Neubau des Hauptgebäudes der Uni Leipzig

  • In größten deutschsprachigen (aber bekanntermaßen inhaltlich auch ziemlich umstrittenen) Blog "Politically Incorrect" gibt es einen längeren Artikel zur Sprengung der Leipziger Universitätskirche von Dietrich Koch, dem Vorsitzenden von "Pro Universitätskirche e. V.":

    http://www.pi-news.net/2009/12/die-sprengung-der-leipziger-universitaetskirche/\r
    http://www.pi-news.net/2009/12/die-spre ... etskirche/

  • Die Verkleidung schreitet voran:

    Die Rückseite der Paulinerkirche/des Paulinums als Spiegelung im Seminargebäude:

    Inzwischen wurde auch die Gasse zwischen Paulinum/Paulinerkirche sowie Neubau Insititutsgebäude und Café Felsche freigegeben, auch wenn sie wohl erst nach Fertigstellung des Hauptgebäudes gepflastert wird:

    Die Verbindung zwischen Seminargebäude und Paulinum ist dagegen noch nicht ausgebaut:

    Durchblick zum Augustusplatz:

    Auch wenn das ganze optisch nicht soo viel hermacht, ist der Effekt einer ruhigen schmalen Gasse doch sehr schön. Der Trubel der Grimmaischen oder des Augustusplatzes ist sofort verschwunden.

  • Das Gerüst des Paulinums ist für kurze Zeit entfernt worden. Es wird demnächst durch ein stabileres Gerüst ersetzt, woraufhin das Kirchen- und Rosettenfenster eingesetzt werden wird. In der zweiten Juniwoche, so war es woanders zu lesen, sollen die Gerüste am Augusteum fallen.

    Ein paar Bilder vom Sonntag

    Eigene Fotos

  • Hat man doch wieder zu Grau gegriffen - ich dachte, der Stein sollte einen edlen Grünton haben?

    Ansonsten bedient dieser kreative Ausreißer aus dem modernistischen Einheitsbrei erfolgreich die klaffende Lücke zwischen Reko, historisierendem oder untergeordnetem Anpassungsbau, Dekonstruktivismus und Monotonie-Kubus.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • ^ Wobei das Grau des neuen Campus im Kontext mit der historischen Nachbarbebauung heller ausfällt. Ein "edler Grünton" war nie ernsthaft vorgesehen. Sofern Grün überhaupt edel wirken kann, es hätte sich auch mit dem blau schimmernden Glas gebissen.

  • Also ich muss sagen, dass das Projekt sehr viel Licht, aber dennoch auch einige Schatten mit sich bringt.

    Positiv:

    - architektonisch sicherlich ein herausragender Bau der Moderne. Wenn sie immer solche Ergebnisse hervorgebracht hätte, würde heute viel weniger diskutiert.

    - insgesamt gefällt mir das Projekt also sehr. Allerdings habe ich einige kleine Kritikpunkte.

    Negativ:

    - Mir ist der graue Stein in seiner Optik zu betonähnlich. Aus der Ferne meint man manchmal, es handele sich um Sichtbeton. Da hätte ich mir vielleicht einen etwas anderen Farbton, entweder deutlich heller oder leicht beige gewünscht.

    - Der Gebäudeteil links neben der Kirche hat meiner Meinung nach einen zu großen Glasflächenanteil.

    - besonders stört mich aber dieses spiegelnde Glas, insbesondere am Dach der Kirche. Sieht fast aus wie bei der Deutschen Bank in Frankfurt. Da hätte ich mir einen matteren Ton gewünscht.
    Insgesamt wird das Projekt aber ein neues Wahrzeichen Leipzigs werden, da bin ich mir sicher.

    APH - am Puls der Zeit

  • Zitat von "spacecowboy"

    Ein "edler Grünton" war nie ernsthaft vorgesehen

    Ehrlich? Kannst Du vielleicht mal die alten Visualisierungen rauskramen - ich habe da noch recht deutlich Diskussionen um die grüne Farbe des Steins in Erinnerung. Und so viel blaues Glas sollte ja ursprünglich auch nicht kommen. Grün als abstrakte Farbe wirkt wohl eher nicht edel, der geplante Stein aber sollte doch irgendsowas besonderes aus Italien o.ä. sein - und diesbezüglich ließ ich das Attribut "edel" miteinfließen.

