verkleiden und das ganze dann ggf. später ergänzen? Das ist doch wirklich ärgerlich, das soetwas den Bau so unmaßstäblich verzögert...