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  • Also ich kenne nur diese, wie ich finde nicht sehr aussagekräftige Visualisierung.

    @Wissen.de, die betonähnliche Optik ergibt sich irgendwie nur auf den herangezoomten Bildern, in Natura sieht es zweifelsfrei nach Naturstein aus. Der hohe Glasanteil am Augusteum gefällt mir im Moment auch nicht, aber auch da warte ich ab, bis die Gerüste im Juni fallen. Auch das Paulinum ist ja noch längst nicht fertig. Es wurde, wie oben schon geschrieben, zwischenzeitlich nur das Gerüst entfernt, um es durch ein stabileres zu ersetzen. Wenn der Campus fertig ist, aller Voraussicht nach erst im Dezember, wird sich die Front zum Augustusplatz noch einmal ganz anders präsentieren als jetzt im halbfertigen Zustand. Ich bin zudem auf die Verglasung des Kirchen- und Rosettenfensters gespannt.

  • @ spacecowboy

    weiß man eigentlich, wie die Kirchenfenster aussehen sollen? Wird es nur weißes oder auch buntes Glas geben? Sind eigentlich noch Teile der alten Kirchenfenster erhalten? Oder versucht man auch hier einen Mittelweg zwischen Moderne und Historie, ähnlich wie beim Kölner Dom?

    APH - am Puls der Zeit

  • @space: In Deinem Forum sogar: http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost.php?p=190546&postcount=134\r
    http://www.deutsches-architektur-forum. ... tcount=134 und Folgende!

    Zitat von "DAvE LE"

    Die Außenfassade der Paulinerkirche wird statt wie das nebenstehende Hauptgebäude mit einer grau-weißen Fassade verkleidet, sondern eine grüne bekommen.

    Zitat von "DaseBLN"

    Es gibt grünen Marmor und andere sehr edel aussehende grünliche Steinarten. Laut TV-Bereicht handelt es sich um so einen Fall, es ist von einem grünen granitähnlichen Stein aus Italien die Rede.


    Und hier die Visualisierung, die ich im Kopf hatte (stammte allerdings aus Dases Feder :D ) : http://i238.photobucket.com/albums/ff195/disco_sucks/pauliner.jpg\r
    i238.photobucket.com/albums/ff19 ... uliner.jpg

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  • ^ da ist die Fantasie mit mir durchgegangen. Ich vermute mal, dass es sich bei dem grünlichen italienischen Stein um die dunkelgrauen Partien an Café Felsche, am Augusteum und im Hofbereich handelt. Wenn man ein wenig die Augen zusammenkneift, kann man da einen leichten grünen Schimmer hineininterpretieren :D

    Den Glasanteil am Augusteum finde ich momentan auch ein wenig zu hoch, allerdings wird sich der Gesamteindruck wohl noch verändern, wenn erst die steinerne Dachpartie fertiggestellt ist.

    Was die Rosette und das große Stirnfenster betrifft, allen Informationen und Visualisierungen zufolge wird es sich dabei ebenfalls um mit Ornamenten i.Ä. geätztes, aber einfarbiges Glas handeln.

  • Muss auch sagen, trotz des hohen Grauanteils gefällt mir der Bau sehr gut. Da diese Farbe auch bei den histor. Bauten rechts dominiert, womit sich quasi fast so etwas wie eine Ensemblewirkung einstellt. --> siehe Cowboys Bild

    http://i714.photobucket.com/albums/ww148/stahlbauer03/2010/2010Leipzig/201003LEPaulinum/201003LEPaulinum_1499.jpg\r
    i714.photobucket.com/albums/ww14 ... m_1499.jpg

    SO stelle ich mir gelungene und vermittelnde Moderne vor, nicht so etwas wie ein liebloser Wilsdruffer Kubus oder ein Knerer&Lang-Klotz in der Hauptstraße in Dresden ( entschuldigt liebe Mods, aber der kleine "Dresden-Schwenker" musste sein)

    gespannt bin ich auf die eingesetzten Fenster ( damit kann man nämlich den Bau noch stark aufwerten, aber eben auch, wenn es falsch gemacht wird...abwerten )

    Beim Versatz von Kirchen- und Rosettenfenster bin ich mir nicht sicher...ob er mir gefällt...hier hätte ich eine senkrechte Linie präferiert

    Was mir nun erst so richtig auffällt ist, dass der Flachbau auf dem Augustusplatz (erst vor wenigen Jahren errichtet??) ein großer Fehler war. Er stört in meinen Augen erheblich den Blick auf das Paulinum.

    Gruß DV

    P.S. Auch den Unister-Neubau find ich gut, wenngleich mir die endgültige Fassung nicht mehr ganz so zusagt, wie der 2. veränderte Entwurf. So ein Bau hätte in Dresdens Innenstadt auf jeden Fall keine Gesimse, aber dafür auf jeden Fall ein Flachdach :augenrollen:

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Zitat von "DarkVision"

    Was mir nun erst so richtig auffällt ist, dass der Flachbau auf dem Augustusplatz (erst vor wenigen Jahren errichtet??) ein großer Fehler war. Er stört in meinen Augen erheblich den Blick auf das Paulinum.

    P.S. Auch den Unister-Neubau find ich gut, wenngleich mir die endgültige Fassung nicht mehr ganz so zusagt, wie der 2. veränderte Entwurf.


    Zustimmung, dieser Flachbau aus den 90ern ist in der Tat ärgerlich. Beim Unister-Neubau fand ich auch den zweiten Entwurf besser als den Dritten, welcher nun realisiert wird.

    Der Versatz von Kirchen- und Rosettenfenster erscheint mir im Moment noch etwas gewöhnungsbedürftig, nichtsdestotrotz ist bereits eine deutliche Aufwertung des Augustusplatzes durch den Uni-Neubau, als einem neuen Wahrzeichen Leipzigs, zu erkennen.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Zitat von "DarkVision"

    Da diese Farbe auch bei den histor. Bauten rechts dominiert, womit sich quasi fast so etwas wie eine Ensemblewirkung einstellt.

    Ja stimmt, so im Ensemble ist es dann doch wieder gut.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Der Einfachheit halber zitiere ich mich hier mal selbst:


    Zitat von "Stahlbauer"

    Im VDM Verlag Dr. Müller ist das Buch "Streitfall Rekonstruktion: Betrachtung von drei Kulturdenkmalen in Deutschland" von Annette Willige erschienen.


    Quelle:http://www.amazon.de/Streitfall-Rek…90241998&sr=1-1


    Die Autorin hat die Entwicklung der Rekonstruktion in Architektur und Städtebau in Deutschland aus ihrer Sicht zusammengefasst und beschrieben. Dabei stellt Frau Willige die Frage: "Kann ein einst als Denkmal eingestuftes Objekt, das unwiederbringlich verloren gegangen ist, durch eine Rekonstruktion wieder zum Denkmal werden?"


    Bei der Leipziger Paulinerkirche kommt Frau Annette Willige zu dem Schluss, dass ein Wiederaufbau der Paulinerkirche bei Anwendung der von ihr vorgeschlagenen Kriterien nicht gerechtfertigt ist. Man kann die im Buch vorgetragenen Gründe wie folgt zusammenfassen:

    - Das Gebäude war zum Zeitpunkt seiner Zerstörung nicht homogen. D.h. es waren im Laufe der Geschichte zu viele Umbauten erfolgt. Der Bauzustand war kaum in Planunterlagen erfasst.
    - Der kunsthistorische Wert wird als "zweifelhaft" eingeschätzt.
    - Für einen Kirchenneubau bestehe in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] kein Bedarf.

    Frau Annette Willige zitiert dazu aus einer Dissertation von Frau Elisabeth Hütter aus dem Jahre 1993: "Der in der Spätgotik geformte Bestand der Paulinerkirche ist zwar zeitstilig den sächsischen Hallenkirchen verwandt (z.B. der Halle der Thomaskirche in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]), aber als Kunstwerk ihnen im Rang nicht gleichwertig; denn die künstlerische Konzeption der Paulinerkirche ist nicht genuin spätgotisch und ihre Gestalt als Bettelordenskirche nicht von überlandschaftlicher Bedeutung."

    Nach dem Frau Annette Willige darauf hinweist, dass die Rekonstruktionsbefürworter eine Show-Fassade errichte wollen, ohne dabei die geschichtliche Entwicklung der Paulinerkirche zu berücksichtigen, zitiert sie wieder aus Dissertation von Frau Elisabeth Hütter: "Was soll denn eigentlich aufgebaut werden? Ich sage das ohne jede Abwertung, ein Konglomerat verschiedener Bauepochen. (...) Ein originaler Aufbau wäre meiner Meinung nach intellektuell nicht redlich."


    Zum Paulinerverein führt Frau Annette Willige aus, dass dieser eingestehen würde, nicht der kunsthistorische Aspekt wäre ihm bei einer (Teil-) Replik der Paulinerkirche wichtig. Es gehe dem Paulinerverein um Wiedergutmachung und Erinnerungskultur. "Es wird nach"historischer Gerechtigkeit" verlangt und nicht nach denkmalpflegerischer Wahrhaftigkeit."

  • Die Magisterarbeit von Annette Willige könnte gut als Diskussionsgrundlage dienen. Allerdings enthält sie einige ärgerliche Fehler. Diese zeigen leider, dass die "ideologische" Sicht auf unsere gebaute Umwelt nicht auf Diktaturen beschränkt ist. Wenn Frau Willige den Bauablauf am Augustusplatz aka Karl-Marx-Platz in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] um 1971 beschreibt, dort vorträgt: "Der Ideologie der neuen sozialistischen Regierung entsprechend, sollte dort eine großflächig angelegte Freifläche entstehen, die genügend Raum für Aufmärsche und Kundgebungen ließ." und dann ausführt "Die Hochschule bekam ab diesem Zeitpunkt den Name Karl-Marx-Universität und auch der Augustusplatz wurde in Karl-Marx-Platz umbenannt.", zeigt das doch eine gewissen Voreingenommenheit.

    Der Augustusplatz wurde in seiner Größe zu Ostzeiten nur marginal verändert. Und ob der Bereich der Einmündung der Grimmaischen Straße - der tatsächlich etwas aufgeweitet wurde- sich für Großdemonstrationen geeignet hätte, darf schon deshalb bezweifelt werden, weil dort eine Batterie von Fahnenmasten aufgestellt war.

    Wann die Universität und der Augustusplatz umbenannt wurde, hätte einfach gegoogelt werden können.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Leipzig

    http://de.wikipedia.org/wiki/Augustusplatz_%28Leipzig%29

  • Zitat

    Zum Paulinerverein führt Frau Annette Willige aus, dass dieser eingestehen würde, nicht der kunsthistorische Aspekt wäre ihm bei einer (Teil-) Replik der Paulinerkirche wichtig. Es gehe dem Paulinerverein um Wiedergutmachung und Erinnerungskultur. "Es wird nach"historischer Gerechtigkeit" verlangt und nicht nach denkmalpflegerischer Wahrhaftigkeit."

    Zusammen mit dem angrenzenden Universitätsgebäude war die Paulinerkirche aber kulturgeschichtlich extrem wichtig. Frau AW folgt willig eine heute gewünschte Linie, daß es richtig war, die Paulinerkirche nicht originalgetreu nach dem Stand 1968 zu rekonstruieren.
    Ihre Argumente dafür sind doch völlig ad-hoc, denn jedes historisches Gebäude hat sich mit der Zeit geändert. Wobei die Paulinerkirche stilistisch und als Baukörper noch ziemlich einheitlich aussah.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • ^
    Das Kapitel "Argumente gegen den Wiederaufbau der Paulinerkirche" beschließt Frau Willige wie folgt:" Benutzt man jedoch die Kirche selbst als Denkmal, besteht die Gefahr, dass man sich nach einiger Zeit nicht mehr daran erinnert, was der eigentliche Grund für ihre Rekonstruktion gewesen ist. Eines Tages wird man nicht einmal mehr nachvollziehen können, dass das Bauwerk nicht dem im 13. Jahrhundert begonnen Originalbau entspricht. Eine beispiellose Geschichtslüge würde entstehen, der man mit einem modernen Bau und einer entsprechenden Dokumentation entgehen kann."

  • Selten so einen Stuss gelesen.
    Warum ist sie dann für die Reko der FK gewesen?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.